Verschiedene Interpreten – Leipziger Folk Sessions Vol. 3 – www. hollahi.de (2001)

FrontCover1Nachdem die beiden ersten CD´s der Leipziger Folk Sessions nicht nur musikalisch ganz großartig waren, gab´s dann 2001 eine weitere Edition, die sich „www. hollahi.de“ nannte.

Anders als bei den beiden Vorgängeralben verzichtete man auf ein spezielles Thema , sondern man bot einfach einen bunten Strauß von traditioneller Folklore und ergänzte diese dann auch noch mit Schlagern wie „Der Novak lässt mich nicht verkommen“ (von der ganz und gar herrlichen Gisela aus Schwabing). Auch ein Brecht/Weill Song („Ballade von der unzulänglichkeit menschlichen Strebens“) wurde in das Programm aufgenommen.

Und so entstand ein Leipziger Allerlei, das leider nicht an die beiden Vorgänger-Alben herran reichen konnte. Zuweilen kommt einem der Gedanke „was haben die denn geraucht“, wenn man die Aufnahmen (wie z.B. „Ich ging einmal“) hört …

Wüsste man nicht, dass diese Aufnahmen explizit für diese dritte Ausgabe der „Leipziger Fol Sessions“ eingespielt wurden, könnte man der Meinung sein, hier wurden Aufnahmen verwendet, die man bei den früheren Sessions halt mal so eingespielt hat, dann aber von einer Veröffentlichung abgesehen hat.

InletAuch wenn die Aufnahmen irgendwie völlig zerfahren wirken, ist auch diesmal das booklet vorbildlich, die erläuternden Texte sind erneut informativ und zeigen, dass sich diese Barden mit der Historie der Lieder wirklich beschäftigt haben.

Und auch wenn diese CD den Vorgänger nicht das Wasser reichen kann, hörenswert ist sie dennoch.

Und ich bedauere es sehr, dass dann keine „Volume 4“ erschienen ist … Zu sehr hätte ich mir ne pralle Live-CD mit Jürgen B. Wolff und seinen Kumpanen gewünscht !

DieMusiker
Besetzung:

Ulrich Doberenz (bass)
Susanne Grütz (vocals)
Uwe Sterzik (vocals, banjo)
Max Teich (saxophone, clarinet)
Andreas Uhlmann (accordeon, viola)
Till Uhlmann (hurdy-gurdy, violin)
Manfred Wagenbreth (vocals, mandolin, bouzouki, guitar)
Per Winker (drums, percussion)
Jörg Wolf (vocals, clarinet)
Jürgen B. Wolff (vocals, guitar, waldzither)
Jens-Paul Wollenberg (vocals)
+
Michael Beddies
Dirk Wasmund (saxophone bei 02. + 04.)

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Titel:
01. Wohlauf, die Luft (Wanderfahrt) (v.Scheffel/Becker) 4.03
02. Verschnupft im Heu (Traditional) 4.10
03. Horch was kommt (von draußen rein) (Traditional) 4.53
04. König In Thule (Goethe/Zelter) 4.37
05. Ballade von der unzulänglichkeit menschlichen Strebens (Brecht/Weill) 2.49
06. Die krumme Lanke (Sieg) 5.45
07. Das Nest (v.Sallet/Wolff) 4.37
08. Jahr des Hundes / Tag des Herrn (Traditional) 4.13
09. Und Meyer sieht mich freundlich an (Benauer/Fall) 2.25
10. Der Nowak (Wiener) 5.43
11. Hans Im Schnakeloch (Traditional/Wolff) 4.04
12. Christian verzweifelt gesucht (Traditional) 5.24
13. Ich ging einmal (Nanunanunanu) (Traditional) 3.28
14. Es geht alles vorbei (Wallner/Feltz/Raymond) 6.22

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Mehr Leipziger Folk Sessions:

MehrLeipzigerAllerlei

Verschiedene Interpreten – Leipziger Folk Session Vol. 2 – Ein freyes Leben führen wir – Räuber- und Wilddiebs Gesänge (1999)

FrontCover1Als das erste Album der Session-Formation „Leipziger Folk Session“ erschien, äußerte Ulrich Joosten im Magazin “Folker” ja die Hoffnung „daß die Rufe jener erhört werden könnten, die nach »meeehr, meeehr, meeehr« lechzen werden.”

Dem Mann wurde geholfen und ein Jahr später erschien dann Volume 2 dieser wirklich hochkarätigen Session-Formation.

Diesmal widmete man sich unter dem Motto „Ein freyes Leben führen wir“ den Räuber- und Wilddieb-Gesängen der deutschen Volksmusik.

Das Internet-Magazin „folkworld“ war allerding so nicht so glücklich mit diesen Aufnahmen:

Häufig wird bedauert, daß Folk in Deutschland – bei Zuhörern als auch Musikern – oft der Irish/Klezmer/Balkan-Connection angehört. Dann werden die guten alten Zeiten beschworen, als Gruppen wie Zupfgeigenhansel und Fiedel Michel im Westen oder Folkländer im Osten die deutsch(sprachig)e Antwort auf das Folkrevival waren. Die Leipziger Folk Session Band hat jetzt ein zweites Album vorgelegt. Auf 1848-Lieder folgen nun Räuber- und Wilddiebsgesänge. Wie beim Erstlingswerk wird prächtige Unterhaltung geboten. Neu sind ein paar E-Gitarren, die sich hineingeschlichen haben. Manchmal ist man leider nah an der Schunkelmusik (beim Konzert in Rudolstadt 1999 brach teilweise Bierzeltstimmung aus). Nur manchmal beschleicht mich das Gefühl: Werden da nicht doch nur die 70er Jahre abgefeiert? Coolfin klingt schließlich auch nicht wie Planxty. Und zwischen Liedermachergeschrammel und Mittelalterschwermetall ist doch noch reichlich Platz in der deutschen Folk- und Weltmusikszene. Aber wo laufen sie nur? (Ausgabe 15: 8/2000)

Nun denn, lassen wir erstmal die Musikanten erklären wie es zu diesen Aufnahmen kam:

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Und im Gegensatz zu meinem Vorredner kann ich auch diesem Album etliches abgewinnen.

Das ist zum einen das vorbildliche Booklet, mit nun wirklich interessanten Erläuterungen zu den einzelen Liedern (das nenn ich fundierte Beschäftigung mit den Quellen !) und dann zum anderen die musikalische Bearbeitung der alten Weisen …

WildschützGerogJennerwein

Der Wildschütz Georg Jennerwein

Selten habe ich ein Album gehört, das„alte Melodien“ so herzerfrischend interpretiert und die Vielzahl der Instrumente ist einfach nur gut. Die Lieder haben zwar einen geringeren Bekanntsheitsgrad als etliche Lieder der „Revolution von 1858/49“ … aber das ist ja kein Nachteil: im Gegenteil: die Wiederbelebung dieser Lieder erlebe ich als Gewinn, zeigen sie doch … wie vielfältig Musik aus deutschen Landen sein kann.

 

Und natürlich begegnen einem dann all die Namen, die wir – auch im Rahmen unseres „kollektiven Bewußtseins“ abgespeichert haben: Da tauchen Figuren wie Rinaldo Rinaldini, der Hauptmann von Köpenick oder der Wildschütz Jennerwein (ja, genau der aus meiner bayerischen Heimat) auf … Hach …

Und ja … solchen Lieder leben auch vom Pathos (zu hören z.B. bei „Banditenbegräbnis“), aber … gehört nicht auch dieser Pathos zu unseren Empfindungen, zu unseren Empfindungen, die vielleicht besonders intensiv unser Leben prägen ?

Nein, nein, auch dieses Album bietet unendlich viel, das es zu entdecken gilt. Und von daher ist auch Teil 2 dieser Edition ein ganz besonderer Genuss und mein Dank gilt daher allen Musikern, insbesondere aber diesem Jürgen B. Wolff, der nicht nur das ganze Projekt organisiert hat, sondern (ich lerne ja dazu) für die erneut großartige Covergestaltung gesorgt hat.

Und Puristen mögen vielleicht die Nase rümpfen, dass bei diesem Album auch elektrische Gitarren samt verzerrtem Sound zum Einsatz kamen (z.B. bei „Der Räuberhauptmann von Köpenick“ … aber da sag ich nur: Schon Bob Dylan wusste 1965 auf dem Newport-Festival, dass diese Diskussion überflüssig wie ein Kropf ist (und der von mir doch sehr geschätzte Mike Bloomfield spielte zu „Maggie´s Farm“ seine bluesige Gitarre !).

Und insbesondere, aber auch das Ende dieses Albums sind einfach nur witzig !

HinrichtungSchinderhannes

Die Hinrichtung des Schinderhanns (der ja eigentlich Johannes Bückler hieß) – Holzschnitt eines unbekannten Künstlers, um 1803.

Besetzung:
Heidi Eichenberg (accordeon)
Ulrich Doberenz (bass)
Ullrich Franke (bass, vocals)
Ingeborg Freytag (violin, percussion)
Erik Kross (dulcimer)
Gundolf Nandico (horn, didgeridoo)
Cornelia Plänitz (violin)
Alexander Samojlov (vocals)
Peter Schneider (saxophone, clarinet)
Uwe Sterzik (vocals)
Andreas Uhlmann (trombone, recorder, flute, whistle, jew´s harp, background vocals)
Johannes Uhlmann (accordeon, background vocals)
Till Uhlmann (hurdy gurdy, violin, background vocals)
Manfred Wagenbreth (mandolin, bouzouki, harmonica, vocals)
Dirk Wasmund (saxophone, clarinet)
Peter Wassiljewski (vocals, mandolin)
Jens Paul Wollenberg (vocals)
Jörg Wolff (vocals, clarinet)
Jürgen B. Wolff (vocals, guitar, zither)

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Titel:
01. Ach das könnte schön sein (Grothe/Dehmel/Neumann/J.B.Wolff) 3:36
02. Rinaldo Rinaldini (Traditional/Vulpius) 4.49
03. Was schleicht dort im nächtlichen Walde (Traditional) 3.35
04. Der Lindenschmied (Traditional) 5.21
05. Der Räuberhauptmann von Köpenick (Reuter/Bruhn) 4.11
06. Der Butterräuber von Halberstadt (Traditional) 3.32
07. Die Hemsbacher Affär (Schmeckenbecher/Friedrich) 2.26
08. Die Räuberbreut (Traditional) 4.06
09, Banditenbegräbnis (J.B.Wolff/Freiligrath) 6.26
10. Es zogen drei Räuber als Grafen aus (Traditional) 4.18
11, Der Tantenmörder (Wedekind) 2.36
12. Das Jennerwein-Lied (Traditional) 2.57
13. Die Räuber aus dem Böhmerwald (Kammel/Wollenberg) 3.43
14. Schinderhannes (Traditional) 5.08
15. Ballade von den Seeräubern (Brecht) 6.38
16. Ein freyes Leben führen wir (Traditional/Schiller) 4.02

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Live waren sie auch unterwegs …

Mehr von der Leipziger Folk Session:
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Verschiedene Interpreten – Leipziger Folk Sessions Vol. 1 – 18 aus 48 – Das Beste von der Barikade (1998)

FrontCover1Ein ganz besonderer Leckerbissen aus der deutschen Folk-Szene ist nun wirklich dieses Album …

Organisiert wurde diese Studio-Session von Jürgen B. Wolff, der in der DDR mit dem Duo Sonnenschirm  eine Ikone der dortigenFolk-Szene war und nach dem Ende der DDR unverdrossen weitermachte. Und was er hier auf die Beine gestellt hat, ist mehr als bemerkenswert.

“ Man wollte einfach mal wieder ein paar Volkslieder singen und in einer lockeren Runde Leipziger Musiker in einer Art Session zusammen eine CD einspielen. »Keine überzogene Rafinesse – Spontaneität war angesagt«, heißt es im Infotext.

CD-CoverEin Understatement, das durch die Musik Lügen gestraft wird. Wie oft haben wir uns gewünscht, die Gruppe Folkländer noch einmal in der Originalbesetzung jener legendären Langrille »…wenn man fragt, wer hat´s getan« (die inzwischen dankenswerterweise wieder auf CD wiederveröffentlicht wurde) zu hören. Allein, Sänger Jürgen B. Wolff war bisher mit dem Duo Sonnenschirm ausgelastet und der Rest der Truppe firmiert inzwischen nach personellen Wechseln unter dem Namen Bierfiedler überwiegend als Folkstanzband.

Nun spielen auf der vorliegenden CD zwar auch nur drei ehemalige Mitlieder der Originalbesetzung mit, aber neben Ulrich Doberenz (Kontrabaß) und Manne Wagenbreth (Mandoline, Bouzouki, Mundharmonika, Gesang) eben auch Jürgen B. Wolff (Gitarre, Sologesang), dessen unverwechselbare, leicht brüchige Stimme und unnachahmliche Art der Interpretation den Volksliedern das Gütesiegel der »Ostfolk«-Prägung verleihen und die CD »18 aus 48« beinahe wie eine »original«-Folkländer-Platte klingen läßt.

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Natürlich machte seine Stimme allein nicht jenen Zauber aus, natürlich haben auch die swingend-leichtfüßigen und schräg-skurrilen Arrangements einen großen Teil dazu beigetragen, die voller Spielfreude in teils abenteuerlichen Kombinationen eingesetzen Instrumente nicht minder. Diese Qualitäten findet man hier wieder, nachdem sich den genannten »Alt«meistern eine junge Generation von Musikern zugesellt, die natürlich noch mehr Einflüsse aus moderner europäischer Folkmusik und aus der Welt- und Popmusik einbringen und die Arrangements klingen lassen, wie Folkländer nach einer Frischzellenkur. Allen voran die Uhlmann-Brothers Andreas (Posaunen, Flöten, Schalmei, Maultrommel) und Johannes (Knopfakkordeon, Geige) samt Cousin Till (Drehleier, Geige), zusätzlich vermerkt das Cover so klingende Namen wie Conny Plänitz (Geige), Anne-Kathrin Siegel (Gesang), Uwe Sterzik (Gesang), Dirk Wasmund (Saxofon, Klarinette), Jörg Wolf (Violoncello), Jens-Paul Wollenberg (Gesang) und Eduard Funkner (Balalaika).

Wen wundert´s, daß selbst so vielfach eingespielte Lieder wie »Das Bürgerlied«, »Die freie Republik«, »Das Blutgericht«, das »Badische Wiegenlied« oder »Trotz alledem« frischer und unverbrauchter klingen als die meisten anderen Interpretationen, die man kennt. Moderne deutsche Folkmusik eben, man möchte fast hinzusetzen: Endlich wieder.

Und der dezente Hinweis auf dem Cover, daß es sich um »Vol. I.« handelt, läßt die Hoffnung zu, daß die Rufe jener erhört werden könnten, die nach »meeehr, meeehr, meeehr« lechzen werden.“ (Ulrich Joosten im Magazin „Folker“). (*)

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Genau so isses … pfiffig, frech und herrlich erfrischend und ich bekam wieder so richtig Lust mich der „deutschenRevolution 1848“ zu beschäftigen …

Ein feines Cover mit vielen Informationen über die einzelnen Lieder (mir natürlich wieder nicht viel genug). So erfährt man z.B. über den Klassiker „Das Bürgerlied“: „War schon im Folkrevival der 70er Jahre ein gern gespieltes Stück, schon weil die im DDR-Alltag die unübliche Anrede Bürger vorkam“.

Klar, die Anrede Genosse war wohl weitaus verbreiteter.

Gewünscht hätte ich mir dann noch einen geschichtlichen Rückblick auf die damaligen Ereignisse, aber das ist jetzt schon arg dreist von mir … denn dieses Edition ist schon auch so außergewöhnlich und superb !

Beigelegt habe ich dieser Präsentation dann noch alle Texte sowie das kleine Magazin „Köpfchen (Ausblicke – Eindrücke – Rückblicke)“, vom März 1999, das sich nicht nur auf diese Aufnahmen bezieht, sondern sich u.a. auch mit dem Thema „Leipzig im Herbst ´89 – Die DDR-Liedermacher und die Wende“ beschäftigt. Lesenwert !

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Besetzung:
Ulrich Doberenz (bass)
Ingeborg Freytag (violin, percussion, vocals, harmonium)
Eduard Funkner (balalaika)
Conny Plänitz (violin)
Anne-Kathrin Siegel (vocals)
Uwe Sterzik (vocals)
Manne Wagenbreth (mandoline, bouzouki, harmonica, vocals)
Dirk Wasmund (saxophone, clarinet)
Jörg Wolf (violoncello)
Jürgen B. Wolff (guitar, vocals)
Jens-Paul Wollenberg (vocals)
Andreas Uhlmann (trombone, flute, schawm, jewish harp)
Johannes Uhlmann (accordeon, violin)
Till Uhlmann (hurdy-gurdy, violin)

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Titel:
01. Bürgermeister Tschech (Traditional/Gungl) 3.03
02. Das Bürgerlied (Traditional) 3.19
03. Mamele, gib mir Brot (Traditional/Wolff) 3,27
04. Die Gedanken sind frei (Traditional) 2.10
05. Lasst uns unsern Geist versenken (v. Fallersleben/Hering) 2.39
06. Sah ein Fürst ein Büchlein stehn (Prinz/Werner) 2.01
07. Die freie Republik (Traditional) 2.47
08. Wanderlust (Eichrodt/Wolff) 6.29
09. Bei einer Pfeif Tabak (v. Fallersleben/Traditional) 1.17
10. Das Blutgericht (Traditional) 4.52
11. Es lebe Hecker (Traditional/Wolff) 2.50
12. Die Festung von Landau (Traditional) 2.22
13. Das Altenburg-Lied (Traditional) 4.09
14. Robert Blum (Traditional) 2.57
15. Badisches Wiegenlied (Pfau/Traditional) 2.33
16. Der deutsche Philister (v. Fallersleben/Traditional) 2.38
17. Mein ganzer Reichtum ist mein Lied (Herwegh/Naumann) 3.39
18. Trotz alledem (Freiligrath/Traditional) 4.09

CD1

 

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