Pete – Eine Zeitschrift für die Jugend – Heft 50 (1953)

TitelMein Faible für Druckerzeugnisse aus längst vergangenen Dekaden dürfte hinlänglich bekannt sein.

Hier präsentiere ich mal ein Druckerzeugnis , das in den 50er Jahren – glaubt man den Quellen – einen sehr große Eindruck hinterlassen hat: „Pete – Eine Zeitschrift für die Jugend“:

Pete – Eine Zeitschrift für die Jugend war eine Zeitschrift, die zwischen 1951 und 1962 in Deutschland veröffentlicht wurde.

Das Heft No. 1 mit 32 Seiten erschien am 8. Oktober 1951 unter dem Titel „Das Nachtgespenst“. Alle Hefte kamen in dem auf Trivialliteratur spezialisierten Uta-Verlag heraus (der 1961 vom Erich Pabel Verlag in Rastatt übernommen wurde) und die titelgebenden Geschichten waren von Joachim Rennau unter dem Pseudonym Rolf Randall verfasst. Zusätzlich zu den 200 Ausgaben des Heftes gab es weitere 50 Pete-Bücher, die zeitweise noch 1978 in der hannoverschen Günther-Wagner-Pelikan-Werke GmbH (später:Pelikan-AG) herauskamen. Die Illustrationen auf der Titelseite kamen meist von Klaus Dill, der auch Filmplakate zeichnete.

Neben Geschichten über den namensgebenden Jungen Pete, die im fiktiven Örtchen Somerset im Wilden Westen des ausgehenden 19. Jahrhunderts spielten, enthielten die Ausgaben noch Sachartikel mit Wissenswertem für Jugendliche. Die Geschichten handeln von Kindern und Jugendlichen um Pete Simmers, die oftmals Verbrecher jagen, Unrecht aufdecken oder einfach nur kleine Fehden mit Nachbarskindern austragen.

Bemerkenswert ist, dass zu der Heftreihe auch Jugendclubs existierten. Die Gruppen eiferten den Romanfiguren nach, Gutes zu tun, ähnlich einer Pfadfindergruppe. Das Heft diente zur Kommunikation der Clubs untereinander. Dazu wurden seitens der Redaktion Nachrichten der einzelnen Clubs abgedruckt. (Quelle: wikipedia)

Weitere Pete Hefte

Weitere „Pete“ Ausgaben

Und da erinnert sich einer sehr liebevoll an jene Jahre:

„Tief ist der Brunnen der Vergangenheit“, raunte Thomas Mann, und in diesem Fall ist der Brunnen, um im exquisiten Bild zu bleiben, ungefähr 5o Jahre tief. Aber zum Glück gibt es ja die unerschöpfliche Wundertüte namens Internet, die auch eine erstklassige Zeitmaschine ist. Hier fand ich, was mich damals als Kind, das anfing zu lesen, glühend begeisterte: ein paar Exemplare Pete- Eine Zeitschrift für die Jugend. Ich habe sie auf der Stelle gekauft. Obwohl ich in der „britischen Besatzungszone“ aufwuchs, kannte ich als Schüler eines humanistischen Gymnasiums keine Silbe Englisch, so daß Pete für mich nie ein Piiiet war, sondern immer Pete- wie Trompete.

Im blauweißen Titelkopf der Hefte war rechts ein gemaltes Porträt von Pete: ein pausbäckig lachender, gescheitelter Blondschopf mit unheimlich gesunden Zähnen, ein keckes Halstuch umgebunden, seitlich verknotet. Hyperkritische Geister könnten im idealisierten Bild durchaus eine arisch-faschistoide Ästhetik entdecken (wie sie bei Gemälden des heutigen Nachwuchsmalers Norbert Bisky keineswegs zu leugnen ist), aber auch auf Keksdosen und Kakaobüchsen sahen Jungen seinerzeit ähnlich aus.

Nach landläufiger Meinung handelte es sich um Schundhefte, literarisch wertlos, Groschenromane eben. Wehe, man wäre damit in der Schule erwischt worden! Sie kosteten 40 Pfennig. Viel Geld für ein Kind damals, statt Lesefutter konnte man dafür auch vier „Hefeteilchen“ kaufen (die heute selbst beim Billigbäcker Kamps mindestens drei Euro kosten). Aber es gab eine Großmutter, die sich das Geld abbetteln ließ und gern ihr Portemonnaie öffnete.

Pete’s Abenteuer und Streiche -so ein Untertitel- erschienen vierzehntägig im Uta Verlag, damals ansässig in Sinzig am Rhein. Die Hefte waren noch langzeilig gesetzt und nicht in zwei Spalten, wie später bei Heftchenromanen üblich. Ihr Umfang betrug 32 Seiten, also zwei Druckbögen. Die eigentliche Geschichte war aber nur 23-24 Seiten lang und naturgemäß viel zu schnell ausgelesen, an einem einzigen Nachmittag. Dann galt es wieder, ungeduldig zwei Wochen zu warten, bis ein neues Heft erschien- wie lang zwei Wochen sein können! Das Suchtpotential war erheblich.

Der Rest des Heftes war aufgefüllt mit angeblich Wissenswertem für Kinder, zum Beispiel wurde aus der „Geschichte der Wolkenkratzer“ berichtet oder „Lernt Deutschland kennen: Idar-Oberstein“. Unverkennbar Bildungsabsichten, denn die Redaktion der Pete-Hefte hatten zwei Akademiker: ein Dr. Isert und ein Dr. Richter, letzterer ist bei Nr. 50 schon abhanden gekommen. Wahrscheinlich waren es diese Herren auch (und andere), die unter offensichtlichen Pseudonymen wie Rolf Randall, Broderick Old oder Frank Dalton selbst die Geschichten schrieben, die von mir so heiß geliebt wurden.

Aber nicht nur von mir. Auch von zahllosen anderen kleinen Jungen im Lande (für Mädchen, pah, gab’s die Gaby-Hefte). Pete war unter Jungen geradezu KULT: schon bei Heft 80 existierten im westlichen Nachkriegsdeutschland 989 Pete-Gruppen. Das waren weniger Fan-Clubs als pfadfinderähnliche Kleingruppierungen, deren Mitteilungen hinten im Heft auch gern gedruckt wurden. So etwa eine Nachricht aus Heselerfeld (Ostfriesland): Die Gruppe von Klaus Higgen besteht aus zehn PETE-Jungen zwischen 12 und 14 Jahren. Briefwechsel mit anderen PETE–Gruppen wird gewünscht. Die Gruppe hat sich dadurch einen guten Namen gemacht, daß sie Bedürftige mit Brennmaterial für den kommenden Winter versorgt. Den armen Leuten zu helfen, hat sich die Gruppe zur Pflicht gemacht.  Leider gab es keine  Pete-Gruppe in meiner Nähe (und ich selbst war gründungsunfähig), aber die Kinderabteilung des CVJM bot mir Asyl.  (Quelle: angelfire.com/poetry/petegermany/)

Der Autor dieser Zeilen ist übrigens Niels Höpfner, geboren 1943, lebt in Köln, Literaturkritiker, Publizist, Autor.

Oder auch so:

NielsHöpfner

Tja, noch so einer, der durchaus seinen Weg gegangen ist, und sind dennoch auch seiner Wurzeln erinnert.

Hier also nun der Startschuss für ein paar „Pete – Eine Zeitschrift für die Jugend“ Hefte aus den 50er Jahren …

Die Hefte waren graphisch eher spartanischer Natur (um es mal so zu formulieren) und aber so brachten die Herzen der Jungs jener Jahre zum strahlen … und mein Blick geht zurück in jenes graue Nachkriegsdeutschland der Adenauer-Ära (und Fußball-Weltmeister waren wir auch noch nicht…) und ich selbst befand mich noch in Abrahams Wurstkessel … aber nicht mehr lang !

Beispiel13

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Genau so war´s und nicht anders … Yeah !

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Hach … welch Idylle …

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Für die Mädchen gab´s vom gleichen Verlag wohl die Zeitschrift „Gaby“

Beispiel09

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Beispiel14

Beispiel11

Warum nur muss man (oder besser gesagt: ich) bei solchen Bildern sich die Frage stellen, ob sich auch schon damals Pädophile in solche Treffen reingeschmuggelt haben …

Beispiel12

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Eigentlich wollte ich mich ja bei Niels Höpfner per mail melden und mich für diese eben so liebevollen Erinnerungen bedanken .. dann fand ich bei meinen Recherchen zu dieser Jugendzeitschrift folgendes:

TodesanzeigeNielsHöpfner

 

Das hat mich dann doch ein wenig sprachlos gemacht … und irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich mich mit Niels Höpfner und seinem Werdegang … vom eifrigen „Pete“ Leser bis hin zu einem „Alt 68er“  noch etwas näher zu beschäftigen habe.