Atlas – Atlas (1977)

FrontCover1Jetzt wird es interessant:

Atlas war ein kurzlebiges österreichisches Bandprojekt, das Jazz und Soul Funk auf einzigartige Weise verband. Die Band war von 1975 bis 1978 aktiv. Die Gruppe bestand aus verschiedenen Musikern aus Wien und Niederösterreich, die 1977 eine LP in kleiner Auflage veröffentlichten. Verantwortlich für die Aufnahmen war Ernie Seuberth, der später in seinem Wiener Gorilla-Studio viele österreichische New Wave-Platten produzierte. Einer ihrer Sänger, der auf ihrer einzigen LP nicht zu hören ist, war Hansi Lang. Nach der Veröffentlichung löste sich die Band auf und die Musiker setzten ihre Arbeit in den Bereichen New Wave (Thomas Böröcsz – Minisex, Falco), Blues Rock (Helmut Pichler – W. Ambros) und Jazz (Helmut Plattner & Gereon Wolter – Plattner & Plattners Jazz Corporation) fort. (discog.com)

Gereon Wolter01

… durch die internationalen Kompendien, Websites, Fanzines und Sammlerkreise in den letzten 10 Jahren, während ein kürzlich wieder aufgetauchtes Exemplar der Original-Vinylpressung schließlich für hunderte von Dollars auf ebay verkauft wurde. Hier ist eine der unauffindbaren Platten, die beweist, dass Funk & Soul Musik keine geographischen Grenzen kennt und keine Grenzen setzt. Es präsentiert einige unbekannte österreichische Musiker, die auf Funk & Soul aufgesattelt haben, aber noch nie geritten sind. Helmut Plattner01Das Ergebnis ist ein umwerfendes Qualitätsalbum, das einen auf einen spannenden Ritt mitnimmt und die Seele jedes beteiligten Musikers widerspiegelt, gekrönt von unglaublich souligen Vocals! Vielleicht mochten diese österreichischen Jungs es einfach und wussten, wie sie „ihr Ding“ machen konnten… fragen Sie jeden fortgeschrittenen Groove-Sammler oder Funk-DJ, welches Album er bewertet, und unter den Namen werden Sie normalerweise „Atlas“ finden.

Was für ein Cover-Artwork für ihr Debütalbum gewählt wurde! Auf den LP-Hüllen sind meist wohlgeformte Schönheiten abgebildet, die noch ein wenig hübscher sind als dieses Frontcover von E.F. Wondrusch. Die Meinungen gehen auseinander, ob dieser seltsame Blickfang einer der Gründe für die schwachen Verkaufszahlen des Albums und die völlige Orientierungslosigkeit der Band nach der ursprünglichen Veröffentlichung auf Bacillus Records/Bellaphon Austria sein könnte. Ein weiteres trauriges Beispiel für eine Gruppe von Musikern und Produzenten, die nie die Anerkennung erhielten, die sie verdient hätten. Die Toningenieure und Produzenten Ernie Seuberth, Rudi Sykora und Joe Ofenböck stellten ihre Maschinen in den Gorilla Studios auf und verwendeten AKG-Equipment für die Aufnahmesessions und ihre zeitlose Remix-Überwachung. Das Masterband lagerte in den Tresoren von Bellaphon Austria, wo es auf Anfrage von Sonorama zur Wiederveröffentlichung wiederentdeckt wurde.

Reinhard Kühne01„Atlas“ – das Album – beginnt mit „Hey Man!“, aufgebaut auf unglaublichen Bläsersounds, dubbigen Halleffekten kombiniert mit heulenden Gitarrenriffs und der bluesigen Stimme von Reinhard Ploil. Dann eröffnet ein gephastes Schlagzeugsolo den Track „Pasteboard“ … und katapultiert den Hörer in den Jam-Himmel mit atemberaubenden Parts von Slide-Posaune und Fender-Rhodes-Arbeit. Die sanfte Stimme Reinhards auf „Ain`t No Sunshine“ wird mit verträumtem Fender-Piano und leichten Bläsern kombiniert, um den Bill Withers-Klassiker in eine der schönsten Versionen überhaupt zu verwandeln. Der Sänger beeindruckt auch bei den selbst geschriebenen Balladen „Skybird, Fly“ und „Let`s Not Believe“, während „Necessity“ ein verrückter Funk-Track ist, der diese LP zu einem Klassiker unter DJs und Rare Groove-Liebhabern machte. „Play It Cool“ ist der eingängigste Blue-Eyed-Soul-Song auf der Platte und hätte monatelang im Radio laufen müssen, aber warum gab es keine Programmmacher, die entdeckt haben, dass alle Stücke auf diesem verschwundenen Longplayer cool sind?

Thomas Böröcz01Der Schlagzeuger und Perkussionist Thomas Böröcz war das einzige Bandmitglied, das als ständiger Schlagzeuger des österreichischen Popsängers Falco in den 80er Jahren einen gewissen Bekanntheitsgrad in der österreichischen Musikgeschichte erreichte. Alle anderen gesicherten Fakten über die Bandmitglieder von „Atlas“ sind bis heute Gerüchte und harren der Aufklärung. Ihre ursprüngliche Plattenfirma hat keine Infos oder Fotos über diese exzellente, aber kurzlebige Formation in ihren Archiven aufbewahrt, so dass alle Dokumente verschwunden zu sein scheinen. Jetzt ist dieses unauffindbare Jazz-Funk-Juwel für Ihre Ohren verfügbar, indem Sie einfach die Taste Ihres CD-Players berühren oder einen Tonabnehmerarm auf das Vinyl legen. Hier ist das einzige mysteriöse und geniale Album von „Atlas“ – viel Spaß! (Ekkehart Fleischhammer)

Nun ja, genial ist das Album nun nicht, aber wer epfefferten Jazz-Rock im Stil von „Blood, Sweat & Tears“ hören will, ist hier mehr als gut bedient … von daher ein sehr empfehlenswerte Geheimtipp, wenngleich das Cover leider an Geschmacklosigkeit kaum zu überbieten ist.

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Besetzung:
Franz Berka (saxophone)
Thomas Böröcz (drums, percussion)
Reinhard Kühne (guitar)
Helmut Pichler (bass)
Helmut Plattner (trumpet)
Reinhard Ploil (vocals)
Joe Rauter (trumpet)
Hannes Seidl (piano, clavinet)
Gereon Wolter (trombone)

Atlas01

Titel:
01. Hey, Man! (Kühne/Ploil) 3.34
02. Pasteboard (Wolter) 5.34
03. Skybird, Fly (Ploil/Böröcz) 4.35
04. Necessity (Kühne/Ploil) 3.02
05. Ain’t No Sunshine (Withers) 3.47
06. Play It Cool (Berka/Ploil) 3.25
07. Rhode Island (Wolter/Ploil) 3.45
08. We Are Happy (Kühne/Ploil) 3.49
09. Let’s Not Believe (Seidl/Ploil) 3.11

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Manfred Scheuch – Historischer Atlas Deutschland (1997)

TitelFür historisch interessierte ist dieser „Historische Atlas“ ganz sich von Interesse. Und wir reden hier von einer immensen Fleißaufgabe:

Manfred Scheuch hat mit seinem Historischen Atlas Deutschland erstmals einen detaillierten Überblick der einzelnen Territorien Deutschlands erstellt und präsentiert übersichtlich die oftmals komplizierte Entwicklung der zahllosen Grafschaften und Reichsstädte, Kurfürstentümer und Herzogtümer, Erzstifte und Abteien. Mehr als 200 Planskizzen und historische Karten ermöglichen einen Überblick über die wichtigsten Stationen des Gesamtstaates: Von den Germanenstämmen der Vorzeit über das Frankenreich als Vorstufe zum Ersten Reich, das als Heiliges Römisches Reich eine Sonderstellung in Europa einnahm. Vom Zerfall in viele kleine Herrschaftsgebiete bis zur größten Katastrophe der deutschen Geschichte und den Erfahrungen daraus. Vom schwierigen Weg zur Wiedervereinigung in einem sich wandelnden Europa. Neben den heutigen Bundesländern werden auch jene Gebiete behandelt, die sich nur vorübergehend im Verband des Reiches befanden. Ein ausführlicher Anhang über die wichtigsten Kaiser und Könige, Staatsoberhäupter und Regierungschefs komplettiert dieses Geschichtsbuch, das sowohl als Nachschlagewerk zur raschen Orientierung als auch zur Vertiefung in Teilgebiete der deutschen Geschichte funktioniert.

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Manfred Scheuch hat mit seinem Historischen Atlas Deutschland erstmals einen detaillierten Überblick der einzelnen Territorien Deutschlands erstellt und präsentiert übersichtlich die oftmals komplizierte Entwicklung der zahllosen Grafschaften und Reichsstädte, Kurfürstentümer und Herzogtümer, Erzstifte und Abteien. Mehr als 200 Planskizzen und historische Karten ermöglichen einen Überblick über die wichtigsten Stationen des Gesamtstaates: Von den Germanenstämmen der Vorzeit über das Frankenreich als Vorstufe zum Ersten Reich, das als Heiliges Römisches Reich eine Sonderstellung in Europa einnahm. Vom Zerfall in viele kleine Herrschaftsgebiete bis zur größten Katastrophe der deutschen Geschichte. (Verlagsankündigung)

Ergänzt werden musss dann aber noch, dass auch die Länder Österreich und die Schweiz ebenfalls in ihrer historischen Entwicklung präsentiert werden.

Geschichtsbücher haben ein Problem: Sie müssen ein unerschöpfliches Reservoir an Daten und Fakten zu einer möglichst verständlichen, sinnvollen Darstellung zusammenfassen. Dabei werden zwangsläufig große Teile der verfügbaren Informationen weggelassen oder nur sehr am Rande gestreift. Vor allem eine historische Übersicht, die mehrere Jahrtausende eines größeren Raumes thematisch aufarbeiten will, kommt ohne Auslassungen nicht zu einem präsentablen Ergebnis.

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Manfred Scheuch versucht nichts weniger als die komplette Geschichte Deutschlands darzulegen. In Form eines Atlanten, der ein ausreichend großes Format für Karten, Bilder und grafische Zusatzinformationen bietet, versucht er von den Anfängen des germanischen Wirkens noch vor Christi Geburt bis zur Wiedervereinigung möglichst erschöpfend zu schildern. Daran anschließend geht er auf knapp einhundert Seiten auf die Geschichte der deutschen Bundesländer ein.

Jedes einzelne Kapitel beinhaltet eine moderne Übersichtskarte aus dem jeweiligen Zeitraum, historische Karten, Bilder, Tabellen und Diagramme. Doch der Großteil der Informationen ist im Textteil zu finden. Hier fallen der komplexe Stil und die Liebe zum kleinsten Detail auf. Diesem Bericht ist nicht immer einfach zu folgen, denn die Fülle an Einzelschicksalen, Jahreszahlen und Anekdoten ist nicht jedermanns Sache. Manchmal wirkt der Text wie aus einem Geschichtslexikon entlehnt. Doch hat man sich erstmal an Stil, Methodik und die inhaltliche Gliederung gewöhnt, beginnt man zusammenhängend zu verstehen, worauf es dem Autor ankommt. Er will ein Gefühl für die Epoche wecken, neben Details auch die Übersicht geben und die Bedeutung der Handlungsträger hervorheben.

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Brillant sind die Karten und Faksimiles, die dem teilweise langen Text beigegeben wurden. Sie vereinfachen die Informationsaufnahme, geben ein Gerüst und erleichtern den Zugang zu den komplexen Vorgängen. Hier ist sehr sorgfältig darauf geachtet worden, dass auch der Laie problemlos verstehen kann, was wann geschehen ist und inwiefern es wichtig für die Entwicklung Deutschlands ist.

Immer wieder gibt es in der chronologischen Abfolge der einzelnen Kapitel Einschübe, die langfristigere Zusammenhänge beleuchten. So wird beispielsweise gesondert auf die Lage der Juden in Deutschland von 1048 bis 1848 eingegangen, die Hochzeit der Hanse dokumentiert oder auf die deutschen Kolonien eingegangen. Hier liegen die Stärken des Autors, der solche langen Zeiträume in wenigen Sätzen sehr klar zusammenfassen und verdeutlichen kann.

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Ein weiterer Abschnitt des Atlases beschäftigt sich mit den „Früheren Ländern des Reiches“. Hier wird in kurzen Kapiteln auf Österreich, das Elsass, Lothringen, die Schweiz, Savoyen, die Niederlande, Belgien und Luxemburg, Schlesien, Böhmen und Mähren eingegangen.
Im Anhang finden sich ein Personenregister, eine Liste der Kaiser und Könige, der Landesfürsten, eine Literaturliste und ein Bildnachweis.

Ein „Historischer Atlas Deutschland“ gehört in jedes Haus. Ob es das Werk von Manfred Scheuch sein muss, bleibt dem Leser überlassen. Zu groß ist die Liste der möglichen Bücher und Fachwerke zu diesem Thema. Für den „Scheuch“ spricht sein für dieses Unterfangen sehr großes und angemessenes Format, die hervorragenden Karten und historischen Belege, der einfache Zugang und die sehr kompakte Zusammenfassung. Des Weiteren ist der Blick auf die Bundesländer und die früheren Länder des Reiches eine sinnvolle Erweiterung. Nur der Stil des Textes macht es nicht immer leicht, sämtliche Informationen sofort zu erfassen, doch bietet er einen sinnvollen Kompromiss zwischen Komplexität und Allgemeinverständnis.

Exzellent ist für ein Buch dieses Umfangs und dieser Druckqualität der Preis. Hier kann man nichts falsch machen. (Stefan Erlemann)

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Aber natürlich gab´s bei der Veröffentlichung auch kritische Stimmen:
Der Historische Atlas Deutschland von Manfred Scheuch ist als Atlas eine Fehlanzeige.
Es ist in Wirklichkeit nur ein ganz normales Buch mit viel Text und mit Bildern (Fotos, Gemälden). Karten gibt es zwar auch. Sie sind aber nur Teil des WortßTextes und in der Regel so simpel und schematisch gezeichnet, dass man von einer Wikipedia Karte mehr Details erfährt.
Was man eigentlich von einem historischen Atlas erwartet, nämlich Geographische Entwicklungen, Kulturlandschaften, politische Grenzen, Langzeitentwicklungen, Historie von Grenzziehungen und spezielle graphische Darstellungen von Bevölkerungsentwicklungen, Religionsverteilung, Seuchen usw. fallen gänzlich unter den Tisch.
Zum Text: konventionelle 08/15 Ländergeschichten. Auch dies völlig unoriginell aufbereitet. Halb Ereignisse & Politik, halb Anekdoten bunt gemischt. Von Geschichte im Raum und Raum in der Geschichte keine Spur. (Ohrwurm)

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Also dieser harschen Kritik kann ich mich nun wirklich nicht anschließen.Dass selbst ein Buch mit 256 Seiten niemals die „ganze Wahrheit“ sein kann, (es handelt sich ja „nur“ um 2000 Jahre deutsche Geschichte) erschließt sich eigentlich von selbst.

Für mich bleibt es ein Standardwerk, das zu einer übersichtsartigen Beschäftigung mit der deutschen Geschichte durchaus verwendet werden kann.

Mich störte viel mehr, dass hier die Geschichte überwiegend aus der Sicht der Herrschenden beschrieben wird … aber für die andere Sicht habe ich dann ja meinen Bernt Engelmann mit seinen „Anti-Geschichtsbüchern“ (kann gar nicht genug empfohlen werden).

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Über den Autor:

Manfred Scheuch (* 31. Juli 1929 in Wien; † 3. Februar 2016[1] ebenda) war sozialdemokratischer österreichischer Journalist, Historiker und Autor.

Nachdem Manfred Scheuch sein Geschichtsstudium 1961 mit einer Dissertation über die Frühzeit der Arbeiterbewegung in Vorarlberg und dem Dr. phil. beendet hatte,[2] trat er 1963 als Journalist in die Arbeiterzeitung (AZ), das Zentralorgan der Sozialistischen Partei Österreichs (SPÖ), ein. Die Partei befand sich damals, bis 1966, in einer so Beispiel61genannten „großen Koalition“ mit der Österreichischen Volkspartei (ÖVP).

In der AZ stieg er 1967 (1966 war die SPÖ bis 1970 Oppositionspartei geworden) zum Ressortleiter der Innenpolitik auf. 1970 wurde Manfred Scheuch vom Parteivorsitzenden Bruno Kreisky, damals soeben Bundeskanzler einer SPÖ-Minderheitsregierung geworden, als Nachfolger von Paul Blau zum Chefredakteur der AZ bestellt. (Kreisky blieb nun bis 1983 Regierungschef von SPÖ-Alleinregierungen.)

Als Parteizeitung hatte es die AZ in der Medienkonkurrenz der 1970er und 1980er Jahre immer schwieriger. 1989 verkaufte die SPÖ ihr Blatt an den Werbemanager Hans Schmid (dem in der Folge auch kein Erfolg mit der Zeitung beschieden war). Scheuch schied aus der AZ aus.

1990 und 1991 war Scheuch Chefredakteur des Wiener Blattes, 1992 bis 1996 des SPÖ Wien Telegramms und danach Redakteur des Wiener Teils im Österreich Magazin der SPÖ.

Scheuch war in der Folge vor allem als Autor historischer Fachliteratur anerkannt. (Quelle: wikipedia)