Jetzt wundere ich mich gerade mal sehr. Es ist mir rätselhaft, warum ich mir bis jetzt nicht mal die Zeit genommen habe, um über Alexandra zu berichten. Das muss ich jetzt aber schleunigst nachholen:
Alexandra, bürgerlich Doris Nefedov, (* 19. Mai 1942 in Heydekrug, Ostpreußen, als Doris Wally Treitz; † 31. Juli 1969 in Tellingstedt, Schleswig-Holstein) war eine deutsche Sängerin. Bekannt wurde sie Mitte der 1960er Jahre mit Liedern wie Mein Freund, der Baum, Sehnsucht oder Zigeunerjunge.
Doris Treitz wurde als letzte von drei Töchtern der Eheleute August und Wally Margarete Treitz, geb. Swetosch, im zum Deutschen Reich gehörenden Memelland geboren. Ihre Familie flüchtete 1944 vor der Roten Armee zunächst nach Sachsen und dann nach Kiel. Dort besuchte sie die Volksschule und danach die Ricarda-Huch-Schule, damals ein Mädchengymnasium. Früh brachte sich das künstlerisch wie musikalisch talentierte Mädchen das Gitarrenspiel bei, erhielt Klavierunterricht und begann, eigene Lieder und Gedichte zu schreiben. 1962 nahm sie an der Miss-Germany-Wahl teil und belegte den neunten Platz.
Mit 17 Jahren wollte sie als Modedesignerin arbeiten. Kurz vor ihrem Abitur brach sie die Schule ab und begann ein Grafikstudium an der Muthesius-Werkkunstschule. In dieser Zeit hatte sie mehrere Gelegenheitsjobs, unter anderem als Sekretärin, Stenotypistin und Zimmermädchen.
Alexandra versuchte, ihr Studium zu beenden und arbeitete nebenbei als Zeichnerin. Nach einem Abschluss an der Margot-Höpfner-Schauspielschule in Hamburg erhielt sie ein Engagement an einem Theater in Neumünster und nahm Gesangsunterricht. Kurzzeitig sang sie 1965 bei den City Preachers. Bald darauf wurde der Schallplattenproduzent Fred Weyrich auf die tiefe Stimme der Sängerin aufmerksam. Unter dem Management von Hans R. Beierlein wurde Alexandra zum Star aufgebaut; mit ihren melancholischen Liedern und ihrem Aussehen passte sie gut in ein Format, das bisher noch nicht von der deutschen Schlagerbranche vermarktet wurde: Russland. Mit dem Orchester Hazy Osterwald folgten die ersten Tourneen quer durch die Bundesrepublik Deutschland und 1967 auch durch die Sowjetunion.1961 zog sie zusammen mit ihrer geschiedenen Mutter und ihrer Schwester nach Hamburg-Rothenburgsort und besuchte die Meisterschule für Mode. Bald lernte sie den 30 Jahre älteren russischen Emigranten Nikolai Nefedov (1912–1989) kennen, der bei ihnen zur Untermiete wohnte. Noch im selben Jahr heirateten beide. Anschließend wollte sie mit Nefedov in die USA auswandern. Am 26. Juni 1963 brachte sie ihren Sohn Alexander zur Welt. Nach dem Scheitern der Ehe nahm sie, in Anlehnung an den Namen ihres Sohnes, den Künstlernamen Alexandra an.
Im Alter von 25 Jahren kam der Durchbruch: Sie konnte ihre ersten beiden Erfolge Zigeunerjunge (komponiert von Hans Blum) und Sehnsucht (Rudi Bauer/Fred Weyrich) in den Schlagerparaden verbuchen. Doch die auf ihr Image maßgeschneiderten Lieder stellten die Sängerin und Komponistin Alexandra nicht zufrieden; sie wollte mehr als nur slawisch-folkloristisch orientierte Schlager singen. Ihr Produzent sagte später: „Sie hat das Lied Sehnsucht gehasst und es nur ein einziges Mal unter Tränen bei der Plattenaufnahme gesungen.“
Die vielsprachige Alexandra fand Kontakt zu französischsprachigen Chansonniers wie Salvatore Adamo, Gilbert Bécaud und Yves Montand und reiste nach Brasilien, um mit dem Musiker und Sänger Antônio Carlos Jobim (u. a. The Girl from Ipanema) zusammenzuarbeiten. Der Fotograf, Kameramann und Regisseur Truck Branss verfilmte die Reisen für die ARD-Show Alexandra: Ein Portrait in Musik (1969). Zurück in Deutschland entstand eine enge Freundschaft und Zusammenarbeit mit Udo Jürgens. Anfang 1969 verließ Alexandra Hamburg und zog nach München-Nymphenburg. Hier verlobte sie sich 1969 mit Pierre Lafaire.
In der Nacht zum 31. Juli 1969 fuhr Alexandra mit ihrem Sohn und ihrer Mutter mit ihrem Mercedes 220 SE Coupé von Hamburg Richtung Sylt in den Urlaub. Gegen 15 Uhr erreichte sie in Tellingstedt auf der Landesstraße 149 die schwer einsehbare Kreuzung mit der Bundesstraße 203, die sie überqueren wollte. Dabei missachtete sie die Vorfahrt. Ein Lastwagen fuhr in die rechte Seite ihres Wagens und schob ihn mehr als 20 Meter weit in den Straßengraben. Ihr Fahrzeug wurde schwer beschädigt. Alexandra starb noch am Unfallort, ihre Mutter wenig später im Krankenhaus in Heide (Holstein). Der auf der Rückbank schlafende sechsjährige Sohn Alexander wurde nur leicht verletzt. Sie wurde unter ihrem Künstlernamen Alexandra auf dem Westfriedhof in München beigesetzt.
Der Berliner Regisseur und Dramaturg Marc Boettcher veröffentlichte 1999 eine Biographie über Alexandra, in der er auch der angeblich ungeklärten Todesfrage nachging. Während seiner Recherchen wurde Boettcher angeblich mehrfach von Unbekannten bedroht. Im selben Jahr wurde sein Dokumentarfilm Alexandra – die Legende einer Sängerin ausgestrahlt. Im Jahre 2004 trat er mit neuen Rechercheergebnissen und der Ankündigung, das Todesermittlungsverfahren neu aufzurollen, an die Öffentlichkeit. Boettcher habe aus den Stasiunterlagen der Birthler-Behörde erfahren, dass Pierre Lafaire, der Geliebte Alexandras, als US-amerikanischer Geheimagent tätig und trotz der Verlobung mit Alexandra bereits in Dänemark verheiratet gewesen sein soll.
2002 wurde in Würzburg von Verehrern der Sängerin ein Verein gegründet, mit dem Ziel, ihr musikalisches Erbe zu wahren. Neben der Grabpflege werden Veranstaltungen mit Live-Darbietungen von Alexandra-Liedern durch Vereinssängerinnen durchgeführt. Unterstützt wird der Verein von Alexandras Sohn Alexander (Sascha) Nefedov-Skovitan und Verwandten der Sängerin. Alexandras Sohn war bis 2008 Leiter des Ural-Kosakenchores.
Die betreffende Straßenkreuzung in Tellingstedt existiert heute nicht mehr. Da es dort immer wieder zu schweren Unfällen kam, wurde sie baulich aufgehoben und die Straße, auf der Alexandra fuhr, seitdem etwa 100 m weiter westlich mittels einer Brücke gefahrlos über die B 203 geführt.
Der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg beschloss am 18. Dezember 2006, einen Weg im Stadtteil Rothenburgsort nach ihr Alexandra-Stieg zu nennen. Am 19. Mai 2009 wurde in der Nähe der früheren Wohnung in Kiel das Areal zwischen Knooper Weg, Franckestraße und Olshausenstraße auf den Namen Alexandraplatz getauft.
Am 27. Mai 2011 wurde durch den Verein Alexandra-Freunde in ihrem Geburtsort im Beisein des Bürgermeisters, Vertretern der Deutschen Botschaft in Litauen, des deutschen Bundesministeriums des Inneren und der Landsmannschaft Ostpreußen an einem Gebäude des Kindergartens Pusele, wo das Wohnhaus von Alexandras Familie stand, eine Bronzetafel mit Foto enthüllt. (Quelle: wikipedia)
Einerseits bemerkenswert, wie sehr Alexandra noch heute im Bewußtsein vieler Menschen ist: ich verweise da nur auf die website, die bis heute aktiv ist und auch von Familienmitgliedern von Alexandra unterstützt wird.
Andererseits aber mehr als verständlich, denn gerade die 2. LP von ihr zeigt das Potential dieser Sängerin auf ganz hervorragende Weise … und man spürt ihr Streben nach einer anderen Musik … eben die Welt des Chansons … die sie erobern wollte. Und keine Frage: Das Zeug dazu hatte sie allemal … man höre sich „Hereinspaziert“ mal an oder auch „Im sechstenStock“ … da ist die Knef nicht weit. Und sie hatte ja nicht nur eine großartige Stimme, nein sie war eben keine Schlagersängerin, sondern eine Musikerin: Ihre Kompositionen auf diesem sind wahrlich nicht die schlechtesten und mit „Mein Freund der Baum“ hatte sie natürlich einen Klassiker geschrieben. Übrigens mit der nächsten Alexandra Nummer „Der Traum vom Fliegen“ wird diese spezielle „Baum“ Thematik fortgesetzt.
Und dann höre man sich mal so ganz bewußt „Schwarze Engel“ an … es darf gestaunt werden !
Erwähnt werden muss aber auch Boris Jijic … der mit seinem Orchester ganz großartig arangiert und instrumentiert hat …
Gar nicht auszudenken, was aus dieser Alexandra noch hätte werden können …
Und ihr bewegtes Leben hat viele inspiiert zu forschen … Auch einen Marc Boettcher (Dramaturg am Stuttgarter Theater), über dessen Buch wurde im Jahr 2009 auf Spiegel Online berichtet … Hier ein kleiner Auszug aus diesem Artikel (der als Bonus dieser Präsentation beiliegt):
Doch Alexandra will weg vom Schlager, raus aus dem russischen Stereotyp. Sie sieht sich als Chansonsängerin. Und als Autorin. Gilbert Bécaud und Juliette Gréco sind ihre Idole, mit dem damals gerade zu Ruhm gekommenen Udo Jürgens schreibt sie zwei Lieder, für Adamo übersetzt sie Texte ins Deutsche. Mit dem damals in Frankreich als Chanson-Hoffnung gefeierten Sänger verbindet sie eine romantische, wenn wohl doch platonische Liebe. Affären hat sie zahllose, Adriano Celentano und Carlos Jobim sind nur ihre prominentesten Liebhaber. Trotzdem beweist sie Geschmack: Karel Gott lässt sie abblitzen.
Sie war ihrer Zeit wohl voraus. Alexandra war eine moderne Frau. Nicht nur eine Vertreterin der Generation, die mit der Pille aufgewachsen war und abgetrieben hatte. Nicht nur eine, die sexuell aufgeschlossen war und sich One-Night-Stands gönnte, die in der Presse ganz selbstverständlich und ohne große Häme als alleinerziehende Mutter bezeichnet wurde. Sondern auch eine, die wusste, was sie wollte und ihre Attraktivität zielgerichtet zum eigenen Vorteil ausnutzte. Die Reaktion der Männer, die das Schlagergeschäft beherrschten, war eindeutig: In der Branche galt sie als zickig.
Besetzung:
Alexandra (vocals)
+
Chor und Orchester Boris Jojic
Titel:
01. Ja lublú tebjá (Ich liebe dich) (Traditional/Jopic/Alexandra) 2.29
02. Die Zärtlichkeit (La tendresse) (Giraud/Roux/Weyrich) 2.20
03. Grau zieht der Nebel (Tombe la neige) (Adamo/Bader) 2.40
04. Hereinspaziert (Blum/Weyrich) 2.51
05. Am großen Strom (Amirchanjan/Alexandra) 3.12
06. Mein Freund, der Baum (Alexandra) 3.39
07. Der Traum vom Fliegen (Alexandra) 3.51
08. Der große Clown (Niessen) 2.32
09. Schwarze Engel (Angelitos negros) (Maciste/Guzman/Siegel) 2.59
10. Im sechsten Stock (Blum/Weyrich) 2.46
11. Tanz, alter Tanzbär (Alexandra) 3.06
12. Mein Kind, schlaf ein (live) (Alexandra) 2.44
Kalt schon weht der Abendwind,
und es naht die Nacht geschwind.
Schlaf und laß das Weinen sein,
schlaf nur, schlaf,
mein Kind, schlaf ein.
Ach, du kennst noch keine Not,
weißt noch nichts von Krieg und Tod!
Deine Welt is neu und licht,
bis der Kindheit Traum zerbricht.
Morgen schon bist du erwacht
aus der langen Märchennacht.
Morgen ist die Welt schon dien,
halt dein Herz nur ummer rein!
mmh,mmh,mmh,mmh
halt dein Herz nur immer rein!
mmh,mmh,mmh,mmh,
schlaf nur, schlaf,
mein Kind, schlaf ein.