Wenn man in so ein gewisses Alter kommt, dann wird es höchste Zeit, auch den Bestand an all diesen alten Büchern zu durchforsten, um sich dann – nach einem letzten Blick – von etlichen Werken zu verabschieden.
Und die Rubrik „Alte Bücher … ein letzter Blick“ gibt natürlich auch in einem besonderen Maße einen Einblick in meine persönliche oder auch berufliche Biographie.
Und dieses Buch verknüpft auf treffliche Weise meine persönliche wie berufliche Biographie.
Und das Buch hätte auch gut und gerne in meiner diesjährigen Weihnachtsrubrik präsentiert werden können … denn die gesamte Dramatik kulminiert (natürlich) zum Weihnachtsfest.
Wann immer der Name Enid Blyton fällt,.fallen einem die“5 Freunde“,“HanniundNanni“und all die anderen „spannenden“ Abenteuerserien der britischen Autorin ein.
Sie konnte aber auch anders und ihr Buch „Treffpunkt Keller“ ist ein gutes Beispiel dafür:
In der Erzählung „Treffpunkt Keller“, geht es um die beiden Jungen Tom und Robert, die mit ihren Familien umgezogen sind und sich in der neuen Umgebung zurechtfinden müssen. Sie ziehen in die Nachbarschaft von Familie Mackroth, die ihnen ein anderes Familienleben vorlebt.Tom, hat zwar Mutter und Vater und ältere Schwestern, aber er ist der Außenseiter in der Familie, denn seine Mutter hat immer etwas an ihm auszusetzen und auch am Vater lässt sie kein gutes Haar. Dieser sei schuld, am Umzug und an allem, dass im Leben schiefläuft.
Die britische Originalausgabe („The Six Bad Boys“) aus dem Jahr 1951:
Robert, dessen Vater verstorben ist, hat es noch schwieriger. Zwar bemüht er sich seiner Mutter zu gefallen, aber diese möchte lieber ihr eigenes Leben leben und empfindet ihn immer mehr als Last. Dies gipfelt dann darin, dass er die Mittagspause in der Schule verbringen muss, und das Leben mit seiner Mutter mehr und mehr zu Qual wird.
Per Zufall treffen die beiden Jungen auf eine Jungenbande, der sie sich anschließen. Zunächst machen sie sich ihren Treffpunkt wohnlicher, der für die 6 Jungen ein Ersatzheim darstellt, die alle aus zerrütten Familien kommen. Doch als sie sich zu kriminellen Handlungen hinreißen lassen (ins Kino schleichen, klauen, eine gefundene Brieftasche nicht abgeben…), geraten sie in die Mühlen der Jugendjustiz und müssen zu ihren Fehlern stehen. (Ulrike Ergenzinger)
Die deutsche Erstausgabe aus dem Jahr 1953:
Diese Erzählung ist erstmals 1951 gedruckt wurden. Seitdem hat sich einiges geändert, aber dennoch kann man noch heute dieses Buch mit anderen lesen. Der reale Alltag spielt diesmal eine wesentlich größere Rolle, und die beiden Protagonisten Tom & Bob sind glaubhaft.
Hat das Familienleben in einer zerrütteten Familie, einen negativen Einfluss auf Kinder? Was passiert, wenn ein Kind auf die schiefe Bahn gerät. Wie behandelt das Familiengericht solche Fälle? Dies wird in diesem Buch beantwortet. (Ulrike Ergenzinger)
Na ja … heutzutage laufen solche Verfahren natürlich schon ein wenig anders ab …
Und so urteilte damals die Presse:
Es gelingt Enid Blyton in der Tat (für mich ein wenig überraschend, denn ihre sonstigen Kinderromane sind ja eher holzschnittartig geschrieben) einerseits familiäre und zuweilen sehr problematische Prozesse und die dann damit zusammenhängenden schleichenden Prozesse in die Jugendkriminalität so zu beschreiben, dass sie stimmig sind. Und natürlich auch die dann folgende staatlichen Reaktionen (Stichwort: „Die Maschine des Gesetzes läuft an“).
Dass dabei natürlich traditionelle Familienklischees bedient werden (alleinerziehende Mutter. eine ewig nörgelnde Hausfrau etc.) versteht sich fast von selbst … das Buch entstand 1950/51.
Und natürlich wird das Thema „Erziehungs- Besserungsanstalten“ nicht mal ansatzweise als Quelle neuer Frustrationen oder gar Misshandlungen thematisiert. So weit war man damals noch nicht.
Für mich war dieses Buch wohl das erste Buch, das auf die Folgen von „zerrütteten Familien“ hinweisen wollte … und wenn ich es recht bedenke, wurde hier schon ein kleines Samenkörnchen gelegt, das dann, viele Jahre später aufging und ich mich entschloss, Sozialpädaoge zu werden.
Un wenn ich an die Szenen in dem Buch vor dem Jugendgericht lese, erinnerte ich mich natürlich daran, wie oft ich in meiner Zeit als Drogenberater vor dem Jugendgericht befand, um Aussagen zu meinen Delinquenten“ zumeist waren das dann Fälle wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz) zu machen.
Und noch eines: In meiner Verwandtschaft gab es mal zwei Brüder, (so ca. 16 und 18 Jahre alt) … denen nichts besseres einfiel, als ein Heim für Asylbewerber in Brand zu setzen … und ja, deren familiäre Situation war alles andere als gut.
Und das Buch stammt auch aus meinem Familienfundus, 1962 bekam es mein Bruder geschenkt (2. Auflage 1961; Illustrationen: Ute Köhler-Clavignet) … ca. 2 Jahre später schnappte ich mir es.
So gesehen … hat dieses Buch die unterschiedlichsten Bedeutung für mich und daher, habe ich es einfach komplett eingescannt …
So bin ich wohl ein Tor (dieses Projekt hat sich über 4 Wochen hingezogen). Ich konnte nicht anders. Amen“. Das nennt man dann wohl eine Herzenangelegenheit.
Und natürlich war damals noch die Prügelstrafe ein probates Erziehungsmittel (war bei mir auch noch so):
Und noch so ein „sozialkritischer Roman“ aus dem Erika Klopp Verlag:
Weitere deutschsprachigen Ausgaben: