Franz K. – Bock auf Rock (1977)

FrontCover1.JPGAlso, Franz K. haben bei mir seit den 70er Jahren irgendwie einen Stein im Brett, wobei sie mich mehr als einmal mit einem z.T. arg dürftigem Gedudel enttäuscht haben. Dennoch …

Und mit dieser LP, die damals recht erfolgreich war, haben sie mich zumindest nicht verprellt …

Aber natürlich habe ich auch hier was zu meckern … denn: da gibt es jede Menge knackiger Riffs und olos … und da hätte man sich einfach nur gewünscht … dass diese noch knackiger rüberkommen … more distortion please (hach, wäre ich nur am Mischpult gesessen). Aber die Soundproduktion Peter Orloff wollte auch schon hier wohl eher die nicht so ganz harte Kante.

Und die LP löst wohl heute noch bei etlichen Menschen so richtig nostalgische Gefühle aus:

Tolle Jugenderinnerung an Matratzenfeten, Räucherstäbchen und was sonst noch so verbrannt wurde…:

Ginge es damals, 1977, nach meinen Eltern, dann begann für mich bereits zum soundsovielten Mal der „Ernst des Lebens“. Für Spaß und gute Laune war da bestimmt kein Platz, doch ich sah die Sache anders und stellte mir die LP von Peter und Stefan Josefus sowie Mick Hannes ins Regal und ließ dieses Vinyl immer wieder auf dem Plattenteller kreisen. Die Wurzeln der Band liegen im Jazz- und Blues-Bereich. Ihr Markenzeichen waren deutsche Texte mit Hirn und Verstand und einem Schuss Politik und Gesellschaftskritik. Ab 1975 änderten sich die Texte und die Musik sollte in erster Linie unterhalten. So auch ihre LP „Bock auf Rock“.

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Und diese Aufgabe erfüllte die Scheibe zu 100 Prozent. Sie drehte sich in meiner Wohnung und am Wochenende auf damals üblichen Matratzenfeten in den Kellerräumen zu Räucherstäbchen und was sonst noch so verbrannt wurde. Zu Bock auf Rock gesellten sich noch die Tonträger „Gewalt ist Schitt“ und „Trotzdem hart“. Irgendwann war Schluss, die „Franz K.“-Platten wurden immer seltener aus dem Regal geholt und standen über Jahrzehnte. Ich hatte sie zwar immer mal wieder in den Händen und den Vorsatz: „Musst Du auch mal wieder hören“, doch dabei blieb es.

Liveauftritte von „Franz K.“ waren Party-total. Diese Stimmung kommt auf dem Longplayern zwar nicht ganz rüber, doch den damaligen Spaß spüre ich heute noch.

Noch heute fällt dem Zuhörer die fantastische Gitarre von Mick Hannes auf. Gute Laune ist von Beginn an die Prämisse. Der Titelsong stimmt richtig gut ein, doch der Hammer ist der pulsierende Boogie „Halt mich fest“. Der Bass gibt den Rhythmus vor und die Gitarre setzt tolle Akzente und Hannes präsentiert ein bärenstarkes Solo.

Ob allerdings jemand, der den damaligen Zeitgeist nicht hautnah miterlebt hat, mit dieser Musik, ist vermutlich zu bezweifeln. Es käme allerdings auf den Versuch an …(Andy Arbeit)

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Noch ein Worten zu all den Texten. Verfasst wurden sie allesamt von Stefan Josefus und er bemühte sich dabei überwiegend eines „Wir sind junge Kerle, und müssen malochen“ Slangs.

Sicherlich versuchte er auch, sich textlich an den schnoddrigen Udo Lindenberg heran zu pirschen … ist ihm nicht ganz gelungen … aber dennoch gibt es für diese Versuche bei mir wieder mal jede Menge Sympathiepunkte.

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Peter Josefus (* 6. November 1951; † 14. November 1997)

Aber, der „König“ des Rock N Roll war eben nicht Elvis Presley, sondern definitiv Chuck Berry … wer etwas anderes behauptet bekommt die rote Karte !

Und mit „Condor“ haben sie dann noch eine traumhaft stimmungsvolle Soft-Rock-Ballade als Instrumental eingespielt.

Ach ja … ich finde dann auch noch das Cover ganz große Klasse !

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Besetzung:
Mick Hannes (guitar)
Peter Josefus (bass, vocals)
Stefan Josefus (drums)

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Titel:
01. Wir haben Bock auf Rock (Hannes/P.Josefus/S.Josefus) 4.46
02. Bye Bye, Johnny (Berry) 4.35
03. Eh, Mann! (Hannes/P.Josefus/S.Josefus) 3.56
04. Der König (Hannes/P.Josefus/S.Josefus) 4.18
05. Tiger (Hannes/P.Josefus/S.Josefus) 4.16
06. Halt mich fest Teil I + Teil II (Boogie) (Hannes/P.Josefus/S.Josefus) 8.46
07. Condor (Hannes/P.Josefus/S.Josefus) 4.15

Alle Texte: Stefan Josefus

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Tourposter, 1977

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Der legendäre Leichenwagen, mit dem Franz K. in ihren Anfängen ihr Equipment transportierten