Maria Bill – Maria Bill (1983)

FrontCover1.JPGManchmal lang ich mir ja an Hirn … wie konnte es nur dazu kommen, dass ich diese Maria Bill erst jetzt entdecke … ist sie doch eine der profiliertesten Sängerinnen Österreichs (auch wenn sie eigentlich aus der Schweiz kommt) … und als Schauspielerin wusste sie wohl auch zu glänzen:

Maria Bill (* 15. November 1948 in Trogen, Schweiz) ist eine Schweizer Schauspielerin und Sängerin.

Maria Bill ist eine von vier Töchtern von Arthur Bill und seiner Frau Berta. Ihre Eltern arbeiteten im internationalen Kinderdorf Pestalozzi in Trogen im Appenzeller Mittelland, deshalb wuchsen die vier Schwestern auch dort auf. Aufgrund der Internationalität im Dorf lernte Bill die Lust an Sprachen und am Imitieren dieser. Einmal jährlich wurde den Kinderdorfpaten eine Tanz- und Singvorstellung der Kinder geboten, wodurch Bills Interesse am Schauspiel geweckt wurde.

Anfang der 1970er Jahre wurde Maria Bill von ihrer Mutter, die ihrerseits daheim Lieder der Piaf gesungen hatte (vgl. Abschnitt Musikkarriere unten), nach Zürich auf die Schauspielschule geschickt. 1971 bis 1974 hatte sie ihr erstes Engagement am Zürcher Theater am Neumarkt. Nach drei Jahren als Ensemblemitglied wurde sie von den Kollegen per Ensemblebeschluss hinausgeworfen: „Du fühlst dich als Küken im Nest zu wohl. […] Du musst raus in die Provinz und die Scheiße kennenlernen!“

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Maria Bill und  Michael Schottenberg, 1980

Auf Anregung des damals noch jungen, späteren Regisseur Christoph Marthaler, den Bill als Straßenmusiker in Zürich kennenlernte, kam sie anschließend auf die Theaterschule von Jacques Lecoq in Paris: „Lecoq hat mich befreit und mir die Hemmungen genommen.“ Dort setzte sie sich auch mit ihrem komödiantischen Talent auseinander.

Zurückgekehrt nach Zürich wollte sie gemeinsam mit einem Clownkollegen und einem Kastenwagen durch die Lande touren. Zu dieser Zeit gastierte in Zürich auch Hans Gratzer mit seinem „Flittertheater“, den Bill dort ebenso kennenlernte, wie sein „Truppenmitglied“ Michael Schottenberg, ihren späteren Ehemann:

„Ich dachte mir: Eigentlich ist es genau das, was ich machen möchte! Da will ich mit! Ich bin also mit dem Clown nach der Vorstellung zum Gratzer, um ihm das zu sagen. Er hat es eingesehen und uns beide tatsächlich gleich mit auf Tour genommen. So habe ich dann auch den Schottenberg kennengelernt, und als mich der Gratzer mit nach Wien nehmen wollte, hatte ich gar nichts dagegen.“ (Maria Bill)

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Maria Bill im Jahr 1985 beim Austria Rockfestival in Voitsberg

Bill war sodann ab Gründung im Jahr 1978 beim ersten Ensemble des Wiener Schauspielhauses dabei. Der Gründer Gratzer hatte fünf Premieren hintereinander angesetzt, wobei das Haus nach der Adaption auf Theater vom Ensemble selbst noch fertig hergerichtet werden musste: „Wir haben gehackelt wie die Wahnsinnigen – und hinten noch die Häusln geputzt, während vorn schon das Publikum mit den Sektgläsern in der Hand herumstand.“ Breitere Bekanntheit erlangte die Bill im Jahr 1982 mit einem am Schauspielhaus gespielten und gesungenen Stück über das Leben der Édith Piaf, für das sie mit der Kainz-Medaille der Stadt Wien ausgezeichnet wurde. Es folgte 1982/83 eine Tournee in die Schweiz und nach Deutschland mit Auszeichnung mit dem Goldenen Theatertaler der Stadt Berlin.

In der Folge spielte sie unter anderem im Theater in der Josefstadt, am Burgtheater und in Michael Schottenbergs Theater im Kopf. 1995 bis 2004 wurde sie von Emmy Werner ans Volkstheater geholt. Für ihre Darstellung der Salome Pockerl in Nestroys Der Talisman erhielt sie den Karl-Skraup-Preis, als Bertolt Brechts Mutter Courage feierte sie ebenfalls Erfolge. Auch in der Direktionszeit ihres Ehemanns Michael Schottenberg ab der Spielsaison 2005/06 war Maria Bill auf der Bühne des Volkstheaters zu sehen, darunter als Sally Bowles in Cabaret (2007), in Wer hat Angst vor Virginia Woolf sowie in Hiob. In der Spielzeit 2013/2014 stand sie „in einer der wunderbarsten Rollen auf ‚ihrer‘ Bühne“ (ORF/Ö1[3]): Sie spielte in Glorious (Regie: Michael Schottenberg) die „berühmteste Falschsängerin aller Zeiten“ (ORF/Ö1), Florence Foster Jenkins. Ab Februar 2014 spielte sie mit Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui (Regie: Schottenberg) in einem weiteren Stück von Bertolt Brecht.

Bei den Salzburger Festspielen in den Jahren 1999 und 2010 verkörperte sie im Jedermann die Guten Werke.

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Im September 2010 fasste Maria Bill in ihren Dankesworten anlässlich des ihr verliehenen Goldenen Verdienstzeichen des Landes Wien ihre Zeit in Wien zusammen mit:

„Eigentlich wollte ich nur kurz bleiben, und heute, nach 30 Jahren, bin ich immer noch hier. Wien hat mich mit offenen Armen empfangen und aufgenommen. Ich habe hier tolle Menschen kennengelernt und wichtige Rollen gespielt.Ausgangspunkt ihrer musikalischen Karriere waren Bills Auftritte über die Piaf:

„Andere schreiben ihre Sehnsüchte und Verzweiflungen als Jugendliche in Tagebücher, bei mir waren es Lieder. Sie sollten aber lange Zeit mein Geheimnis bleiben. Als ich 1982 im Schauspielhaus dann dieses Stück über Edith Piaf spielen und singen durfte, hat mir diese Alte irrsinnig Mut gemacht. ‚Wenn ich singe, bin das ich‘, hat sie gesagt, und das hielt ich für eine gute Idee. Die Plattenfirmen haben mir damals die Tür eingerannt! Ich sollte allerdings Piaf-Lieder singen, und das fand ich absurd – denn die gab es ja im Original. Also habe ich meine eigenen Lieder aus der Schublade geholt.

Christian Kolonovits als ihr Produzent und Maria Bill sichteten daraufhin ihren vorhandenen Liederbestand und sortierten aus. Trotzdem die beiden am nächsten Tag aus den aussortierten Liedern wieder welche hinzunahmen, blieben es für eine (erste) Langspielplatte zu wenige, woraufhin Kolonovits meinte, Bill müsse noch etwas schreiben. Als „Geschenk des Augenblicks passiert[e]“ ihr dann an einem weiteren Tag der zukünftige Hit „I mecht landen“.

Single

Die Single. 1983

Mit dem 1983 veröffentlichten Debütalbum (LP) Maria Bill gelang es ihr, im folgenden Jahr in den Spitzenbereich der Hitparade vorzudringen. Der darauf enthaltene Titel I mecht landen gilt als erfolgreicher Vertreter des Austropop. Im September 2012 wurde ihr schon seit längerer Zeit vergriffenes Album von 1983 unter dem Titel Anniversary Edition sowie mit ihren Liedern bis 1987 auf einer Doppel-CD neu veröffentlicht. Mit einem Großteil dieser Lieder ging der „Kurzzeit-Austropop-Star“ (Falter), beginnend ab 5. Oktober im Wiener Konzerthaus, auf Abschiedstournee.

Neben der Interpretation der eigenen Lieder zählen ihre musikalischen Programme mit Chansons von Édith Piaf und Jacques Brel zu ihren Erfolgen. Immer wieder singt sie weiterhin unter den Titeln Maria Bill singt Edith Piaf, Maria Bill singt Jacques Brel, sowie Maria singt Bill[2] auf verschiedenen Bühnen im deutschsprachigen Raum.

Im Oktober 2014 – in der Abschiedssaison von Michael Schottenberg – war Maria Bill mit Liedern von Kurt Weill und Bertolt Brecht auf der Bühne des Volkstheaters.

Dem Publikum ist sie auch durch Rollen in den Fernsehserien Kottan ermittelt und Trautmann bekannt, in den Filmen Das Geheimnis (1992), Averills Ankommen (1992) und Das zehnte Jahr (1995) spielte sie Hauptrollen. 2006 spielte sie die Prostituierte Herta im Spielfilm Slumming von Michael Glawogger.

Maria Bill beteiligte sich auch an Hörspielen. Das 1981 erschienene Kinderbuch Valerie und die Gute-Nacht-Schaukel von Mira Lobe und Winfried Opgenoorth wurde 1993 von Erich Meixner vertont. Sie leiht darin der Hauptfigur Valerie ihre Stimme.

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Gemälde von Alfred Biber

Maria Bill war 35 Jahre mit dem Schauspieler, Regisseur und ehemaligen Direktor des Volkstheaters Michael Schottenberg verheiratet. Ende 2011 machten sie die Trennung öffentlich. Maria Bill spricht von ihm, ohne den Vornamen zu nennen, als (den) Schottenberg.

Deren beider Sohn ist der österreichisch-schweizerische Schauspieler und Musiker Tany Schottenberg (* 1988), der aus seinen beiden Vornamen seinen Künstlernamen Tany Gabriel gebildet hat.

Maria Bill lebt in Wien-Neubau und fährt in der Stadt mit dem Fahrrad, unter anderem zu Interviews. Sie beherrscht die im Appenzeller Raum Talerschwingen genannte Technik, wobei eine 5-Franken-Münze in einer Tonschüssel kreisen gelassen wird. (wikipedia)

Das nenn ich ein pralles Leben !

Hier ihr Erstlingswerk und ich sag´s mal, wie es ist: Dieses Album ist einfach ne Wucht !

Da haben wir eine großartige Stimme, da haben wir Texte, die unter die Haut gehen („Lass dich nicht schrecken„, „Ich will keine Angst haben„, „Kaktus“). Bestimmte Textzeilen möchte man am liebsten in den Arm  und mit in den Schlaf nehmen.

Die Musik … mal zärtlich, mal stürmisch, mal zornig, mal sehnsüchtig …  die Facetten all jener intensiven Emotionen einfangend … und eine Band, die dazu aufmerksam, kraftvoll und zugleich sensibel aufspielt.

Das Album: Ein Triumph intensiver Emotionen … !

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Besetzung:
Maria Bill (vocals)
Christian Felke (saxophone)
Christian Kolonovits (keyboards)
Mischa Krausz (bass)
Jürgen Zöller (drums, percussion)

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Titel:
01. Lass dich nicht schrecken (Kolonovits/Bill) 3.42
02. I Mecht landen (Kolonovits/Bill) 4.31
03. Meine Schuhe (Bill) 3.06
04. Café De Flore (Bill) 4.38
05. May Be (Bill) 3.36
06. Was ist los (Bill) 2.59
07. Kaktus (Kolonovits/Bill) 5.31
08. Ich will keine Angst haben (Bill) 4.43
09. Amsterdam (Bill) 1.31
10. Der letzte Gspritzte (Bill) 4.15

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