Für mich ein Klassiker der ganz frühen bayerischen Kleinkunst:
Der Schauspieler Adolf Gondrell (gebürtig Adolf Grell) war Kabarettist, Conferencier in vielen Film- und Theaterrollen. Bekannt wurde er durch seine Interpretation von Ludwig Thomas „Ein Münchner im Himmel“.
Adolf Gondrell (* 1. Juli 1902 in München; † 13. Januar 1954 ebenda) war der Sohn des Schauspielers Adolf Grell. Er begann seine Bühnenlaufbahn kurz nach dem Ersten Weltkrieg. Bekannt wurde er in den 1920er Jahren als Conférencier in der von ihm geleiteten Bonbonniere am Münchner Platzl. Er machte sich aber auch in Berlin einen Namen als Kabarettist an der Scala, beim Kabarett der Komiker und bei Auftritten im Wintergarten. 1935 erwarb Adolf Gondrell die Künstlerkneipe Simpl im Haus Türkenstraße 57 in München und verkaufte sie 1941 an den Wiener Humoristen Theo Prosel weiter, der für ihn die Geschäfte geführt hatte. Beim Film war Gondrell seit 1933 meist in kleineren Rollen aktiv. In Es waren zwei Junggesellen verkörperte er 1935 eine der beiden Titelfiguren.
Seit 1945 war er Mitglied der Münchner Kammerspiele, daneben trat er an anderen Bühnen wie der Kleinen Komödie am Max II auf. Er spielte Alfred Doolittle in Pygmalion, Puntila in Herr Puntila und sein Knecht Matti, den Bäcker in Pagnols Madame Aurelie, Dr. Lausitz in Des Teufels General und wurde besonders als Dienstmann Alois Hingerl in Ein Münchner im Himmel bekannt. Für dieses Stück hatte er Ludwig Thomas Erzählung bearbeitet. Als Synchronsprecher lieh er u. a. Fredric March (Die Abenteuer des Mark Twain) seine Stimme.
Adolf Gondrell starb bei einem Gasherd-Unfall, aber auch Suizid kann nicht ausgeschlossen werden. Er liegt auf dem Münchner Ostfriedhof im Stadtteil Obergiesing begraben.
Nach Adolf Gondrell wurde die Straße Gondrellplatz benannt.
Der Gondrellplatz in München:
Beide Texte dieser Singel stmmen von Ludwigh Thoma:
Ludwig Thoma (* 21. Januar 1867 in Oberammergau; † 26. August 1921 in Tegernsee) war ein deutscher Schriftsteller und Rechtsanwalt, der durch seine ebenso realistischen wie satirischen Schilderungen des bayerischen Alltags und der politischen Geschehnisse seiner Zeit populär wurde. Aufgrund der reaktionären und antisemitischen Veröffentlichungen seiner letzten Lebensjahre wird er seit einigen Jahren zunehmend kritisch betrachtet. (wikipedia)
Und „Der Münchner im Himmel“ ist schon ein bemerkenswertes Glanzlicht in der Karriere des Ludwigh Thoma:
Der Münchner im Himmel ist eine humoristische Satire des bayerischen Schriftstellers Ludwig Thoma, die 1911 veröffentlicht wurde. In ihr behandelt Thoma mit einem liebevollen Augenzwinkern das Klischee des typisch bayerischen, insbesondere des Münchner Grantlers. Neben den Lausbubengeschichten zählt sie zu den bekanntesten Werken des Autors.
Die Kurzgeschichte handelt von Alois Hingerl, Dienstmann Nummer 172 auf dem Münchner Hauptbahnhof. Dieser erledigt einen Auftrag mit solch einer Hast, dass er vom Schlag getroffen zu Boden fällt und stirbt.
Zwei Engel schleppen ihn mühevoll in den Himmel, wo er von Petrus seinen jenseitigen Namen „Engel Aloisius“, eine Harfe und eine Wolke zugeteilt bekommt, auf der er gemäß der „himmlischen Hausordnung“ künftig nach einem festen Terminplan frohlocken und Hosianna singen soll. Auf seine Frage, wann er denn endlich etwas zu trinken bekomme, antwortet Petrus dem Aloisius mit den Worten: „Sie werden Ihr Manna schon bekommen.“
Aloisius ahnt angesichts der Aussicht auf Manna statt des von ihm geliebten Bieres Schlimmes, zugleich kommt es zu Handgreiflichkeiten mit einem himmlischen Rote-Radler-Engel, seiner verhassten Konkurrenz auf Erden. Frustriert beginnt er auf seiner Wolke zu frohlocken. Als ein vorbeifliegender „vergeistigter Engel“ seine Bitte nach „am Schmaizla“ (einer Prise Schnupftabak) mit einem verständnislosen, gelispelten „Hosianna!“ beantwortet, steigt sein Zorn, worauf Aloisius zu schimpfen und zu fluchen beginnt, was sich auch in seiner Art zu frohlocken niederschlägt. Durch sein Schimpfen, Fluchen und lautstarkes Frohlocken („Ha-ha-lä-lä-lu-u-uh – – Himmi Herrgott – Erdäpfi – Saggerament – – lu – uuu – iah!“) wird Gott auf ihn aufmerksam.
Nach einer kurzen Begutachtung des Delinquenten samt Beratung mit Petrus kommt er nach den Worten „Aha! Ein Münchner!“ zu dem Schluss, dass Aloisius für den Himmel nicht zu gebrauchen sei. Darum erhält dieser eine andere Aufgabe: Er soll der bayerischen Regierung (im Original von Thoma der Bayerische Staatsminister des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten Anton von Wehner) die göttlichen Ratschläge übermitteln; dadurch komme der Münchner ein paar mal jede Woche nach München und die liebe Seele habe ihre Ruhe.
Alois ist sehr froh über diesen Auftrag, nimmt den göttlichen Ratschlag an und fliegt ab. Wie gewohnt geht er mit seiner Botschaft zuerst ins Hofbräuhaus, wo er sich ein Bier nach dem anderen bestellt, darüber seinen Auftrag vergisst und dort bis zum heutigen Tage sitzt. Derweil wartet die bayerische Regierung (bzw. der bayerische Kultusminister) noch immer auf die göttlichen Ratschläge (bzw. die göttliche Eingebung).
Das Werk Ludwig Thomas wurde erstmals 1911 als Simplicissimus-Bilderbogen herausgebracht, gezeichnet von Olaf Gulbransson. Wegen des Schlusssatzes „… und so wartet die bayerische Regierung bis heute auf die göttlichen Eingebungen“ wurde Thoma zu einer Geldstrafe verurteilt.
Die Original-Veröffentlichung im Simplicissimus aus dem Jahr 1911:
Der Münchner im Himmel gehört zu den meistrezitierten Werken der bayerischen Volksliteratur; für die Schallplatte sprachen es u. a. Fritz Strassner, Karl Peukert sowie Gustl Bayrhammer. Prominent ist die Überarbeitung durch Adolf Gondrell (1902–1954). Sie inspirierte die Filmemacher Gertraud (* 1930) und Walter Reiner (1924–2016) 1962 zu einem Zeichentrickfilm/Kurzfilm, für die Tonspur wurde die Rezitation Gondrells verwendet (Musik: Karl von Feilitzsch).
Die 21. Auflage der Brockhaus Enzyklopädie weist im 12. Band einen Eintrag unter dem Stichwort „Hingerl, Alois“ auf, ohne den fiktiven Charakter der Person darzustellen (wikipedia)
Dass der damaligen Obrigkeit ein solcher Spott nicht gefallen hat, versteht sich fast von selbst und auch der Klerus wird getobt haben.
Die -Seite ist ein amüsater Blick auf die „Fähigkeit“ des Münchners sich in Konfliktsituationen chamäleonartig zu verhalten.
Und natürlich hat der Adolf Gondrell mit seinem Vortragsstil diese Texte veredelt wie kein zweiter. Das Datum dieser Aufnahme ist mir nicht bekannt … ich vermute mal Ende der 40er Jahre.
Besetzung:
Adolf Gondrell (Sprecher)
Titel:
01. Der Münchner im Himmel 8.57
02. In der Elektrischen 7.06
Text: Ludwig Thoma
Und ein ebenfalls 1963 veröffentlichter Zeichenrickfilm wurde bei uns in Bayern ebenalls Kult. Geschaffen wurde er von Walter Reiner ((1924–2016)