Verschiedene Interpreten – Schwabing Affairs (2004)

FrontCover1.jpgDieser Beitrag soll und wird vermutlich auch für Heiterkeit sorgen … lenkt er doch den Blickauf das Schwabing der 60er Jahre … Schwabing war damals ein ganz schön angesagter Stadtteil von München:

Schwabing ist ein Stadtteil im Norden Münchens, der als Bohème-Viertel der Prinzregentenzeit zu literarischer Berühmtheit gelangt ist und auch heute zu den Szenevierteln der bayerischen Landeshauptstadt zählt. Seit der Neugliederung des Stadtgebiets im Jahr 1992 umfasst Schwabing den Stadtbezirk 4 (Schwabing-West) und Teile des Bezirks 12 (Schwabing-Freimann). Schwabing ist mit etwa 100.000 Einwohnern der bevölkerungsreichste Stadtteil Münchens.

Auch die Revolutionäre der 1919 niedergeschlagenen bayerischen Räterepublik, etwa Erich Mühsam und Edgar Jaffé sowie der später als Romanautor B. Traven in Mexiko bekannt gewordene Ret Marut wohnten in Schwabing. Traven/Marut lebte in der Clemensstraße und gab dort die anarchistische Zeitschrift Der Ziegelbrenner heraus[6]. Manche sagen, es seien all die Künstler gewesen, die die ganze Revolution im Café Stefanie ausgeheckt hätten. Wladimir Iljitsch Uljanow, der sich erstmals in Schwabing literarisch Lenin nannte, tauchte als bürgerlicher Herr Meier hier mit seiner Frau Nadeschda Krupskaja für einige Zeit unter. Mit ihr und einigen Getreuen gründete er die Zeitschrift Iskra. In Schwabing lebte auch der spätere DDR-Kulturminister Johannes R. Becher. Ebenso versuchte sich Adolf Hitler hier als Kunstmaler, allerdings erfolglos. Er nahm als Trauergast am Begräbnis des ermordeten Ministerpräsidenten Kurt Eisner teil und putschte 1923, zunächst erfolglos, als Revolutionär (Marsch auf die Feldherrnhalle). Später errichtete er unweit Schwabings in der Nähe des Königsplatzes die Parteizentrale der NSDAP, heute ein umfassendes Dokumentationszentrum.

Altes Schwabing

Die Schwabinger Bohème-Szene fand jedoch schon mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ein abruptes Ende. Ein berühmter Ort blieb der Stadtteil trotzdem – mit zahlreichen Ereignissen: beispielsweise gab 1929 in der Tonhalle an der Türkenstraße der 13-jährige Yehudi Menuhin in kurzen Hosen sein allererstes Konzert und spielte die bis dahin nie gehörte C-Dur-Solosonate für Violine von Johann Sebastian Bach. In den 1920er Jahren war Schwabing Schauplatz politischer Auseinandersetzungen zwischen kommunistischen und nationalsozialistischen Gruppierungen. Während der Herrschaft der Nationalsozialisten wurden etliche Schwabinger jüdischen Glaubens oder aufgrund ihrer politischen, sexuellen oder religiösen Identitäten verfolgt, inhaftiert, enteignet, in das Exil gezwungen, deportiert und ermordet. Nach dem Zweiten Weltkrieg, 1951, erschien der Gedichtband In der Traumstadt von Peter Paul Althaus, der München-Schwabing in einer neuen poetischen Aura sah. Der inzwischen renommierte Schwabinger Kunstpreis wurde begründet. Die „Münchner Lach- und Schießgesellschaft“ im Herzen Altschwabings, mit ihrem bekanntesten Mitglied Dieter Hildebrandt, gehörte zu den zwei/drei berühmtesten Kabaretts der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Und das literarische Erstlingswerk des Schriftstellers und Kabarettisten Gerhard Polt, das Hörspiel Als wenn man ein Dachs wär in seinem Bau (1977), ist im Quartier Latin um die Universität entstanden.

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Die Lach- und Schieß-Gesellschaft in der Ursulastr. 9 (München/Schwabing)

Die nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzende Nostalgiewelle, die das alte Schwabing zu verklären und zugleich kommerziell auszubeuten versuchte, machte Schwabing vor allem zum Mode-Viertel für die Schickeria, was die Miet- und Gastronomiepreise in horrende Höhen trieb. In den 1960er Jahren lebte und arbeitete die Münchner Künstlergruppe SPUR hier, und unter der studentischen Jugend kam es zu den so genannten „Schwabinger Krawallen“ auf der Leopoldstraße, der Hauptachse Schwabings. Sie waren ein erster Auftakt zur europaweiten Jugendrevolte der 1960er Jahre, die sich gegen die herrschenden Politstrukturen und wirtschaftswunderliches Geldgeprotze richtete: Ereignisse, die treu dem alten Geist notwendig in Schwabing stattfinden mussten. In zahlreichen Filmen wie Zur Sache, Schätzchen, Engelchen oder Die Jungfrau von Bamberg und Der Bettenstudent oder: Was mach’ ich mit den Mädchen? wurde in dieser Hinsicht das Schwabing-Image gepflegt.

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Fidele Parties im Blow-Up Club, 1968

Zum Schwabinger Geist passte auch die Eröffnung des ersten Frauenbuchladens Westdeutschlands, Lillemors Frauenbuchladen, im Jahr 1975 in der Arcisstraße (eigentlich Maxvorstadt), heute Barer Straße, sowie die Gründung der ersten Autorenbuchhandlung Westdeutschlands im Jahr 1973 in der Wilhelmstraße. (Quelle: wikipedia)

Schwabing war also schon lange vor den 60er Jahren so eine Art Künstler- und Intellektuellen Viertel …

Der Münchner Stadtteil Schwabing steht seit geraumer Zeit bei der gut verdienenden Schickeria der bayerischen Landeshauptstadt hoch im Kurs. Hier ist alles trendy und in oder zumindest exklusiv, was sich dann am Preis ablesen lässt. Doch der Münchner Stadtteil hat auch schon andere Tage gesehen. Damals in den 60er Jahren entwickelte sich Schwabing zu einem Biotop für Beatniks und andere Randgestalten der Gesellschaft.

Die brachten frischen Wind in die althergebrachten Vorstellungen über Sex, Drogen und Musik und provozierten die Spießbürger nach allen Regeln der Kunst. Die Schwabinger Krawalle waren 1962 ein erstes Vorspiel auf alles Kommende. 1968, Studentenrevolte, sexuelle Freizügigkeit, Vietnamkrieg. Das waren die Schlagwörter, die man mit Schwabing in Verbindung brachte. Für das aufkeimende Genre des erotischen Films wurde Schwabing eine fruchtbare Umgebung.

DavidGilmour Blow Up 1968

David Gilmour (Pink Floyd) im Blow-Up, 1968

Der neue Soundtrack aus dem Hause Diggler nimmt sich jenen filmischen „Schwabing Affairs“, die so illustre und zugleich poetische Titel wie „Bengelchen liebt kreuz und quer“ oder „Engelchen macht weiter Hoppe, Hoppe Reiter“ tragen, an. Einen Vorgeschack auf „Schwabing Affairs“ servierten die Herren von Diggler Records bereits vor drei Jahren mit den „St. Pauli Affairs“, einem musikalischen Streifzug über den Kizz.

Neben leicht groovenden Rhythmen südamerikanischer Herkunft wie „Let’s Beat It“ von Johnny Harris oder Martin Böttchers „Bengelchen Bossa Nova“ stehen Beat-Stücke ganz hoch im Kurs bei den Schwabinger Hippstern. Vor allem die Songs von Improved Sounds Ltd. und David Llywelyn verraten deutlich die anglo-amerikanischen Vorbilder. Altstar Peter Thomas entführt uns mit seinem Orchester und Titeln wie „Melodie für eine Teekanne“ in bizarre Lounge-Welten.

Abgerundet wird der schlüpfrige Ausflug unter die Bettdecken der Schwabinger Schlafzimmer durch das gewohnt laszive Artwork aus dem Hause Diggler. Die 60er und 70er Jahre der „Schwabing Affairs“ werden, passend zum musikalischen Inhalt, in stylischer Soft-Porno-Manier in Szene gesetzt.  (Daniel Straub)

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Bei diesem Album fällt natürlich auf, dass die Gruppe Improved Sound Ltd. damals ziemlich erfolgreich als Filmmusik-Künstler tätig waren. Deren Biographie ist gut dokumentiert.

Aber dann gab´s auch noch den eher unbekannten David Llywelyn:

Dafydd Llywelyn (* 10. Januar 1939 in Südwales; † 25. März 2013 in München[1]) war ein walisischer Komponist, Pianist, Dirigent und Pädagoge.

Seinen ersten Klavierunterricht erhielt der in Südwales geborene Musiker von seinem Vater, später in einem klösterlichen Internat in Mittelengland von Priestern. Zu seinen weiteren Lehrern zählen der britische Pianist Tom Bromley, Johann Trygvasson (Schwiegervater von Vladimir Ashkenazy) und Peter Feuchtwanger (Neffe des Schriftstellers Lion Feuchtwanger). Ein wichtiger musikalischer Einfluss ergab sich für ihn durch die Begegnung und spätere enge Freundschaft mit dem Pianisten Shura Cherkassky, der ihm die Tradition des polyphonen Klavierspiels der alten Meister näher brachte. Später erhielt er wichtige Impulse von Pierre Boulez, Karlheinz Stockhausen und Kirill Kondraschin. Er studierte in Birmingham und London Musik, Medizin, Kriminologie und Theologie, um anschließend nach Köln zu ziehen. Ab 1971 lebte er in München, ab 1984 bis zu seinem Tod mit seiner Lebensgefährtin Hedy Schmitt.

Als er drei Jahre alt war, starb seine Mutter an Leukämie, daraufhin begann er nach eigenen Aussagen das Komponieren. Die tiefe Religiosität seiner Werke, die er bereits in jüngsten Jahren meditativ beseelt verfasste, sowie die Tragik vieler Stücke fußen

The Joint

The Joint

größtenteils auf dem frühen Verlust der Mutter. Sein erstes großes Musikstück Dies Irae komponierte er im Alter von zwölf Jahren. 1966 war er an der deutschen Uraufführung von Erik Saties Vexations beteiligt. Ende der 1960er Jahre nahm er mit der Band The Lonely Ones (später The Joint) Filmmusik auf und unterrichtete deren Keyboarder Rick Davies, der kurz danach die Band Supertramp mitbegründete.

Llywelyns Werkverzeichnis umfasst sowohl Kompositionen für Soloinstrumente, als auch Filmmusik, Rock und Jazz. Als Pianist und Dirigent konzertierte er in Europa, den USA und Kanada. Als Lehrer förderte er seit seinem Umzug nach München im Jahre 1971 den musikalischen Nachwuchs als Klavierpädagoge. Die Pianistin Roberta Pili gilt als seine direkte musikalisch-pianistische Nachfolgerin, da sie die alte Tradition des polyphonen Spiels im Sinne ihres Lehrers an die junge Pianistengeneration mit Begeisterung weiter vermittelt. 1993/94 übernahm Llywelyn eine Gastprofessur für Komposition, Klavier und musikalische Analyse an der Universität Belgrad.

Dafydd-Llywelyn

Dafydd Llywelyn

Llywelyn ist bekannt für seine zeitlosen, hyperpolyphonen Piano-Kompositionen. Diese werden von führenden Pianisten, u. a. Boris Beresowski, Nathan Carterette, Biret und Severin von Eckardstein, auf der ganzen Welt gespielt. (Quelle: wikipedia)

Musikalisch hören wir eine krude Mischung aus „Popcorn-Kino-Musik“ jener Zeit … „progressiv“ angehaucht (Swinging London is calling…), ohne aber wirklich echten Tiefgang zu erreichen. Hauptsache man klang modern für die damalige Zeit … und man sieht die Beat Clubs Go-Go-Girls dazu tanzen.

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Schwabing, dem Ortsteil Münchens, der in den 60er- und 70er-Jahren aufgrund der kulturellen Vielfalt abseits des sonst eher konservativen Münchens (natürlich — man ist ja in Bayern) bei den Hipstern schwer angesagt war und noch heute vom damaligen Ruhm zehrt. Den dazu passenden Soundtrack Schwabing Affairs liefert dieses Album, welches erneut die Archive nach Soundtracks aus der Halbwelt durchwühlt hat, um den zumindest musikalischen Flair Schwabings wiederzubeleben.

Dabei herausgekommen ist ein wunderbares Zeitdokument, welches unabhängig von seiner eigentlichen Bestimmung (Untermalung für halbseidene Filmchen) funktioniert und dabei zu gefallen weiß. Die Ausfallquote ist objektiv gesehen gering, vorausgesetzt man stört sich nicht an den vielen Vokaleinlagen (die im Easy Listening eher handelsunüblich sind).

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Lediglich der Einsteiger bietet gleich zu Beginn den größten Dämpfer — das dümmliche „Hoppe Hoppe Reiter“ (bitte keine Fragen zum zugehörigen Film) gefällt zwar durch klassischen Sixties-Beat, ruiniert sich aber durch schreckliche Kinderreim-Samples von selbst, was dem postiven Gesamteindruck zum Glück wenig schadet. (Daniel Hofmann)

In den 60er Jahren war Schwabing für mich noch ein böhmisches Dorf, aber so ab 1972 zogen wir regelmässig am Freitag und Samstag zum die Häuser … und Schwabing war da unverzichtbar … hach … der PN-Club, das Haus der 111 Biere, der Atzinger …

Und weil ich immer wieder mal spendabel bin, gibt´s noch zwei weitere Songs aus dieser Epoche … und da darf dann auch mal der Ralf Zacher ran (beide Lieder stammen aus dem Film „Griller“)

Und wer weiß das schon, vielleicht taucht ja irgendwann mal der eine oder andere Film hier auf….

Booklet1+2

Titel:
01. Improved Sound Ltd.: Hoppe, Hoppe Reiter (A.Linstädt/B.Linstädt) 2.04
02. Johnny Harris: Let’s Beat It (Harris) 2.16
03. Peter Thomas Sound Orchestra: Papierblumenmörder (Thomas) 3.56
04. Improved Sound Ltd.: Sao Paolo Most Exclusive (A.Linstädt/B.Linstädt) 1.39
05. Johnny Harris: Go Go Shake (Harris) 1.28
06. David Llywelyn: Land Of 1000 Dances (Kenner/Domino) 3.10
07. Improved Sound Ltd.: Old Captain Cook (A.Linstädt/B.Linstädt) 2.17
08. Martin Böttcher: Bengelchen Bossa Nova (Böttcher) 2.46
09. Johnny Harris: Majorie (Harris) 1.35
10. Ramon Bouché: Jet Generation (Llywelyn) 1.44
11. Improved Sound Ltd.: Leave This Lesbian World (A.Linstädt/B.Linstädt) 3.02
12. The Joint: Dinosaur Dreams (Llywelyn) 3.01
13. The Joint: Rat Race (Llywelyn) 3.44
14. David Llywelyn: Mädchen, Mädchen (Llywelyn) 2.14
15. David Llywelyn: Reach Out (I’ll Be There) (Holland/Holland/Dozier) 3.20
16. Peter Thomas Sound Orchestra: Melodie für eine Teekanne (Thomas) 2.33
17. Franziska Oehme: Kuckucksjahre (Llywelyn) 3.58
+
18. Ralf Zacher – Franziska Oehme – Angelika Bender: Sonnenblume (Llywelyn) 2.07
19. Franziska Oehme: Allein (Moorse/Llewellyn) 2.07

CD1

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Singles

Hans Albers – Der Wind und das Meer (1964)

FrontCover1.JPGWas für etliche meiner Generation der Achim Reichel mit seinen Shanties und Seeräuberliedern war und ist, war für die Generationen vor uns irgendwie wohl auch der Hans Albers … Von daher: höchste Zeit, ihm hier Platz einzuräumen:

Hans Philipp August Albers (* 22. September 1891 in Hamburg; † 24. Juli 1960 in Berg, Bayern) war ein deutscher Schauspieler und Sänger, der als „blonder Hans“ zum Volksidol wurde.

Hans Albers wurde als Sohn des Schlachtermeisters Philipp Albers (genannt „Schöner Wilhelm“) und dessen Frau Johanna Dorothea, geborene Rathjen, in der Langen Reihe 71 in Hamburg-St. Georg als jüngstes von sechs Kindern geboren. Er besuchte die Uhlenhorster Oberrealschule, wurde allerdings nach einem tätlichen Konflikt mit einem prügelnden Lehrer als Quartaner der Schule verwiesen. Ähnliches erlebte er in der St. Georgs-Realschule. Mehr Anerkennung fand Albers als begeisterter Jungsportler im Schwimmklub Alster. Er begann in der Folge eine Kaufmannslehre und war in einer Seidenfirma in Frankfurt am Main tätig.

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Hans Albers, 1922

Seine Theaterkarriere begann er am dortigen Neuen Theater, anfangs mit mäßigem Erfolg. Er hatte ohne Wissen seines Vaters mit heimlicher finanzieller Unterstützung seiner Mutter privaten Schauspielunterricht genommen. In der Spielzeit 1912/13 debütierte er am Stadttheater Güstrow, meist in der Rolle des jugendlichen Liebhabers. Seine Gage betrug zwischen 60 und 120 Mark im Monat und er musste dafür zusätzlich bei Bühnenarbeiten mithelfen.

Nachdem er 1915 zur Armee eingezogen worden war, wurde Hans Albers im Ersten Weltkrieg an der Westfront als Soldat des Reserveinfanterieregiments 31 schwer verwundet. Er kam in ein Wiesbadener Krankenhaus, wo es gelang, sein zerschossenes Bein wiederherzustellen. Gegen eine drohende Amputation hatte er sich – laut eigenen Worten – vehement gewehrt. Nach seiner Entlassung trat er am dortigen Residenztheater in Possen, Lustspielen und Operetten auf.

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Hans Albers, 1924 (schaut ja fast wie „Berlin Babylon“ aus

Nach dem Ersten Weltkrieg spielte Albers an verschiedenen Berliner Theatern und an der Komischen Oper vor allem komische Rollen. Sein erster großer Erfolg war die Rolle des Kellners Gustav Tunichtgut im Stück Die Verbrecher von Ferdinand Bruckner. Sein Lehrer und Förderer war der jüdische Schauspieler Eugen Burg.

Nach über hundert Stummfilmrollen spielte er 1929 in einem der ersten deutschen Tonfilme, Die Nacht gehört uns und kurz darauf an der Seite von Marlene Dietrich in Der blaue Engel. Die Rolle des Artisten Mazeppa in diesem Film war seine einzige Nebenrolle nach Einführung des Tonfilms. Sein Schauspielerkollege und damaliger Vorsitzender des Aufsichtsrats des Tobis-Tonbild-Syndikats Emil Jannings hatte dafür gesorgt, dass entscheidende Szenen mit Albers aus der fertigen Fassung herausgeschnitten wurden.

1930 drehte er unter der Regie des späteren Präsidenten der Reichsfilmkammer Carl Froelich die Komödie Hans in allen Gassen. In den letzten Jahren der Weimarer Republik war Hans Albers neben sehr erfolgreichen Filmen wie Bomben auf Monte Carlo (1931) oder F.P.1 antwortet nicht (1932) erneut in großen Theaterrollen zu sehen, wie z. B. zusammen mit Fritz Kortner in Rivalen oder in Ferenc Molnárs Liliom. Letzteres wurde zu seiner Paraderolle, die er bis zur Absetzung des Stücks durch die NSDAP (da Molnár Jude war) und dann wieder nach dem Zweiten Weltkrieg spielte; hier singt er das Rummelplatz-Ausruferlied Komm auf die Schaukel, Luise.

Single1Nach der Machtübernahme durch die NSDAP drängte man ihn zur Trennung von seiner Lebensgefährtin, der Schauspielerin Hansi Burg, die Tochter seines jüdischen Mentors Eugen Burg. Nach einiger Zeit gab Albers nach und trennte sich offiziell von ihr, lebte jedoch weiter mit ihr am Starnberger See. Dort besaß er seit 1933 in Garatshausen bei Tutzing eine Villa mit einem 27.000 m² großen Grundstück.

Albers drehte weiterhin erfolgreich Filme, wenngleich er bis 1945 nicht mehr ans Theater ging, um sich dem Einfluss der Nationalsozialisten zu entziehen. Für Hansi Burg wurde Deutschland indes zu gefährlich. Albers wollte seine Lebensgefährtin in Sicherheit wissen und sorgte dafür, dass sie 1939 über die Schweiz nach England emigrierte. Sie kehrte 1946 nach Garatshausen zurück. Albers trennte sich von seiner zwischenzeitlichen Freundin und lebte bis zu seinem Tod 1960 mit Hansi Burg in Garatshausen. Albers blieb Zeit seines Lebens unverheiratet.

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Da schmachten die Frauen natürlich …

Aus dem Jahr 1937 stammte die UFA-Kriminalkomödie Der Mann, der Sherlock Holmes war, bei dem Albers gemeinsam mit Heinz Rühmann die Hauptrolle spielte. Das Duett der beiden mit dem Titel Jawoll, meine Herr’n … wurde zum Kassenschlager. Im Jahr des Kriegsbeginns 1939 wurde das Projekt Wasser für Canitoga fertiggestellt, ein immens teurer Abenteuerfilm, dem mit dem Lied Goodbye Johnny wiederum ein echter Gassenhauer entsprang. 1943 hatte der zum 25-jährigen Jubiläum der UFA mit großem Aufwand produzierte Farbfilm Münchhausen einen außergewöhnlichen Publikumserfolg.

Zu den Nationalsozialisten hatte Hans Albers einerseits ein sehr distanziertes Verhältnis: Er zeigte sich nie an der Seite hochrangiger NSDAP-Funktionäre und verzichtete auf die Entgegennahme eines Schauspielpreises aus der Hand von Joseph Goebbels. Dennoch Hans Albers06war er bei Goebbels als Publikumsmagnet sehr geschätzt und konnte daher sehr hohe Gagen fordern und erhalten und wurde auf dessen Gottbegnadeten-Liste geführt.

Propagandafilme unter Mitwirkung von Hans Albers waren Flüchtlinge (1933) und Henker, Frauen und Soldaten (1935) sowie der von ihm mit produzierte Propagandafilm Carl Peters über den gleichnamigen Afrikakolonialisten von 1941. 1943 drehte er gemeinsam mit Ilse Werner unter der Regie Helmut Käutners den Farbfilm Große Freiheit Nr. 7. Die Dreharbeiten mussten wegen der Bombenangriffe auf Potsdam (Babelsberg) und Berlin, wo die Dreharbeiten begonnen hatten, in Prag fortgesetzt werden. Der Film wurde jedoch wegen seiner düsteren Stimmung – abgesehen von seiner Ur- und weiteren Aufführungen in Prag – erst nach Kriegsende öffentlich vorgeführt. Die deutsche Uraufführung im September 1945 in Berlin war die erste Filmpremiere nach dem Zweiten Weltkrieg.

Kurz vor Kriegsende begannen die Dreharbeiten zu Shiva und die Galgenblume, einem Kriminalfilm in Farbe, der nicht mehr fertiggestellt werden konnte. Unter der Regie Hans Steinhoffs wurde in Prag gedreht. Aufstände und das Heranrücken der Roten Armee führten zum Abbruch der Dreharbeiten und zur Flucht von Stab und Schauspielern in Richtung Westen.

Albers’ erste Produktion nach Kriegsende war der 1947 gedrehte und in Berlin spielende Film … und über uns der Himmel, der ihn als Kriegsheimkehrer zeigt. Nach dem Zweiten Weltkrieg konnte Albers seine Filmkarriere fortsetzen, unter anderem in dem sehr erfolgreichen Streifen Auf der Reeperbahn nachts um halb eins mit Heinz Rühmann. Ein

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Blechschild

Höhepunkt seines Filmschaffens in den 1950er Jahren war die 1956 gedrehte Literaturverfilmung Vor Sonnenuntergang nach Gerhart Hauptmann mit Annemarie Düringer und Claus Biederstaedt an seiner Seite. Es folgten Filme wie Der tolle Bomberg oder Das Herz von St. Pauli.

Auch mit seinen Liedern hatte er großen Erfolg. In ihnen stellte er sich schon seit 1932 als Haudegen (Flieger, grüß mir die Sonne), als Seemann (Der Wind und das Meer) und als Kavalier (Komm auf die Schaukel, Luise) dar. Ein großes Problem in den 1950er Jahren war seine Alkoholkrankheit, die er stets zu verschleiern wusste.

1957 spielte er im Staatstheater am Gärtnerplatz in München den alten Karl Knie in der Musicalversion des Seiltänzerstücks Katharina Knie von Carl Zuckmayer. Mit dieser Rolle verabschiedete er sich auch 1960 von der Bühne. 1958, zwei Jahre vor seinem Tod, war Hans Albers noch in drei Filmen zu sehen: Der Greifer (ein Kriminalfilm), Der Mann im Strom (eine Literaturverfilmung nach Siegfried Lenz) und 13 kleine Esel und der Sonnenhof. Sein letzter Film Kein Engel ist so rein kam 1960 in die Kinos. Er schließt mit dem von Hans Albers gesprochenen Satz: „Das ist das Ende“.

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Hans Albers mit seinem Cadillac

Im Alter von 68 Jahren brach Hans Albers während einer Theateraufführung mit schweren inneren Blutungen zusammen und starb drei Monate später am 24. Juli 1960 in einem Sanatorium im Ortsteil Kempfenhausen der Gemeinde Berg am Starnberger See. Er wurde eingeäschert und die Urne auf dem Friedhof Ohlsdorf in seiner Geburtsstadt Hamburg beigesetzt. (Quelle: wikipedia)

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Das Hans Albers Haus am Starnberger See und es gibt weiterhin ein Gerangel um den Erhalt dieses Hauses… eine bayerische Provinzposse spielte sich da in den letzten Jahren ab

Hier nun ein Querschnitt seiner Lieder, überwiegend aus den 50er Jahren …

Und wir hören kernig-schmachtende Lieder, frei nach dem Motto „Harter Kern, weiche Schale“ … jede Menge Seemannsgarn wird da gesponnen …

Interessant die dezent kritischen Töne bei „Das Lied vom Nigger Jim“

Das ist das Lied vom Nigger Jim
Und wenn du es hören willst, vernimm.
Er konnt auf Erden nicht glücklich werden
Und erst im Himmel lacht Jim.

Schwarz wie Kohle, bis zur Sole,
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Ist der Nigger Jim.
Doch die beste weiße Weste,
Trägt der Nigger Jim.

Jazz Band Lieder singt er so gut,
Denn er hat viel Rythmus im Blut.
Doch seit dem er die Heimat verlor,
Singt er sich selbst of vor.

Das ist das Lied vom Nigger Jim,
Dem ging es oft im Leben schlimm.
Denn auf dem Brodway, tat ihm das Herz weh,
Denn alle Kinder riefen: „Mutti, Mutti, schau ein schwarzer Mann“.

Das ist das Lied vom Nigger Jim,
Den packte oft ein wilder Grimm.
Denn seine Färbung, war ja Vererbung.
Und keine hörte seine Klagelieder an.

Herr Gott, mach mich weiß!
Herr ich bitt dich heiß!
Tröste mich und verheiße,
Mir das weiße Paradise.

Das ist das Lied vom Nigger Jim
Und wenn du es hören willst, vernimm.
Er konnt auf Erden nicht glücklich werden
Und erst im Himmel lacht Jim.

Schwarzer Rabe, wie als Knabe,
Lebst du noch als Greis.
Weiße Betten in Manhatten
Machen dich nicht weiß.

Tausend Teufel necken dich laut:
„Fahr aus der Haut! fahr aus der Haut!
Erst must du ein Engelein sein,
Dann bist du blüten rein.“

Das ist das Lied vom Nigger Jim,
Dem ging es oft im Leben schlimm.
Denn auf dem Brodway, tat ihm das Herz weh,
Denn alle Kinder riefen: „Mutti, Mutti, schau ein schwarzer Mann“.

Das ist das Lied vom Nigger Jim,
Den packte oft ein wilder Grimm.
Denn seine Färbung, war ja Vererbung.
Und keine hörte seine Klagelieder an.

Herr Gott, mach mich weiß!
Herr ich bitt dich heiß!
Tröste mich und verheiße,
Mir das weiße Paradise.

Das ist das Lied vom Nigger Jim
Und wenn du es hören willst, vernimm.
Er konnt auf Erden nicht glücklich werden
Und erst im Himmel lacht Jim.

Herr Gott, mach mich weiß!
Herr ich bitt dich heiß.
Tröste mich und verheiße,
Mir das weiße Paradise.

Herr Gott, mach mich weiß!
Herr ich bitt dich heiß!
Tröste mich und verheiße,
Mir das weiße Paradise.

Das ist das Lied vom Nigger Jim
Und wenn du es hören willst, vernimm.
Er konnt auf Erden nicht glücklich werden
Und erst im Himmel lacht Jim.

Ansonsten kann man mehr als einmal schmunzeln, ähnlich wie meine Töchter es tun, wenn ich ihnen von Jimi Hendrix berichte … War halt ne andere Zeit …

Nachhören schadet jedoch nicht … dann kann man auch ein wenig ein Gespür kriegen, mit welchen (Fernweh-Sehnsüchten so unsere Eltern ihr Leben versüßten.

Hans Albers08

Besetzung:
Hans Albers (vocals)
+
Die Coronels (bei 10.)
Die Geschwister Burgstaller (bei 03.)
Evelyn Künneke (vocals bei 05.)
Rudolf Lamy-Chor (bei 11.)
Trio Fitzett (bei 06.)
Die Sunnies (bei 10.)
+
Orchester Walter Baumgartner
Orchester Paul Burkhard
Orchester Martin Böttcher
Orchester Michael Jary
Orchester Carl Michalski
Orchester Béla Sanders
Orchester Walter Schacht
Orchester Herbert Trantow

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Titel:
01. Seemanns-Chor (1932) (Berger-Engel/Mehring) 3.24
02. Der Wind und das Meer (1950) (Trenet) 3.07
03. Kleine Nordseeschwalbe (1951) (Beul) 3.03
04. Einmal noch nach Bombay (1954) (John/Leip) 3.19
05. Das gibt es nur in Texas (Deep In The Heart Of Texas) (1950) (Balz) 3.06
06. Fünf kleine Affen (1950) (Beul) 3.03
07. Mein Onkel hat Plantagen (1950) (Beul) 2.35
08. Good Bye, Jonny (1939)  (Beckmann/Kreuder) 3.25
09. Es ist egal (1959) (Stani/Albers/Böttcher) 2.41
10. Trippel-Trippel-Trapp (1959) (Gilbert/Spoliansky) 2.57
11. Der Mensch muß eine Heimat haben (1957) (Gilbert/Spoliansky) 3.27
12. Wenn du mein Schatz wärst (1950) (Burkhard/Schanzer/Welisch) 3.45
13. Ich frag‘ nich, ob du Geld hast (1950) (Burkhard/Gilbert/Robinson) 3.24
14. Das Lied vom Nigger Jim (1950) (Burkhard/Gilbert/Robinson) 4.08
15. Das Lied von Kolumbus (1950) (Burkhard/Gilbert/Robinson) 2.03
16. Kleine Möve, flieg nach Helgoland (1952) (Balz/Cowler) 1.06

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Hans Albers09

Hans Albers (* 22. September 1891; † 24. Juli 1960)