Dresdner Kreuzchor – O Musica – Du edle Kunst (1978)

FrontCover1Mit den vokalen Beiträgen bei der Opernmusik habe ich so meine heftigen Probleme, ganz anderes verhält es sich, wenn der Dresdner Kreuzchor auf die Bühne tritt.

Die Geschichte des Dresdner Kreuzchores umfasst weit über sieben Jahrhunderte, damit ist er einer der ältesten Knabenchöre Deutschlands und Europas.

Dem Dresdner Kreuzchor gehören heute ungefähr 150 Kruzianer – so werden die Chormitglieder genannt – im Alter von 9 bis 19 Jahren an, die als gemischt-stimmiger Knabenchor (Sopran/Alt/Tenor/Bass) musizieren. Die Größe der Besetzung richtet sich nach den jeweils aufzuführenden Werken. Zu Gastspielen reisen etwa 80 Kruzianer.

Die künstlerische Heimstatt des Dresdner Kreuzchores ist die Kreuzkirche. Die Gestaltung der Musica sacra für die Vespern und Gottesdienste entspricht seiner ursprünglichen Verpflichtung und bildet zugleich das Fundament seiner künstlerischen Arbeit.

Ein gleichermaßen vielfältiges wie umfassendes Repertoire zeichnet den Chor aus. Es reicht von den frühbarocken Werken des Dresdner Hofkapellmeisters Heinrich Schütz, den Bachschen Passionen, Motetten und Kantaten sowie der Chormusik des 19. Jahrhunderts bis zur Moderne; wie die Uraufführung des Werkes Pilgerfahrten von Chaya Czernowin. Mit zahlreichen Ur- und Erstaufführungen erfährt der Dresdner Kreuzchor immer wieder auch die Beachtung und Anerkennung der Fachkritik.

DresdnerKreuzchor
Die gemeinsamen Konzerte mit der Dresdner Philharmonie, der Sächsischen Staatskapelle Dresden oder Spezialensembles für „Alte Musik“ sind fest verwurzelt im Konzertleben der Stadt Dresden.

Regelmäßig wird der Chor zu Fernseh- und Rundfunkaufnahmen verpflichtet. Seit über 80 Jahren produzieren die Kruzianer Tonaufnahmen für angesehene Schallplattenfirmen. Werke aus nahezu allen Epochen der Musikgeschichte wurden seitdem aufgenommen und liegen heute als CDs bei Berlin Classics, Capriccio, Teldec und der Deutschen Grammophon Gesellschaft vor.

Bis zum Abitur erhalten die Kruzianer ihre schulische Ausbildung am Evangelischen Kreuzgymnasium. Die Kruzianer des ersten Jahrgangs (vierte Klasse) sowie die älteren mit weiteren Heimfahrtswegen wohnen im Alumnat, dem Internat des Chores.

Erfolg und Berühmtheit resultieren nicht allein aus dem spezifischen Klang der Knabenstimmen (auch Kruzianerstimmen genannt), Grundlage dafür sind die tägliche Probenarbeit und ein intensiver Gesangs- und Instrumentalunterricht. Die Synthese zwischen liturgischer Tradition, kontinuierlicher Ausbildung und einer hohen künstlerischen Qualität verhilft dem Ensemble zu weltweiter Ausstrahlung.

Im Jahr 2014 wurde der Dresdner Kreuzchor gemeinsam mit dem Thomanerchor und den Dresdner Kapellknaben von dem Land Sachsen für das Immaterielles Kulturerbe nominiert. (Quelle: wikipedia)

Rudolf Mauersberger dirigiert den Kreuzchor auf der Wartburg (1954)

Und Rudolf Mauersberger hat wahrlich ein bewegtes Leben gelebt:

Rudolf Mauersberger (* 29. Januar 1889 in Mauersberg; † 22. Februar 1971 in Dresden) war ein deutscher Chorleiter (Kreuzkantor) und Komponist.

Rudolf Mauersberger war der erste Sohn eines Kantors und Lehrers in Mauersberg, seinem Heimatdorf im Erzgebirge. Von 1903 bis 1909 besuchte er das königliche Lehrerseminar in Annaberg und leitete als Präfekt das Seminarorchester. Von 1909 bis 1912 leistete er seinen Militärdienst ab und arbeitete als Hilfslehrer. Er studierte von 1912 bis 1914 und 1918/19 am Konservatorium in Leipzig. Seine Lehrer waren dort Robert Teichmüller (Klavier), Karl Straube (Orgel), Stephan Krehl (Theorie) und Hans Sitt (Orchesterdirigieren). 1914 gewann er den Nikisch-Preis für Komposition. In den Kriegsjahren 1915 bis 1918 war er Soldat und Militärmusikleiter in Bad Lausick bei Leipzig. Nach Kriegsende ging er 1919 für sechs Jahre als Kantor und Organist sowie Leiter des Aachener Bachvereins an die Annakirche in Aachen sowie an das Städtische Konzerthaus Aachen. 1925 wurde er erster Landeskirchenmusikwart der evangelischen Landeskirche Thüringens und Kantor an Bachs Taufkirche St. Georg in Eisenach, wo er den Bachchor Eisenach sowie einen Knabenchor, den Georgenchor, gründete. 1930 wurde Mauersberger aus etwa 80 Bewerbern nach Dresden zum Kreuzkantor und Leiter des berühmten Dresdner Kreuzchores berufen und trat sein Amt am 1. Juli 1930 an. 1931 erfolgte seine Ernennung zum Kirchenmusikdirektor. In seiner über 40 Jahre dauernden Amtszeit prägte er den Chor wie kein anderer vor ihm und führte ihn auf ein international anerkanntes Niveau.

RudolfMauersberger
Mit Wirkung vom 1. Mai 1933 wurde Mauersberger Mitglied der NSDAP (Partei-Nummer 2.451.659). Hitler verlieh ihm zum 20. April 1938 den Titel Professor. Trotz seiner Parteimitgliedschaft bemühte sich Mauersberger, die Einflüsse der NS-Ideologie vom Kreuzchor fernzuhalten. Die Sänger gehörten zwar geschlossen als „Gefolgschaft“ der Hitler-Jugend an; damit war zugleich aber deren Einfluss begrenzt. Mauersberger weigerte sich, NS-Gesänge mit dem Chor zur Aufführung zu bringen. Stattdessen wurde der christliche Charakter des Chores nicht nur bewahrt, sondern noch stärker akzentuiert.

Kruzianer aus dieser Zeit berichten, dass der Chor nur ein einziges Mal gezwungen war, HJ-Uniformen anzulegen, und zwar bei einer offiziellen Verabschiedung durch die Stadt im Dresdner Hauptbahnhof vor einer Konzertreise in die besetzten Niederlande 1944. Als Mauersberger von dieser Absicht erfuhr, erschien er zur Abfahrt nicht, sondern ließ sich zum nächsten Bahnhof, Dresden-Neustadt, chauffieren und gab beim Zusteigen die Anweisung, die braunen Hemden sofort gegen Zivilkleidung auszuwechseln.

Mauersberger setzte sich über Aufführungsverbote hinweg und bezog Werke jüdischer und verfemter Komponisten wie Felix Mendelssohn Bartholdy und Günter Raphael in die Programme des Kreuzchores ein, auch noch im Herbst 1938 auf der zweiten USA-Tournee des Kreuzchores.

Seine Gegnerschaft zu NS-Kulthandlungen motivierte ihn dazu, die Gottesdienste und Vespern in der Kreuzkirche zunehmend im Sinne der liturgischen Erneuerung mit Hauptchor und Altarchor in liturgischer Kurrendekleidung mit Kerzen umzugestalten, um damit einen kirchlichen Gegenakzent zu setzen.

Drei Kruzianer in Kurrendetracht (1957) – bei Bildern wie diesem wird mir allerdings regelmäßig ein wenig plümerant … :
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Von diesen Bemühungen legen die Christvesper aus den 1930er-Jahren, die Christmette von 1936 und die Ostermette von 1940 beredtes Zeugnis ab. In ihrer musikalischen Gestalt fast unverändert, sind sie noch heute feste Bestandteile des Weihnachts- und Osterfestes in der Dresdner Kreuzkirche.

Die Dresdner Kreuzkirche und mit ihr das gesamte Chorarchiv wurden in der Bombennacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 zerstört. Auch elf Kruzianer kamen bei den verheerenden Luftangriffen auf Dresden ums Leben.

Zu Mauersbergers Verdiensten zählt die Neubelebung des Chores kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Die erste Kreuzchorvesper nach Kriegsende fand am 4. August 1945 in der ausgebrannten Kreuzkirche statt. Zur Uraufführung kam Mauersbergers Trauermotette „Wie liegt die Stadt so wüst“, ein A-cappella-Werk, entstanden am Karfreitag und -samstag 1945. Darin verarbeitete Mauersberger das ihn bestürzende Erlebnis des brennenden Dresden und der völlig zerstörten Stadt; den Text entnahm er den Klageliedern Jeremias.

Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe leitete Rudolf Mauersberger 1968 als 79-jähriger Kreuzkantor insgesamt drei Mal, zuletzt am 7. Dezember 1968. Neben seinem unermüdlichen Einsatz für den Wiederaufbau des Kreuzchors im zerstörten Dresden nach 1945 ist zu würdigen, dass er sich während seiner gesamten Amtszeit für eine liturgische Einbindung des Chores in die gottesdienstliche Praxis der Kreuzkirche einsetzte, eine umfassende Pflege der Werke von Johann Sebastian Bach und Heinrich Schütz betrieb (jährliche Heinrich-Schütz-Tage des Kreuzchores 1955–1970, Schallplattenaufnahmen für die Schütz-Edition, Stiftung der Schütz-Kapelle in der Kreuzkirche) und sich stets auch der zeitgenössischen Musik in Dresden widmete.

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1950 wurde ihm zusammen mit dem Kreuzchor der Nationalpreis der DDR 2. Klasse verliehen, 1964 erhielt er den Martin-Andersen-Nexö-Kunstpreis. 1954 wurde er zum pädagogischen Ehrendoktor an der Humboldt-Universität Berlin und 1959 zum theologischen Ehrendoktor an der Philipps-Universität Marburg ernannt. Er war Mitglied der CDU der DDR und zeitweise Mitglied im CDU-Hauptvorstand. 1969 erhielt er den Vaterländischen Verdienstorden in Gold. Bereits 1955 hatte er die Ausführung in Bronze zusammen mit dem Kreuzchor sowie 1964 in Silber erhalten.

Ehrenmitglied der Internationalen Schütz-Gesellschaft wurde er 1964, der Neuen Bachgesellschaft 1969 und der Dresdner Philharmonie 1970. Sein Grab ist in der Familiengruft in Mauersberg (Erzgebirge). Der Ort ehrt ihn durch das Mauersberger-Museum, das ihm und seinem Bruder Erhard Mauersberger, der von 1961 bis 1972 in Leipzig Thomaskantor war, gewidmet ist. Rudolf Mauersberger führte den Dresdner Kreuzchor zu Weltruhm.

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1951 gründete Rudolf Mauersberger eine Stiftung für den Wiederaufbau der ehemaligen Wehrkirche in Mauersberg, die 1889 abgerissen worden war. Die heutige Kreuzkapelle wurde 1953 geweiht. Aus der alten Kirche erhalten und wieder eingefügt wurde die Glocke aus dem Jahr 1571. Der Architekt Fritz Steudtner gestaltete den Innenraum. Ein beachtliches Zeugnis aus den 50er-Jahren ist der Totentanz im Altarraum von Otto Rost. Die Gesichter und Gestalten lassen Frauen und Männer aus Mauersberg und Umgebung erkennen. Emporen- und Deckenbemalung sowie die Buntglasfenster in der Kreuzkapelle gestaltete Helmar Helas aus Dresden. Der neue Aufbau nahm den ehemaligen Wehrgang auf und verlegte ihn ins Innere der Kirche, um dadurch eine zweite Empore zu erhalten.

Im Dresdner Stadtteil Striesen ist nach Mauersberger eine Straße benannt. (Quelle: wikipedia)

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Die hier präsentierte Aufnahme stammt aus dem Jahr 1970, das auf dem famosen Eterna Label veröffentlicht wurde.

Mein Exemplar ist wohl ein Nachdruck aus dem Jahr 1978.

Und der Dresdner Kreuzchor intoniert hier „Madrigale, Kinder- und Volkslieder“ … Mir selbst war eigentlich nur „Wenn ich ein Vöglein wär“ und „Heidenröslein“ bekannt. Und natürlich auch „Sandmännchen“, das  mir allerdings unter einem anderen Namen (welchen nur ?) bekannt ist.

Und immer wieder bin ich da erstaunt, woher man all die anderen alten Melodien ausgegraben hat …

Zumal auch dieses Album einen durchaus angenehmen Eindruck hinterlässt.

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Schaut man jedoch in die Gesichter der beteiligten Sängerschar an, da kommt einen schon die Frage in den Sinn … ob das nicht alles eine arg freudlose Angelegenheit war und der musikalische Drill durch Rudolf Mauersberger ziemlich erheblich war.

Kennt man ja leider auch von anderen Knabenchören.

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Besetzung:
Dresdner Kreuzchor unter der Leitung von Rudolf Mauersberger

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Titel:
01. O Musica du edle Kunst (Peuerl) 1.26
02. An die Musikanten (Waelrant) 2.42
03. Sommerlied (Lechner) 2.59
04. Ich bring meim Bruder ein guten Trunk (Haßler) 1.32
05. Wohlauf, ihr lieben Gäste (Sartorius) 1.55
06. Echolied (Di Lasso) 2.04
07. Die Primel Op. 48 Nr.2 (Mendelssohn Bartholdy/Lenau) 1.22
08. Heut ist’s so recht ein Tag der Freude! Op. 63 Nr. 5 (Dvořák/Hálek) 2.05
09. Frühlingsansingelied von der Insel Rhodos (Bräutigam/Saenger) 3.14
10. Im Maien (Distler/Grunow) 3.50
11. Heidenröslein (Werner/Goethe) 1.55
12. Im schönsten Wiesengrunde (Traditional/Ganzhorn) 2.14
13. Der Lindenbaum (Schubert/Müller) 2.43
14. Ich ging durch einen grasgrünen Wald (Traditional) 2.07
15. Sitzt a schön’s Vogerl am Tannabaum (Traditional)
16. Bergmannslied (Mauersberger) 1.57
17. Schwefelhelzle (Pepping) 1.43
18. Zugvögele (Mauersberger/Pollmer) 1.00
19. Wenn ich ein Vöglein wär (Traditional) 1.14
20. Schlaf, Herzenssöhnchen (v.Weber) 2.33
21. Sandmännchen (Zuccalmaglio/(Traditional) 2.46

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Karl Knöferle – Die Fotoreportage in Deutschland von 1925 bis 1935 eine empirische Studie zur Geschichte der illustrierten Presse in der Periode der Durchsetzung des Fotojournalismus (2013)

TitelWenn sich einer wie ich, mit bestimmten Themen immer wieder beschäftigt, dann kann so einer wie ich gar nicht anders, als sich auch mit den historischen Bezügen des Themas zu beschäftigen.

Das Thema Fotografie ist so ein Thema. Kein Wunder, ich bin halt sehr visuell „veranlagt“. Und als gnadenloser Dilettant in diesem Metier interessierte mich dann natürlich auch folgende Dissertationsarbeit (mit dem sperrigen Titel):

Die Studie befasst sich mit der Entwicklung der Fotoreportage in deutschen illustrierten Wochenzeitungen. Der Entwicklungsweg des neuen Genres der Fotografie war langwierig. Einige Jahrzehnte nach der Erfindung der Fotografie fanden sich zwar erste Rasterfotos in illustrierten Zeitungen, aber erst viel später verdrängten die Fotografien den galvanisierten Holzstich und die Lithografie. Erste Fotoreportagen sind bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in illustrierten Zeitungen in Deutschland anzutreffen. Der Inhalt der Reportagen ist aber oft mehr berichtend als erzählend. Eine Steigerung der Anzahl von Fotoreportagen, eine ästhetische Gestaltung und eine gute narrative Struktur sind erst nach 1925 verstärkt zu registrieren. Werden zu einem Thema oder zu einer oder wenigen Personen Fotosequenzen mit kurzen Texten auf einer oder mehreren Seiten zusammengestellt, so wird in Umrissen das Genre der Fotoreportage fassbar. Nur wenige Forschungsberichte zur Entwicklung der Fotoreportage sind empirisch fundiert und befassen sich mit der Gestaltung und der narrativen Struktur.

Mit der vorliegenden Studie werden zwei in den Forschungsarbeiten existierende Hypothesen und eigene Hypothesen mittels einer quantitativen Inhaltsanalyse untersucht. Die Thesen der Forschungsberichte behaupten, dass die moderne Fotoreportage ab 1929 von Stefan Lorant entwickelt wurde und der neue Bildjournalismus in Deutschland nach 1933 zusammenbrach. Die selbst erstellten Hypothesen besagen, dass die moderne Fotoreportage in den 1920er und 1930er Jahren nicht von Stefan Lorant und der Münchner Illustrierten Presse erfunden wurde, sondern schon ab 1926 in den illustrierten Zeitungen zu finden ist und ein Gemeinschaftsprodukt von Fotografen und Redakteuren darstellt. Ebenso kam es nach der Machtergreifung 1933 durch die Nationalsozialisten nicht zu einem totalen Zusammenbruch des Fotojournalismus.

Der Materialkorpus der Studie enthält alle Ausgaben der Berliner Illustrirten Zeitung (BIZ), der Arbeiter-Illustrierten Zeitung (AIZ), des  Illustrierten Beobachters (IB) und der Münchner Illustrierten Presse (MIP) von 1925 bis 1935. Die Ergebnisse aus der Inhaltsanalyse zeigen, dass die Anzahl der Fotoreportagen ab 1927 stark anstieg. Fotoreportagen weisen ab diesem Zeitpunkt bei allen vier Medien narrative Elemente (zweiseitiges Layout, ansprechende Typografie, wechselnde Fotoformate, Schlüsselbilder, Freistellungen und Überlappungen von Fotos u. a.) auf und halten dem Vergleich mit der modernen Fotoreportage Gidals stand.

Beispiel01ANach 1928 stieg die Anzahl der Fotoreportagen weiter an. Die narrativen Gestaltungselemente gewannen bis 1932 immer mehr an Bedeutung. Die moderne Fotoreportage, mit dem von Gidal bevorzugten zweiseitigen Layout, entstand nicht erst von 1929 bis 1931  in der MIP unter Stefan Lorant, sondern bereits ab 1927 in der MIP, AIZ und im IB (BIZ 1929). Die Analyse der von Stefan Lorant selbst erstellten Fotoreportagen in der MIP (insgesamt sechs) bestätigt die besondere Leistungen Lorants nicht. Nur drei seiner Reportagen weisen das zweiseitige Layout auf. Die ästhetische Gestaltung und der Aufbau der narrativen Struktur seiner Reportagen zeigen keine herausragenden Eigenschaften. Ab 1933 ist eine Entwicklung zur mehrseitigen Reportage mit propagandistischem Inhalt und zur großformatigen Fotografie zu erkennen, wogegen die Anzahl narrativer Elemente abnimmt. Es erscheinen im Layout veränderte, propagandistische Fotoreportagen. Die narrative Struktur und die Ästhetik der Layouts entsprechen in vielen Fällen immer noch den Kriterien der modernen Fotoreportage. Ein Zusammenbruch des Bildjournalismus in Deutschland ist nicht zu erkennen.

Die Resultate aus den 566658 erfassten Einzeldaten der empirischen Studie sind eine fundierte Basis für die umfangreichen Auswertungen. Diese liefern Informationen zur Entwicklung der Anzahl von Fotoreportagen, über die verantwortlichen Chefredakteure,  über die Fotografen, über die Berichtsthemen u.a.. Von besonderem Interesse sind die Daten bezüglich der eingesetzten ästhetischen und narrativen Gestaltungselemente in den Fotoreportagen. Anhand von ausgewählten Beispielreportagen werden die Ergebnisse diskutiert. Für viele ungelöste Fragen zur Fotoreportage gibt die Studie Antworten und liefert zudem Informationen und Anregungen für weitere Forschungen. (Quelle: fotogeschichte.info)

Was schreibt man nun, zu so einem kolossalem Mammutwerk (522 Seiten !). Unglaublich der Rechercheaufwand, unglaublich die Quellenvielfalt.

Jedem der sich für die Geschichte der Fotografie interessiert, kann eigentlich gar nicht anders, als hier zuzuschlagen.

Verwundert hat mich lediglich, dass in diesem Band das Thema „Fäschung und Manipulation“ von Bildern nicht thematisiert wird … Aber davon lesen wir dann ein anderes mal hier ein wenig mehr.

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Das glaubt man dem Autor gerne … andere hingegen … ach, lassen wir das.

Daliah Lavi – In Liebe (1970)

Auch so eine feste Größe deFrontCover1r deutschen Schlagerszene – zumindest in den 70er Jahren:

Daliah Lavi (hebräisch ‏דליה לביא‎, geb. Daliah Levenbuch; * 12. Oktober 1942 in Schawei Zion, Völkerbundsmandat für Palästina) ist eine israelische Filmschauspielerin und Sängerin.

Daliah Lavi wurde als Tochter ihrer deutsch-jüdischen Mutter Ruth, die aus Breslau/Schlesien stammte und in den 1930er Jahren nach Palästina emigrierte, und ihres russischen Vaters Reuben Lewinbuk in dem Moschaw Shavei Zion nahe der Hafenstadt Haifa im damaligen britischen Mandatsgebiet Palästina (heute Israel) geboren. Lavis Großeltern und viele ihrer Verwandten kamen im Holocaust ums Leben  Der jüdisch-amerikanische Schauspieler Kirk Douglas drehte Anfang der 50er Jahre einen Film in ihrem Heimatdorf und vermittelte Daliah Lavi ein Stipendium zur Ausbildung als Tänzerin an der Königlichen Oper in Stockholm. Aufgrund von Kreislaufproblemen und des Todes ihres Vaters musste sie diese Ausbildung allerdings nach vier Jahren abbrechen.

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Nach kleineren Filmrollen in Schweden (Hemsöborna, 1955) absolvierte Lavi Ende der 50er Jahre ihren Wehrdienst in der israelischen Armee. Später arbeitete sie in Israel eine Zeit lang erfolgreich als Mannequin, was ihr 1960 zur ersten Hauptrolle in dem deutsch-israelischen Film Brennender Sand verhalf. Ein Jahr später spielte sie in Im Stahlnetz des Dr. Mabuse an der Seite von Gert Fröbe. Ihre erste Ehe mit dem französischen Kaufhausbesitzer Jacques Gerard führte die junge Lavi nach Paris, wo sie mit Erfolg in mehreren französischen Kinofilmen spielte. Beispielsweise war sie unter der Regie des französischen Filmpioniers Abel Gance in Cyrano und D’Artagnan (1964) zu sehen. Ihr großes Sprachtalent (neben ihrer Muttersprache Hebräisch spricht Lavi Englisch, Schwedisch, Deutsch, Französisch, Italienisch und Russisch) und ihr Aussehen ermöglichten ihr, als Schauspielerin über zehn Jahre lang in zahlreichen internationalen Filmproduktionen in Europa und Hollywood mitzuwirken.

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1966

Obwohl sie für die Rolle der Veronica in dem US-Melodram Zwei Wochen in einer anderen Stadt schon 1962 eine Nominierung für den Golden Globe als Beste Nachwuchsdarstellerin erhielt, mit Dean Martin (The Silencers, 1966), Christopher Lee (La Frusta e il Corpo, 1963), Lex Barker (Old Shatterhand, 1964) sowie als „Geheimwaffe James Bond“ (Casino Royale, 1967) auftrat, schaffte die vielseitige Künstlerin als Schauspielerin nicht den Durchbruch zum Star. Ihr letzter Kinofilm war 1971 der britische Western Catlow – Leben ums Verrecken mit Yul Brynner. Lavi selber meinte über ihre Filmkarriere in einem Interview in den 70ern resümierend, dass sie nur einen guten Film gedreht habe. Es handelt sich um die in Deutschland bislang nicht veröffentlichte italienisch-französische Co-Produktion Il Demonio (dt. Der Teufel) aus dem Jahr 1963. Unter der Regie von Brunello Rondi, der vorher als Drehbuchautor für Federico Fellini gearbeitet hatte, verkörperte sie in der Hauptrolle eine vom Teufel besessene junge Frau, die von den Bewohnern eines kleinen italienischen Dorfes gejagt wird.

Gegen Ende ihrer Filmkarriere wurde Lavis rauchig-markante Stimme von einem englischen Schallplattenproduzenten entdeckt. 1969 war sie zu Gast in der BBC-Fernsehshow des israelischen Musicalstars Topol (Anatevka) und sang einige hebräische Lieder. Daraufhin bekam sie ihren ersten Schallplattenvertrag bei dem englischen Label Festival Records. Doch erst als der Hamburger Produzent Jimmy Bowien sie bei der deutschen Polydor unter Vertrag nahm, begann ihre außerordentlich erfolgreiche Karriere als Sängerin. Bereits ihre erste veröffentlichte Single im Jahr 1970 (Liebeslied jener Sommernacht) wurde ein Hit. Mit der französischen Version (Prends l’amour) belegte sie noch im selben Jahr beim International Song Festival in Tokio den 13. Platz für Belgien, das Lied wurde auch ins Englische übertragen (Love’s Song) und als Single veröffentlicht. Lavi sang fortan auf Deutsch, Französisch, Englisch, Hebräisch, Italienisch und Spanisch.

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Sie überzeugte besonders das Publikum im deutschsprachigen Raum mit ihren eigenwilligen und gut vorbereiteten Interpretationen anspruchsvoller Pop-Songs, die sich vom damaligen Schlagereinerlei deutlich absetzten. Bei einem Großteil von Lavis musikalischen Erfolgen handelte es sich zwar um deutschsprachige Coverversionen englischer Songs, die aber mit Hilfe neuer Arrangements und vor allem textlich, zumeist aus den Federn von Erfolgstextern wie Miriam Frances oder auch Michael Kunze hervorstachen. Diese speziell auf die Israelin zugeschnittenen Versionen waren in Verbindung mit ihrem dunklen Timbre oftmals in Deutschland weitaus erfolgreicher als die Originalversionen.

Autogramm
Das Lied Oh, wann kommst Du schaffte es 1970/1 bis auf Platz 4 der deutschen Single-Charts und ist bis heute ihr größter kommerzieller Erfolg. Weitere Single-Hits im Jahre 1971 waren Jerusalem, im Original ein Instrumental von Herb Alpert, sowie Wer hat mein Lied so zerstört, Ma?, im Original What Have They Done To My Song, Ma? von Melanie. Am Ende des gleichen Jahres hatte sie mit Willst du mit mir geh’n ihren zweiten und letzten Top-10-Erfolg in Deutschland (Platz 9). Im Gegensatz zu vielen anderen Schlagerstars konnte sie sich auch sehr hoch in den Alben-Charts platzieren: Die LPs Liebeslied jener Sommernacht (1970, Platz 19), Daliah Lavi (Platz 2) und Willst du mit mir geh’n (1971, Platz 7) gehören zu ihren erfolgreichsten Werken. In den folgenden Jahren war sie mit den Liedern Ich glaub’ an die Liebe („I believe in music“) Meine Art, Liebe zu zeigen (1972), Wär’ ich ein Buch (If You Could Read My Mind von Gordon Lightfoot) und Es geht auch so in den deutschen Charts vertreten. Neben regelmäßigen Studio-LPs erschienen nun auch unzählige Compilations, die ihren Katalog etwas unübersichtlich machten. Weniger kommerziell erfolgreich waren außerdem ihre englischsprachigen LPs, die bis 1973 ebenfalls regelmäßig erschienen, ihr allerdings international kaum Beachtung einbrachten.

Der Umstand, dass Lavi als eine Jüdin mit deutschen Wurzeln in dem Land auftrat, das nur wenige Jahre zuvor ihrer Familie großes Leid angetan hatte, wurde in der deutschen Öffentlichkeit nicht thematisiert. Neben Lavi verzeichneten auch andere israelische Sängerinnen in dieser Zeit Erfolge in Deutschland, so Carmela Corren, Esther Ofarim und Elisa Gabbai. Lavi sagte dazu später: „Für mich waren die Konzerte in Deutschland fantastisch. Ich konnte dadurch in Kontakt kommen zu den jungen Leuten. Und diese jungen Leute trugen keine Schuld am Holocaust.“ Sie habe nie Antisemitismus in Deutschland erlebt, weil sie dies auch nicht zugelassen habe, sie habe niemandem das Gefühl gegeben, dass man sie angreifen könne.

Lavi1975Mitte der 70er Jahre ließ der Erfolg von Lavis Platten etwas nach. Lediglich Nichts haut mich um – aber du (I Get A Kick Out Of You) wurde 1975 in den Charts notiert (Platz 38), danach verschwand die Sängerin für zwei Jahre aus den Hitlisten. Dennoch arbeitete Lavi weiter sehr ambitioniert an ihrer Gesangskarriere. 1974 erschien die LP I’m Israeli – I’m A Sabra ausschließlich mit hebräischen Liedern, darunter auch eine entsprechende Fassung von Jerusalem. Im darauf folgenden Jahr veröffentlichte sie gleich zwei LPs: Für große und kleine Kinder enthält populäre Kinderlieder wie Alle meine Entchen oder Der Mond ist aufgegangen, während Cafe Decadence Klassiker der 20er und 30 Jahre wie Warum soll eine Frau kein Verhältnis haben? und Ich weiß nicht, zu wem ich gehöre beinhaltet. Erst 1976 erschien mit dem programmatisch betitelten Album Neuer Wind wieder eine Sammlung von Schlagern und Chansons. Daraus wurden die Singles Das bleibt immer ein Geheimnis und Worte wie Pfeile ausgekoppelt. 1977 gelang Lavi noch einmal ein Hit in den deutschen Single-Charts: Das country-angehauchte Stück Weißt du, was du für mich bist? kletterte bis auf Platz 12. Ein Jahr später hatte sie mit Du bist mein Problem einen großen Erfolg im deutschen Radio (Airplay-Charts Platz 5). Auf der dazugehörigen LP Bei dir bin ich immer noch zuhaus jonglierte Lavi mit den unterschiedlichsten Genres. So mischte sie zwischen den üblichen Schlagern und Chansons auch Country- und Disco-Titel.

DaliahLavi04Nach einigen Jahren Pause setzte Lavi 1981 mit der Single Flüster… ihre Karriere fort. Das nachlassende Interesse am Schlager im Allgemeinen und dessen ans Chanson angelehnter Spielart im Besonderen hatten den kommerziellen Erfolg von Lavis Platten deutlich reduziert. Auch die Cover-Version des damaligen Superhits Words von F. R. David, bei Lavi Mut, brachte nicht den erhofften Hit, und die Sängerin verließ die Plattenfirma Polydor, bei der sie über Jahre hinweg ihre größten Erfolge gefeiert hatte. Mit neuem Look und einem Vertrag bei der EMI zeigte die Erfolgskurve wieder langsam nach oben. Die LP …Wenn schon, dann intensiv (1983) war Lavis erste seit fünf Jahren, die ausgekoppelten Singles Jahresringe und Ich muß nur sterben (und sonst gibt es kein Muss) präsentierten einen moderneren Stil. Mit Ich wollt′ nur mal mit dir reden (I Just Called to Say I Love You von Stevie Wonder) gelang Lavi 1985 nach acht Jahren wieder ein Hit in den deutschen Charts (Platz 59). Die dazugehörige LP Herzblut ist bis heute ihr letztes Studio-Album, das ausschließlich neue Aufnahmen enthält.

Die Zusammenarbeit mit der EMI war nicht von langer Dauer. Noch 1985 nahm Lavi für Ralph Siegels Plattenfirma Jupiter Records die Single Wir sind gebrannte Kinder auf. Im Jahr darauf folgte ein erneuter Wechsel. Für Hansa nahm Lavi In deinen Armen (1986) und Love (1987) auf, ebenfalls ohne größeren Erfolg. 1990 veröffentlichte sie bei dem kleinen Label MCS das Album Lieder des Lebens mit Neuaufnahmen ihrer großen Erfolge sowie einigen neuen Titeln. Im Jahr darauf spielte sie an der Seite von Inge Meysel eine kleine Rolle in dem Fernsehkrimi Mrs. Harris und der Heiratsschwindler. Nach einem letzten Hit im Duett mit Karel Gott (1994, Ich bin da um dich zu lieben, im Original When You Tell Me That You Love Me von Diana Ross) beendete Lavi vorerst ihre Gesangskarriere. Seitdem lebt sie zurückgezogen mit ihrem vierten Ehemann, dem US-Industriellen Charles Gans, in Asheville, North Carolina. Daliah Lavi ist Mutter von vier Kindern. Rouven, ihr Sohn aus zweiter Ehe mit dem Regisseur John Sullivan Lavi2008(Regisseur), strebte Mitte der 80er Jahre ebenfalls eine Gesangskarriere an. Seine Single Together (Flying on the Wings of Tenderness) wurde 1986 von Jack White produziert und erreichte Platz 53 in den deutschen Charts.

Im Oktober 2008 wurde nach einer Produktionszeit von über zwei Jahren eine neue CD mit dem Titel C’est la vie – So ist das Leben veröffentlicht. Mit diesem von Dieter Falk produzierten Album wollte sich Lavi von ihrem Publikum verabschieden. Es enthält neben fünf neuen Liedern hauptsächlich Neueinspielungen ihrer Hits, aber auch persönliche Favoriten wie Israel oder Mutter Erde weint. Am 25. Oktober 2008 trat Lavi in der Sendung Willkommen bei Carmen Nebel auf und präsentierte neben einigen ihrer bekannten Stücke auch das Titellied ihrer neuen CD sowie das erstmals 1994 veröffentlichte Duett mit Karel Gott. Auch bei folgenden Auftritten wurde oft behauptet, dass Lavi seit rund 15 Jahren nicht mehr in Deutschland aufgetreten sei, was allerdings nicht stimmte. So war sie 1997 bei der Welthungerhilfe-Gala aufgetreten, 1999 bei Boulevard Bio, und 2000 war sie Stargast beim SWR-Ball in Stuttgart gewesen.

Im November 2008 erreichte C’est la vie die deutschen Alben-Charts (Höchstplatzierung Platz 22). Erstmals seit 1980 war sie hier wieder notiert. Im Vorfeld promotete Lavi diese Platte in Deutschland; u.a. trat sie im Oktober 2008 in der TV-Talkshow „Beckmann“ auf. Bis März 2009 hielt sich C’est la vie insgesamt 16 Wochen lang in den Top 100 Charts der am meisten verkauften Alben in Deutschland und zählt damit zu einer von Daliah Lavis erfolgreichsten Veröffentlichungen. In Österreich blieb die CD ebenfalls mehrere Wochen lang in den Verkaufscharts und erreichte Platz 56. In den deutschen Airplaycharts/Deutscher Schlager landete das Lied C’est ca la vie sogar auf Platz 1. Ende Februar 2009 startete Lavi eine erfolgreiche Abschiedstournee, die sie durch 12 deutsche Städte führte. Im Herbst 2009 wurde ein Live-Mitschnitt ihres Konzertes in der Alten Oper in Frankfurt am Main als DVD veröffentlicht.

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Am 28. November 2009 erhielt Daliah Lavi in der aus Suhl live übertragenen ARD-Sendung „Das Adventsfest der 100.000 Lichter“ für C’est la vie eine Goldene Schallplatte für über 100.000 verkaufte Exemplare in Deutschland.

Am 12. November 2011 hatte Daliah Lavi einen erneuten Auftritt in der ZDF-Sendung ‚Willkommen bei Carmen Nebel‘.

Daliah Lavi war in vierter Ehe verheiratet mit Charles E. Gans und hieß mit vollem Namen Daliah Lavi Gans. Daliah brachte zwei Söhne (Rouven Sullivan und Alexander Rittmaster) in die Ehe ein, ihr Mann einen Sohn und eine Tochter. Seit 1992 lebte sie in Asheville in North Carolina, wo sie auch starb. Ihr Begräbnis fand in Israel in ihrem Heimatort Schavei Zion statt (Quelle: wikipedia)

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Hier eines ihrer ganz frühen Alben … veröffentlicht als eine „Club-Sonderauflage“ und das Album kann durchaus interessieren.

Insbesondere weil Daliah Lavi hier auch einige internationale Hits interpretiert, von denen insbesondere der Song „Sympathie“ überrascht.

Stammt er doch eigentlich von der britischen Prog-Rock Band „Rare Bird“ (einer meiner vielen Geheimtipps) und deshalb habe ich die Original-Version gleich noch als Bonus-Track beigefügt. Gleiches gilt die hebräische Version von „Jerusalem“ und die englische Version von „Johnny Guitar“.

Singles

Und erneut seufze ich ein wenig … eigentlich hätte die Daliah Lavi auch ne ganz andere Karriere einschlagen könne, denn sie hatte schon stimmliches Potential … davon kann man sich auch hier überzeugen !

Na ja, okay … und verdammt sexy war sie ja auch noch …

BackCover1

Besetzung:
Daliah Lavi (vocals)
+
Orchester Norrie Paramor

DaliahLavi01

Titel:
01. Wer hat mein Lied so zerstört, Ma? (What Have They Done To My Song, Ma?) (Safka/Frances) 4.27
02. Tausend Dinge (Frances/Wilensky) 2.29
03. Akkordeon (Skolsky/Philipp) 2.41
04. Jerusalem (Alpert/Hertha) 3.01
05. Liebe (Love Is My Way) (Westlake/Frances) 2.59
06. Sympathie (Symphathy) (Gould/Ashton/Kaffinetti/Field/White) 2.36
07. Johnny Guitar (Loose/Young) 3.40
08. Ein Schiff wird kommen (Never On A Sunday) (Busch/Hadjidakis) 3.31
09. Leben ist nur Spiel (A Chacun Son Tour) (Kluger/Frances) 2.44
10. Best To Forget (Dunlop) 2.57
11. Manchmal (Something) (Harrison/Kunze) 3.08
12. Fieber (Fever) (Cooley/Davenport/Moesser) 3.22
+
13. Yerushalayim (Jerusalem) (hebräische Version) (Alpert) 3.31
14. Johnny Guitar (englische Version) (Young) 3.40
15. Sympathy (Original Version Rare Bird 1969) (Gould/Ashton/Kaffinetti/ Field) 2.44

LabelB1

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Achim Mentzel – Stimmung Jux und Mentzel (1985)

MCFrontCover1Eigentlich hatte er ja ganz vernünftig angefangen … und zwar mit jener wilden Beat-Musik, die nicht nur ihn in den Bann der 60er Jahren gezogen hat. Und damit begann ein schon sehr interessanter Lebenslauf:

Achim Mentzel (* 15. Juli 1946 in Berlin; † 4. Januar 2016 in Cottbus) war ein deutscher Musiker und Fernsehmoderator.

Der gelernte Polsterer Achim Mentzel wuchs in Ost-Berlin auf. Er gründete 1963 das Diana Show Quartett, das überwiegend westliche Beat-Titel spielte. 1972 wechselte Mentzel zum Manfred-Lindenberg-Sextett, ab 1973 spielte er im Alfons-Wonneberg-Sextett.

1973 nutzte Mentzel einen künstlerischen Aufenthalt in West-Berlin zur Übersiedlung nach Westdeutschland, kehrte jedoch nach wenigen Monaten wieder in die DDR zurück. Wegen Republikflucht erhielt er zehn Monate Gefängnis, die auf zwei Jahre Bewährung ausgesetzt wurden. Ab 1975 spielte er zusammen mit Nina Hagen in Fritzens Dampferband und erzielte 1979 seine ersten Erfolge als Solist. Von 1989 an moderierte er im DFF die Sendung Achims Hitparade, in der überwiegend Liedgut aus dem volkstümlichen Schlagerbereich dargeboten wurde. Nach der Wende setzte er die Sendung beim MDR fort, bis sie Ende 2006 eingestellt wurde.

Achim Mentzel und diverse Interpreten in Achims Hitparade wurden in den 1990er Jahren regelmäßig von Oliver Kalkofe in dessen Sendung Kalkofes Mattscheibe persifliert. Mentzel war jedoch der erste Künstler, der Kalkofes Kritik mit Humor nahm und sich mit ähnlichen Aktionen – kleinen in seiner Show platzierten Angriffen gegen Kalkofe – revanchierte. Daraus entwickelte sich eine Zusammenarbeit, und im Laufe der Zeit trat Mentzel in diversen Specials von Kalkofes Mattscheibe auf und war seitdem mit Kalkofe auch privat befreundet. Im November 2011 gingen die beiden mit der Show Großes Gernsehen gemeinsam auf Tour durch die ostdeutschen Bundesländer. Außerdem stand Mentzel zusammen mit Kalkofe für eine Folge der Fernsehserie Chili TV vor der Kamera.

Die Rocker von Diana Show waren die wildesten. Wo die Musiker um Frontmann Achim Mentzel eingangs der 1960er-Jahre in der DDR zum „Tanzabend“ aufspielten, geriet das Publikum regelmäßig aus dem Häuschen.

Die Rocker von Diana Show waren die wildesten. Wo die Musiker um Frontmann Achim Mentzel eingangs der 1960er-Jahre in der DDR zum „Tanzabend“ aufspielten, geriet das Publikum regelmäßig aus dem Häuschen.

Ab 1997 moderierte Mentzel die Castingshow Herzklopfen kostenlos.

In den Spielfilmen Die Legende von Paul und Paula, Feuer unter Deck, Helden wie wir, Der Wixxer und Neues vom Wixxer hatte Mentzel jeweils einen kurzen Auftritt. Im Juni 2011 spielte er in einem Viral eines privaten Bahnanbieters sich selbst, wie er „an der Scheibe klebt und pennt“.

Vom 9. April 2010 bis zum 23. April 2010 nahm Mentzel an der Tanzshow Let’s Dance auf RTL teil. In der dritten Show wurde er mit seiner Tanzpartnerin Sarah Latton herausgewählt.

Im Juni und Juli 2012 übernahm er in Kein Pardon – Das Musical für einige Shows die Rolle des selbstverliebten Showmasters Heinz Wäscher.

Mentzel war in vierter Ehe verheiratet. Er hatte acht Kinder, darunter vier aus früheren Beziehungen und einen Sohn mit seiner vierten Frau, mit der er seit 1980 verheiratet war und die drei Kinder mit in die Ehe gebracht hatte. Zuletzt lebte er im Cottbuser Stadtteil Gallinchen.

Mentzel starb am 4. Januar 2016 im Alter von 69 Jahren im Carl-Thiem-Klinikum Cottbus. (Quelle: wikipedia)

AchimMentzel02

Tja … warum auch immer … irgendwann hat er dann halt die musikalische Seite gewechselt. Und wie sich das dann in den 80er Jahren angehört hat, kann man hier nun hören.

Stimmungslieder am laufenden Band … Das Wandern ist des Müllers Lust, My Baby Baby Balla, Rucki Zucki & Co. … wir machen durch bis morgen früh, jawohl !

Aber zum Schluß gibt es dann noch ein Beatles Medley (gesungen in Englisch) … womit wir wieder bei den 60er Jahren angelangt wären.

Und auch wenn mir diese Stimmungsmusik wahrlich nicht im Blut liegt … er war wohl für viele eine Gallionsfigur … entsprechend groß ist nun wohl die Trauer …

AchimMentzel03

Besetzung:
Achim Mentzel (vocals)
Amiga Studio Orchester unter der Leitung von Alfons Wonneberg
+
Ingrid Krauß (vocals bei 06.)
Petra Kusch-Lück (vocals bei 03.)
+
Orchester Günter Gollasch (bei 08.)
Orchester Günther Kretschmer (bei 05.)
+
Mitglieder von Fanclubs des 1. FC Union Berlin“ (background vocals bei 10.)

LPFront+BackCover

Titel:
01. Jubel, Trubel, Heiterkeit 2.54
02. Happy Dixie 4.10
03. Der Nippel 2.36
04. Hilfe, wir verdursten 4.02
05. Außerdem macht es Spaß 2.51
06. Dunkelrote Rosen 4.49
07. Auf zur Polonaise 3.35
08. Gott sei Dank ist sie schlank 3.53
09. Das fröhliche Jagen 4.08
10. Wo gehn wir Samstag hin 3.13
11. Ich stamme von den Griechen ab 2.19
12. Sie liebt dich, Yeah, Yeah, Yeah (Beatles Medley) 4.19

MC

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Chris Bohlmann – Wir pfeifen auf den Gurkenkönig (Christine Nöstlinger) (Hörspiel) (1982)

FrontCover1Das war sie, die Christine Nöstlinger:

Christine Nöstlinger (* 13. Oktober 1936 in Wien-Hernals; † 28. Juni 2018 in Wien-Ottakring) war eine österreichische Schriftstellerin, die als eine der wichtigsten deutschsprachigen Kinder- und Jugendbuchautorinnen gilt. Für ihr Werk wurde sie unter anderem mit dem Hans-Christian-Andersen-Preis und dem Astrid-Lindgren-Gedächtnis-Preis ausgezeichnet.

Christine Nöstlinger, geb. Draxler, bezeichnete sich als „wildes und wütendes Kind“, relativierte das aber in ihren Erinnerungen: „Ich war schon viel ‚frecher‘ als andere in meinem Alter und protestierte heftig, wenn mir etwas nicht gefiel, und das hatte einen einfachen Grund: Wir [meine ältere Schwester Elisabeth und ich, Anm.] waren die einzigen Kinder weit und breit, die daheim keine Watschen und keine Strafen bekamen. Da kann man leicht wütend und wild werden.“

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Sie stammte aus einer Arbeiterfamilie: Der Vater Walter Göth († 1975) war Uhrmacher, die Mutter Michaela Erzieherin im Kindergarten. Beide hatten als Sozialisten unter dem Nationalsozialismus zu leiden. Ihre Mutter ließ sich unter Schwierigkeiten krankheitsbedingt frühpensionieren, um die ihr anvertrauten Kinder nicht mit nationalsozialistischem Lied- und Gedankengut indoktrinieren zu müssen. Das Verhältnis von Nöstlinger zu ihrer Mutter war schwierig, hingegen war der Vater ihr „Ein und Alles“.[6] Über ihn sagte sie: „Die Liebe meines Vaters ist in allem, was ich tue, gegenwärtig.“

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Sie legte die Matura ab und wollte zunächst Malerin werden, studierte dann aber Gebrauchsgrafik an der Akademie für angewandte Kunst. Nach der ersten Ehe, die 1959, kurz nach der Geburt ihrer Tochter geschieden wurde, heiratete sie 1959 den Journalisten Ernst Nöstlinger († 2009) und bekam eine zweite Tochter (* 1961).

Ab 1970 veröffentlichte sie eine Vielzahl von Büchern für Kinder- und Jugendliche, aber auch Dialektgedichte, Kochbücher. Zusätzlich arbeitete sie mehrere Jahre für die Tageszeitungen Kurier und Täglich Alles sowie für die Wochenzeitung Die ganze Woche und veröffentlichte Kolumnen und Glossen, die ebenfalls in Buchform erschienen, schrieb Drehbücher für den ORF und moderierte eigene Sendungen im ORF-Hörfunk.

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Im Mai 2015 hielt sie bei der Gedenkveranstaltung zum 70. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Mauthausen im historischen Sitzungssaal des österreichischen Parlaments eine Rede über Rassismus und Fremdenfeindlichkeit.

Zuletzt lebte Christine Nöstlinger abwechselnd in Wien-Brigittenau (20. Bezirk) und auf einem Bauernhof in Altmelon im niederösterreichischen Waldviertel.

Im Juni 2018 erklärte Christine Nöstlinger, keine Kinderbücher mehr zu schreiben, wegen ihres eigenen fortgeschrittenen Alters und weil sie „heutige Kinder“, die lange Zeit am Smartphone sitzen und Fantasy lesen, nicht mehr verstehe.

2010 wurde bei Christine Nöstlinger Gebärmutterkrebs festgestellt. Zuvor hatte sie eine Brustkrebserkrankung überstanden. Die langjährige Raucherin litt auch an einer chronisch obstruktiven Lungenerkrankung.

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Christine Nöstlinger wurde am 13. Juli 2018 auf dem Hernalser Friedhof (Gruppe 13, Nummer 6) in Wien bestattet. Ihrem Wunsch entsprechend wurde ihr Tod erst danach publiziert.

„Wenn einer etwas so dringend zu erledigen hat wie ich damals, wenn einer so zornig und wütend ist, dann kann der nicht richtig sterben, weil er keine Ruhe hat.“ Mit diesem Zitat von Rosa Riedl, Schutzgespenst, aus dem Werk von Christine Nöstlinger beendete die Autorin Julya Rabinowich ihren unter dem Titel Herrliche Grantlerin erschienenen Nachruf.[18]

Im März 2019 wurde in der Bezirksvertretungssitzung in Wien-Hernals die Umbenennung des Lidlparks in Nöstlinger-Park beschlossen.[19] Im September 2019 wurde im Wiener Gemeinderatsausschuss für Kultur und Wissenschaft die Benennung eines Straßenzuges in Wien-Floridsdorf im Bereich der Donaufelder Straße 77, vor dem Campus Donaufeld, in Christine-Nöstlinger-Gasse beschlossen.

Christine Nöstlinger zählt mit über 100 Büchern zu den bekanntesten und einflussreichsten Kinderbuchautoren des deutschen Sprachraums. Ihr Werk wurde in zahlreiche Sprachen übersetzt und mit international renommierten Preisen ausgezeichnet (Hans-Christian-Andersen-Medaille, Astrid-Lindgren-Memorial-Award).

DiverseNöstlingerBücher

Ihr literarisches Schaffen begann mit dem 1970 veröffentlichten Kinderbuch Die feuerrote Friederike, das ursprünglich von ihr selbst, in einer 1997 erschienenen Ausgabe dann von ihrer älteren Tochter, Barbara Waldschütz, illustriert wurde. Dieses Buch war ursprünglich ein Bilderbuch, die Geschichte kam erst später dazu. Auch ihre zweite Tochter, Christiane Nöstlinger, illustriert nebenberuflich Kinderbücher.

Christine Nöstlinger befasst sich in ihren Büchern vor allem mit kindlichen Bedürfnissen und greift Autoritäts- und Emanzipationsfragen auf. In ihren Werken tauchen zahlreiche negative und positive Außenseiterfiguren auf, an denen sie beispielsweise die Problematik der Einsamkeit (Das Austauschkind), der Identitätssuche (Gretchen Sackmeier) oder der pubertären Sinnkrise (Ilse Janda, 14) aufzeigt. Ganz im Zeichen der in den 70er Jahren aufkommenden „realistischen Kinder- und Jugendliteratur“ stellte sie in ihren Familiengeschichten unter anderem immer wieder Eheprobleme der Eltern dar – für die damalige Zeit ein umstrittenes Novum in der Kinder- und Jugendliteratur.

Politische und gesellschaftskritische Aspekte kennzeichnen Christine Nöstlingers literarisches Werk in besonderer Weise. Prägend war in dieser Hinsicht ihre eigene Kindheit während des Zweiten Weltkriegs (aufgearbeitet unter anderem in Maikäfer flieg! und Zwei Wochen im Mai). In Wir pfeifen auf den Gurkenkönig und Rosa Riedl Schutzgespenst zeichnet sie ein groteskes Bild des (familiären) Alltagsfaschismus. Eines ihrer dringlichsten Themen ist der Widerstand gegen Anmaßung, Unterdrückung und Ungerechtigkeit in jeglicher Form. Den revolutionär-didaktischen Impetus ihrer Geschichten hat sie in den letzten Jahren zugunsten eines tröstlicheren Tons aufgegeben. Eine erzieherische Wirkung erwartet sie sich von Literatur nicht (mehr).

Der Gurkenkönig in der Verfilmung:
Gurkenkönig im Film

Neben ihren standarddeutschen Werken veröffentlichte sie auch einige Werke in Mundart, etwa den 1974 erschienenen Gedichtband Iba de gaunz oaman kinda (als Iba de gaunz oamen Leit 1994 und 2009 neu aufgelegt; dieser Band enthält außerdem die Gedichtzyklen Iba da gaunz oamen Fraun sowie Iba de gaunz oamen Mauna). Dabei verwendete Nöstlinger den Wiener Dialekt ganz bewusst als literarisches Ausdrucksmedium. Sie las auch Dialektgedichte anderer AutorInnen, u. a. die von Christine Busta.[22] Generell sind ihre Texte – Romane, Essays, Zeitungskolumnen und Lyrik – sowohl von der Wiener Alltagssprache als auch von Worterfindungen und lustvoll komponierter Kunstsprache gefärbt (Dschi Dsche-i Dschunior, Wir pfeifen auf den Gurkenkönig). Dies brachte ihr anfangs Unverständnis und Kritik ein, wird inzwischen aber als ihr spezifischer Sprachduktus anerkannt und geschätzt. Auch in dieser Hinsicht wirkte ihr Schaffen sowohl polarisierend als auch prägend auf die Entwicklung der deutschsprachigen Kinder- und Jugendliteratur.

In den 1990er und den 2000er Jahren veröffentlichte Nöstlinger überdies drei Kochbücher: Mit zwei linken Kochlöffeln, Ein Hund kam in die Küche und Das Küchen-ABC. (wikipedia)

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Wir pfeifen auf den Gurkenkönig ist ein phantastischer Kinderroman aus dem Jahr 1972. Die Autorin Christine Nöstlinger gewann für dieses Buch den Deutschen Jugendliteraturpreis.

Der zwölfjährige Wolfgang erzählt, wie am Ostersonntag in seiner Familie der gurkenförmige König der Kumi-Ori auftaucht, den die Untertanen aus seinem Reich im Keller vertrieben haben. Während der Vater entscheidet, dem „Gurkinger“ Asyl zu gewähren und diesen in seinem Zimmer unterzubringen und auch der jüngste Sohn Niki sich mit ihm anfreundet, findet der Rest der Familie schnell heraus, dass der arrogante König lügt und stiehlt, um seine Umgebung zu manipulieren. Als Wolfgang die anderen Kumi-Ori kennenlernt und von den Racheplänen des Königs erfährt, in denen der Vater eine entscheidende Rolle übernehmen soll, müssen die Kinder sich gegen ihren Vater stellen.
Interpretation, Hintergründe und Kritik

Das Buch ist nur vordergründig eine Geschichte, in der der Gurkenkönig Auslöser für viele Turbulenzen ist. Vielmehr befindet sich Familie Hogelmann in einer Krise, die angesichts des Streits um den Kumi-Ori nur offen zu Tage tritt. Der Vater ist von der finanziellen Verantwortung überfordert und deshalb anfällig für die falschen Versprechungen des Königs. Er hat kaum Zeit für seine Familie und muss feststellen, dass diese ihr eigenes Lebensbild entwickelt, zu dem er keinen Zugang mehr findet. Deshalb legt er das Verhalten der Kinder, aber auch die politischen Meinungsverschiedenheiten mit seinem Vater und die Vermittlungsversuche seiner Frau als Illoyalität und Respektlosigkeit aus.

Diverse Buchausgaben:
DiverseBuchausgaben

Der Literaturwissenschaftler und Autor Lothar Quinkenstein machte darauf aufmerksam, dass der Name des Gurkenkönigs der jüdischen Tradition entliehen ist: Die Worte „kumi ori“ (zwei Imperative des Hebräischen) stammen aus dem Buch Jesaja; sie bedeuten „erhebe dich!“ – „leuchte!“ und beziehen sich – als Verheißung zukünftiger Herrlichkeit – auf Jerusalem (Jes. 60,1). Auch in einer Strophe der Sabbathymne Lecha Dodi tauchen die Worte auf: „Hitoreri hitoreri kewa orech kumi ori…“ Diese Hymne, im 16. Jh. von Schlomo Alkabez verfasst, ist Teil der Sabbatliturgie; sie wird allwöchentlich am Freitagabend zum symbolischen Empfang der „Königin Sabbat“ gesungen. Somit spreche das Buch, so Quinkenstein, einerseits zwar im Namen der Aufklärung (der Monarch wird vertrieben), transportiere aber zugleich mit dem negativen Charakter des Kumi-Ori antijüdische Klischees. Im Mittelpunkt einer Relektüre des Romans müsse die Zwiespältigkeit des Konzepts stehen, einen zentralen Inhalt des Judentums als Namen zu verwenden für eine zutiefst unsympathische Figur, die schließlich „abserviert“ wird.

Christine Nöstlinger nimmt zu den Vorwürfen wie folgt Stellung: „Christine Nöstlinger […] erklärte, den Namen in Paul Celans Gedicht ‚Du sei wie du‘ entdeckt zu haben, das mit den Worten ‚kumi / ori‘ endet.“ Daraufhin habe sie die 1995 verstorbene jüdische Kinderbuchautorin Mira Lobe um eine Übersetzung gebeten. „Es war schwarzer Humor, ganz privat für mich, diesen fürchterlich konservativen Menschen, gegen den da revoltiert wird, ‚Erhebet euch‘ zu nennen“, so Nöstlinger. „Dass das Jerusalem ist, das sich da erheben soll, habe ich überhaupt nicht gewusst.“ Auf die Frage, ob ein hebräischer Name die Titelfigur zu einem Juden mache, sagte sie: „Der ist eine Gurke, bitte!“ (wikipedia)

So kann man aus einer Mücke einen Elefanten machen …

Ansonsten ist es eben eine herzerfrischende Kindergeschichte, ne Kindergeschichte, die ebendarauf abzielt, Kindern Mut für eigenständiges Handeln zu vermitteln … was gibt es wertvolleres ?

BackCover1

Besetzung:
Marcel von Berg (Kumi-Ori, Gurkenkönig)
Beatrice von Braunbehrens (Martina)
Klaus von Dobschützen (Wolfi)
Peter Folken (Herr Lawuga)
Henning Köhler (Herr Livka)
Johannes Kolberg (Papa)
Hans Rewendt (Opa)
Inge Wittek (Mama)
Tobias Wolf (Niki)

Drehbuch: Chris Bohlmann
Regie: Peter Folken
Musik: Nicolaus Dammeier

Alternatives Front Cover:
AlternativesFrontCover1

Titel:
01. Familie Hogelmann erlebt am Ostersamstag eine Überraschung 19.09
02. Wolfi und seine Geschwister retten Kumi-Oris Untertanen 19.57

LabelB1

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Nöstlinger01A

Polizeichöre Hamburg, Lübeck und Hamburg-Harburg – Nimm uns mit, Kapitän, auf die Reise (1980)

FrontCover1Tja, es gibt halt solche und solche Shanties. Die einen Shanties werden von Achim Reichel gesungen und die anderen von diveresen Polizichören … und doch sind es die gleichen Shanties.

Hier nun mal die Version der o.g. Poilzeichöre:

Nun, natürlich geht´s da recht schneidig zu … und natürlich sind so etliche Lieder von dem legendäre Hans Albers populär gemacht worden.

Und auch ein Freddy Quinn hat auf die wackeren Burschen wohl Eindruck gemacht, ist ja auch okay so.

Ein wenig skurrill ist es dann aber doch, wenn ausgerechnet Polizeichöre die Reeperbahn als eine der wahren Heimatorte von aufrechten Matrosen besingen.

Aber, was soll´s … vielleicht sollte ich als Südstaatler da einfach mal meine Klappe halten. Was ich hiermit auch mache.

PolizeichorLübeck

Besetzung:
Polizeichor Hamburg
Polizeichor Hamburg-Harburg
Polizeichor Lübeck
Leitung: W.Heyer
+
Musikkorps der Polizei Hamburg
Leitung: W. Steuer

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Titel:
01. Auch Matrosen haben eine Heimat (Olias/Büsing) 2.53
02. Friesenlied (Wo de Nordseewellen) (Krannig/Fischer-Friesenhausen) 2.59
03. Wir haben so manchen Sturm gesehen (Traditional) 3.00
04. Rum aus Jamaika (Germer/Tölcke) 3.11
05. La Paloma (Yradier/Steeven) 2.31
06. Hamburg am Elbe-Strand + Hamburg ist ein schönes Städtchen (Traditional) 2.42
07. Nimm uns mit, Kapitän, auf die Reise (Schultze/Grasshoff) 3.24
08. Wir lagen vor Madagaskar (Scheu/Harth) 3.18
09. Un denn segelt wi so langsom rund Kap Hoorn (Prigge) 3.43
10.  Grün ist das Land (Heyer/Traditional) + Fahr mit mir nach Helgoland (Bader/Braun/Steeven) 2.11
11. Hamburg, hol die Stief ! (Heyer/Matthäus) 2.54
12. Gute Reise (Steeven) + Auf Wiedersehen (Storch/Sexton/Turner) 1.45

LabelB1

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Satin Whale – Lost Mankind (1975)

LPFrontCover1Die Gruppe Satin Whale entstand wahrscheinlich 1971 in der Kölner Gegend. Ihre erste LP „Desert Places“ kam erst nach langem Suchen nach einer passenden Plattenfirma im Jahre 1974 auf den Markt. Damals gehörte noch Horst Schöffgen am Schlagzeug zu der Band, deren rauher Sound auf der Debut LP mich teilweise an den von Mc Church Soundroom erinnert. Ein Hauch von Underground eben. Bei dem Wettbewerb „Rocksound 74“ wurden Satin Whale – vielleicht gerade deshalb – zur beliebtesten Gruppe Deutschlands gekürt. Nachdem Wolfgang Hieronymi zur Band kam wurde im Januar 1975 die zweite LP „Lost Mankind“ eingespielt und man ging anschließend mit Barclay James Harvest auf Tournee. Das hatte Auswirkungen. Jetzt klang die Band schon etwas harmloser, hatte nun aber auch einen völlig eigenen Sound gefunden. Danach wurde es (was Veröffentlichungen angeht) still um die Band, die sich ganz aufs Touren beschränkte, bevor 1977 „As A Keepsake“ veröffentlicht wurde. Während der Tournee 1977 entstand auch das wohl einfalls- und abwechslungsreichste Werk von Satin Whale, die Live-Doppel-LP mit Überlänge „Whalecome“.

Hier bemerkt man auch endlich die Fähigkeit der Musiker, live einen ebenso perfekten Sound zu erzeugen, wie auf den Studioplatten. Man könnte beinahe vergessen, dass es in der Tat nur vier Musiker sind, die hier loslegen. Die Stärke der Band liegt in den langen, doch niemals zu langen Stücken, bei denen auch Platz für Improvisationen bleibt. Besonders die Livefassung von „Perception“ und die 17 min Version von „Hava Nagila“ haben es mir angetan.

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Im gleichen Jahr erschien dann auch die nächste Studioplatte „A Whale Of A Time“. 1979 wurde die Band noch einmal einem größeren Publikum bekannt, indem sie den Soundtrack zu dem Fernsehfilm „Die Faust In Der Tasche“ (u.a. mit Ursela Monn und Tommy Piper) lieferte. Man erinnere sich: es gab damals nur drei Fernsehprogramme (ach, wie schön war doch die Zeit). Dieser Popularitätszuwachs sollte mit der nun folgenden Tournee und der neuen Platte „On Tour“ noch weiter ausgebaut werden, was aber nur im Ansatz gelang. Obwohl 1980 noch eine weitere LP (programmatischer Titel: „Don’t Stop The Show“) gemeinsam mit dem neuen Sänger Barry Palmer (er war später bei Mike Oldfield) eingespielt wurde, blieb der gewünschte Erfolg danach jedoch aus. Die letzte Platte klang für viele nicht mehr nach den früheren Satin Whale, beinhaltete aber dennoch einige schöne und kompakte Songs, die dem Puls der Zeit angemessen waren. Den alten Fans war die Musik aber mittlerweile wohl zu stromlinienförmig geworden – die Platte blieb ein Ladenhüter. Zudem soll sich die Band auf ihrer letzten Tour völlig zerstritten haben. Schade für Satin Whale – aber, wie ich meine, auch für uns. (Björn Münz)

Na, endlich mal: nackte Männer:
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So ganz gut kommt diesen Album bei deutschen Kritikern (und zwar auf der Seite babyblaue-seiten.de nicht weg:

1974 wurden Satin Whale im Rahmen des „Rocksound-74“-Wettbewerbs des Südwestfunks zur beliebtesten deutschen Band gekürt. Im November kam dann für Horst Schättgen Wolfgang Hieronymi als neuer Schlagzeuger in die Gruppe, die sich so personell aufgefrischt und durch die Publikumsgunst gestärkt an die Aufnahme ihres zweiten Albums machen konnte. „Lost Mankind“ erschien 1975 auf dem Nova-Label der Teldec.

Grosse Unterschiede zu „Desert Places“ sind auf „Lost Mankind“ eigentlich nicht auszumachen. Ersteres Album hatte allerdings etwas mehr Kraft und Schwung. Einen für die Mitte der 70er schon leicht angestaubten, bluesig-symphonischen und ziemlich zahmen Protoprog/Hardrock gibt es auf der Scheibe zu hören, bei dem das durchaus virtuose Wechselspiel von Orgel und E-Gitarre im Mittelpunkt steht. Damit erinnert die Musik stellenweise an Pink Floyd und Nektar bzw. an Deep Purple oder Uriah Heep (oder auch Birth Control oder jede andere beliebige Orgel-Gitarren-Hardrockcombo SatinWhale03der frühen bis mittleren 70er), wobei sie aber nie die Qualitäten und Energie der Vergleichsbands erreicht und meist recht gelangweilt vor sich hin treibt. Deutlich progressiver ist die Musik allerdings auch wieder. Vor allem dann, wenn Sax bzw. Flöte (selten ein Vibraphon) sich solistisch in den Vordergrund spielen, bekommt das Ganze auch einen leichten Jazzrockeinschlag oder nähert sich ein wenig an Jethro Tull an. Dazu gibt es eher unbemerkenswerten, ausdruckslosen Leadgesang und leider auch ziemlich üble, weibliche Backgroundchöre zu hören.

Wie schon „Desert Places“ macht es mir „Lost Mankind“ nicht einfach, allzu viel Gehaltvolles über das Album loszuwerden. Ausgesprochen unbemerkenswert ist diese Musik, nicht wirklich schlecht, aber auch kaum der Rede wert. Wer gutgemachten, alles in allem aber ziemlich langweiligen Mainstream-Prog aus deutschen Landen kennenlernen möchte, der kann hier ruhig einmal reinhören. Sonderlich originell ist das Ganze aber nicht. Mit diesem Material traten Satin Whale im Vorprogramm von Barclay James Harvest auf, was vielleicht auch ein Hinweis auf die hier zu findenden Klänge ist. Kurzum: „Lost Mankind“ ist eine ziemlich verzichtbare Angelegenheit, auch wenn die LP die einzige Scheibe von Satin Whale ist, die meines Wissens (legal) auf CD wiederveröffentlicht wurde („Desert Places“ gab es einmal als Germanofon-Bootleg). (Achim Breiling)

Die deutsche Band Satin Whale war in den Jahren von 1971 bis 1981 aktiv und veröffentlichte in dieser Zeit sechs Studioalben inklusive einem Soundtrack-Album. „Lost Mankind“ ist die zweite Platte dieser Reihe, erschien zunächst im Jahr 1975 auf dem Plattenlabel Nova Records und wurde im neuen Jahrtausend vom Label Sony Music in einer remasterten Fassung neu veröffentlicht.

Satin Whale bewegen sich mit ihrer Musik auf „Lost Mankind“ im Grenzbereich zwischen Rock, Hard Rock und Progressive Rock. Dabei tendieren einzelne Titel mal mehr in die eine, mal mehr in die andere Richtung. Deutlich interessanter klingt die Scheibe, wenn sie nicht zu sehr im Mainstream des Rocks versinkt und Flöte, Saxophon sowie Vibraphon ihre Auftritte haben. Auch überzeugt der Sound der Orgel, wenn dieser fett und dicht aus den Boxen strömt. In diesen spannenderen Abschnitten erinnern Satin Whale, wie Achim auch bereits anführte, etwas an Nektar und bei intensiven Querflöteneinsatz kommt man gar nicht umhin, hier Parallelen zu Jethro Tull herauszuhören.

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Höhepunkte sind für mich das kürzeste und das längste Lied des Albums, die praktischerweise auch noch direkt hintereinander angeordnet sind, „Réverie“ sowie „Go Ahead“. Das kurze „Réverie“ klingt wunderschön melodiös, ein Zusammenspiel von Piano und akustischer Gitarre und wirkt wie eine Einleitung zum wesentlich raueren Titel „Go Ahead“. Dieses Lied ist deutlich komplexer und abwechslungsreicher aufgebaut, als viele der restlichen Titel auf „Lost Mankind“. Verschiedene Themen und Atmosphären wechseln sich ab, fließen ineinander, lösen sich wieder auf, um erneut zu entstehen. Etwas mehr hiervon auf diesem Album und Satin Whale wäre eine richtig gute und auch progressive Scheibe gelungen.

Fazit: Ein etwas zwiespältiges Gefühl bleibt zurück, wenn man in die Musik von Satin Whale auf „Lost Mankind“ eintaucht. Da gibt es die etwas langweiligeren Rock-Passagen und die sehr viel spannenderen Abschnitte, wenn die Musiker gleichwohl offensichtlich befreit und auch experimentierfreudiger aufspielen. „Lost Mankind“ hat Längen in Bezug auf das Eintauchen in den Mainstream, jedoch auch wahrlich schöne und spannende Momente, sodass ich hier doch zwei Punkte mehr als Achim geben möchte. (Markus Peltner)

Bei dem internationalen progarchives.com schaut das dann schon anders aus:

Rating

Na … und diesem rating fühle ich mich eher verbunden. Starke, sehr keyboardlastige Rockmusik jener Tage … mit nun wirklich packenden Soundpassagen.

LPBackCover

Besetzung:
Thomas Brück (vocals, bass)
Gerald Dellmann (keyboards)
Wolfgang Hieronymi (drums, percussion)
Dieter Roesberg (guitar, saxophone, flute, vocals, strings, synthesizer, vibraphone)
+
Kent Taylor (vocals)
+
background vocals:
Ralle und Freia

CDBooklet1

Titel:
01. Six O’Clock (Dellmann/Brück) 3-49
02. Lost Mankind (Dellmann/Schättgen) 5.38
03. Réverie (Roesberg/Dellmann) 1.36
04. Go Ahead (Brück) 11.17
05. Trace Of Sadness (Roesberg/Brück) 5.24
06. Midnight Stone (Brück) 2.42
07. Song For „Thesy“ (Dellmann/Brück)
08. Beyond The Horizon (Brück) 7.09

LabelB1

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Mehr von Satin Whale:
FrontCover1

Clara Haberkamp Trio – You Sea ! (2014)

FrontCover1Über Clara Haberkamp habe ich hier schon mal berichtet.

Von daher kann ich mir eine etwas ausführliche Darstellung ihres bisherigen Werdeganges sparen.

Und auch ihr 2. Album erfüllt überwiegend die großen Hoffnungen, die sie mit ihrem Debutalbum weckte.

Clara Haberkamp spielt auf betörende Weise entrückt. Manches wirkt verstockt, anderes zerbrechlich, als würde sie ihr Inneres nach außen kehren. Die Mittzwanzigerin und Wahlberlinerin lässt sich sowohl am Klavier als auch als Sängerin auf eine Intensität ein, die nur wenig mit der Orientierungssuche zu tun hat, die den künstlerischen Prozess rund um die akademische Aneignung von Jazzkompetenzen üblicherweise prägt. Denn ‚You Sea‘ mit Bassgitarrist Dan Peter Sundland und Drummer Tilo Weber greift zwar irgendwie auch auf die Grundlagen des Triospiels zurück, geht aber zugleich weit darüber hinaus. Was da an der Oberfläche wie kammerjazziger Postromantizismus mit einer Prise porösen Stilbröckelns wirkt, ist im Kern ein Bekenntnis zur Unabhängigkeit, dem auch egal ist, aus welcher Traditionslinie kommen mag, was da erklingt. Haberkamp ist mit ihrer Musik bereits jetzt so weit draußen, wie andere nach Jahrzehnten nicht sein werden. Das ist ein radikaler Anspruch an sie selbst, aber auch ein Glück für die Hörer. (Ralf Dombrowski in Jazz thing Nr. 108, 2014)

ClaraHaberkampTrio1

Ihre Kompositionen lehnten sich weit aus dem Jazz-Kanon heraus, knüpften an der großen europäischen Klaviertradition an und ließen dennoch eine tiefe Verehrung für Jazz-Pianisten wie zum Beispiel Bud Powell erkennen. Doch Clara Haberkamp ist weder Epigonin, noch kennt sie Vasallentreue. Sie ehrt ihre Vorbilder, indem sie sich von ihnen löst und beschreitet mit liebenswerter Sturheit ihren eigenen Weg. Ihr zweites Album „You Sea!“ gibt ihr recht.

Wenn man Clara Haberkamp eines bescheinigen kann, dann Unerschrockenheit. Ihre Stücke offenbaren gleichermaßen Wucht und Verwundbarkeit. Sie lösen im selben Moment Nähe und Distanz aus, doch kann man sich auf keinen der beiden Zustände verlassen, denn sie durchdringen einander schneller, als wir uns darauf separat einlassen könnten. Gemeinsam mit ihrem Langzeit-Schlagzeuger Tilo Weber, einem Stoiker auf den Trommeln mit dem gewissen Paul Motian-Gen, und dem norwegischen Bassisten Dan Peter Sundland, dem Neuzugang ihres Trios, durchpflügt sie Welten, die zutiefst aufwühlend sind. Sie ergreifen eher, als umarmen zu wollen, und lassen nicht mehr los. Dieser faszinierenden Dramatik kann man sich beim besten Willen nur schwer entziehen. Aber warum auch?

Entlastung von der Intensität der instrumentalen Monolithen gewährt das Trio dem Ohr in den gesungenen Songs. Hier offenbart sich eine ganz andere künstlerische Persönlichkeit als in den Klavierstücken. Das Klavier ist im Kopf zentriert, die Stimme gleitet ihr durch die Finger. Anstelle des emotionalen Überschwangs tritt plötzlich eine mondäne, unterkühlte Zartheit, ängstlich, schön, und doch zuweilen bedrohlich wie die Schneekönigin. Erinnert das Klavier manchmal an Felsen, so wirkt die Stimme wie ein kühler Hauch, der sich jedoch nicht am Stein bricht, sondern ihn umhüllt. So krass sich diese beiden Wesenheiten auch zunächst widersprechen mögen, so sehr machen sie doch die Gesamtheit der künstlerischen Aussage dieses Labyrinths der Intentionen aus.“ (Wolf Kampmann)

Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen, außer, dass ihre gesangliche Beiträge eher verzichtbar erscheinen und dann, ja dann hätte ich mir für so ein facettenreiches Albuzm schon ein besseres Cover gewünscht … als dieses eher einfallslose Portrait der Pianistin.

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Besetzung:
Clara Haberkamp (piano, vocals)
Dan Peter Sundland (bass)
Tilo Weber (drums)

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Titel:
01. Manipulator (Haberkamp) 4.31
02. Nicht rot, nicht weiß, nicht blau (Haberkamp) 4.17
03. You Sea! (Haberkamp/Whitman) 3.36
04. Glass (Haberkamp) 6.06
05. Passing Stranger (Haberkamp/Whitman) 4.06
06. Apart (Haberkamp) 4.58
07. Anni (Haberkamp) 4.52
08. Interlude (Haberkamp) 2.07
09. White Cloud (Haberkamp/Adnan) 5.14

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Frohe Freizeit (und Mach mit) – Januar 1963

TitelSpätestens Ende der 50er Jahre begann in Deutschland ein Boom, den man mit dem Begriff „do it yourself“ zusammenfassen könnte.

Und diese Freizeitbewegung war natürlich was anderes, als das nötige Basteln und Handwerken nach dem II. Weltkrieg. Nein, es wurde zum Freizeitvergnügen.

Der „Spiegel“ machte aus diesem Thema dann 1965 sogar ne Titelstory. Da steht dann z.B.:

„Jeder zweite westdeutsche Bundesbürger macht es selbst: Jeder zweite sägt, feilt, hobelt, bohrt, pinselt oder repariert sein Auto selber. Jeder zweite Mann, so stellte das Allensbacher Institut für Demoskopie fest, ist Mitglied einer Massenbewegung, die sich nach amerikanischem Muster „Do it yourself“ nennt – einer Bewegung ohne Fahnen und ohne Mitgliedsbuch, die sich in wenigen Jahren zu einem neuen Wirtschaftsfaktor entwickelte. (Spiegel 17/65 – 21. April 1965; diese Story liegt der Präsentation bei).

In diesem Heft wird auch dieses Freizeitmagazin erwähnt, allerdings auch, dass es mitterlweile das Erscheinen eingestellt hat.

Erschienen ist das Monatsmagazin in der „Wort und Bild Verlagsgesellschaft“, Darmstadt. ab dem Februar 1959 … später wurd dann ein anderes Magazin mit gleicher Thematik „Selbst ist der Mann“ integriert … und dieser Zeitschriftentitel hat sich dann auf Dauer wohl durchgesetzt, denn dieses Magazin gibt es heute noch am Kiosk zu kaufen. Zur „Schriftleitung“ des Heftes gehörte übrigens Günter Kyi … das war damals der Bastel- Und Heimwerker Guru in Deutschland, der auch eine Vielzahl von entpsrechenden Büchern veröffentlichte.

Aber zurück zu diesem Magazin. Ich habe jetzt mal passend zum Monat die Januar Ausgabe 1963 ausgewählt. Und es ist natürlich ein lehrreiches und auch ein amüsantes Heft. Folgende Bastelideen werden u.a. präsentiert:

  • Die Kellerbar
  • Ein Bilderbuch aus Vatis Hand
  • Werden Sie Bildhauer
  • Licht aus der Blumenvase
  • Mobilfiguren aus Furnierholz
  • Uralt Fransen modern
  • Wie automatisiere ich meine Modelleisenbahn ?

Für die Damenwelt gab´s auch Tipps wie z.B. ein schickes Faschingskostüm (Modell: Mäuschen *ggg*)

Und dann natürlich all jene Rubriken, die es in jedem Heft gab. Selbst Schallplatten finden Erwähung und man höre und staune: Der Sampler „Zyankali für eine Torte“ (u.a. Georg Kreissler) wird lobend erwähnt, allerdings wird dann schon darauf hingewiesen, dass die Scheibe nichts für „schwächliche Spießer“ sei.

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Insgesamt also wieder mal ein recht drolliges Heft, das Einblick in die damaligen Designvorstellungen gibt. Meinem Exemplar lagt dann noch ein kleiner Prospekt der Firma „Kibri Modelle“ bei, auch dieser Prospekt findet sich natütlich in der Präsentation.

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Der Charme der Kellerbar

Der Charme der Kellerbar

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Beispiel05

Beispiel06
Beispiel07
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Das ist aber lustig: Die Fau als Faschingskätzchen ...

Das ist aber lustig: Die Fau als Faschingskätzchen …

Prädikat "tüchtige Hausfrau"

Prädikat „tüchtige Hausfrau“

Interessant: Ganz fremd war die "exotische" Küche damals auch nicht.

Interessant: Ganz fremd war die „exotische“ Küche damals auch nicht.

Heute kaum mehr vorstellbar ...

Heute kaum mehr vorstellbar …

Heute schon noch vorstellbar ...

Heute schon noch vorstellbar …

Beispiel17
Beispiel19
Beispiel22

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An sich ist mir ne Frau, die ne Platte auflegt per se sympathisch ... aber: wie legt die denn ne Plate auf: das geht ja gar nicht !

An sich ist mir ne Frau, die ne Platte auflegt per se sympathisch … aber: wie legt die denn ne Platte auf: das geht ja gar nicht !

Kibri - Prospekt (Auszug)

Kibri – Prospekt (Auszug)

Grethe Weiser – Grethe Weiser spricht Tucholsky (1961)

FrontCover1Hach, die gute alte Grethe Weise:

Grethe Weiser, geboren als Mathilde Ella Dorothea Margarethe Nowka (* 27. Februar 1903 in Hannover; † 2. Oktober 1970 in Bad Tölz), war eine deutsche Bühnen- und Filmschauspielerin.

Die Tochter eines Hochbau-Unternehmers wuchs in Klotzsche und Dresden auf. Sie besuchte die Höhere Töchterschule und die Friedelsche Privatschule in Blasewitz.

Mit 17 Jahren heiratete sie den Süßwaren-Großhändler und -Fabrikanten Josef Weiser. Das Ehepaar lebte zunächst in Dresden; 1922 kam der gemeinsame Sohn zur Welt. Nachdem ihr Mann das Kabarett-Theater „Charlott“ am Kurfürstendamm in Berlin gepachtet hatte, absolvierte Grethe Weiser dort erste Auftritte als Diseuse.

Kurze Zeit später zerbrach die Ehe; sie wurde 1934 geschieden. Grethe Weiser war nun als alleinerziehende Mutter auf sich gestellt, sie nahm Gesangs- und Schauspielunterricht und absolvierte Auftritte als Soubrette und Komikerin in zahlreichen Kabaretts, Revuen und Operetten. Von 1928 bis 1930 war sie an der Volksbühne in Berlin tätig, trat dann in verschiedenen Berliner Kabaretts sowie auch als Chansonsängerin auf. Weitere Auftritte hatte sie unter anderem am Thalia Theater in Hamburg oder am Komödienhaus in Dresden.

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Grethe Weiser stand 1930 erstmals und ab 1932 regelmäßig vor der Kamera. Als Filmschauspielerin war sie in der Nebenrolle „schlagfertige Zofe“ gefragt, beispielsweise in der romantischen Komödie Eskapade (1936). Als Sängerin hatte sie in dieser Zeit erfolgreiche Schlager mit Chansons wie „Der Vamp“ oder „Emil seine Hände“.

Ein Durchbruch gelang ihr 1937 mit Erich Waschnecks Film Die göttliche Jette. Weiser brillierte darin als eine junge Sängerin, die sich mit gesundem Selbstbewusstsein und Berliner Kodderschnauze behauptet und zum gefeierten Star aufsteigt. Ebenfalls 1937 spielte sie die Hauptrolle im Film Mädchen für alles.

Danach spielte sie fast nur Nebenrollen in Filmen aller Sparten, in denen sie jedoch das gesamte Repertoire ihres komischen Talents zeigen konnte, so unter anderem in Rolf Hansens Die große Liebe (1942), in Helmut Käutners Wir machen Musik (1942), in Carl Froelichs Familie Buchholz (1944) oder in Georg Jacobys Die Frau meiner Träume (1944).

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Dem Ansinnen, dem Vorstand der Reichstheaterkammer und damit der NSDAP beizutreten, widersetzte sie sich erfolgreich.

Im Film der Nachkriegszeit spielte Weiser in zahlreichen Unterhaltungsfilmen mit, oft als obsiegende Witwe, resolute Tante oder gefürchtete Schwiegermutter. Ihr Markenzeichen blieb auch weiterhin: Herz mit Schnauze. Sie war zu sehen in Hans Deppes Ferien vom Ich (1952) – als erholungsbedürftiger Bühnenstar Käthe Greiser – Meine Kinder und ich (1955), Lemkes sel. Witwe (1957) oder So angelt man keinen Mann (1959) und wirkte in insgesamt mehr als 100 Filmen mit. Zu ihren wenigen Auftritten beim Hörfunk gehört die 1949 produzierte Komödie Du kannst mir viel erzählen mit Heinz Rühmann und Elfriede Kuzmany (Regisseur Ulrich Erfurth).

Ab 1934 war sie mit dem Ufa-Produktionschef Hermann Schwerin liiert. Die beiden heirateten am 21. März 1958.

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1949 spielte sie unter der Regie ihrer Freundin Ida Ehre in Hamburg erstmals auf der Bühne die Rolle der Mary Miller in der Komödie Das Kuckucksei von Irma und Walter Firner, die zu ihrer Paraderolle wurde. Sie spielte diese Rolle alle zehn Jahre und nannte sie daher scherzhaft „meine Oberammergauer Passionsspiele“. Ebenfalls auf der Bühne hatte sie 1953 Erfolg als Mutter Wolffen in Gerhart Hauptmanns klassischer Gaunerkomödie Der Biberpelz. 1966 hatte sie in der deutschen Erstaufführung von Friedrich Dürrenmatts Theaterstück Der Meteor am Thalia Theater Hamburg als sterbende Toilettenfrau Nomsen eine ernste Charakterrolle. In dieser Rolle schlug sie ungewohnt leise, ernste und böse Töne an.

In den späteren 1960er Jahren sendete das Fernsehen viele heitere Theaterstücke. Das ZDF sendete zahlreiche Stücke mit Grethe Weiser. Eines der erfolgreichsten Stücke war Keine Leiche ohne Lily, die deutsche Adaption der Kriminalgroteske Busybody des britischen Bühnenautors Jack Popplewell.

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1969 begannen die Vorbereitungen zu einer Neuauflage von Das Kuckucksei, das diesmal, am 26. September 1970, auch im ZDF übertragen wurde. Dem waren die Dreharbeiten zu der sechsteiligen Fernsehreihe Theatergarderobe nach Drehbüchern von Horst Pillau vorausgegangen. Weiser spielte darin eine resolute Garderobiere, die als guter Geist der Schauspieler hinter den Kulissen wirkt und für alle Lebenslagen einen passenden Rat auf den Lippen hat.

Am 2. Oktober 1970 kollidierte der von Hermann Schwerin gesteuerte Citroën DS in Untersteinbach bei Bad Tölz frontal mit einem vorfahrtberechtigten Lkw. Schwerin, eine Haushälterin und die Pensionswirtin, bei der das Ehepaar Weiser-Schwerin Urlaub machte, waren sofort tot. Grethe Weiser starb nach Rettungsversuchen von Nothelfern. Sie wurde 67 Jahre alt. Grethe Weiser und Hermann Schwerin wurden am 9. Oktober 1970 auf dem landeseigenen Friedhof Heerstraße im Berliner Bezirk Charlottenburg (heutiger Ortsteil Westend) bestattet. Der Regierende Bürgermeister Berlins Klaus Schütz, zahlreiche Kollegen und mehrere tausend Menschen nahmen daran teil.

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Auf Beschluss des Berliner Senats ist die letzte Ruhestätte von Grethe Weiser (Grablage: 18-L-228/229) seit 1978 als Ehrengrab des Landes Berlin gewidmet. Die Widmung wurde 1999 um die inzwischen übliche Frist von zwanzig Jahren verlängert.

Ab 1934 besaß sie ein Sommerhaus am Blauen See bei Neu Wiednitz.

In Neu-Ulm wurde eine Straße nach ihr benannt. Sie befindet sich in der Nähe eines Kinos und weiterer Straßen mit Schauspielernamen. (wikipedia)

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Na ja, und dann der Kurt Tucholsky:

Kurt Tucholsky (* 9. Januar 1890 in Berlin; † 21. Dezember 1935 in Göteborg) war ein deutscher Journalist und Schriftsteller. Er schrieb auch unter den Pseudonymen Kaspar Hauser, Peter Panter, Theobald Tiger und Ignaz Wrobel.

Tucholsky zählt zu den bedeutendsten Publizisten der Weimarer Republik. Als politisch engagierter Journalist und zeitweiliger Mitherausgeber der Wochenzeitschrift Die Weltbühne erwies er sich als Gesellschaftskritiker in der Tradition Heinrich Heines. Zugleich war er Satiriker, Kabarettautor, Liedtexter, Romanautor, Lyriker und Kritiker (Literatur, Film, Musik). Er verstand sich selbst als linker Demokrat, Sozialist, Pazifist und Antimilitarist und warnte vor der Erstarkung der politischen Rechten – vor allem in Politik, Militär und Justiz – und vor der Bedrohung durch den Nationalsozialismus. (wikipedia)

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Und diese drei Lottchen Kurzgesachichten, die hier Grethe Weiser zu Gehör bringt, haben wohl einen ganz direkten Zusammenhang zu dem Thema „Tucholsky und die Frauen“:

Spätestens seit dem Erscheinen von Lisa Matthias’ Autobiografie Ich war Tucholskys Lottchen verfügen die Tucholsky-Forscher über genügend Stoff, um ausgiebig Spekulationen über das Verhältnis Tucholskys zu Frauen anzustellen. Matthias schilderte in ihren Erinnerungen Tucholsky als einen beziehungsunfähigen Erotomanen, der sie, selbst eine Geliebte, mit mehreren Frauen gleichzeitig betrogen habe. Die Veröffentlichung der Memoiren wurde 1962 als Skandal empfunden, weil Matthias nach Auffassung der Literaturkritiker zu sehr die Sexualität Tucholskys zum Thema gemacht habe. Dass sie Tucholsky „in noch weniger als Unterhosen“ (Walther Karsch) geschildert habe, trifft allerdings nicht zu. Auch Tucholskys erste Frau Else Weil bestätigte, dass er es mit der Treue nicht sehr genau genommen habe. Von ihr ist der Satz überliefert: „Als ich über die Damen wegsteigen musste, um in mein Bett zu kommen, ließ ich mich scheiden.“ Tucholskys zweite Frau Mary Gerold äußerte sich dagegen nie über das Privatleben ihres Mannes.

Für das Scheitern der beiden Ehen Tucholskys machen Biografen meist sein schlechtes Verhältnis zu seiner Mutter verantwortlich, unter deren Regiment er nach dem frühen Tod des Vaters gelitten habe. Tucholsky und seine beiden Geschwister beschrieben sie übereinstimmend als tyrannischen Typus der „alleinstehenden Hausmegäre“. Dies habe es dem „erotisch leicht irritierten Damenmann“ (Raddatz) unmöglich gemacht, auf Dauer die Nähe einer Frau zu ertragen. Kurz vor seinem Tod, als er noch mit Hedwig Müller und Gertrude Meyer liiert war, bekannte sich Tucholsky allerdings wieder zu seiner zweiten Frau Mary Gerold, die er zu seiner Alleinerbin machte. In seinem Abschiedsbrief an sie schrieb er über sich selbst: „Hat einen Goldklumpen in der Hand gehabt und sich nach Rechenpfennigen gebückt; hat nicht verstanden und hat Dummheiten gemacht, hat zwar nicht verraten, aber betrogen, und hat nicht verstanden.“

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Gerhard Zwerenz vertritt in seiner Biografie die These, Tucholsky sei nicht in der Lage gewesen, „intellektuelle Fähigkeiten beim Weib zu akzeptieren, ohne die Frau zugleich zu maskulinisieren“. Als Belege dafür führt er Aussagen an wie: „Frankfurt hat zwei große Männer hervorgebracht: Goethe und Gussy Holl“, oder die Tatsache, dass er Mary Gerold in seinen Briefen meist mit „Er“ angesprochen habe. Letztlich bleiben nachträgliche psychologische Betrachtungen dieser Art immer Spekulation. Fest steht, dass Tucholsky in seinen Erzählungen Rheinsberg und Schloß Gripsholm ein für damalige Verhältnisse fortschrittliches Frauenbild propagierte. Zudem unterstützte er mit Beiträgen in der sexualreformerischen Zeitschrift Die Neue Generation die Arbeit der Feministin Helene Stöcker.

Positiv dargestellte Frauengestalten in seinen Werken wie etwa Claire, die Prinzessin und Billie sind selbstständige Charaktere, die ihre Sexualität nach eigenen Vorstellungen ausleben und sich nicht überkommenen Moralvorstellungen unterwerfen. Dies gilt auch für die Figur des flatterhaften Lottchen. Seine Abneigung gegen asexuelle Intellektuelle im Reformkleid brachte Tucholsky in der Figur der Lissy Aachner in Rheinsberg zum Ausdruck. Die bösartige Direktorin des Kinderheims in Schloß Gripsholm entspricht dagegen eher dem Typus, den Tucholsky in seiner Mutter Doris gesehen haben könnte. (wikipedia)

Und auf dieser EP läuft dann die Grethe Weiser mit ihrem „spitzbübisch-keckem Talent“ zur Hochform auf.

Sie zelebriert jenes kecke. durchaus selbstbewusstes Persönchen, die es auf wunderbare Weise versteht, sich die Dinge so gerade zu biegen, bis es eben passt … und zwar so, dass es ein Hochgenuss ist; auch heute noch. Und da hilft ihr ihre legendäre „Berliner Schnauze“ ungemein.

BackCover

Besetzung:
Grethe Weiser (Sprecherin)

Alternatives Front + Back Cover:
AlternativesFront+BackCover

Titel:
01. Lottchen beichtet 1 Geliebten 4.31
02. Es reut das Lottchen 3.07
03. Lottchen besucht einen tragischen Film 7.54

Text: Kurt Tucholsky

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GretheWeiser05

Ein Artikel aus „Der Spiegel“ über das „wahre“ Lottchen“ (liegt der Präsentation bei):
Spiegel-Artikel 1962