Milva (* 17. Juli 1939 als Maria Ilva Biolcati in Goro; † 23. April 2021 in Mailand) war eine italienische Sängerin und Schauspielerin. Sie sang in mehreren Sprachen – darunter Deutsch – und war auch international erfolgreich. Sie trug die Beinamen La Rossa („die Rote“) und La Pantera di Goro („der Panther von Goro“).
Milva wurde 1961 Siegerin eines Wettbewerbs bei der italienischen Fernsehgesellschaft Rai und erreichte Platz 3 beim Sanremo-Festival. Danach wurde sie in Italien ein Star. Aus ihrer von 1961 bis 1969 dauernden Ehe mit ihrem damaligen Manager und Förderer Maurizio Corgnati stammt eine 1963 geborene Tochter, die Kunstkritikerin Martina Corgnati.
1965 wurde sie von Giorgio Strehler an das Piccolo Teatro in Mailand verpflichtet. Milva sagte darüber später: „Das Theater wurde zu meiner großen Leidenschaft, und ich habe sehr viel und sehr eng mit Giorgio Strehler zusammengearbeitet.“ 1978 nahm sie die Single Zusammenleben mit der Musik von Mikis Theodorakis auf (Text: Thomas Woitkewitsch) und wurde dadurch auch im deutschen Sprachraum bekannt. Es folgten zahlreiche Konzerte, Tourneen und weitere deutschsprachige Aufnahmen, von denen Freiheit in meiner Sprache (Ennio Morricone, Thomas Woitkewitsch) und Hurra, wir leben noch (Klaus Doldinger, Thomas Woitkewitsch) die erfolgreichsten waren.
Milva nahm zwischen 1961 und 2007 insgesamt fünfzehnmal am Sanremo-Festival teil. Dort war Tango italiano im Jahre 1962 auf dem zweiten Platz ihr größter Erfolg. Sie hält damit den Rekord mit den meisten Teilnahmen ohne Sieg.[4] In den 1980er Jahren wirkte sie in mehreren Spielfilmen mit. Auch mit Songs von Bertolt Brecht machte sich die überzeugte Sozialistin einen Namen. Milva war bei zahlreichen Musiksendungen in den Fernsehprogrammen Mittel-, West- und Südeuropas zu Gast. Sie sang ihre Lieder nicht nur auf Italienisch, sondern auch auf Englisch, Deutsch, Französisch, Spanisch, Griechisch, Portugiesisch und Japanisch.
Neben dem Chanson war Milva Interpretin von Astor Piazzolla und arbeitete für vielfältige Tango-Aufnahmen mit ihm selbst und Gruppen in seiner Tradition zusammen. Ihr in Deutschland erfolgreichstes Album (in den Charts bis auf Platz 7) war Von Tag zu Tag mit Liedern des griechischen Komponisten Mikis Theodorakis, das auch in einer italienischen (La mia età) und in einer französischen (Attends, la vie) Version produziert wurde. Im August 2008 trat Milva zusammen mit Montserrat Caballé und Angelika Milster auf dem Theaterplatz in Dresden bei Diva Maxima auf.
2010 teilte Milva mit, dass sie aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr auftreten werde. Sie litt unter Gedächtnisproblemen. Ihr letztes Album, 2010 erschienen, enthält Songs von Franco Battiato. 2011 nahm sie zusammen mit Stephan Sulke das 1984 von Sulke geschriebene Lied Das muss doch gehn im Duett auf. Diese neue Version erschien 2011 auf Sulkes Album Enten hätt’ ich züchten sollen …. Beide trugen das Lied im April 2011 in Klagenfurt in der ZDF-Samstagabend-Sendung von Carmen Nebel vor. Im März 2012 trat sie im Musikantenstadl auf.
Milva trug den Beinamen La Rossa („die Rote“), nicht nur wegen ihrer Haarfarbe, sondern auch wegen ihrer politischen Gesinnung. Sie lebte in Mailand und starb dort im April 2021 nach langer Krankheit im Alter von 81 Jahren. Im Monat zuvor hatte sie sich noch gegen Corona impfen lassen. Nach einer Trauerfeier im Mailänder Piccolo Teatro Strehler wurde sie auf dem Friedhof von Blevio am Comer See beigesetzt, (wikipedia)
Hier ein besonders ambitioniertes Werk … geschrieben von Berthold Brecht, die Musik steuerte Kurt Weill bei:
Die sieben Todsünden ist ein satirisches Ballett mit Gesang in sieben Bildern mit Prolog und Epilog von George Balanchine (Choreographie), Bertolt Brecht (Libretto) und Kurt Weill (Musik). Die Ausstattung besorgte Caspar Neher. Uraufgeführt wurde das Werk am 7. Juni 1933 am Théâtre des Champs-Élysées in Paris mit Lotte Lenya und Tilly Losch in den Hauptrollen sowie Otto von Pasetti-Friedenburg als erstem Tenor unter der musikalischen Leitung von Maurice Abravanel. Später erweiterte Brecht den Titel des Balletts in Die sieben Todsünden der Kleinbürger.
Prolog
Anna I erklärt im Lied der Schwester, dass sie und Anna II eigentlich nur eine Person seien und jede nur mache, was für die andere gut sei. Anna I verkörpert die Verkäuferin; Anna II symbolisiert die Ware. Auf ihrer gemeinsamen Tour durch sieben amerikanische Städte sollen die Schwestern auf Geheiß ihrer Familie (Vater, Mutter und zwei Brüder, dargestellt von einem Männerquartett, das am Bühnenrand sitzt) so viel Geld verdienen, dass es für ein Eigenheim reiche.
Erstes Bild: Faulheit
Anna II geht in einem Park auf ein Ehepaar zu und gibt vor, der Mann sei ein alter Bekannter von ihr. Anna I tut so, als wäre sie von dem Handeln ihrer Schwester peinlich berührt. Während sich Anna II auf die Frau stürzt, erpresst Anna I Geld von dem Ehemann. Diesen Trick wenden die Schwestern mehrmals an, bis Anna II auf einer Bank einschläft.
Zweites Bild: Stolz
In einem Kabarett in Memphis gibt sich Anna II alle Mühe, die fünf Gäste mit ihren Tänzen aufzumuntern. Diese aber ödet die von ihr abgezogene Nummer nur an. Der Besitzer des Etablissements ersetzt Anna II durch ein ordinäres altes Weib, das sexuell aufreizend tanzt und die Gäste zu Beifallsstürmen hinreißt. Daraufhin kürzt Anna I den Rock ihrer Schwester bis weit über die Knie. Erneut auf der Bühne tanzend wird ihr der Erfolg nicht mehr versagt.
Drittes Bild: Zorn
Ein Filmstudio in Hollywood hat Anna II als Statistin engagiert. Der Star des Films ist außer sich, weil ihm sein Pferd nicht gehorcht. Daraufhin drischt er so lange auf das Tier ein, bis es zusammenbricht. In einem Zornesausbruch stürzt sich Anna II auf den Schauspieler und bearbeitet ihn mit den Fäusten, was ihre Entlassung zur Folge hat. Anna I befiehlt ihrer Schwester, demütig Reue zu zeigen. Anna II befolgt den Rat, fällt vor dem Star auf die Knie und küsst ihm die Hand. Jetzt wird sie wieder in das Ensemble aufgenommen.
Buchausgaben:
Viertes Bild: Völlerei
Hollywood hat Anna II zu einer gefeierten Diva gemacht. Sie musste sich allerdings vertraglich verpflichten, nicht zuzunehmen. Als sie bei einem Gastspiel in Philadelphia ihr Gewicht kontrolliert, zeigt die Waage ein Gramm zu viel an. Daraufhin lässt Anna I ihre Schwester von Killern überwachen.
Fünftes Bild: Unzucht
Ihre Reise hat die Schwestern nach Boston geführt. Anna II lässt sich von dem reichen Edward aushalten und gibt ihren Lohn dem Gigolo Fernando, den sie liebt. Darüber geraten die Schwestern in Streit und prügeln sich auf offener Straße. Anna II zieht den Kürzeren, gibt dem mittellosen Fernando den Laufpass und kehrt zu ihrem reichen Liebhaber zurück.
Sechstes Bild: Habsucht
Edward hat seine Geliebte und deren Schwester nach Baltimore begleitet. Als er merkt, dass er von Anna II nur um seines Geldes willen in ihrer Nähe geduldet wird, ist es für eine Umkehr bereits zu spät. Finanziell vollkommen ruiniert gibt er sich den Todesschuss.
Dem nächsten Mann, an den sich Anna II heranmacht, ergeht es nicht anders. Doch damit nicht genug: Auch ihren dritten Liebhaber hat sie bald so weit gebracht, dass er freiwillig aus dem Leben scheiden will. Jetzt aber bekommt Anna I ein schlechtes Gewissen. Sie kann nicht mehr verantworten, dass sich plötzlich alle ehrbaren Mitmenschen von ihrer einst so hoch gerühmten Schwester abwenden. Sie erstattet dem verzweifelten Mann seinen Verlust und setzt mit Anna II die Reise fort.
Siebtes Bild: Neid
In San Francisco beobachtet Anna II neidvoll andere Mädchen, die aussehen wie sie selbst, lauter Todsünden begehen und dabei einen glücklichen Eindruck machen. Trotzdem fasst sie den Entschluss, in ein tugendhaftes Leben zurückzukehren. Dabei befreit sie sich von ihrer seelischen Last und sieht, wie die anderen Annas zusehends verfallen. (wikipedia)
So ganz behagt mir die Musik nun wirklich nicht, dennoch natürlich ein interessantes Album mit viel Stoff zu Nachdenken. Verwundert hat mich allerdings, dass Brecht diese sieben Todsünden dem Kleinbürgertum zuschreibt.
Für mich wäre es viel angebrachter gewesen, diese Sünden der Bourgeoisie und all den anderen hochdekorierten Personenständen in die Schuhe zu schieben.
Aber vielleicht war da der Dünkel eines Berthold Brechts ausschlaggebend …
Und dann noch das: Das Album wurde ja als ein Milva Album angeboten, das ist eigentlich nicht korrekt, mehr noch, nicht fair, denn die anderen Sänger spielen hier eine gleichbedeutende Rolle … aber der Rubel musste halt rollen … Ich habe dann noch alle Texte sowie eine Analyse des Werkes von Beaste Müns (2001) der Präsentation beigefügt.
Besetzung:
Wolf Appel (Tenor)
Josef Becker (Bass)
Otto Heuer (Tenor)
Rolf Kühne (Bariton)
Milva (vocals)
+
Orchester Der Deutschen Oper Berlin unter der Leitung von Bruno Weil
Titel:
01. Milva: Prolog 3:40
02. Wolf Appel, Rolf Kühne, Josef Becker, Otto Heuer: Faulheit 4:09
03. Milva, Wolf Appel, Rolf Kühne, Josef Becker, Otto Heuer: Stolz 4:36
A4 Milva & Milva / Wolf Appel / Rolf Kühne / Josef Becker / Otto Heuer– Zorn 4:30
B1 Wolf Appel / Rolf Kühne / Josef Becker / Otto Heuer– Völlerei 3:07
B2 Milva & Milva / Wolf Appel / Josef Becker / Rolf Kühne / Otto Heuer– Unzucht 5:24
B3 Wolf Appel / Rolf Kühne / Josef Becker / Otto Heuer– Habsucht 3:27
B4 Milva & Milva / Wolf Appel / Rolf Kühne / Josef Becker / Otto Heuer– Neid Und Epilog 5:53
Text: Berthold Brecht
Musik: Kurt Weill
Epilog:
Anna I stimmt ihr letztes Lied an:
Darauf kehrten wir zurück nach Louisiana,
Wo die Wasser des Mississippi unterm Monde fließen.
Sieben Jahre waren wir in den Städten,
Unser Glück zu versuchen.
Jetzt haben wir’s geschafft.
Jetzt steht es da, unser kleines Haus in Louisiana.
Jetzt kehren wir zurück in unser kleines Haus
Am Mississippi-Fluss in Louisiana.
Nicht wahr, Anna?
Ja, Anna.
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