Karl Richter + Albert de Klerk – Norddeutsche Arp Schnitger Orgeln (1972)

FrontCover1Die Freunde klassischer (barocker) Orgelmusik schnalzen vermutlich mit der Zunge, wenn sie den Namen Arp Schnitger hören:

Arp Schnitger (* 1648, vermutlich in Schmalenfleth; getauft am 9. Juli 1648 in Golzwarden, heute Brake; begraben 28. Juli 1719 in Neuenfelde, heute Hamburg) war einer der berühmtesten Orgelbauer seiner Zeit und der Vollender der norddeutschen Barockorgel. Sein Wirkungskreis erstreckte sich über Nordeuropa, wo er über 100 Orgelneubauten schuf und stilbildend war. Neben der Hauptwerkstatt in Hamburg arbeiteten Gesellen und Mitarbeiter in Filialen zwischen Groningen und Berlin, um von dort aus neue Orgeln zu errichten oder ältere Werke zu unterhalten oder umzubauen. Schnitger konzipierte seine Werke mit rauschenden Mixturen und starken Bässen zum einen für die Begleitung des Gemeindegesangs. Zum anderen dienten sie der Darstellung der norddeutschen Orgelschule, die sich in den von der Kaufmannschaft organisierten Abendmusiken der Hansestädte entfalten konnte. Etwa 30 seiner Instrumente sind in ihrer Grundsubstanz noch erhalten.

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Eigenhändiger Namenszug „Arp Schnitger Orgelmacher“ mit manu propria

Und auch die Akteure an den Schnitger Orgeln haben/hatten einen klangvollen Namen:

Karl Richter (* 15. Oktober 1926 in Plauen; † 15. Februar 1981 in München) war ein deutscher Dirigent, Chorleiter, Organist und Cembalist.

1926 wurde Karl Richter, Sohn eines evangelischen Pfarrers, Kruzianer in Dresden, geboren. Nach dem Krieg studierte er am Konservatorium Leipzig und am Kirchenmusikalischen Institut bei Karl Straube und Günther Ramin und entwickelte sich dort zum Bachinterpreten. 1949 wurde er Thomasorganist. 1951 wechselte er als Kantor an die Markus-Kirche nach München. In München lehrte er an der Musikhochschule und wurde 1956

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Karl Richter

Karl Richter leitete 1968 in Moskau und Leningrad Aufführungen der Johannes-Passion und der h-Moll-Messe von Johann Sebastian Bach. Seine Interpretation des 2. Brandenburgischen Konzertes führt den musikalischen Teil der Schallplatte Voyager Golden Record an, die als Botschaft der Menschheit an Bord der Sonden Voyager 1 und Voyager 2 unser Sonnensystem verlassen hat. Richter baute seinen Ruf als Bachinterpret kontinuierlich aus. Seine Auffassungen waren dabei durch seine Herkunft aus der Leipziger Schule bestimmt: Vergleichsweise große Instrumental- und Chorbesetzung, von spätromantischer Musiziertradition geprägte Ausdrucksmittel, hochexpressive Gestaltung. Der bereits zu seiner Zeit einsetzenden, musikwissenschaftliche Erkenntnisse einbeziehenden „historischen Aufführungspraxis“ stand Richter fern. So setzte er durchgehend modernes Instrumentarium ein. Schüler von ihm sind Hedwig Bilgram, Günter Jena, Walther R. Schuster, Albrecht Haupt und Rudolf Kelber. Mit dem Münchner Geiger Otto Büchner (1924-2008) bestand eine besonders gute musikalische und persönliche Partnerschaft.zum Professor ernannt. 1951 übernahm er den Heinrich-Schütz-Kreis, den späteren Münchener Bach-Chor, 1953 das Münchener Bach-Orchester und wurde damit einer der international bekanntesten Bachinterpreten.

Richter starb 1981 an Herzversagen. Er wurde auf dem Friedhof Enzenbühl (FG 81163) in Zürich beerdigt.

Und Albert de Klerk (* 4. Oktober 1917 in Haarlem; † 1. Dezember 1998 ebenda) war ein niederländischer Dirigent, Organist und Komponist.

Albert de Klerk

Albert de Klerk an der Orgel der St.-Bavo-Kirche (Haarlem)

De Klerk komponierte Werke im Bereich der Kammermusik für Orgel, Klavier, Glockenspiel, Chor und Sologesang. Außerdem betätigte er sich als Dirigent und Orgelimprovisator. (Quelle: wikipedia)De Klerk ist der Sohn des Musikers Jos de Klerk (1885–1969), der als sein erster Lehrer auftrat. Albert de Klerk studierte am Conservatorium van Amsterdam Orgelspiel und schloss sein Studium 1939 mit einem Diplom mit der Note summa cum laude ab. Bereits 1934 folgte er auf Hendrik Andriessen als Organist an der St. Joseph-Kirche in Haarlem, ein Amt, das er bis zu seinem Tode hielt. Von 1946 bis 1964 unterrichtete de Klerk Orgel am Institut für Katholische Kirchenmusik Utrecht, bevor er von 1965 bis 1983 als Professor für Orgel am Amsterdamer Konservatorium lehrte. Von 1956 bis 1986 deckte er zusammen mit Piet Kee das Amt des Stadtorganisten von Haarlem ab.

Den Hörer dieser beiden LP´s (die in einer für jene Zeiten typischen LP-Box veröffentlicht wurden) erwarten also hochwertigste Orgelmusik (akustische Beeinträchtigungen – der Zahn der Zeit – eingeschlossen).

Erfreulich, dass sich auch hier neben den Klassiker wie Bach und Buxtehude weitaus unbekanntere Komponisten erklingen: Namen wie Samuel Scheidt, Jan Pieterszoon Sweelinck, Heinrich Scheidemann oder Jakob Praetorius sind sicherlich nicht jederman geläufig … erklingen aber dennoch prachtvoll. Wer Ohren hat, der lausche !

Weiß der Teufel warum, aber im Augenblick habe ich wohl meine Orgel-Phase, und von daher werden demnächst weitere Beispiele dieses großartigen Instrumentes folgen.

SchnitgerorgelSteinkirchen

Die Schnitger Orgel in Steinkirchen

Besetzung:
Albert de Klerk (organ bei 05 . -)
Karl Richter (organ bei 01. – 04.)

Booklet1

Titel:

Johann Sebastian Bach:
01. Fantasie G-Dur, BMW 572 (Trés vitement – Gravement – Lentement) 9.43
02. Triosonate Nr. 6 G-Dur, BMV 530 (Vivace – Lento – Allegro) 13.42
03. Triosonate Nr. 3 d-moll, BMV 527 (Andante – Adagio – Vivace) 13.13
04. Pastorale F-Dur, BMV 590 12.28

Dietrich Buxtehude:
05. Präludium und Fuge F-Dur 6.21

Samuel Scheidt:
06. Psalmus „Da Jesus an dem Kreuze stand“ (Choralbearbeitung) 10.23

Jan Pieterszoon Sweelinck:
07. Echofantasie (Fantasia in der Manier eines Echoes) 4.09

Heinrich Scheidemann:
08. Magnificat-Fantasie (im VIII. Ton) 8.52

Jakob Praetorius:
09. Vater unser im Himmelreich (Choralvariationen) 5.20

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