Und jetzt – wie versprochen – ein weiteres Frühwerk aus der Feder von Wolfgang Ambos und seinem damaligen Partner Josef Prokopetz:
Wie gesagt, es handelt sich „um ein Frühwerk von Wolfgang Ambros und Joesi Prokopetz aus dem Jahr 1973. Die Faust-Paraphrase, die Prokopetz während seiner Zeit beim Bundesheer schrieb, war zum einem eine Produktion für die Wiener Festwochen, wie auch ein inzwischen rares, und daher teures Doppelalbum. „Wir haben ja den ‚Hofa‘ gehabt, und der Riesenerfolg hat uns damals so gut wie alle Türen geöffnet“, erinnerte sich Prokopetz im Gespräch mit der APA an die Genese des progressiven Musicals.
Dass der „Fäustling“, damals mit drei bespielten Vinylseiten erschienen, nun erneut zu hören ist, lag nicht am Bestreben seiner beiden Hauptprotagonisten, wie der heuer 60 Jahre alt gewordene „Mann des Wortes“ zugab. Inspiriert wurde Prokopetz vor nun fast 40 Jahren von seinem ehemaligen Deutschprofessor, den Prokopetz als Anthroposophen bezeichnete: „Denn das Monument, das alles in der deutschen Literatur überragt ist Faust und ich habe ihn dann ‚eingeösterreichert‘.
Seine Bühnenpremiere feierte der „Fäustling“ am 20. Mai 1973 im „Museum des 20. Jahrhunderts“ im Wiener Schweizergarten, dem „Zwanzgerhaus“. Für Prokopetz gibt es neben dem ‚Hofa‘ einen weiteren Grund, warum man das Vertrauen der Festwochen gewinnen konnte: „Es gab ja damals nicht so viele Alternativen, die progressive Volkskultur abgesondert haben. Da gab’s gerade die Schmetterlinge und von mir aus die Mendt – aber die hat dann ja nix gemacht.“
Es war – im Gegensatz zum später folgenden „Watzmann“ – ein kurzes Leben für den „Fäustling“: „Wir haben das Stück zwölfmal gespielt – es war ausverkauft und es gab ambivalente Kritiken. Die ‚Süddeutsche‘ hat etwa geschrieben ‚aus den Regiefehlern von Prokopetz könnte eine ganze Generation von Reinhard-Seminaristen etwas lernen‘, aber ich war schon allein davon erschlagen, dass die ‚Süddeutsche‘ zu diesem Werk kommt.“ Die APA schrieb damals von einer „Art Schülerparodie des ‚Faust'“, der „die frische Naivität eines Volksstücks“ zugestanden wurde – „einer ‚Riesenhetz‘ für Darsteller und Publikum“
Die Darsteller neben dem als Teufel agierenden Ambros waren Alexander Wächter – bekannt als „Nudlaug“ Franzi aus „Ein echter Wiener geht nicht unter“ – und der 1995 verstorbene Jazz-Musiker Uzzi Förster als Erdgeist. Wie genau man zu Wächter kam, war Prokopetz nicht mehr erinnerlich: „Ich glaub, den hat uns der damalige Festwochen-Intendant (Ulrich Baumgartner – Anm.) empfohlen und wir haben ihn kennengelernt. Es war Sympathie auf den ersten Blick, Singen konnte er auch – ausreichend zumindest.“
Mit der Quintessenz „es ist völlig wurscht, was du bist: bleibe Mensch“ endete das Abenteuer für den „Fäustling“ mit seiner Ankunft in der „freien Welt“. Mit einem Zwischenstopp in ein von freier Liebe und Haschisch geprägtem Aussteiger-Dasein, ist der Ausbruch aus dem geordneten Beamtenleben damit gelungen. „Heute habe ich einen anderen Standpunkt. Da sage ich, dass der Mensch zwar menschlich ist, aber trotzdem ein Viech“, meinte Prokopetz. (Quelle: www.oe24.at)
Zwei junge Burschen waren mit „Da Hofa“ Anfang der 70er- Jahre nicht nur Mitbegründer des Austropop, sondern feierten auch mit Bühnenspielen Erfolge. Texter Joesi Prokopetz und Musiker Wolfgang Ambros verwandelten Goethes „Faust“ zum wienerischen Dialektstück „Fäustling“ und entstaubten damit die Wiener Festwochen mit einer neuen Form österreichischer Popkultur.
„Wir sind mit der Idee zum damaligen Wiener- Festwochen- Intendant Ulrich Baumgartner gegangen, und er meinte nur: ‚Ja, dann macht’s'“, erinnert sich Prokopetz zurück. „Mit meinen 21 Jahren hab ich damals gleich die Regie übernommen.“ Ganz ohne Hilfe ging es nicht, denn die Tanzszenen des Werks und der Aufbau wurden von Choreografen übernommen. „Die haben mich damals rausg’rissen“, denkt Prokopetz schmunzelnd zurück.
Bei der Premiere musste er auch Kritik einstecken. So schrieb etwa die „Süddeutsche Zeitung“: „Aus den Regiefehlern des Prokopetz könnten Generationen von Reinhardt- Seminaristen etwas lernen.“ Den Regisseur störte das aber keineswegs: „Ich war überrascht, dass sie überhaupt zur Premiere gekommen waren und so viel darüber berichteten. Außerdem hat dieser Satz ja fast schon anekdotische Qualität.“ Fehler in der Regieführung gesteht sich der Künstler im Nachhinein trotzdem ein: „Ich habe den Leuten ein bisschen die Eigenheit genommen, weil ich ihnen alles vorgegeben habe. Ich kann mich daran erinnern, dass wir in einem Wirtshaus in Hietzing geprobt und die Bühnenmaße mit Klebeband nachgebaut haben. Das war ein völliges Chaos.“
Grundlage des Projekts „Fäustling“ war natürlich Johann Wolfgang von Goethes „Faust“, den Prokopetz schlussendlich einfach zu einer „wienerischen Version“ verwandelte: „Ich hatte mit dem Thema schon viel Erfahrung. Einerseits war mein Deutschprofessor Anthroposoph, und für die ist Goethe ja Gott. Andererseits war mein Matura- Thema die Faust- Motive in der modernen Literatur.“ Den orangen Fäustling am Cover des Albums hat übrigens Prokopetz‘ Mutter gestrickt: „In einer Nacht- und- Nebel- Aktion haben wir ihn dann dem Goethe- Denkmal übergezogen. Polizisten hätten sich bestimmt gedacht, was die zwei Langhaarigen da machen.“
Die Handlung orientierte sich am großen Vorbild. So wie Heinrich Faust immer mit der Wissenschaft unzufrieden war, ist Heinrich Fäustling mit seinem Beamtentum unglücklich und sehnt sich nach dem Ausstieg aus der gutbürgerlichen Welt. Am Ende des Stücks gibt sich Fäustling dem Haschisch und sexuellen Orgien hin und tritt somit „in die Welt der Hippies und Gammler“ ein, so Prokopetz. Fäustling fühlt sich, befreit von den Zwängen des Alltags, erstmals als Mensch und zitiert die Kernbotschaft des Stückes: „A Mensch und menschlich muaß ma sei!“
Dazu gehört auch die nicht enden wollende Suche: „Der Mensch, der von den Segnungen des Intellekts nicht nur rudimentär angekränkelt ist, der ist und bleibt grundsätzlich ein Suchender. Zufriedenheit ist eine Resignation vor sich selbst“, erläutert Prokopetz. (Quelle: http://www.krone.at)
Für mich hat dieses Singspiel der besonderen Art .. auch heute noch seinen erheblichen Reiz … da sind nicht nur all die subversiv-subtilen Texte, das ist auch die facettenreiche Musik (so verschwendet Wolfgang Ambros eine geniale Songidee in nur einer Minute z.B. in „Prack“ …) … und da ist auch die „message“ …vermutlich versteht die auch nur einer, der es erlebt hat … auf der Überholspur gelebt zu haben.
Und klar, der „Watzmann“ war und ist weitaus populärer … aber diese Frühwerk hat soviel verdammt viel Substanz, dass es einfach nur schad´ wär … es hier nicht zu präsentieren.
Ach ja, ich habe dieser Präsentation dann noch eine ausführliche, nennen wir es mal, Werkanalyse (6 Seiten !) beigefügt.
Besetzung:
Wolfgang Ambros (Der Teufel)
Uzzi Förster (Der Erdgeist)
Angelika Schütz (Frau Smeditschek, Friseurin)
Alexander Wächter (Heinrich Fäustling, ein Beamter)
Elga Weinberger (Grete, Sekretärin)
+
background vocals:
Agotha Littasy – Eduard Schmiege – Ingrid Nowara – Lisa Ungar – Michael Fischa
+
ein Haufen mir leider unbekannten Studiomusiker
Titel:
01. Intro (Orchesterstimmen/Einleitung/Ouvertüren/Schluß der Einleitung) 4.37
02. Alexander Wächter: Monolog 1 1.50
03. Alexander Wächter + Uzzi Förster: Heat’s es mi, es Dämonen 3:45
04. Alexander Wächter & Die Nachbarn; Dialog 2 1.14
05. Alexander Wächter & Die Nachbarn: Hawe d’Ehre, Herr Refarent 3.01
06. Wolfgang Ambros: I bin da Teife 2.09
07. Alexander Wächter & Wolfgang Ambros: Dialog 3 1.10
08. Die Nachbarn: Es is jo net, dass ma red 2.24
09. Alexander Wächter, Wolfgang Ambros & Die Nachbarn: Prost, Prost, Prost 2.28
10. Alexander Wächter & Die Nachbarn: Dialog 4 0.13
11. Die Nachbarn, Wolfgang Ambros, Alexander Wächter & Angelika Schütz: Dialog 5 1.08
12. Angelika Schütz: A Kopf ohne Haar 2.59
13. Alexander Wächter: Prack 1.01
14. Elga Weinberger & Alexander Wächter: Dialog 6 1.00
15. Elga Weinberger & Alexander Wächter: Halb Acht 1.47
16. Elga Weinberger: Dialog 7 0.14
17. Elga Weinberger: Wie in ana Schreibmaschin 2.08
18. Elga Weinberger & Alexander Wächter: Dialog 8 0.27
19. Wolfgang Ambros: Unmoralisch 2.10
20. Die Nachbarn & Uzzi Förster: Dialog 9 3.15
21. Uzzi Förster: Utrilitten 0.14
22. Die Nachbarn: Dialog 10 6.27
23. Die Nachbarn: De Zeit 0.19
24. Josef Prokopetz: Monolog 2 2.37
25. Wolfgang Ambros: A Meinung 2.17
26. Alexander Wächter & Elga Weinberger: Dialog 11 0.35
27. Wolfgang Ambros: Outro 0.52
Musik: Wolfgang Ambos
Texte: Josef Prokopetz
Arrangements: Christian Kolonovits