Verschiedene Interpreten – Mozart – Flötenkonzert Nr. 2 + Hornkonzert Nr. 4 (1955)

FrontCover1Mindestens so interessant und spannend wie diese beiden Mozartwerke für Flöte und Horn ist das Label, auf dem diese Aufnahmen so ca. 1955 erschienen sind. Anfangs war ich ein wenig irritiert, eine deutsche Hülle und dann ein englischsprachiges Label, das brachte ich irgendwie nicht zusammen.

Also begann ich mich ein wenig mit dem Label „Musical Masterpiece Society“ zu beschäftigen. Und das kam dabei raus:

Nach dem zweiten Weltkrieg gründeten die Brüder Sam und David Josefowitz in New York das Unternehmen Musical Masterpiece Society als Tochterunternehmen der Concert Hall Society. Sie nahmen klassische Musik mit weniger bekannten Künstlern auf und konnten so ihre Schallplatten zu günstigen Preisen Abonnenten anbieten. Das Aufkommen von Vinyl, das im Gegensatz zum vorherigen Schellack unzerbrechlich war, machte es möglich, die Platten mit der Post zu verschicken.

Ab den 50er Jahren waren die Josefowitz-Brüder auch auf dem europäischen Markt tätig und hatten gerade hier in Deutschland viele Abonnenten. (der Radionist)

Und dann fand ich u.a.noch folgende Notiz aus dem Billboard Magazine (26. März 1955); dort wird berichtet, dass o“Concert Hall with its Musical Masterpiece Society, Opera Society and Jazztone is operating in virtually all European countries: Holland, France, Germany, Italy. The biggest operation is in West Germany. There most of the records are pressed“.

Soweit meine kleine Labelkunde.

Ich habe es vorhin schon erwähnt, die Aufnahmen sind Klasse und eingedenk der Tatsache, dass die Scheibe nun bald 60 Jahre alt ist, ist sie in einer exzellenten Verfassung.

Für den Schweizer Flötisten Aurèle Nicolet war es wohl eine seine ersten Aufnahmen (wenn ich eine französischsprachige Seite richtig verstanden habe, sind die Aufnahmen Anfang der 50er Jahre entstanden.

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Autogrammkarte

Aurèle Nicolet legte dann eine beeindruckende internationale Karriere hin. Das kann man von dem Hornisten Jan Zwagman der hier zusammen mit dem Niederländischem Symphonie Orchester musiziert, leider nicht behaupten. Ich glaube es noch eine zwei Schallplatte von ihm, dann versank er wohl in der Versenkung.

Der geneigte Leser dieses blogs wird vielleicht registriert haben, dass ich mich im zunehmenden Maße auch mit historischen Musikaufnahmen der Klassik beschäftige. Ich vermute mal, dieser Trend wird anhalten, ohne dass ich all jene anderen Sparten der Musik dabei vernachlässigen möchte.

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Anzeige, 1956

Besetzung:
Aurèle Nicolet (flute)
+
Symphonie Orchester Winterthur unter der Leitung von Henry Swoboda (01. + 03.)

Jan Zagman (horn)
+
Niederländisches Symphonie Orchester unter der Leitung von Otto Ackermann

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Titel:

Flötenkonzert Nr. in D-Dur, K.314:
01. Allegro Aperto 7.56
02. Andante Ma Non Troppo 4.42
03. Allegro 5.24

Hornkonzert Nr. 4 in Es-Dur, K.495:
04. Allegro Moderato 7.26
05. Romanza (Andante) 3.25
06. Rondo (Allegro vivace) 4.02

Musik: Wolfgang Amadeus Mozart

LabelB1

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Tonhalle Orchester Zürich – Symphonie Nr. 7 (Beethoven) (1955)

FrontCover1.JPGUnd hier hab´ ich nun eine feine historische Aufnahme aus den 50er Jahren:

Ludwig van Beethovens 7. Sinfonie in A-Dur op. 92 entstand in den Jahren 1811–1812. Die autographe Partitur ist datiert auf den 13. Mai 1812. Der Widmungsträger ist Moritz Reichsgraf von Fries.

Als Beethoven mit der Komposition der 7. Sinfonie begann, plante Napoleon seinen Feldzug gegen Russland. Nach der 3. Sinfonie – und möglicherweise auch der Fünften – scheint die 7. Sinfonie eine weitere musikalische Auseinandersetzung Beethovens mit Napoleon und dessen Politik zu sein, dieses Mal im Kontext der europäischen Befreiungskriege von der jahrelangen napoleonischen Besatzung. „Das Datum der begonnenen Partiturniederschrift ‚Sinfonie 1812, 13ten May‘ war in jeder Hinsicht historisch. Eine Woche darauf verpflichtete Napoleon die in Dresden versammelten Fürsten Deutschlands zur Teilnahme an seinem Überfall auf Russland.“

Beethovens Leben war zu dieser Zeit unter anderem von seiner immer stärker werdenden und durch Otosklerose verursachten Taubheit geprägt, die auch nicht von einer vom Metronom-Erfinder Johann Nepomuk Mälzel konstruierten „Hörmaschine“ gemildert werden konnte. Sie machte schließlich 1819 die Verwendung von „Konversationsheften“ nötig, mit deren Hilfe Beethoven und seine Gesprächspartner schriftlich kommunizierten.

Partitur

Zur Musik:
Erster Satz
In den ersten 62 Takten des ersten Satzes bildet sich immer mehr der das ganze Werk bestimmende Rhythmus heraus, bis er sich in den ersten vier Takten des Vivace endgültig manifestiert. Dieser Rhythmus veranlasste Richard Wagner, die Sinfonie als „Apotheose des Tanzes“ zu bezeichnen[5]; Hector Berlioz wiederum verglich den ersten Satz mit einer „ronde de paysans“ (deutsch: „Bauerntanz“). Das Hauptmotiv im 1. Satz weist Ähnlichkeiten mit dem 2. Thema des 4. Satzes der Sinfonie D-Dur KV 97 auf, die möglicherweise von Wolfgang Amadeus Mozart komponiert wurde. Der Musikwissenschaftler Neal Zaslaw schrieb über diese Ähnlichkeit:

„Gespenstisch ist die Vorwegnahme einer Passage im 1. Satz von Beethovens 7. Sinfonie, nicht nur des Themas wegen, sondern auch wegen seiner ebenfalls sofortigen Wiederholung in Moll. Beethoven kann dieses unveröffentlichte Werk nicht gekannt haben. Wir müssen also entweder an einen erstaunlichen Zufall glauben oder annehmen, dass sie beide von einem Werk eines uns unbekannten Dritten inspiriert wurden.“ (Neal Zaslaw: Mozarts früheste Sinfonien. Sinfonie in D-dur, KV 73m/97; London 1986)

Zweiter Satz:
Wie der erste, so wird auch der zweite Satz vor allem vom Rhythmus bestimmt. Wolfgang Osthoff setzt den feierlichen Charakter dieses Satzes in Bezug zur Litaneiformel „Sancta Maria, ora pro nobis“ und vergleicht ihn mit einer Prozession.[8][9] Beethoven bricht in diesem Satz mit der Tradition, indem er ihn mit einem Quartsextakkord, der traditionsgemäß lediglich im Solokonzert zur Kadenz überleiten durfte, beginnen und enden lässt.

Fünf Jahre vor der Komposition der 7. Sinfonie hatte Beethoven ursprünglich geplant, das Thema des zweiten Satzes für den langsamen Satz in seinem Streichquartett Nr. 9 C-Dur op. 59,3 einzusetzen. Karl Nef zufolge enthält der Mittelteil des Satzes mit einer Melodie von Klarinette und Fagott eine motivische Anleihe an die Arie »Euch werde Lohn in besseren Welten« aus Beethovens Oper „Fidelio“.

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Dritter Satz:
Der dritte Satz beginnt mit dem abgewandelten Thema der Einleitung und bildet mit seinem lebhaften Charakter einen Kontrast zum Allegretto. Die thematische Arbeit besteht aus Wiederholungen, die in keiner Stimme zu Ende geführt werden. Das aus fünf Teilen (A-B-A-B-A) bestehende Scherzo (eine solche Fünfteilung findet sich auch in Beethovens vierter Sinfonie sowie auch einigen weiteren Werken aus Beethovens mittlerer Periode) endet relativ abrupt mit fünf Orchesterschlägen, was von Robert Schumann mit den Worten „Man sieht den Komponisten ordentlich die Feder wegwerfen“ beschrieben wurde.

Vierter Satz:
Der stürmische Charakter des vierten Satzes veranlasste Carl Maria von Weber angeblich, Beethoven „reif fürs Irrenhaus“ zu erklären (nach anderen Quellen war es der erste Satz); Clara Schumanns Vater Friedrich Wieck mutmaßte, „daß diese Sinfonie nur im unglücklichen – im trunkenen Zustand komponiert sein könne, namlich der erste und der letzte Satz“. Es gilt als unsicher, ob Beethoven von dem irischen Volkslied Nora Creina, von Csárdás-Rhythmen oder von dem von François Joseph Gossec verfassten Triumphmarsch Le Triomphe de la République inspiriert wurde. In seinem Buch Von Beethoven bis Mahler schreibt Musikwissenschaftler Martin Geck, dass „die Verkündigung des Ethos“ aus den Finalsätzen von Beethovens dritter, fünfter, sechster und neunter Sinfonie im Finale der 7. Sinfonie ausbleibt: „Mit seinem Hauptthema […] wendet es sich eher an die Sinne als an den Geist, fordert eher zum Sich-Gehenlassen als zur Sammlung auf, ist eher auf körperlichen Ausdruck denn auf innere Sublimierung gerichtet.“ Auch hier arbeitet Harry Goldschmidt die politische Semantik dieser „rasenden Finalgestalt“ heraus: „Einen reißenderen Finalsatz hat Beethoven nicht mehr komponiert. In riesigen Leiterfiguren, die sich kreuzweise über das ganze Orchester legen, werden die Feinde zuletzt buchstäblich ‚zu Paaren getrieben‘. Man begreift die junge Bettina von Arnim, als sie an den Dichter des Egmont schrieb, beim Anhören dieser Musik habe sie sich vorgestellt, ‚den Völkern mit fliegender Fahne voranziehen zu müssen‘. […] So erscheint Beethovens A-Dur-Sinfonie […] als sein großer Appell zur Völkerbefreiung.“

Die Sinfonie wurde anderthalb Monate nach der Völkerschlacht bei Leipzig am 8. Dezember 1813 zusammen mit Wellingtons Sieg oder die Schlacht bei Vittoria im großen Redoutensaal der Wiener Universität als Benefizkonzert zugunsten der Beethoven2antinapoleonischen Kämpfer unter Beethovens Dirigat uraufgeführt und war ein außerordentlich großer Erfolg. Im nach Beethovens Anweisungen umfangreich ausgestatteten Orchester[16] saßen namhafte Musiker wie Romberg, Spohr, Hummel, Meyerbeer, Salieri und wahrscheinlich auch Mauro Giuliani, der Cello spielte. Bei dieser ersten Aufführung und auch bei der zweiten am 12. Dezember desselben Jahres wurde der zweite Satz vom Publikum da capo verlangt. Von Beethovens Adlatus Schindler erfahren wir: „Die Jubelausbrüche während der A-Dur-Sinfonie und der ‚Schlacht von Vittoria‘ […] übertrafen alles, was man bis dahin im Konzertsaal erlebt hatte.“ In Beethovens Dankadresse an die Mitwirkenden werden die Motive offen ausgesprochen: „Uns alle erfüllt nichts als das reine Gefühl der Vaterlandsliebe und des freudigen Opfers unserer Kräfte für diejenigen, die uns so viel geopfert haben.“

Die Allgemeine musikalische Zeitung schrieb über die 7. Sinfonie:

„Vor allem verdiente die neue, zuerst genannte Sinfonie jenen großen Beyfall und die ausserordentlich gute Aufnahme, die sie erhielt. Man muss dies neueste Werk des Genie’s B.’s selbst, und wohl auch so gut ausgeführt hören, wie es hier ausgeführt wurde, um ganz seine Schönheiten würdigen und recht vollständig geniessen zu können. Ref. hält diese Symphonie, nach zweymaligem Anhören, […] für die melodiereichste, gefälligste und fasslichste unter allen B.schen Symphonien. […] Das Andante [sic!] (A moll) musste jedesmal wiederholt werden und entzückte Kenner und Nichtkenner.“ (Allgemeine musikalische Zeitung«: 26. Januar 1814)

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Postkarte der Tonhalle von 1895

Otto Ackermann

Otto Ackermann

Soweit die Historie. Und eingespielt wurde dieser Klassiker vom Tonhalle Orchester Zürich (wahrlich ein drolliger Name):

Mitte des 19. Jahrhunderts wurde in Zürich der Ruf nach einem ständigen professionellen Orchester immer lauter. Nach einigen Anlaufschwierigkeiten wurde 1862 ein erster Orchesterverein ins Leben gerufen. Nach dem Schweizerischen Musikfest 1867 in Zürich gelang es interessierten Kreisen, die Begeisterung zu nutzen und 1868 eine Aktiengesellschaft zu gründen mit dem Ziel, das Musikleben durch ein ständiges Orchester zu fördern: die Tonhalle-Gesellschaft Zürich, die bis heute Trägerin des Tonhalle-Orchesters Zürich ist und als Verein organisiert ist.

Unter dem ersten Dirigenten Friedrich Hegar wurde das Tonhalle-Orchester Zürich endgültig zum Berufsorchester. Er stand dem Orchester während beinahe vier Jahrzehnten vor. Auch sein Nachfolger Volkmar Andreae blieb dem Orchester über 40 Jahre lang treu.
1944 stiessen die 48 Musiker des Radioorchesters Beromünster zum Tonhalle-Orchester Zürich, das damals gleichzeitig Konzert- und Theater-/Opernorchester war. Anfang der 1980er-Jahre gehörten den beiden Formationen 167 fest verpflichtete Musikerinnen und Musiker an. Das änderte sich allerdings bald: 1985 wurde das Orchester geteilt und das Orchester der Oper, heute Philharmonia Zürich, eigenständig.

Dirigenten, Intendanten und Musikerpersönlichkeiten sowie gesellschaftliche und wirtschaftliche Umstände haben das Tonhalle-Orchester Zürich geprägt und zu dem gemacht, was wir heute sind: ein Orchester, das mit Leidenschaft auf höchstem Niveau spielt.

Wohlan … man lausche ergeben den Klängen des ehrwürdigen Meisers, dargeboten von einem Traditionsorchester und das mit einem Vinylmitschnitt der Qualität „astrein“ !

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Besetzung:
Tonhalle Orchester Zürich unter der Leitungvon Otto Ackermann

Booklet1

Titel:
01. Poco Sostenuto 11.34
02. Allegretto 6.47
03. Presto 8.00
04. Allegro Con Brio 8.15

Komposition: Ludwig van Beethoven

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Tonhalle Zürich2

Die Tonhalle, Zürich um 1900