Abacus – Abacus (1971)

FrontCover1Auch diese „progressive Rockband“ war damals recht beliebt:

Im Januar 1971 gründete Chris Williams zusammen mit Chris Barutzky, Charly Schade, Klaus Kohlhase und Felix Hans die Band Abacus. Der Name basiert auf dem griechisch/römischen Brettspiel Abakus. Nach drei Monaten Songwriting traten sie das erste Mal bei einem Popfestival in Langelsheim (Harz) auf und zogen damit die Aufmerksamkeit des Labels Polydor auf sich. Bereits im August des gleichen Jahres nahmen sie dort die erste LP Abacus auf. Nach diversen Auftritten u. a. auch im Fernsehen, nahmen sie nach einer personellen Änderung die zweite LP Just a Day’s Journey Away auf. 1976 trennte sich die Band aufgrund musikalischer Differenzen, jedoch gründete der kreative Motor, Bassist Klaus Kohlhase, schon 1979 die Band erneut mit anderen Mitgliedern und einem Plattenvertrag bei EMI. Ebenfalls seit 1979 dabei ist der Time of Commotion Keyboarder und Studiomusiker Jürgen Wimpelberg. Unter seiner Federführung erscheinen neue Alben und Wiederveröffentlichungen (wikipedia)

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Und so stellen sie sich auf ihrer Website vor:

Der Name Abacus basiert auf das griechisch/römischen Brettspiel Abakus, die Band wurde 1971 in Hamm gegründete und schaffte ihren Durchbruch auf dem Germersheim-Rockfestival (2nd. British Rockmeeting), wo sie vor über 100 000 Musikfans genauso gefeiert wurden wie die ebenfalls auftretenden Pink Floyd, Wishbone Ash oder Status Quo. In den 1970-ern veröffentlichte Abacus vier Langspielplatten, von denen die letzten drei in Giorgio Moroders “Musicland” in München aufgenommen wurden. Aufgrund der in aller Welt verkauften Platten, zahlreichen Tourneen im In- und Ausland, TV- und Radiosendungen wurde die Band nicht nur in Deutschland zu einem Top-Act. Musikalische Differenzen führten u. a. dazu, dass sich die Musiker 1976 trennten und 1979 zunächst unter dem Namen der britischen Abacus Urväter Grail zurück ins Musikgeschäft fanden. 1982 erhielt die Band dann wieder unter dem Namen Abacus einen Vertrag bei der EMI in Köln. Im weiteren Verlauf folgten mit neuen Veröffentlichungen auf CD und LP Verträge bei Musea in Frankreich und Numusi in Berlin. Neben der Neuveröffentlichung der ersten 4 LPs auf CD erschien zudem unter dem Titel „Archives 1-3“ bis dato unveröffentlichtes Songmaterial. (Quelle: Website)

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Hier ihr Debüt-Album:

Abacus kamen aus Hamm und haben in den 70er Jahren vier LPs für das Polydor-Label eingespielt, zwei davon für deren Unterlabel Zebra (siehe „AR3“). Abacus hatten, vor allem auf ihrem zweiten bis vierten Album, einen durchaus einfallsreichen, doch eher unprogressiven Mainstreamrock mit bisweilen deutlichem Country-Einschlag im Angebot (letzteres vor allem auf dem letzten Album „Midway“). Ihr hier rezensierter Erstling bewegt sich dagegen deutlich in klassisch-progressiven Gefilden und bietet einen orgellastigen Klassikrock, der aber auch Folk- und Jazzeinflüsse aufweist.

Abacus hatten mit Chris Williams einen britischen Sänger, der recht angenehm und melodisch sein Organ erklingen lässt. Dazu kommen das dominante Orgelspiel von Christof Barutzky (der aber auch gelegentlich in die Tasten eines E-Pianos bzw. eines Synthesizers greift), die oft marschartig dahinschreitende Rhythmusabteilung und das eher zurückhaltende Gitarrenspiel von Hans-Rolf Schade.

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Mit den beiden Teilen von „PipeDream Revisited“ geht das Album mit einem deutlich von der Klassik beeinflussten Orgelprog los. Hymnisch gleitet die Musik dahin, gerät ab und an in rauere Hardrockgefilde, weist einige elegisch-verträumte Abschnitte auf, rockt aber meist von der Orgel getragen symphonisch-progressiv dahin. Auch „Capuccino“ (eine Instrumentalnummer) und „Don’t Beat So On The Horses“ bieten ähnliche Klänge, wobei Gitarrist Schade in „Capuccino“ etwas aus sich herausgeht und ab und zu sein Instrument jaulen und krachen lässt. Mit „Song For Brunhilde“ wird es dann folkig. Akustikgitarren schrammeln, eine Sitar erklingt und Williams singt dezent dazu. „Song For John and Yoko“ ist dagegen eine recht normale, stellenweise etwas ordinäre Rocknummer.

„Radbod Blues“ bietet dann einen psychedelischen, schrägen Bluesrock, inklusive Schlagzeugsolo und ein paar jazzigen Einlagen am E-Piano. Auch das abschließende „Chestholder“ beginnt jazzig, mit entspannt durcheinanderpurzelnden Linien von Akustikgitarren, Gesang, Bass und Orgel, ehe das Stück in der zweiten Hälfte aus den Fugen gerät und sich in ein etwas wirres Durcheinander verwandelt, in dem Fragmente der vorher zu hörenden Nummern kurz wieder auftauchen und allerlei Soundfetzen durchs Klangbild heulen und jaulen.

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„Abacus“ ist eine sehr ordentliche Scheibe, die eher wie das Produkt einer britischen (Proto)Progband wirkt, als das einer deutschen Formation. Sonderlich krautig, holprig, schräg oder experimentell geht es hier nicht zu. Dafür wird auf durchaus hohem Niveau sehr qualitätvoll, wenn auch nicht extrem einfallsreich oder eigenständig musiziert. Schade, dass die Band mit ihren folgenden Alben vom progressiven Weg abgekommen ist. Ihr Erstling bleibt aber eine ganz nette Sammlungsergänzung für Liebhaber des frühen Progs der 70er Jahre. (Achim Breiling)

Für mich ist das Album allerdings schon ein bisschen mehr als nur ne „nette Sammlungsergänzung“. Eine wirklich starke, keybordlastige Scheibe !

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Besetzung:
Chris Barutzky (keyboards)
Felix Hans (drums, percussion)
Klaus Kohlhase (bass)
Hans-Rolf Schade (guitar, sitar)
Chris Williams (vocals)

Inside

Titel:
01. PipeDream Revisited (Parts I & II) (Barutzky/Schade/Williams) 9.36
02. Capuccino (Barutzky) 4.06
03. Don’t Beat So On The Horses (Barutzky/Williams) 4.32
04. Song For Brunhilde (Williams) 4.36
05. Song For John And Yoko (Williams) 5.07
06. Radbod Blues (Barutzky/Schade/Williams) 5.49
07. Chestholder (Williams/Schade) 5.41
+
08. Midway (live, 1974) (Williams/Schade) 9.37 (*)

(*) Hier ist die Soundqualität eher bescheiden … der typische „audience recording“ Sound jener Jahre

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Die offizielle Website:
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