Trikont Verlag – Buch- und Schallplattenkatalog (1979)

TitelMit diesem Beitrag möchte ich eine neue Rubrik eröffnen, die ich mal „Buch- und Schallplatten-Kataloge“ nennen möchte.

Bei meinen Stöberaktionen im Keller bin ich nämlich auf einprallen Ordner mit Katalogen dieser Art gestoßen, natürlich Kataloge aus längst vergangenen Zeiten. Und mit einem Trikont-Katalog anzufangen ist nicht die schlechteste Idee:

Der Trikont Musikverlag ist ein Independent-Plattenverlag und Musiklabel aus München, das 1967 innerhalb des gleichnamigen Trikont-Verlages entstanden ist. 1980 löste sich der Verlag auf. In der Folge gründete sich das eigenständige Plattenlabel Trikont-Unsere Stimme-Our own Voice. Markenzeichen des Labels ist es, „Musik von unten“ zu veröffentlichen, die der vorherrschenden Expertenkultur sowie der kommerziellen Glätte entgegenwirken soll.

Das Label Trikont wurde Ende der 1960er Jahre ursprünglich als Buchverlag gegründet. Er galt als eines der bekanntesten Publikationshäuser der Protest- und Alternativ-Bewegung der 1968er Jahre. Einige Jahre später kam dann die Musik dazu. Zunächst wurden keine eigenen Platten produziert, sondern die von linken Künstlern, die anderswo erschienen waren, vertrieben: von Ton Steine Scherben, Pete Seeger und Barbara Dane.[

Beispiel18.jpgAls erste Trikont-Eigenproduktion erschien 1972 das Album Wir befreien uns selbst mit selbstkomponierten Liedern der Sponti-Gruppe Arbeitersache aus München, der die Mitglieder des Trikont-Verlagskollektivs angehörten.[4] Als zweites Album erschien 1974 auf Trikont Lieder von Frauen – Von heute an gibt’s mein Programm von „Frauengruppen aus München, Frankfurt und Darmstadt“.[5] Es war in Deutschland die erste LP mit explizit feministischen Liedern,[6] herausgegeben von „der Frauenoffensive im Trikont-Verlag“; einer Reihe des Verlags, aus der 1974 Frauenoffensive, der erste Frauenbuchverlag im deutschsprachigen Raum, entstand. Des Weiteren erschien auf Trikont 1977 mit Schwul von Warmer Südwind auch die erste deutschsprachige Rockplatte der Schwulenbewegung. 1980 trennten sich Verlag und Label, das eine eigenständige Firma wurde, mit Achim Bergmann als einzigem Gesellschafter: Trikont – Unsere Stimme – Our own Voice.

Das Trikont-Musiklabel legte im Laufe der Zeit einen Schwerpunkt auf bayerische Musik und veröffentlichten einerseits Künstler wie Georg Ringsgwandl oder Hans Söllner, andererseits Kompilationen mit älteren Aufnahmen wie die Reihe Stimmen Bayerns. Ein anderer Schwerpunkt lag auf musikhistorischen Samplern, beispielsweise mit finnischem Tango oder griechischem Rembetiko, Aufnahmen des Liedes La Paloma, äthiopischem Jazz oder Mariachi. In den letzten Jahren verlegte Trikont auch Künstler wie LaBrassBanda, Kinderzimmer Productions, Bernadette La Hengst und Attwenger. Etwa 500 Platten und CDs von Musikern und Bands haben das Haus in München-Giesing seit seiner Gründung verlassen.

Trikont-Stand mit Achim Bergmann vor der Uni München

Achim Bergmann  in den Siebzigerjahren mit einem Stand an der Uni München.

Achim Bergmann, der den Verlag führte (in den letzten Jahren zusammen mit seiner Lebensgefährtin und späteren Ehefrau Eva Mair-Holmes), verstarb am 1. März 2018 im Alter von 74 Jahren. Eva Mair-Holmes, die den Verlag weiterführt, wurde im April 2018 mit dem Musikpreis der Landeshauptstadt München 2018 ausgezeichnet, der am 24. Juli im Münchner Volkstheater verliehen wurde. (Quelle: wikipedia)

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Der Trikont Verlag in München/Giesing

Und hier ein Katalog aus jenen Jahren, als Trikont noch Bücher und Schallplatten anbot, 1980 war dann damit (siehe oben) Schluß.

Dieser Katalog hatte quasi zwei Seiten, drehte man den Büchkatalog (damals noch der Schwerpunkt), so landete man schwupp-di-wupp zum Schallplatten-Katalog.

Und dieser Katalog gewährt einen gar wunderbaen Einblick in all jene Themen, die die damalige „links-alternative“ Szene bewegte …da lohnt sich das Blättern …

Und natürlich darf auch geschmunzelt werden über diese damaligen Idealisten …

Aber eines sollte man dabei nicht vergessen. Ohne diese Spinner hätte sich vermutlich weniger getan z.B. in Sachen Kernkraftwerke oder die Gleichstellung der Schwulen/Lesben … um von dem mühsamen Kampf um die Gleichstellung der Frau erst gar nicht zu reden.

Und auch in Sachen Heimat- wie Weltmusik war der Trikont-Verlag führend …

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Im Editorial ein flehentlicher Appell an die Leser nach finanzieller Unterstützung …

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Na klar, Indianer … aber diesmal politisch korrekt …

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Auch die sog. „Männerbewegung“ formierte sich …

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Na klar, Che Guevra, Jerry Rubin, Rainer Langhans & Fritz Teufel …

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Hier wird die aktuelle Diskussion des Verlages hinsichtlich ihrer zukünftigen Ausrichtung zur Debatte gestellt

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Unvergessen, der Walter Mossmann

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Michael Sallmann ist übrigens eine „ex-DDR-Liedermacher“

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Und noch so ein Klassiker der damaligen „alternativen“ Szene

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Und die „taz“ ging an den Start … und ist heute noch da…

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Verschiedene Interpreten – From Coast To Coast – International Connection (Der Trikont Sampler 2) (1996)

FrontCover1.jpgHier nun Teil 2 der für meine Ohren großartigen dreiteiligen Edition des Trikont Labels angesichts ihres damals 25jährigen Jubiläums.

Der Trikont Musikverlag ist ein Independent-Plattenverlag und Musiklabel aus München, das 1967 innerhalb des gleichnamigen Trikont-Verlages entstanden ist. 1980 löste sich der Verlag auf. In der Folge gründete sich das eigenständige Plattenlabel Trikont-Unsere Stimme-Our own Voice. Markenzeichen des Labels ist es, „Musik von unten“ zu veröffentlichen, die der vorherrschenden Expertenkultur sowie der kommerziellen Glätte entgegenwirken soll.

Das Label Trikont wurde Ende der 1960er Jahre ursprünglich als Buchverlag gegründet. Es galt als eines der bekanntesten Publikationshäuser der Protest- und Alternativ-Bewegung der 1968er Jahre. Einige Jahre später kam dann die Musik dazu. Als sich der alte Verlag auflöste, wurde die eigenständige Schallplattenreihe: Trikont – Unsere Stimme – Our own Voice, gegründet.

Etwa 500 Platten und CDs von Musikern und Bands haben das Haus in München-Giesing seither verlassen (Quelle: wikipedia)

Weitere Informationen finden sich dann hier.

Nachdem Teil 1 sich mit den ersten Gehversuche deutscher und zugleich alternativen Musik beschäftige, wechseln wir nun quasi den Blick auf das „internationale“ Programm des Labels. Und das hat seinen guten Grund:

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Quelle: Begleitheft zu dieser CD

Und hier kann einem schier schwindlig werden, angesichts all der verwirrenden Namen der jeweiligen Ensembles … aber hört man dann deren Musik … kann man durchaus ganz viel Glück empfinden, angesichts des musikalischen Reichtums, der einem da entgegen schallt.

Und dann kann es passieren, dass man in den Sog, den Rausch von Musik kommt … und plötzlich so ein Hauch von „wir sind eine Welt“ sich breitmacht und all die Ängste vor dem Fremden ein wenig verblassen.

Dem Trikont Label sei dafür Dank !

Und schon fast überflüssig die Erwähnung, dass das Begleitheft wieder mal vorbildlich ist !

Und, als ich am 30. November 2017 den ersten Teil dieser Edition vorstellte, schrieb ein Leser dieses blogs „gerne mehr von Trikont“ … Nun, ich verspreche, für den dritten Teil brauche ich nicht mehr so lange …

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Titel:
01. Beausoleil: Zydeco Gris-Gris 2.59
02. Michalis Jenitsaris: Mangas 2.19
03. Francis Bebey: Bissao 3.38
04. Poder Popular: Portugal Aho! 2.56
05. Amparo: A La Calle 2.35
06. Lotta Continua: La Ballata Della Fiat 3.37
07. Tahsin Incirci: Senin Icin 3.36
08. Riverside Ramblers: Dissatisfied 2.29
09. Kapingbdi; You Go Go You Go Come 4.21
10. Quinteto Violado: Nho Miguel 4.11
11. Karaxu: Los Libertadores 4.27
12. Bordun – Zitherensemle: Tschardasch Cardas 3.13
13. Dario Domingues: Wind Of The Andes 2.45
14. The Dmitri Pokrovsky Ensemble: Limerick 1.19
15. Willie Dunn: Louis Riel 2.58
16. Leroy Rybak’s Swinging Orchestra: El Rio Grande 3.03
17. Dietrich Schrammel Quartett: Erinnerungen an Johann Schrammel 1 3.12
18. Banda Musicale: Vucciria Palermo 3 2.04
19. Naftule Brandwein: VI Tsvey Iz Naftule Der Driter 3.12
20. Lilalo: Massel und Broche 2.29
21. Sogenanntes Linksradikales Blasorchester: La Resistanca Se Organisa 4.36
22. Elomar: Funcao 2.26
23. Floyd Westerman: Quiet Desperation 3.54
24. Sweet Grass Music: Indian Boy 4.35

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Und hier der erste Trikont Sampler dieser Edition:

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Die 68er und die Folgen (8): GrooveCityTalk – Eine Kiste Platten & eine Kiste Bier mit dir – Teil 16 (Trikont Verlag) (Radio-Doku) (2017)

Die RadioCrew1.jpgHeute vor 50 Jahren war ja das Attentat auf Rudi Dutschke und justament heute habe ich erst davon erfahren, dass Achim Bergmann Bayrischer Anarchist und das Herz des Trikont-Verlags am 01.März 2018 verstorben ist.

Diese Nachricht hat mich schon schwer getroffen, denn so alt war er ja nun wirklich nicht.

Und so habe ich mich entschlossen, eine ganz spezielle Radiosendung über Trikont Verlag zu präsentieren. Entstanden ist sie im Hamburger Plattenladen Groove-City (dort entstehen in schöner Regelmäßigkeit solche Live-Radiosendungen mit schräger Musik aus aller Welt … veröffentlicht werden sie dann auf der Internetplattform „soundcloud“.

Der Trikont Musikverlag ist ein Independent-Plattenverlag und Musiklabel aus München, das 1967 innerhalb des gleichnamigen Trikont-Verlages entstanden ist. 1980 löste sich der Verlag auf. In der Folge gründete sich das eigenständige Plattenlabel Trikont-Unsere Stimme-Our own Voice. Markenzeichen des Labels ist es, „Musik von unten“ zu veröffentlichen, die der vorherrschenden Expertenkultur sowie der kommerziellen Glätte entgegenwirken soll.
Das Label Trikont wurde Ende der 1960er Jahre ursprünglich als Buchverlag gegründet. Es galt als eines der bekanntesten Publikationshäuser der Protest- und Alternativ-Bewegung der 1968er Jahre. Einige Jahre später kam dann die Musik dazu. Als sich der alte Verlag auflöste, wurde die eigenständige Schallplattenreihe: Trikont – Unsere Stimme – Our own Voice, gegründet.
Etwa 425 Platten und CDs von Musikern und Bands haben das Haus in München-Giesing seither verlassen.
50 Jahre Trikont geben den Anlass für einen Plausch bei Groove City mit DJ MAD & Prof Dr Booty Carrell & DJ RITA – viel Spaß (Groove City Radio)

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Eva Mair-Holmes

Und bei diesem Plausch erzählt dann die Partnerin und ebenfalls Trikont Aktivistin Eva Mair-Holmes  jede Menge interessantes Zeug über die Geschichte das Labels (z.B. dass Joschka Fischer Übersetzer für Trikont Bücher war). Und wir hören jede Menge Klangbeispiele (Achtung: schräg und exotisch !) aus den 50 Jahren Trikont Verlag …

Und nach dem Tod von Achim Bergmann  .. gab´s dann auf der Website des Verlages folgende Botschaft:

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Ein Label, gegen den Strich gebürstet … hier kann man mal reinhören … und dann wird man ganz sicher feststellen, dass dieses Label aus München-Giesing nun wirklich was ganz besonderes war und ist.

Und ich hoffe jetzt doch schon sehr, dass da keiner ernsthaft behauptet, der Achim Bergmann und das Trikont Label hätten mit den 68ern nix zu tun.

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Besetzung:
Eva Mair-Holmes
+
DJ MAD & DJ Rita & Booty Carrell

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Eva & Achim

Titel:
01. Eine Kiste Platten & eine Kiste Bier mit dir – Teil 16 (Trikont Verlag) 1.46.29

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Achim Bergmann (16.05.1943 – 01.03.2018)

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Valerie Trebeljahr – Die andere Heimat oder das Rebellische im Gstanzl (Das Münchner Traditionslabel Trikont) (2014)

TitelbildAnläßlich des 50. Geburtstag des Trikont Verlages veröffentlichte der Baqyerische Rundfunk ein Radiofeature aus dem Jahr 2014:

Pop und Politik. Fast nirgendwo geht das so gut zusammen wie bei der Münchner Plattenfirma Trikont. Schließlich begann das Ganze als linker Buchverlag. Diesen Monat feiert das Label sein 50. Jubiläum.

Ganz ehrlich? Mit bayerischer Musik habe ich nichts am Hut. Gamsbärte und Dirndl-Dekolletés jagen mich durch meine düstersten Albträume und zur Wiesn würde ich gerne auswandern. Das einzige, was mir das Thema Bayern näher bringen konnte, war das Münchner Traditionslabel Trikont. Und zwar, weil es so viel mehr ist, als ein Label für bayerische Musik. Genauso wie Bayern doch viel mehr ist als Gamsbart und Dirndl.

Was mich zu Trikont gebracht hat, waren Gil Scott-Heron und Hank Williams, waren finnischer Tango und Mexican Boleros – kurz die liebevollst zusammengestellten Compilations. Darüber habe ich mir dann auch gerne die Liebe zum Bayerischen erklären lassen, nämlich zum „Rebellischem im Gstanzl“.

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„‚Das ist unsere Kultur‘ und dieser ganze Scheiß. Das brauch‘ ich alles nicht und das ist auch das, was Trikont nicht braucht. Oder es drauf anlegt. Da geht es vielmehr darum, hat die Musik ein kritisches, ein rebellisches Potential?“

Das latent Rebellische, das Irgendwie-gegen-den-Strich, das Wir-machen-es-weil-wir-es-lieben – das ist es, was alle Veröffentlichungen des Hauses Trikont eint. Und das kann eben die „Schönheitskönigin von Schneizlreuth“ Bally Prell, Straßenmusik aus Vietnam, der Hamburger King Rocko Schamoni, Attwenger, die bayerischen Japaner von Coconami, afrikanische Mzansi Music oder American Yodeling sein.

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Trikont hat sich den Blick in die Welt bewahrt. Und das ist es ja, was im ganzen Heimatrauschen, das seit einiger Zeit um sich greift – sei es nun ein Mia-san-Mia oder ein America-first – zählt. Trikont ist politisch, immer gewesen: Es begann 1967 als linksradikaler Buchverlag. Und Achim Bergmann, der Trikont zusammen mit seiner Partnerin Eva Mair-Holmes betreibt, hat auch eine linksradikale Vergangenheit, von der er sich distanzieren musste und wollte. „Demokratisierung durch Pop“ hätte ich meine Sendung 2014, als sie entstand, gerne genannt. War aber nicht poppig genug, der Titel.

„Das Revolutionärste, Demokratischste des 20. Jahrhunderts war die amerikanische Populärkultur – im Kino, in der Musik und so weiter. Mit dieser Feststellung kann man mich noch im Grab belästigen und ich werde immer noch drauf bestehen.“ Achim Bergmann, Trikont

2017 hat sich die Bedeutung von „Demokratisierung durch Pop“ wieder gewandelt. Trump, Brexit, AfD: Wir brauchen eine Heimat, die den Blick in die Ferne spannend, eine Kultur, die im Eigenen und im Anderen eine Heimat findet.

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„Wir ändern alles“ steht auf der Hausmauer im Münchner Stadtteil Obergiesing, da wo das „Trikont-Imperium“ seinen Sitz hat. „Wir ändern alles“ – ein Werbeschild für die Änderungsschneiderei im gleichen Gebäude – und doch passt es hervorragend zu Trikont – denn wer, bitteschön, hat nach 50 Jahren immer noch die Euphorie, jeden Tag die Welt verändern zu wollen? Allein dafür muss man Trikont lieben. Ach und übrigens: Bayern ist Räterepublik, ist Munich Disco, ist Rainer Werner Fassbinder!

Die Autorin:
Valerie Trebeljahr ist Sängerin und Keyboarderin der Elektropopband Lali Puna, hat Fanzines und Bücher herausgegeben und arbeitet als Journalistin beim Bayerischen Rundfunk.

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Besetzung:

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Das Manuskript zur Sendung liegt dieser Präsentation bei.

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Titel:
01. Die andere Heimat oder das Rebellische im Gstanzl 53.28

Valerie Trebeljahr

Valerie Trebeljahr

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Verschiedene Interpreten – Bewegliche Ziele – Die frühen Jahre (Der Trikont Sampler 1) (1996)

FrontCover1Ein unvermeidbarer und auch ein unverzichtbarer Rückblick auf die frühen 70er Jahre … als die Politisierung der „rebellischen Jugend“ auch in der Musik seinen Ausdruck fand … und das Trikont-Label war (neben dem Pläne Label in Dortmund) das zentrale Sprachrohr dieser Bewegung:

Der Trikont Musikverlag ist ein Independent-Plattenverlag und Musiklabel aus München, das 1967 innerhalb des gleichnamigen Trikont-Verlages entstanden ist. 1980 löste sich der Verlag auf. In der Folge gründete sich das eigenständige Plattenlabel Trikont-Unsere Stimme-Our own Voice. Markenzeichen des Labels ist es, „Musik von unten“ zu veröffentlichen, die der vorherrschenden Expertenkultur sowie der kommerziellen Glätte entgegenwirken soll.

Das Label Trikont wurde Ende der 1960er Jahre ursprünglich als Buchverlag gegründet. Es galt als eines der bekanntesten Publikationshäuser der Protest- und Alternativ-Bewegung der 1968er Jahre. Einige Jahre später kam dann die Musik dazu. Als sich der alte Verlag auflöste, wurde die eigenständige Schallplattenreihe: Trikont – Unsere Stimme – Our own Voice, gegründet.

Etwa 500 Platten und CDs von Musikern und Bands haben das Haus in München-Giesing seither verlassen (Quelle: wikipedia)

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Nachdem dieser wikipedia Beitrag ein wenig arg dürftig ist …hier die Selbstdarstellung des Trikont Musik Verlages:

Ende der 60iger Jahre wurde Trikont als Buch-Verlag gegründet – in einer Zeit, in der der Wunsch nach einem anderen Leben immer drängender wurde. Freiheit und Selbstbestimmung wurden zum Überbegriff einer erwünschten und erträumten Gesellschaft, in der die Gleichberechtigung der Geschlechter, ein liebevoller und fairer Umgang mit Kindern, eine unzensierte öffentliche Meinung und vieles andere mehr, zur Triebfeder für den Wunsch und den Willen nach Veränderung wurde.

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Walter Moßmann

In diesen Zeiten des Umbruchs, der Neuausrichtung und des Hinterfragens scheinbar immer schon gültiger Wahrheiten war es die Musik, die den emotionalen Weg zu den Menschen fand. Nicht nur, um Utopien und Träume von einer besseren, gerechteren Welt unter die Leute zu bringen, auch um die Musik gemeinsam zu erleben, Spaß zu haben und sich verbunden zu fühlen.

Und heute, 50 Jahre später sind wir immer noch überzeugt, dass keine Kunst ausdrucksstärker und potentiell demokratischer ist als Populärmusik – in keiner anderen Kunst konnten und können sich Leute intensiver und direkter ausdrücken.

Deshalb machen wir immer noch Musik und deshalb haben seit unseren Anfängen diese vierhundertzweiundneunzig Tonträger das Trikont-Haus in München-Obergiesing verlassen. Musik von Künstlern, die erfolgreich auf ihre Eigenart bestehen, sich ihren Eigensinn bewahren, die was zu sagen und zu singen haben und in vielen unterschiedlichen Genres zuhause sind. Und nicht zu vergessen unsere vielen, vielen Sampler die ganz unterschiedlich klingende Geschichten aus der heimischen und weltweiten Populärmusik erzählen, und ihr etwas von ihrer Leidenschaft und Würde zurückgeben und uns mehr zeigen als eine grell bemalte Oberfläche. „Klingt gut“, ist uns immer schon zu wenig Begründung für unser Interesse an Musik. Wir suchen den Klang hinter den Tönen, die Geschichte hinter der Fassade und die Energie und Entschlossenheit hinter jeder unserer Veröffentlichungen.

Wir sind sicher, dass viele Menschen ganz unterschiedliche Musiken hören würden, wenn sie ihnen denn bekannt wären. Und den Diktatoren des statistischen Durchschnitts schreiben wir in ihre Bücher, dass Mehrheiten immer aus vielen Minderheiten bestehen.

Wir machen weiter. (Eva Mair-Holmes und Achim Bergmann)

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Sogenanntes Linksradikales Blasorchester

Und 1996 feierten sie ihr 25jähriges Jubiläum mit einer dreiteiligen Sampler-Serie.

Hier der erste Sampler, und natürlich, er enthält die „frühen Jahre“. Und das schrieb die Presse:

Hier hört man die Musik, die wahrscheinlich nie erscheinen würde, kümmerte sich Trikont nicht darum. (Falter, Wien)

Doch in Sachen Profil macht dieser Zwerg so manchem PlattenRiesen was vor. Heute heißt das Credo des Verlags nicht mehr ,Gegenkultur‘, sondern, nach einer Wortschöpfung Bergmanns ,Eigensinnkultur‘. (Abendzeitung, München)

25 Jahre Trikont: Ein faszinierender CD-Sampler dokumentiert EigensinnKultur. (SüdwestPresse)

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Eine Gasse der EigensinnKultur seit einem Vierteljahrhundert bietet Trikont vielen, ganz unterschiedlichen Musikern ein Zuhause. Bei Deutschlands filigranster Plattenschmiede wissen sie es inzwischen: Sie sind und haben nur eine Stimme. Aber die ganz gewiß. (Rolling Stone)

Tatsache ist, daß Trikont mit seiner Labelpolitik nicht nur Randgruppen bedient, sondern auch den ganz normalen Menschen draußen auf der Straße erreichen will, um ihn am Konzept und der eigenen Lebensphilosophie teilhaben zu lassen. (Münchner Merkur)

Klein, aber laut. (Amica)

Das wahrscheinlich weirdeste Label der Republik feiert Geburtstag. Trikont blickt im gerechten Zorn zurück auf 25 Jahre einstürzende Altbauten und bietet im 3CDSchuber ,25 Jahre Our Own Voice‘ einen panoramischen Überblick über sein radikales Schaffen. (WOM Journal)

Was für eine schillernde Szene war das damals … ich habe sie damals ziemlich nah mitbekommen, wohnte ich damals doch auch noch in München … Es war die Szene der Spontis, der Träumer und der Radikalen … vieles war mir damals nicht gnz geheuer … aber mit viel Sympathie habe ich das als Zaungast begleitet.

Folgende Zeilen aus dem Begleitheft bringen es dann auf den Punkt:

Hüllentext

Und so kann man sich eigentlich nur auf die weiteren Sampler aus dem Hause Trikont freuen … zumal bei vielen dieser Aufnahmen neben den engagierten Texe auch zuweilen superbe Musik eingespielt wurde.

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Dicke Lippe

Titel:
01. Ton, Steine, Scherben: Keine Macht für Niemand (live 1984) (Reiser/Lanrue)  4.01
02. Lotta Continua: La Violenza (Traditional) 2.21
03. Albino: Wir sind alle Fremdarbeiter (Albino) 2.37
04. Sigurd Kämpft: Made In Germany (Hupfer/Lechner/P.Feller/K. Feller/Bach) 1.57
05. Tommi & Mobiles Einsatzorkester: Wer hat Angst vorm schwarzen Mann (Prosperi) 4.14
06. Herta; Freizeitheim Lied (unbekannt) 1.39
07. Hundt & Schröder: Susi Schnüffelzinken (Hundt) 3.49
08. Monika & Frauenoffensive: Schaf im Wolfspelz (unbekannt) 1.18
09. Warmer Südwind: Die liebe Familie (Eschi/Jacobson/Reiner) 4.58
10. Weckers Uhrwerk: Wer denkt denn schon daran (unbekannt) 2.56
11. Dicke Lippe: Bruttosozialprodukt (unbekannt) 3.48
12. Dave Corner: Hausdurchsuchung (Traditional/Corner) 2.37
13. Jeile Träumer: Nie kaputt (Hocker/Köster) 4.23
14. Klaus der Fiedler & Kölner Straßenmusiker: Herstattblues (v.Wrochem) 5.11
15. Uli Ahnen Klan: Geh indisch (Ahnen) 2.49
16. Sogenanntes Linksradikales Blasorchester: Ya No Somo Nosotros (Karaxu) 1.36
17. Kollektiv Rote Rübe: Wiegenlied (Wecker) 5.04
18. Frauenoffensive: Tante Klara (unbekannt) 0.40
19. 3 Tornados: Terror Roswitha (Klotzbach/Rating/Thews) 1.19
20. Walter Moßmann: Lied vom Lebensvogel (Moßmann) 7.24
21. Schorsch & Arbeitersache: Sabotage (unbekannt) 1.50
22. SSK Harmonie Kollektiv: Hey, wir sitzen auf der Straße (unbekannt) 2.25
23. Teller Bunte Knete: Ab auf’s Land (Esslinger/Kubica/Merklin/Rohde/Gminski) 2.43
24. Die singenden Winzerinnen, Blaskapelle Rote Note: In Wyhl, da gibt’s kein KKW-Fessenheim Tango (unbekannt) 1.57
25. Sparifankal: Aus is und gar is (Dosch/Laber/Sonderwald/Obermaier/Reichert) 5.11

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