Rita Pavone & Paul Anka – Ein Sonny Boy und eine Signorina (1964)

FrontCover1Die beiden haben Anfang der 60er Jahre ganz schön für Furore auf dem deutschen Schlagermarkt gesorgt:

Rita Pavone arbeitete nach ihrer Schulzeit in einer Turiner Hemdenfabrik als Näherin. Laut eigenen Aussagen „nervte“ sie die Wirte von Lokalen in ihrer Umgebung so lange, bis diese sie vor Publikum singen ließen. Deshalb meldete sie ihr Vater 1962 zu einem Nachwuchsschlagerfestival in Ariccia bei Rom an. Dort wurde sie vom Veranstalter Teddy Reno, der selbst ein recht bekannter Show-Star war, entdeckt.
Bereits im nächsten Jahr 1963 belegte Pavone — 1,49 m groß, rötliche, kurze Haare, 36 Kilogramm, oft in Rollkragenpullovern auftretend − in den diversen Hitparaden in Italien die ersten Plätze. Stücke wie La partita di pallone (ihre erste Platte), Cuore, Lui und Questo nostro amore begeisterten die italienischen Teenager.
Im selben Jahr hatte sie mit voluminöser Stimme auch ihre großen Erfolge in Deutschland. Wenn ich ein Junge wär erreichte auf Anhieb Platz 2 und ein Jahr später, im Duett mit Paul Anka gelang ihnen erneut mit Kiddy Kiddy Kiss Me ein großer Erfolg. 1964 erhielt sie den Bronzenen Bravo Otto RitaPavoneder Jugendzeitschrift BRAVO. Noch einmal, bevor sie auch in Frankreich und den USA Platten herausbrachte, hatte sie mit Arrivederci Hans einen Nummer-1-Hit.
Zwischen 1965 und 1967 entstanden auch fünf Filme mit ihr, die vor allem auf jugendliches Pubklikum zielten. Darunter zwei durch die Mitwirkung von Terence Hill auch in Deutschland vermarktete Filme, ein Musical-Italowestern „Blaue Bohnen für ein Halleluja“ und eine Komödie die im 2. Weltkrieg spielt „Etappenschweine“.
Im selben Jahr, 1968, heiratete sie Teddy Reno und brachte wenig später einen Sohn zur Welt. Bis zum Jahre 1971 wurden 12 Millionen Platten mit ihr als Sängerin verkauft. Sie erhielt eine eigene Fernsehshow in ihrem Heimatland und unternahm Tourneen durch Japan und Südamerika.
Gelegentlich tritt Pavone auch in den 1990er Jahren und dem neuen Jahrtausend in Italien und Frankreich, wo sie noch populärer war als in Deutschland, in kleinen Rollen in Musicals und Fernsehshows auf. Nach einer überstandenen Herzoperation 2004 ging sie ab März 2005 auf Abschiedstournee. (Quelle: wikipedia)

Paul Albert Anka (* 30. Juli 1941 in Ottawa) ist ein kanadischer Sänger, Komponist, Liedtexter und Schauspieler. In den 1950er Jahren war er ein Teenager-Idol. Sein Song Diana zählt zu den erfolgreichsten Singles aller Zeiten.

Paul Anka ist der Sohn libanesischer Eltern, die in Ottawa ein Restaurant betrieben. Mit 14 Jahren nahm er an Gesangswettbewerben in Kanada teil. 1956 war Paul Anka zu Besuch bei seinem Onkel in Los Angeles, wo er die Gelegenheit hatte, bei Ernie Freeman, dem A&R-Direktor von Modern Records vorzusingen. Freeman ließ PaulAnkaden Minderjährigen einen Plattenvertrag unterschreiben. Es entstand im Oktober 1956 die Single I Confess/Blau-Wile-Deveest-Fontaine (RPM #472), betitelt nach einem afrikanischen Dorf aus John Buchans Roman Prestor John, den Anka im Sommer für die Schule zu analysieren hatte. Hintergrundsänger waren die Cadets, die gerade mit Stranded in the Jungle einen großen Hit bei Modern in den Charts hatten. Damit war Anka der einzige weiße Interpret dieses reinen Rhythm & Blues-Labels. Es stellte sich jedoch schnell heraus, dass man mit Anka und seiner Musik nicht viel anfangen konnte, sodass der Titel lediglich 3000 Stück umsetzte und dann in den Archiven verschwand. Damit schien Ankas Gesangskarriere beendet.

Im Mai 1957 spielte Paul Anka in New York City neben drei anderen Songs dem Produzenten und Arrangeur Don Costa auch seine Eigenkomposition Diana vor, mit der er der drei Jahre älteren gleichnamigen Babysitterin seiner kleineren Geschwister imponieren wollte. Costa nahm den Titel mit Anka auf; es wurden weltweit mehr als zehn Millionen Schallplatten davon verkauft. Anka wurde zum Teenie-Idol. Diana wird zu den zehn meist verkauften Singles aller Zeiten gezählt. Es folgten weitere Tophits wie Lonely Boy oder Put Your Head on My Shoulder. (Quelle: wikipedia)

Und war es damals ja so, dass etliche amerikanische und auch englische Stars speziell für den deutschen Markt deutschsprachige Singles vröffentlichen … so auch Paul Anka.

Wie es dann aber dazu kam, dass er mit Rita Pavone auch Duettaufnahmen veröffentlichten, entzieht sich momentan meiner Kenntnis. Auf jeden Fall waren sie dabei mit der Single „Kiddy, Kiddy kiss me“ erfolgreich, und so nahm man dann diese Single zum Anlass, ein ganzes Album zu veröffentlichen … allerdings gibt es von den beiden eben nur die eben erwähnte Single … der Rest sind Soliaufnahmen der beiden. Und dabei sind so Kracher wie „Zwei Mädchen aus Germany“ oder „Wenn ich ein Junge wär“ … und ich sag´s mal so: Die quirlige Rita Pavone klingt auch heute noch verdammt gut … und wer Schmachtfetzen liebt ist bei Paul Anka eh in guten Händen !

DieStarsDesJahres1963A

Besetzung:
Paul Anka (vocals)
Rita Pavone (vocals)
+
Werner Müller und sein Orchester
L. Enriquez Orchester und Chor
Die Cornels und Sunnies
Orchester Sammy Lowe

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Titel:
01. Ein Sonny Boy und eine Signorina (Götz/Loose) (Rita Pavone & Paul Anka) 2.07
02. Okay! Okay! (Rossi/Vianello/Bradtke) (Rita Pavone) 2.13
03. Zwei Mädchen aus Germany (Buchholz/Loose) (Paul Anka) 2.48
04. Wenn ich ein Junge wär (Buchholz/Loose) (Rita Pavone) 2.12
05. Sunshine Baby (Anka/Costa/Loose) (Paul Anka) 2.26
06. Wenn du deinen kleinen Bruder siehst (Buchholz/Relin) (Rita Pavone) 2.36
07. Der schönste Ankerplatz (Buchholz/Bradtke) (Paul Anka) 2.39
08. Mein Jack, der ist zwei Meter gross (Strauss/Blecher) (Rita Pavone) 2.29
09. Elisabeth (Buchholz/Loose) (Paul Anka) 2.20
10. Es ist aus (Gaze/Ignor) (Rita Pavone) 2.14
11. Sweet, Sweet Rosalie (Munro) (Paul Anka) 2.34
12. Peppino aus Torino (Buchholz/Loose) (Rita Pavone) 2.10
13. Doch du hast keine Zeit (Anka/Bradtke) (Paul Anka) 2.19
14. Kiddy, Kiddy kiss me (Munro/Arnie) (Paul Anka & Rita Pavone) 2.41

DieSingle

 

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Verschiedene Interpreten – Halbstark – Die wilden 50er und 60er (1991)

FrontCover1Da haben wir auf der einen Seite so einen „billigen“ Sampler, der 1991 erschienen ist und von dem Privatsender „Pro 7“ promoted wurde und dann haben wir auf der anderen Seite einen Sampler, der letztlich das musikalisch kollektive Gedächtnis einer ganzen Generation repräsentiert … einer Generation die mittlerweile in Rente ist (oder demnächst in Rente gehen wird … ) Und natürlich ist hier nur von der pre-Beat-Ära die Rede … denn als Liverpool musikalisch die Welt eroberte, erloschen viele dieser Schlagerstars …

Und dennoch: Es wird nicht nur mir so gehen: Viele Titel sind mehr als gut bekannt, viele Titel haben uns in der späten Kindheit/frühen Jugend begleitet und keine Frage: So etliche Songs enthielten erste Attacken auf jene bigotte Spießbürger-Welt, die es galt , aus den Angeln zu heben. „Schuld war nur der Bossa Nova“ war eine Provokation, „Halbstark“ war erst recht ein weitere Provokation. Und mit der deutschen Fassung von „Tobacco Road“ versuchten sich die Lords als sozialkritische Kapelle. Und auch „Wenn ich ein Junge wär“ von Rita Pavone war eine kaum verhohlene Attacke auf die damaligen Geschlechterrollen. Und der Gitte Song „Ich will einen Cowboy als Mann“ ist hier noch gar nicht enthalten..

Über dieses Album habe ich dann noch eine interessante Besprechung gefunden:

„Wilde“ deutschen Songs aus den Jahren 1958-65 — das ist natürlich ein Widerspruch in sich. Erst Mitte der 1960er begannen einige Beat-Bands wie die Boots, tatsächlich mal ein bisschen zu rocken und nicht nur weichgespülte Schlagersoße auszudünsten. Trotzdem muss man der Auswahl zugutehalten, dass zumindest versucht wurde, „fetzige“, „pfiffige“ Stücke auszuwählen, und es sind auch einige nette Songs vertreten (u.a. von den Yankees, Drafi Deutscher und Benny Quick). Allerdings ist auch viel dabei, was ich persönlich schwer ertrage, oftmals unsäglich eingedeutschte Coverversionen. Trotzdem — es gibt sicherlich wesentlich schlechtere Sampler dieser Richtung; wer noch Material zum Beschallen einer Kitsch-Kult-Schlager-Oldie-Party sucht, der wird hier fündig. (Die zweite Teil Halbstark, Folge 2: Teenagermelodien zum Shaken, Twisten und Knutschen ist genauso „gut“. (Herr „Dr. Kurt Euler“ Offler)

DieHalbstarken01

So ganz kann ich dem wertem Dr. da nicht folgen. Natürlich gab es auch vor den Boots „wilde Songs“, denn das „Halbstarken-Milieu“ in Deutschland war definitiv vorhanden, und die bürgerliche Presse hatte immer wieder seine Gründe, sich darüber aufzuregen. Zu weiteren Vertiefung dieses Themas habe ich dieser Präsentation den lesenswerten Aufsatz der Historikerin Vanessa Erstmann „Halbstark! – Generationskonflikte in den 1950er Jahren in der Bundesrepublik“ (Quelle: aventinus nova Nr. 23 [04.08.2010] / Perspektivräume Jg. 1 (2010) Heft 1, S. 57-91) beigelegt.

Und mehr als einmal wanderten meine Gedanken zu der Frage, was aus all den Jugendlichen geworden ist, die damals ihre Münzen in die Musik-Box warfen, um ihre wilden aber auch sentimental-kitschigen Hits zu hören … Nun ja …, meinen Werdegang kenne ich ja *ggg*

Und um das Paket komplett zu machen, habe ich mir die „Mühe“ gemacht, alle Single-Hüllen der hier vertretenen 36 Lieder in eine eigene „Cover-Galerie“ zu packen.

SingleHüllen

Wie gesagt: Für die einen einfach eine nostalgische Schmunzeltour, für die anderen aber auch die Möglichkeit inne zu halten und über die Fragen „Wie wir wurden, was wir sind“ zu reflektieren. Für mich war bei der Beschäftigung mit diesem Sampler beides möglich. Und natürlich will ich darauf hinweisen, dass sich auf diesem Sampler auch so etliche Raritäten befinden wie z.B. „He, Little Blondie“ (von Steff und dahinter versteckt sich der spätere Liedermacher Stephan Sulke), „Wilhelm Tell Twist“ (von den rätselhaften Charly Cotton und seine Twist-Makers; dahinter versteckte sich Christian Bruhn, dem späteren Ehemann von Katja Ebstein) oder „Der Twist (The Twist)“ (von Oliver Twist & The Happy Twistler; über die weiß man eigentlich gar nichts …) … und … und … und …

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Titel:

CD 1:
01. Die Yankees: Halbstark (Adamowsky,/Bartelt 2.15
02. Drafi Deutscher: Marmor, Stein und Eisen bricht (Bruhn/Loose) 2.41
03. Benny Quick: Motorbiene (Laudis/Helmer) 2.36
04. Manuela: Schuld war nur der Bossa Nova (Weill/Mann/Buschor) 2.30
05. Rex Gildo: Speedy Gonzales (Kaye/Lee/Hill/Gerard)  2.37
06. The Swinging Blues Jeans: Tutti Frutti (deutsche Version) () 2.03
07. Ted Herold: Da Doo Ron Ron (Spector/Barry/Greenwich/Niessen/Alzner) 2.23
08. Connie Francis: Ich geb‘ ne Party heut‘ Nacht (Bush/Hunter/Vincent) 2.18
09. Ricky Shayne: Ich sprenge alle Ketten (Moroder/Holm)  2.13
10. Teddy Parker: Nachtexpress nach St. Tropez (Mayer/Niessen) 2.27
11. Rita Pavone: Wenn ich ein Junge wär (Buchholz/Loose) 2.14
12. Charly Cotton und seine Twist-Makers: Wilhelm Tell Twist (Weinzierl/Rieden) 1.56
13. Jan & Kjeld: Hello, Mary Lou (Pitney/Blecher) 2.14
14.  Rita Pavone & Paul Anka: Kiddy, Kiddy Kiss Me (Munro/Arnie) 2.42
15.  Conny Froboes: Diana (Anka/Strtöm) 2.15
16.  Detlef Engel:  Mr. Blue (Nicolas/Blackwell) 2.23
17.  Oliver Twist & The Happy Twistler:  Der Twist (The Twist) (Ballard/Helmer) 2.42
18.  The Lords: Tobacco Road (Loudermilk/Moesser) 2.11

CD 2:
01. Drafi Deutscher: Shake Hands (Relin/Gaze) 2.15
02. Manuela: Ich geh‘ noch zur Schule (Traditional/Bruhn/Loose) 2.29
03. Benny Quick: Twist um Mitternacht mit Susi (Hertha/Götz/Hellmer) 2.21
04. Rex Gildo: Liebe kälter als Eis (Devil In Disguise) (Kaye/Giant/BaumBuchenkamp) 2.18
05. Connie Francis: Schöner fremder Mann (Nicolas/Gordon/Hosey) 2.41
06. Five Tops: Rag Doll (Bader/Crewe/Gaudio) 2.52
07. Steff:  He, Little Blondie (Little Honda) (Wilson/Nicolas/Love) 2.12
08. Helen Shapiro: Frag‘ mich nicht warum (Tell Me What He Said) (Barry/Siegel) 2.48
09. Peter Kraus: Sugar Baby (Scharfenberger/Busch/v.Pinelli) 2.30
10. Tommy Kent: Susie Darlin‘ (Luke/Moesser) 2.34
11. James Brothers: Wenn (When) (Evany/Reardon/May/Blecher) 2.20
12. Lil Malmkwist: Bobby’s Girl (Klein/Hofman/Felming) 2.21
13. Ted Herold: Moonlight (Scharfenberger/Busch) 2.42
14. Oliver Twist & The Happy Twistler: Steiler Zahn (Crier/Schwabach) 2.43
15. Hans Blum: Charly Brown (Blecker/Leiber/Stoller) 2.26
16. Swinging Blue Jeans: Good Golly Miss Molly (Deutsche Version) (Marascalgo/Martinez/Blackwell/Retter) 2.04
17. Conny Froboess: I Love You Baby (Anka/Siegel) 2.10
18. Johnny Hallyday + The Rattles: Das alte Haus in New Orleans (House Of The Rising Sun) (Traditional/Price/Hellmer) 3.58

Horst Buchholz in dem Film "Die Halbstarken" (1956)

Horst Buchholz in dem Film „Die Halbstarken“ (1956)

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