Manderley – Fliegt, Gedanken, fliegt (1976)

FrontCover1Und hier so ne Polit-Folk-Rock Band aus den 70er Jahren, die in bestimmten Kreise durchaus Kult-Status hatte und eventuell auch noch hat:

Manderley wurde im Jahr 1975 in Dortmund gegründet. Manderley sollte von Anfang an anders sein: Der musikalische und textliche Anspruch war enorm hoch. Lieder wurden ab sofort nur noch selber komponiert. Die Texte sollten gesellschaftlichen Bezug haben, wurden gerne von aktuellen Autoren übernommen, lieber jedoch selbst formuliert. Alle Musiker spielten mehrere Instrumente, alle Mitglieder sangen. Mehrstimmiger Gesang mit folkrockiger Musik wurden zum Markenzeichen von Manderley. Der typische Klang von Manderley wuchs heran. Die Konzerte häuften sich, die Veranstalter standen Schlange. Manderley spielte mit unglaublichem Erfolg auf allen großen Festivals und in allen Folkclubs, die es damals gab.

Ein Meilenstein in der Geschichte von Manderley bildete das Jahr 1976. In nur zwei Wochen wurde im Studio am Dom in Köln die LP „Fliegt Gedanken, fliegt“ von Martin Hömberg aufgenommen und im „pläne-Verlag“ veröffentlicht. Endlich hatte die Band eine eigene Platte, mit der man eine weitere, höhere Stufe erreicht hatte. Die Auftritte nahmen weiter zu. Manderley wurde bundesweit bekannt.

Manderley2Aber, wie es schon der amerikanische Songpoet Jackson Browne damals formulierte: „all good things got to come to an end“. Und so löste sich Manderley 1978 aufgrund unterschiedlicher Vorstellungen der Mitglieder, bezüglich der inhaltlichen und musikalischen Weiterentwicklung der Band auf.

Pit Budde und Klara Brandi starteten mit Cochise durch, die von Ende der siebziger bis Mitte der achtziger Jahre die wohl angesagteste politische Folkrockband in Deutschland war. (Pressetext)

Manderley ist der Name des Anwesens in Daphne du Mauriers Roman „Rebecca“ (und der Filmversion von Alfred Hitchcock). Die gleichnamige Folkrock-Gruppe, die sich 1975 in Dortmund gründete, wollte sich damit wohl einen etwas geheimnisvollen Anstrich geben. Man hatte sich wohl noch nicht ganz von Elfen & Trollen gelöst. Dabei wurden im Gegenteil mehrstimmiger Gesang a la Crosby Stills, Nash & Young und gesellschaftskritische Texte a la Dylan ihr Markenzeichen. Musikalisch standen Fairport Convention und Ougenweide Pate. 1976 wurde die vorliegende Platte aufgenommen (hier mit zwei Live-Titeln ergänzt). Zu einer zweiten kam es nicht mehr und die Band löste sich 1978 auf. Pit Budde und Klara Brandi gründeten Cochise (-> FW#25), Lothar Knecht wurde unter anderem dabei gesehen, wie er einem FolkWorld-Mitarbeiter Gitarrenunterricht gegeben hat. „…fliegt Gedanken, fliegt…“ ist allen alten Fans der Gruppe willkommen, bzw. allen Freunden der Sounds of the Seventies. (folkworld.de)

Manderley wurde 1973 gegründet, als die Hippies von Love and Peace und einer besseren Welt träumten.
Idealismus, um nicht zu sagen Pathos, klingt aus jeder Textzeile und hinterlässt heute gern ein leichtes Schmunzeln im Gesicht. Da werden die roten Fahnen geschwungen und Auswege gesucht, die Mächtigen der Welt angeklagt und die Gedanken fliegen zu anderen Ufern.

Manderley3
Mehrstimmiger Gesang vor Klangteppichen aus vielfältig variierten Instrumenten zeigen, dass nicht nur der Anspruch an die Welt, sondern auch an die eigenen musikalischen Fähigkeiten sehr hoch angesetzt wurde.
Dabei gelang die Umsetzung bei der Musik weitaus besser als bei der Welt. Der überwiegende Teil der Lieder ist selbstkomponiert, Interpretationen der musikalischen Vorbilder Dylan und Crosby wurden mit eigenen Texten versehen.
„…Fliegt Gedanken, fliegt…“ wurde 1976 innerhalb von nur zwei Wochen im Studio am Dom in Köln aufgenommen und blieb das einzige Album dieser Band.
Bis zu ihrer ihrer Auflösung 1978 war Manderley auf allen wichtigen Konzertbühnen, Festivals und in den Clubs vertreten.
Anschließend gingen die Mitglieder eigene Wege, Rudi Mika bei der Folk Rock-Gruppe Störenfried, Klara Brandi und der später dazugekommene Alex Claus, schrieben mit Cochise ein Stück politische Folkrock-Geschichte. (Sabine Feickert)

Pit Budde

Pit Budde

Musikalisch ist dieses Album im Rahmen der damaligen Folk-Rock Bewegung in Deutschland über jeden Zweifel erhaben (und sogar singen können sie), Fein differenzierte Arrangements mit unterschiedlichsten Instrumenten … da kommt Vielfalt auf.

Und natürlich darf manüber die links-romantischen Texte auch schmunzeln. Ändert nur nicht daran, dass die damaligen Botschaften, mögen sie auch noch so „naiv“ wirken, ihre Gültigkeit behalten … aber klar: Mein Herz schlägt links …

„…Manderley wurde eine der populärsten Folk-Rock-Gruppen mit heimischen Texten.“ (Kaarel Siniveer im rororo Folk Lexikon, 1981)

Hm, die Worte lese ich wohl, allein mir fehlt der Glaube … dass sie nun wirklich sooo populär waren … aber gut, verdammt gut waren sie auf jeden Fall !

Und ja … Bands wie Manderley bekommen bei mir ganz, ganz viele Sympathiepunkte, insbesondere dann, wenn sie so ne Killerversion von Dylan´s „All Along The Watchtower“ hinlegen ! Und so spielen sie vermutlich auch mal auf dem Narrenschiff … !

Titel 01-12: aufgenommen im Ton am Dom Studio, Köln, Jan./Feb. 1976
Titel 13-14. aufgenommn live im Fritz-Henssler-Haus, Dortmund. Jan. 1986

BackCover

Besetzung:
Pit Budde (guitar, dulcimer, bass, sitar, percussion, vocals)
Lutz Heffner (guitar, vocals)
Lothar Kraft (guitar, mandolin, vocals)
Rudi Mika (violin, bass, guitar, vocals)
Helga Schmölter (vocals)
Horst W. Stölzig (banjo, bass, percussion, vocals)
+
Klara Brandi (flute bei 10.)

Inlet

Titel:
01. Sagt mir, wer sie sind (What Are Their Names) (Crosby/Budde) 3.05
02. Bluhs (Budde/Gresch) 2.26
03. No. 6 (Mika) 3.37
04. Der Traum des Schmieds (Traditional) 4.05
05. Eine andere Frau (Budde) 4.08
06. Fliegt Gedanken, fliegt (Kraft/Stölzig) 2.56
07. Da muss doch wohl ein Ausweg sein (All Along The Watchtower) (Dylan/Schiller) 3.09
08. Ballade vom kleinen Florestan (Budde/Villon/Zech) 3.31
09. Erinnerungen an Les Saintes Maries De La Mer (Budde) 2.32
10. Sacco’s Brief (Budde/Sacco) 2.21
11. Komm mit mir (Kraft) 4.00
12. You’d Better Listen (Gorton) 2.13
+
13 You’d Better Listen (live – a capella Version) (Gorton) 2.15
14. Jeder Traum (live) (Fürnberg/Meyer) 3.55

LabelB1

*
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Jeder Traum, an den ich mich verschwendet,
jeder Kampf, wo ich mich nicht geschont,
jeder Sonnenstrahl, der mich geblendet –
alles hat am Ende sich gelohnt.

Jedes Feuer, das mein Herz gefangen,
jede Sorge, jede Sorge, die mein Herz beschlich,
war’s oft schwer, so ist’s ja doch gegangen
Narben blieben, Narben blieben, doch es lohnte sich.

Unser Leben ist nicht leicht zu tragen.
Nur wer fest sein Herz in Händen hält,
hat die Kraft, zum Leben ja zu sagen,
hat die Kraft, die Kraft zum Kampf für eine neue Welt!

Jeder Tag ist in mein Herz geschlossen,
der auch mich zu diesem Dienst beschied.
Was ich singe, sing‘ ich den Genossen,
ihre Träume gehen durch mein Lied.
Was ich singe, was ich singe, sing‘ ich Euch Genossen,
Eure Träume gehen durch mein Lied.