Bild des Tages: Die Toten Hosen erinnern sich …

… Am 27.3.1983, traten wir in Ostberlin in der Erlöserkirche auf. Konspirativ organisiert hatte das Geheimkonzert in der „Hauptstadt der DDR“ unser alter Freund Marc Reeder, den es einige Jahre zuvor aus Manchester nach Westberlin verschlagen hatte und der vielfältige Kontakte in die Punksubkultur jenseits der Mauer pflegte.

Die Toten Hosen01

Bis heute ist kaum zu glauben, dass die „staatlichen Organe“, weder Volkspolizei noch Stasi, den Auftritt nicht verhindern konnten und somit schließlich eine Hand voll Ostberliner Punks mit den Hosen feierten. Jahre später tauchte dieses Foto der Veranstaltung auf, von dem nie geklärt werden konnte, wer an diesem Tag auf den Auslöser drückte

Die Toten Hosen – Ballast der Republik (2012)

FrontCover1Keine Frage: sie waren eine der wichtigsten Bands seit den 80er Jahren:

Die Toten Hosen (Pseudonym: Die Roten Rosen) ist der Name einer Musikgruppe aus Düsseldorf, die sich aus der deutschen Punkbewegung entwickelt hat und 1982 gegründet wurde.

Die Band spielt Rockmusik mit überwiegend deutschen Texten und Elementen aus dem Punkrock. Neben der Berliner Musikgruppe Die Ärzte ist sie eine der kommerziell erfolgreichsten deutschen Bands mit Wurzeln im Punkrock. Sie veröffentlichte bis November 2020 siebzehn Studioalben, acht Konzertalben und sieben Kompilationen. Seit dem Jahr 1990 belegte sie zwölfmal den ersten Platz der deutschen Albumcharts. Ihren Schwerpunkt legen die Musiker auf Livekonzerte und den nahen Kontakt zum Publikum.

Die Toten Hosen01

Ballast der Republik ist das fünfzehnte Studioalbum der Rockband Die Toten Hosen. Es wurde von Vincent Sorg produziert und sowohl als Einzel- wie als Doppelalbum zusammen mit dem Jubiläumsalbum Die Geister, die wir riefen am 4. Mai 2012 beim bandeigenen Label JKP veröffentlicht. Das Zusatzalbum Die Geister, die wir riefen enthält hauptsächlich Coverversionen und ist nicht einzeln erhältlich.

Ballast der Republik enthält 16 deutschsprachige Musikstücke, in denen die Band zum Teil ihren Standpunkt und ihre Eindrücke als Bürger der Bundesrepublik Deutschland darstellt. Sie nimmt Bezug auf die alten und die neuen Bundesländer und deren gemeinsame Geschichte. Ein Teil der Liedtexte entstand in einer Zusammenarbeit des aus Düsseldorf stammenden Frontmanns der Band, Campino, mit dem Hip-Hop-Musiker Marteria aus Rostock. Die rockige Hymne Tage wie diese wurde im März 2012 als erste Singleauskoppelung dem Album vorangestellt.

Single2

Die Frontseite der Verpackung, gestaltet von Dirk Rudolph, zeigt eine in schwarz-weiß gehaltene Collage mit Symbolen und Fotos von Persönlichkeiten und Bauwerken der BRD und der DDR; darin eingebunden sind Porträts der Bandmitglieder, aufgenommen von Slavica Ziener. Man erkennt trotz aufgesetzter Maske Konrad Adenauer sowie Angela Merkel, die eine 3D-Brille trägt, und den Magdeburger Bischof Gerhard Feige[2]. Im Vordergrund befindet sich ein Zusammenschnitt von Hammer und Zirkel aus dem Staatswappen der Deutschen Demokratischen Republik und dem deutschen Bundesadler in goldener Farbe.

Neben Vincent Sorg, mit dem die Band seit 2007 zusammenarbeitet, wurde im Herbst 2011 Tobias Kuhn als Co-Produzent engagiert. Beim Verfassen der Texte wurde Campino hauptsächlich von Marteria unterstützt; beim Text zu Tage wie diese half Birgit Minichmayr. Die Band war mit den Musikern Andreas von Holst und Michael Breitkopf an den Gitarren, Andreas Meurer am Bass, Vom Ritchie am Schlagzeug und Campino als Leadsänger besetzt.

Booklet03A

Das Album wurde von Oktober 2011 bis März 2012 in den Principal-Studios aufgenommen, abgemischt und gemastert. Wie bereits in vorigen Produktionen setzt die Band vermehrt Streich- und Blasinstrumente ein. Die Aufnahmen hierfür entstanden in den Easy Sound Studios in Köln. Gastmusiker waren Thomas Schmitz am Cello, Constanze Sannemüller und Adrian Bleyer an der Violine und Iryna Bayeva an der Bratsche, dirigiert von Dietmar Mensinger, der zudem für das Arrangement der klassischen Instrumente verantwortlich war.

Das Album wird eingeleitet mit dem knapp eineinhalbminütigen Instrumentalstück Drei Kreuze (dass wir hier sind), Hundegejaule und die Töne einer Bratsche vermitteln darin eine schaurige Friedhofsstimmung. Nach kurzer Pause folgt der Titelsong Ballast der Republik, in dem die Autoren Campino und Rapper Marteria sich mit der Lage der Nation beschäftigen und dabei feststellen, dass neue wie alte Bundesländer denselben Ballast der Vergangenheit mit sich tragen.

Hüllentext

Über die Thematik des Liedes Tage wie diese erklärt Campino im März 2012 auf der Homepage der Band: „Letztendlich geht es auch darum, den Moment zu zelebrieren. So wie du mit einem Freund auf ein Konzert oder eine Party gehst und weißt, das ist einer dieser Abende, ein Moment, der so vielleicht nicht mehr wiederkommt. Eine solche Situation beschreibt das Lied.“ Eine spanische Version des Musikstückes mit dem Titel Días Como Estos veröffentlichte die Gruppe am 14. August 2012 auf ihrer Homepage. Die Übersetzung schrieb Sebastián Teysera von der Band La Vela Puerca aus Uruguay.

Traurig einen Sommer lang befasst sich mit der flüchtigen Trauer der Fans um prominente verstorbene Musiker. Namentlich genannt werden Jim Morrison, Sid Vicious, Bon Scott, Rex Gildo und Michael Jackson. Das darauf folgende melodische, hymnenartige Stück Altes Fieber ist eine nostalgische Rückschau auf die eigene Bandgeschichte und die gemeinsamen Erinnerungen der Mitglieder.

Der von Marteria und Campino gemeinsam erarbeitete Text zu Zwei Drittel Liebe beschäftigt sich mit dem Thema Alkohol und behandelt das Verhältnis von Wodka und Leidenschaft. Das Lied Europa handelt von Hoffnung und Schicksal der Bootsflüchtlinge.

Text Europa

Das Lied Schade, wie kann das passieren? stellt eine weitere Hymne der sportbegeisterten Band dar. Dabei geht es um Niederlage und Revanche. Im Text, der ursprünglich auf die Düsseldorfer EG gemünzt ist,[6] heißt es: „Schade, Scheiße, wie kann das passieren, wie konnten wir gegen so was verlieren? […] Doch wir kommen zurück, um uns zu revanchieren.“

In der Ballade Draußen vor der Tür arbeitet Campino seine persönliche Geschichte und seine Beziehung zu seinem Vater auf. Die Vater-Sohn-Geschichte führt Campino im Text von Das ist der Moment weiter, diesmal mit dem Hinweis auf seinen Sohn, gleichzeitig erzählt er von seinem Musikerleben mit der Band.

Die Person, die im Lied Drei Worte von sich erzählt, ist unfähig den Satz „Ich liebe Dich“ auszusprechen; auch die Gefühle, die eine Frau für einen Mann hegt, für den allein sie sich schminkt, teuer einkleidet und ständig am regen Nachtleben von Oberhausen teilnimmt, bleiben unerwidert. Laut Campino trägt das Lied den Titel Oberhausen, weil er sich daran erinnerte, mit einer Freundin öfter mal die Bars im Stadtteil Sterkrade besucht zu haben. Die Handlung des Liedes könnte jedoch in jeder anderen Stadt spielen. Im damaligen Oberhausener Klub „Old Daddy“ spielten Die Toten Hosen eines ihrer ersten Konzerte.

Booklet11A

Die Lyrik in Reiß Dich los und Ein guter Tag zum Fliegen spricht dasselbe Thema an, es geht darum „loszulassen“.

Die Textzeile „Wir wollen nicht gehen und wir wollen nicht bleiben. Wir haben Angst, uns zu entscheiden, wann und wo unser Weg zu Ende ist.“[9] aus dem Refrain zu Alles hat seinen Grund lässt an den Song Should I stay, or Should I Go von The Clash erinnern.

Den Schluss des Albums setzt das Lied Vogelfrei. Wie fast alle Stücke des Albums ist es in der Ich-Perspektive verfasst. Der Erzähler berichtet vom Himmel herab, wie gut es ihm geht, nachdem er tot ist: „Gott macht den besten Kaffee, und keiner spuckt mir rein. […] Champagner aus dem Wasserhahn und jeden Tag Silvester.“ Das Musikstück schließt ab mit der Melodie aus der instrumentalen Einleitung des Albums.

Das Album erhielt durchweg gute Kritiken und erreichte auf Anhieb Platz eins der Charts in Deutschland, Platz eins in Österreich und die Spitze der Schweizer Hitparade. Für mehr als 900.000 verkaufte Tonträger des Albums erhielt die Band in Deutschland neun goldene Schallplatten, je einmal Platin für mehr als 30.000 Stück in der Schweiz und mehr als 20.000 Stück in Österreich. (Stand März 2019).

Campino

Die Band Die Toten Hosen wurde bei der Echoverleihung 2013 am 21. März 2013 mehrfach bedacht. Sie erhielt den Preis als „beste Gruppe National Rock/Pop“, für Ballast der Republik als „Album des Jahres 2012“ und das Lied Tage wie diese als „Hit des Jahres 2012“. Zudem präsentierten sie bei einem gemeinsamen Auftritt mit Hannes Wader das Lied Heute hier, morgen dort.

Birgit Fuß vom Rolling Stone ist der Meinung, dass Die Toten Hosen lange nicht so zwingend geklungen hätten und auf Ballast der Republik „ihre Kräfte effizient bündeln“ wie ungefähr seit dem Album Auswärtsspiel nicht mehr. Zudem wären Die Toten Hosen „längst keine Dilettanten mehr“, das würde man an der „abwechslungsreicheren Instrumentierung“ hören.

Alexander Cordas bei laut.de beschrieb Ballast der Republik als „ein locker aus der Hüfte geschossenes Spätwerk“ der Band. Die Toten Hosen würden zwar „keinen Übersong mehr präsentieren“, hätten aber mit dem Album „ein überaus kurzweiliges Werk erschaffen, das ganz zwanglos klingt und so anmutet, als habe es die Band nicht sonderlich viele Seelenqualen gekostet.“

Text Altes Fieber

Andreas Schulz vom Onlinemagazin Musikreviews.de reiht sich bei den positiven Rezensionen ein und bezeichnet das Album als „den perfekten Spagat zwischen dem traditionellen Hosen-Punk und dem erwachseneren Hosen-Rock der letzten Jahre.“ Es biete „den unverkennbaren Hosen-Sound, das charakteristische Gitarrenspiel von Kuddel und Breiti und die immer wieder schön schwermütigen Melodien, die eine gewisse rheinische Melancholie verbreiten.“

Im Kulturteil der Zeitschrift Focus heißt es: „In ihrem 30. Jubiläumsjahr präsentiert sich die altgediente Gang vom Rhein mehr denn je alterweise und nicht wütend. Die Toten Hosen klagen auf Ballast der Republik nicht an, sie wollen nicht die Welt verbessern oder auf Teufel komm raus provozieren. Sie wollen einfach nur: unterhalten.“

Joachim Hiller vom Ox-Fanzine beurteilt hingegen Tage wie diese als „Mitgrölstampfer“ und kritisiert seine „anbiedernde Einfachheit“. Weiter schreibt er: „Bierzelt, humpahumpatäterä! Mehr Karneval und Stadion waren die Hosen nie, und nie unerträglicher.“ (wikipedia)

Booklet06A

Na ja … da hat es sich die Gazette „Focus“ arg einfach gemacht (wundert einen bei diesem Magazin auch nicht sonderlich) … und das „Ox-Fanzine“ nicht minder … nach 15 Studioalben  und einer steilen Karriere veränder sich auch die Energie.

Und unter diesem Aspekt betrachtet, ist das wirklich ein prachtvolles Album … und das gilt nicht nur für die Musik, sondern auch für etliche Texte. Und mehr als einmal könnte man ne knackige Gänsehaut bekommen.

Der Song „Draußen vor der Tür“ könnte freilich auch von Pur sein.

BackCover1

Besetzung:
Michael Breitkopf (guitar)
Andreas „Campino“ Frege (vocals)
Andreas von Holst (guitar)
Andreas Meurer (bass)
Vom Ritchie (drums)
+
Iryna Bayeva (viola)
Adrian Bleyer (violin)
Constanze Sannemüller (violin)
Thomas Schmitz (cello)

Booklet07A


Titel:
01. Drei Kreuze (dass wir hier sind(v.Holst/Sorg) 1.27
02. Ballast der Republik (Frege/Marteria)  2.39
03. Tage wie diese (v.Holst/Frege/Minichmayr) 4.24
04. Traurig einen Sommer lang (v.Holst/Meurer/Frege) 3.03
05. Altes Fieber (Breitkopf/Meurer/Frege) 3.30
06. Zwei Drittel Liebe (Breitkopf/v.Holst/Frege/Marteria) 3:32
07. Europa (Breitkopf/Frege) 2.49 
08. Reiß dich los (Meurer/Frege) 2.54 
09. Drei Worte (v. Holst/Frege) 3.39
10. Schade, wie kann das passieren? (Meurer/Frege) 3.39
11. Draußen vor der Tür (Frege) 3.03
12. Das ist der Moment (Frege/Marteria) 3.00
13. Ein guter Tag zum Fliegen (Breitkopf/Frege/Marteria) 3.31
14. Oberhausen /Frege/Sorg/Marteria) 4.17
15. Alles hat seinen Grund (v.Holst/Meurer/Sorg/Frege) 3.38
16. Vogelfrei (Breitkopf/v.Holst/Frege/Marteria) 3.3

CD1

*
**

Tray1

Mehr von den Toten Hosen:
Mehr

Die offizielle Website:
Website

Die Toten Hosen – Ein kleines bisschen Horrorschau (1988)

FrontCover1So, und jetzt gibt´s wieder mal was auf die Ohren:

Ein kleines bisschen Horrorschau (Untertitel: Die Lieder aus Clockwork Orange und andere schmutzige Melodien) ist das fünfte Studioalbum der Toten Hosen und enthält zur Hälfte die Bühnenmusik, welche die Band für Bernd Schadewalds Inszenierung von A Clockwork Orange an den Kammerspielen Bad Godesberg schrieb.

Das Stück orientiert sich an Anthony Burgess‘ Roman Uhrwerk Orange sowie Stanley Kubricks Verfilmung. Zusammen mit Ralf Richter, der die Hauptrolle spielte, Uwe Fellensiek, Ingolf Lück, Oliver Stritzel und vielen anderen stand die Band von Juni bis Oktober 1988 an den Kammerspielen Bad Godesberg in Bonn auf der Bühne. Sie übernahmen Statistenrollen und führten die Musikstücke als Überleitungen vor den jeweiligen Akten live auf.

Das Album wurde um sechs weitere Musikstücke ergänzt, die nicht zur Bonner Inszenierung gehörten, jedoch thematisch zur Handlung passten, soSingle1dass ein Konzeptalbum entstand. Sequenzen aus Beethovens 9. Sinfonie, gespielt von einem Sinfonieorchester, ziehen sich wie ein roter Faden durch das Album und verbinden die einzelnen Songs miteinander. Der Titel spielt auf den vom russischen „charascho“ („хорошо“) abgeleiteten Begriff „horror show“ und dem von Alex und seinen Freunden („Droogs“) benutzten Slang Nadsat an.

Das Cover ähnelt dieser Darstellung Beethovens von Joseph Karl Stieler.

Im Vordergrund steht die Lebensgeschichte der von Burgess erfundenen Figur „Alex“ und greift die sozialkritischen Aspekte, welche der Roman verbirgt, erneut auf. Der Eingangstitel Hier kommt Alex beschreibt, mit welcher Gewalt der Protagonist und seine Gang vorgehen, Ein Schritt zuviel handelt von Alex‘ Festnahme und Die Farbe Grau vom tristen Alltag im Gefängnis. In Zahltag, Musterbeispiel und Bye, bye Alex geht es um die gewaltsame Resozialisierung durch den Staat, bei der Alex durch Gehirnwäsche seine Persönlichkeit verliert.

Die weiteren Songs sind in die Handlung des Konzeptalbums eingefügt, beziehen sich jedoch nicht direkt auf Alex, sondern stellen eine Verbindung der fiktiven Handlung des Romans zur Realität her. Im Booklet des Albums wird dies mit einem in Nadsat verfassten Text wie folgt erklärt:

„Es ist aber nicht nur die Geschichte unseres ehrenwerten Droog Alex, sondern auch die einer ganzen Menge anderer Malitchicks, die hier und heute in unserem gromkigen Land leben. Denn der Haufen von holschigen Vecks, der sich Gesellschaft schimpft, ist heute mindestens so bezumnie wie damals…“

Das Lied 1000 gute Gründe setzt sich mit dem Thema Nationalstolz auseinander. In Ein Schritt zuviel wird beschrieben, wie schnell man mit dem Gesetz in Konflikt geraten kann, und bei 180 Grad geht es um Anpassung und Kontrolle in einer überkonformen Gesellschaft.

Single2Mehr davon beschreibt die Gier nach „mehr Macht, mehr Geld, mehr Ruhm, mehr Speed, mehr Hass oder mehr Sex“, bis zum Verlust des Charakters, aus der Sicht des Süchtigen. 35 Jahre bezieht sich auf den Zeitraum, den der Mann, von dem in diesem Lied die Rede ist, am Fließband stand und Haken für Duschvorhänge sortierte. Alleinstehend und seit einem Jahr im Ruhestand, weiß er nichts mehr mit seinem Leben anzufangen. Im Song Testbild beschreibt eine Person, dass sie sich jeden Abend vornimmt, alles hinter sich zu lassen, um an einem anderen Ort ein neues Leben zu beginnen. Ihr Weg endet jedoch allabendlich in der Kneipe, und es bleibt ihr zum Schluss nur die Resignation.

Die Musikstücke, welche die Band bereits für die Inszenierung von „A Clockwork Orange“ geprobt hatte, wurden nach der offiziellen Vorstellung im Theaterhaus von Jon Caffery mittels eines 24-Spur-Aufnahmegerätes aufgenommen. Er schloss das Gerät direkt an die im Theater vorhandene Stagebox an. Das Produzententeam und die Band hatten während der Produktion im Theater keine Möglichkeit sich die fertigen Aufnahmen anzuhören. Die Musikproduktion unter „realen Bedingungen“ auf der Theaterbühne sollte die Musik auf dem Album weniger steif und steril wirken lassen. Die restlichen Titel wurden im Preußenton in Berlin und im Maskot-Studio in Köln aufgenommen.

Der Musiktitel Mehr davon stand auch zwei Jahrzehnte nach Erstveröffentlichung häufig in den Setlisten der Livekonzerte, meistens im Zusammenhang mit Campinos Kletteraktionen über die Verstärkertürme zum Bühnendach. (Quelle: wikipedia)

DieTotenHosen
Wohl das einzige „Konzept“-Album der Hosen. Hier wird „Clockwork Orange“ vertont. Logische Folge: Da gibt’s nix zu lachen.
Sicher, man kann dem Album einiges vorwerfen: „Hier kommt Alex“ ist sicherlich nicht anspruchsvoll oder komplex und wird im Schlußtrack praktisch nochmal gecovert. Mit der herrschenden Vorstellung vom 1977er-Punk hat die Scheibe nur noch wenig zu tun. Und Freunde von Rockballaden lassen schnell den Kopf aufgrund der vorherrschenden Härte hängen. Schlageräquivalente Trinklieder sucht man hier glücklicherweise vergebens.
Wer aber aus der Metal-Ecke kommt, wird die aggressive Scheibe zu schätzen wissen. Das Vorspiel zum „Musterbeispiel“ ist herrlich, der brüllende Titeltrack sollte nicht nur Fortuna-Fans zu Ristics Zeiten bekannt sein, und mit „Mehr davon“ ist noch ein Überlied drauf, was völlig zu recht im Laufe der Jahre in mehreren Versionen vorliegt (live, englisch, Reggae-Mix). Völlig unterschätzt zudem das „Testbild“.
Die „Alles aus Liebe“/“Bayern“-Fraktion sollte aber eher die Finger davon lassen. Die Hits aus diesem Album gibt es schließlich auch auf der „Im Auftrag des Herrn“ und „Reich&Sexy“.
Maximale Wertung wegen fehlendem Tiefpunkt, ordentlicher Härte und den Beethoven-Überleitungen. Nie waren die Hosen im Studio besser als hier. (Odysseus)

Oder: Roll over Beethoven … and tell Tchaikovsky the news …

Die toten Hosen sind schlicht und ergreifend ein Glücksfall für die deutsche Rockmusik !

Booklet01A

Besetzung:
Michael Breitkopf (guitar)
Campino (vocals)
Andreas von Holst (guitar)
Andreas Meurer (bass)
Wolfgang Rohde (drums)

Booklet03A

Titel:
01. Hier kommt Alex (Meurer/Campino) 3.53*
02. 1000 gute Gründe (Breitkopf/Campino) 3.33
03. Ein Schritt zuviel (von Holst/Campino) 2.22
04. Keine Ahnung (Campino) 2.08*
05. Die Farbe Grau (Campino) 3.52*
06. 180 Grad (Meurer/Campino) 4.33
07. Mehr davon (von Holst/Campino) 5.10
08. Zahltag (Breitkopf/Campino) 2.42*
09. 35 Jahre (Rohde/Campino/von Holst) 2.15
10. Musterbeispiel (Campino/von Holst) 3.55*
11. Testbild (Campino) 3.17
12. Bye, bye, Alex (Rohde/Campino) 2.59*

Mit * gekennzeichnete Titel wurden im Schauspielhaus Bonn aufgenommen.

CD1

*
**

David Füsgen – Entartete Musik (Filmdokumentation) (2015)

FrontCover1.jpgWie neulich angekündigt (und zwar hier) , nun die filmische Dokumentation des Konzertes der Toten Hosen mit dem Sinfonieorchester der Robert Schumann Hochschule.

Für diese Musikdokumentation der ganz besonderen Art war der Regisseur David Füsgen verantwortlich und herausgekommen ist eine mehr als vorbildliche Dokumentation eines Ereignisses, das nun wirklich zu den bedeutensten „Crossover“ Projekten der letzten Jahrzenten gezählt werden muss.

Einfach nur faszinierend, wie er das Projekt, seine Entstehung. all die Proben, all die Überlegungen zu diesem Projekt einfängt.

Da gibt es Interviews mit all den Beteiligten (auf und hinter der Bühne), da gibt es jede Menge Szenen von der Proben, da reflektiren die Musiker von den Toten Hosen, wie sich ihr Blick auf die Musik gewandelt hat … von einer „reinen“ Punkband bis hin zu einer Band, die mit einem Sinfonieorchester musizieren kann und auch dringend will.

Und dann all die eindringlichen  Großaufnahmen von den beteiligen Musikern …ihre Gesichter, ihre Emotionen angesichts von Liedern, die früher einmal eben als „entartete Musik“ gebranntmarkt wurden … und auch die ganze notwendige Logistik für so ein Konzert wird filmisch festgehalten.

Höhepunkt dieser Musikdokumentation ist dann ganz sicher, das fulminante Ende der Konzertes … was sich sich hier in den Gesichtern, in den Gesten der Musiker abspielt …
ist mehr als beeindruckend …

Von daher erwartet nun den geneigten Leser dieses blogs eine kleine Flut von Vorschaubildern … ich konne nicht anders … denn hier werden wir Zeuge von dem Triumph der Musik …

Beispiel01

Beispiel02

Beispiel03

Beispiel04

Beispiel05

Beispiel06

Beispiel07

Beispiel08

Beispiel09

Beispiel10

Beispiel11

Beispiel12

Beispiel13

Beispiel14

Beispiel15

Beispiel16

Beispiel17

Beispiel18

Beispiel20

Beispiel21

Beispiel22

Beispiel23

Beispiel24

Beispiel25

Beispiel26

Beispiel27

Beispiel28

Beispiel29

Beispiel30

Beispiel31

Beispiel32

Beispiel33

Beispiel34

Beispiel35

Beispiel36

Beispiel37

Beispiel38

Beispiel39

Beispiel40

Beispiel41

Beispiel42

Beispiel43

Beispiel44

Beispiel45

Beispiel46

Beispiel47

Beispiel48

Beispiel50

Beispiel51

Beispiel52

Beispiel53

Beispiel54

Beispiel55

Beispiel56

Beispiel57

Beispiel58

Beispiel59

*
**

Beispiel19

 

 

Sinfonieorchester der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf + Die Toten Hosen – Entartete Kunst – Willkommen in Deutschland (2015)

FrontCover1.jpgVon engagierten Projekten wie diesem kann ich gar nicht genug kriegen:

Entartete Musik – Willkommen in Deutschland ist ein Live-Album des Sinfonieorchesters der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf und der Band Die Toten Hosen. Es erschien am 30. Oktober 2015, produziert von Hans Steingen als Doppel-CD und Dreifach-Vinyl beim bandeigenen Label JKP. Die Ausgabe beinhaltet zudem eine DVD mit einer Dokumentation über die Entstehung.

Das Album wurde an drei Konzertabenden aufgenommen, welche Die Toten Hosen und das Sinfonieorchester der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf im Oktober 2013 in der Düsseldorfer Tonhalle gaben. Die Konzerte waren zur Erinnerung an die Künstler veranstaltet worden, die unter anderen mit der Propaganda-Schau Entartete Musik, eröffnet am 24. Mai 1938 im Ehrenhof in Düsseldorf durch die Kulturpolitik der Nationalsozialisten verunglimpft und verfolgt wurden.

Auf dem Frontcover steht die Inhaltsangabe in weißen und schwarzen Buchstaben auf rotem Hintergrund. Das Begleitheft zeigt schwarzweiße Fotos der Interpreten während der Konzerte in der Tonhalle im Oktober 2013. Es enthält die Texte zu den Titeln A Survivor From Warsaw op. 46 und Sog nit Kejnmal zuzüglich einer deutschen Übersetzung, sowie Informationen über den historischen Hintergrund sämtlicher Originaltitel sowie biografische Angaben über die an der Entstehung beteiligten Künstler.

Booklet02A

Nach dem Konzept von Thomas Leander, Professor an der Robert-Schumann-Hochschule, gaben die Band Die Toten Hosen zusammen mit dem Sinfonieorchester der Universität unter der Leitung des Dirigenten Rüdiger Bohn am 19., 20. und 21. Oktober 2013 je ein dreistündiges Gedenkkonzert in der ausverkauften Tonhalle in Düsseldorf. Des Weiteren war der Kinderchor des Humboldt-Gymnasiums Düsseldorf unter der Leitung von Dennis Hansel an den Aufführungen beteiligt.

Die Band bestand zum Zeitpunkt der Aufnahmen aus den Gitarristen Andreas von Holst und Michael Breitkopf, dem Bassisten Andreas Meurer, dem Schlagzeuger Vom Ritchie und dem Sänger und Frontmann der Gruppe Campino. Die Arrangements für Die Toten Hosen schrieb Hans Steingen, mit dem die Band seit 1996 zusammenarbeitet, und der bereits einige Titel für das Unplugged-Album Nur zu Besuch umgeschrieben hatte.

Trays

Als Solisten traten Inge Du, Vita Gajevska, Thomas Leander und Hans Steingen am Klavier, Micea Gogoncea an der Gitarre, Christina Marzi an der Klarinette, Georg Sarkisjan an der Violine Alexander Kovalev am Violoncello, und Linda Hergarten und Susanne Storck als Sängerinnen auf. Die Stimmen im a-cappella-Vokalstück Ich muss heute singen, der unter dem Titel Les fenêtres chantent von den Comedian Harmonists im Jahr 1937 erstmals in Frankreich veröffentlicht wurde, übernahmen Keno Brandt, Julian Freibott, Gereon Grundmann, Jin-Su Park und Campino.

Die Veröffentlichung der Konzerte als Tonträger war zunächst nicht geplant und wurde erst zwei Jahre später durch Hans Steingen initialisiert, der die Aufnahmen in seinem Big Noise Studio in Düsseldorf abmischte und masterte. Bei verschiedenen Stücken erfolgte eine weitere Abmischung durch Vincent Sorg.

Booklet03A

Alle an den Konzerten künstlerisch Beteiligten, verzichten auf ihre Honorare, sowie das Schallplattenunternehmen JKP auf sämtliche Gewinne. Die Einnahmen aus dem Projekt werden zur Unterstützung von Stipendiaten und Konzertprojekten der Robert-Schumann-Hochschule zur Verfügung gestellt.

Neben dem 16-minütigen Instrumentalstück aus dem Spielfilm Der Herr der sieben Meere und Arnold Schönbergs Melodram Ein Überlebender aus Warschau, dem 11-minütigen Werk Kol Nidrei op. 47 von Max Bruch und Remembrances von John T. Williams aus dem Soundtrack zu Schindlers Liste, dem Kanonensong, der Zuhälter-Ballade und der Moritat von Mackie Messer aus Die Dreigroschenoper, dem Alabama Song aus Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny, den Stücken Seht ihr den Flieger dort und Ihr müsst auf Freundschaft bau’n aus Brundibár, Deutsches Miserere aus Schweyk im Zweiten Weltkrieg, dem Vokalstück Ich muss heute singen von den Comedian Harmonists, den Liedern Einen großen Nazi hat sie!, Komm, Zigany aus der Operette Gräfin Mariza, Sog nit Kejnmal und Sholem-Alekhem, Rov Feidman! enthält das Album die von Campino vertonten Gedichte Stimmen aus dem Massengrab von Erich Kästner, Im Nebel von Hermann Hesse, das Lied Die Moorsoldaten, erschaffen von den von Häftlingen des Konzentrationslagers Börgermoor und das Schlaflied Wiegala von Ilse Weber.

Booklet08A

Zudem sind auf dem Album die bandeigene Kompositionen Willkommen in Deutschland und Sascha … ein aufrechter Deutscher vom Album Kauf mich! aus dem Jahr 1993, Das Mädchen aus Rottweil vom Album Auswärtsspiel aus dem Jahr 2002 und Ballast der Republik, Drei Kreuze (dass wir hier sind) und Europa vom Album Ballast der Republik aus dem Jahr 2012 vertreten. Die Stücke wurden eigens für die Gedenkkonzerte in Zusammenarbeit mit dem Sinfonieorchester neu eingespielt.

Das Album erreichte auf Anhieb Platz zwei der Charts in Deutschland, den siebten Platz in Österreich[4] und den siebten Platz der Schweizer Hitparade.

Booklet08B

Alexander Austel rechnet der Band in seinem Artikel auf laut.de hoch an, wie „selbstlos“ sie sich „in das Gefüge eines Orchesters einreiht“, es zeige, „dass sich aus den einstigen Autodidakten Berufsmusiker entwickelten“.

Arno Frank hingegen hält in seinem Review vom Oktober 2015 im Musikexpress „das Crossover aus Hochkultur, Politik und Punk das sich vor einst verfemtem Liedgut verbeugt“ für einen „Bärendienst“. Es sei „als Platte nur schwer zu ertragen“. Die Präsenz der Toten Hosen sei „problematisch“ und „eher dumpfwalzenhafte Ästhetik“ (Quelle: wikipedia)

Booklet04A.jpg

Da kann ich dem Arno Frank so gar nicht folgen, da finde ich folgende Zeilen weitaus passender:

Vor zwei Jahren initiierten die Toten Hosen ein Konzert mit Musik, die die Nazis als „entartet“ gebrandmarkt hatten. Nun erscheint es auf CD und DVD – und ist von erschreckender Aktualität.

Zur Unzeit kommt diese Veröffentlichung nun wirklich nicht, auch wenn das Ereignis, auf das sie sich bezieht, inzwischen 77 Jahre her ist. 1938 nämlich wurde im Düsseldorfer Kunstpalast die Ausstellung „Entartete Musik“ eröffnet, mit der die Nationalsozialisten die Hetzjagd auf unliebsame Komponisten rechtfertigen wollten.
Gnadenlos verfolgt wurde, was jüdisch, kommunistisch oder „undeutsch“ war,

Inlet03A

Vor zwei Jahren, anlässlich des 75. Jahrestags, hat das Orchester der Düsseldorfer Robert-Schumann-Musikhochschule auf Initiative des Prorektors Thomas Leander zusammen mit den Toten Hosen ein Gedenkkonzert mit Werken verfolgter Musiker veranstaltet. Jetzt erst, zwei Jahre später, kommt dieses Konzert auf den Markt, in Form zweier CDs und einer DVD sowie als Non-Profit-Projekt zugunsten der Stipendiaten und des Orchesters der Musikhochschule.

Die zweieinhalb Stunden sind ein beeindruckender Querschnitt durch die Musikgeschichte im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. Denn was den Nazis als „entartet“ galt, ließ sich nicht einmal durch irgendwie greifbare, ästhetische Kategorien begründen. Die treffen am ehesten noch auf den Jazz zu, auf die verhasste „Negermusik“. Ansonsten aber wurde gnadenlos verfolgt, was jüdisch, kommunistisch oder auf andere Weise „undeutsch“ war.

Auf den CDs hört man zum Beispiel ebenso „Komm, Zigány“ aus Emmerich Kálmáns „Gräfin Mariza“ wie Filmmusik zum „Herrn der Sieben Meere“ von Erich Wolfgang Korngold, das der nicht mehr in seine Heimat zurückkehrende Wiener Jude 1940 in Hollywood schrieb, einen Song der Comedian Harmonists oder Arnold Schönbergs Zwölfton-Melodram „A Survivor from Warsaw“. Es finden sich Kurt Weills Moritaten aus der Dreigroschenoper und ergreifende Zeugnisse von Musik aus den KZs und Vernichtungslagern, wie den Kinderchor „Ihr müsst auf Freundschaft baun“ aus der in Theresienstadt weiterentwickelten Kinderoper „Brundibár“ des tschechoslowakischen Komponisten Hans Krása oder das Lied von den „Moorsoldaten“ aus dem KZ Börgermoor.

Booklet01A

Beklommen macht auch die Erkenntnis, dass die wenigen Stücke der Toten Hosen auf dem Album, wie das 20 Jahre alte „Willkommen in Deutschland“, entstanden unter dem Eindruck brennender Flüchtlingsheime, kaum etwas von ihrer Aktualität verloren haben. (Franz Kotteder)

Ein eminent wichtiges und eindrucksvolles Album … und ich bilde mir ein, ich muss das nicht weiter ausführen.

Hinweisen will ich dann noch auf das wirklih fulminante Begleitheft und die dem Album beigelegte DVD Dokumentation dieses Ereignisses gibt es dann demnächst …

BackCover1

Besetzung:
Michael Breitkopf (guitar)
Andreas „Campino“ Frege (vocals)
Andreas von Holst (guitar)
Andreas Meurer /bass)
Vom Ritchie (drums)
+
Sinfonieorchester der Robert-Schumann-Hochschule Düsseldorf unter der Leitung von Rüdiger Bohn
+
Kinderchor des Humboldt-Gymnasiums Düsseldorf unter der Leitung von Dennis Hansel

Booklet01B.jpg

Titel:

CD 1:
01. The Sea Hawk-Suite (Korngold) 16.28
02. Die Moorsoldaten (Goguel/Esser/Langhoff) 6.01
03. Einen großen Nazi hat sie! (Weiss/Grünbaum) 3.35
04. Kanonensong (Brecht/Weill) 2.34
05. Zuhälter-Ballade (Brecht/Weill) 4.38
06. Die Moritat von Mackie Messer /Brecht/Weill) 4.09
07. Seht ihr den Flieger dort (Krása/Hoffmeister/Harre/Harders-Wuthenow) 2.23
08. Ihr müsst auf Freundschaft bau’n (Krása/Hoffmeister/Harre/Harders-Wuthenow) 3:29
09. Stimmen aus dem Massengrab (Frege/Kästner) 3.33
10. Deutsches Miserere (Brecht/Eisler) 2.14
11. Wiegala (Weber) 4.42
12. A Survivor From Warsaw op. 46 (Schönberg/Monod) 7.25

CD 2:
13. Kol Nidrei op. 47 (Bruch) 11.17
14. Komm, Zigany (Kálmán/Grünwald/Brammer) 5.27
16. Sog nit Kejnmal (Pokrass/Glik) 3.10
17. Ich muss heute singen (Marbot/Reisfeld/Cab/Varna) 2.51
18. Sholem-Alekhem, Rov Feidman! (Kovács) 7.04
19. Remembrances (Williams) 6.54
20. Im Nebel (Frege/Hesse) 4.51
21. Willkommen in Deutschland (Breitkopf/Frege) 4.30
22. Alabama Song (Brecht/Weill) 5.25
23. Sascha … ein aufrechter Deutscher (FregeMüller) 3.00
24. Drei Kreuze (dass wir hier sind) (v.Holst/Sorg) 1.41
25. Ballast der Republik (Frege/Marteria) 3.18
26. Europa (Breitkopf/Frege) 4.21
27. Das Mädchen aus Rottweil (Frege/v.Holst/Meurer) 4.32
28. Drei Kreuze (dass wir hier sind) (Reprise)n (v.Holst/Sorg) 2.21

CD2A

*
**

Bei diesem Lied krieg ein aufs andere mal ne Gänsehaut:

Wohin auch das Auge blicket, Moor und Heide nur ringsum,
Vogelsang uns nicht erquicket, Eichen stehen kahl und krumm.

Wir sind die Moorsoldaten und ziehen mit den Spaten ins Moor

Hier in dieser öden Heide ist das Lager aufgebaut,
wo wir ferne jeder Freude hinter Stacheldraht verstaut.

Wir sind die Moorsoldaten …

Morgens ziehen die Kolonnen in das Moor zur Arbeit hin
Graben bei dem Brand der Sonne, doch zur Heimat steht der Sinn.

Wir sind die Moorsoldaten …

Heimwärts, heimwärts, jeder sehnet zu den Eltern, Weib und Kind.
Manche Brust ein Seufzer dehnet, weil wir hier gefangen sind.

Wir sind die Moorsoldaten …

Auf und nieder gehen die Posten. Keiner, keiner kann hindurch.
Flucht wird nur das Leben kosten! Vierfach ist umzäunt die Burg.

Wir sind die Moorsoldaten …

Doch für uns gibt es kein Klagen. Ewig kann ’s nicht Winter sein.
Einmal werden froh wir sagen: Heimat, du bist wieder mein!

Dann ziehn die Moorsoldaten nicht mehr mit den Spaten ins Moor

 

Die Toten Hosen – Nur zu Besuch – Unplugged im Wiener Burgtheater (2005)

FrontCover1Also … Punkrock und unplugged .. das ist schon ne ganz besondere Kombination … Und nachdem Die Toten Hosen eh nichts auslassen … gab es dann dieses prachtvolle Konzert:

Die Toten Hosen können´s auch ruhig: Nur zu Besuch präsentiert die Düsseldorfer Punkrocker sehr überzeugend im Unplugged-Gewand.

Im edlen Ambiente des Wiener Burgtheaters gingen Campino & Co. am 17. November 2005 ohne massive Verstärkerwände und elektrische Gitarren auf die Bühne, um für ihre Fans und die Kameras von MTV einen bunten Strauß erstklassiger Songs in ungewöhnlichen Versionen zu spielen. Adrenalin-Kicks und wilde Mosh-Pits sucht man hier vergeblich, die Stimmung ist aber dennoch bombastisch, und die Akustik-Arrangements lassen bewährte Hosen-Hits wie „Opel-Gang“, „Hier kommt Alex“, „Wünsch dir was“, „Eisgekühlter Bommerlunder“ oder „Schönen Gruß, auf Wiedersehn“ in gänzlich neuem Licht erstrahlen. Insbesondere die Piano- und Streicher-Parts verleihen den Klassiker-Tracks eine klangliche Vielfalt, die deutlich über die Songstrukturen der Originalversionen hinausgeht. Und als zusätzliche Kaufanreize erwarten den Hörer noch Raritäten wie „The Guns Of Brixton“ oder „Weltmeister“, die sich problemlos zwischen den Gassenhauern behaupten können. (Michael Rensen)

Beispiel10A

Die Hosen ohne Strom, anders gut … Als Hosenfan der erste Stunde habe ich mich riesig auf dieses Album gefreut. Hatte mich damals beworben auf ihrer HP für dieses Konzert, leider kein Losglück gehabt. Nun zum Album, es ist ein cooles Feeling die Hosen mal ohne Strom zu hören. Schon der 1. Song Blitzkrieg Bop, lässt keine Zweifel aufkommen die Hosen unplugged, ja es funktioniert. Weitere Highlights sind Opelgang (wunderschöne Umsetzung), Hier kommt Alex (Gänsehaut pur), The Guns Of Brixton, Böser Wolf und Eisgekühlter Bommerlunder (wo Campino den Sinatra macht). Sicherlich fehlen einige Klassiker, aber es durften ja wir Fans abstimmen auf der HP was gespielt wird. Überraschend ist Hand in Hand (von den Beatsteaks) mit denen sie in Argentinien auf Tour waren, also das der Titel dabei ist. Weltmeister ist wieder ein typischer Hosen Song zur Lage der Nation. Gesanglich geht Campino ganz schön ab für ein Unplugged Konzert, war sicher nicht so einfach für ihn, das die Gitarren nicht so krachen. Für Hosenfans hat dieses Album einen Ehrenplatz im Schrank sicher, alle anderen sollten ruhig mal reinhören, es lohnt sich. (T. Nowakam)

Beispiel01A

Ergänzend darf ich vermelden:
Punkrock und unplugged .. das ist schon ne ganz besondere Kombination …  ja … und das klappt auch noch. Die Toten Hosen können auch akustisch Druck ohne Ende machen … und hier hat man auch mal die Möglichkeit, sich ein wenig mehr auf die Texte zu konzentrieren … Was viel besseres konnte uns nicht passieren … als dass sich damals im Jahre 1983 damals auf ihren ganz speziellen Weg gemacht haben …

Ach ja: Die neuen Arrangements für Die Toten Hosen schrieb Hans Steingen, mit dem die Band seit 1996 und dem Album Opium fürs Volk zusammenarbeitet.

MeurerHolst

Andreas Meurer + Andreas von Holst

Besetzung:
Michael Breitkopf (guitar)
Andreas Frege (vocals, kazoo)
Andreas von Holst (guitar, banjo)
Andreas Meurer (bass)
Stephen George Ritchie (drums)
+
Esther Kim )pino, accordeon)
Raphael Zweifel (cello)

Beispiel06A

Titel:
01. Blitzkrieg Bop (R.Ramone/D.Ramone) 2,23
02. Opel-Gang (Frege/v.Holst/Meurer/Trimpop/Breitkopf) 2.34
03. Auswärtsspiel (Frege) 3.14
04. Popmusik (Frege/van Dannen) 2.30
05. Nichts bleibt für die Ewigkeit (Frege/v.Holst/Müller) 3.24
06. Hier kommt Alex (Meurer/Frege) 4.19
07. The Guns Of Brixton (Simonon) 2.38
08. Das Mädchen aus Rottweil (Frege/v.Holst) 3.34
09. Der letzte Kuss − 2:44 (Breitkopf/Meurer / Campino) 2.44
10. Wünsch Dir was (Meurer/Frege) 3.46
11. Der Bofrost Mann (van Dannen/Frege) 2.42
12. Böser Wolf (Meurer/Frege) 3.10
13. Pushed Again (Breitkopf/Frege) 4.07
14. Weltmeister  (v.Holst/van Dannen/Frege) 2.58
15. Alles aus Liebe (Frege) 4.22
16. Freunde (Frege/v.Holst) 4.25
17. Nur zu Besuch (Frege/v.Holst) 4.36
18. Hand in Hand (Baumann/Götz/Kurtzke/Scholz/Teutoburg-Weiss) 3.48
19. Eisgekühlter Bommerlunder (Molinare/Trimpop) 4.22
20. Schönen Gruß, auf Wiederseh’n (Rohde/Frege) 3.29

CD1
*
**

 

Helge Cramer u.a. – WAAhnsinn – Der Wackersdorf-Film (1986)

FrontCover

Am 26. April 1986 ereignet sich in Tschernobyl der GAU, dessen Folgen Wochen und Monate das tägliche Leben in Europa bestimmten.

Vor diesem Hintergrund bekam die öffentliche Diskussion um den geplanten Bau der atomaren Wiederaufbereitungsanlage – WAA – im oberfänkischen Wackersdorf eine neue Dimension. Der bis dahin eher lokale Widerstand gegen dieses Vorhaben wurde zu einem nationalen Thema und manifestierte sich am 26./27. Juli 1986 beim 5. Anti-Waahnsinns-Festival als eine Demonstration mit 120.000 Teilnehmern:

WAAhnsinn – Der Wackersdorf-Film ist ein deutscher Dokumentarfilm aus dem Jahr 1986. Die Musikdokumentation entstand im Rahmen des Anti-WAAhnsinns-Festival in Burglengenfeld. Sie wurde durch die gegen die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf zusammenarbeitenden Oberpfälzer Bürgerinitiativen finanziert. Alle Beteiligten verzichteten auf Lohn und Honorare.

Der Film lief nach seiner Fertigstellung auf mehreren Filmfestivals. Er wurde auf der Alpinale als Bester sozialkritischer Film ausgezeichnet. Eine 1987 durch Helge Cramer geschaffene, deutlich umfangreichere Video-Rekonstruktion des Gesamtmaterials wurde unter dem Titel Waahnrock ebenfalls auf mehreren Festivals gezeigt.

Der Film berichtet über das fünfte Anti-WAAhnsinns-Festival, das am 26. und 27. Juli 1986, nur 90 Tage nach der Katastrophe von Tschernobyl, in Burglengenfeld stattfand. Das Festival markierte den Höhepunkt der Bürgerproteste gegen die Wiederaufarbeitungsanlage Wackersdorf. Mit rund 100.000 bis 120.000 Besuchern war es das bis dahin größte Rockkonzert der deutschen Geschichte.

Als Künstler wirkten unter anderen BAP, Udo Lindenberg, Wolfgang Niedecken, Rio Reiser, Herbert Grönemeyer, Haindling, Biermösl Blosn, Wolf Maahn und Die Toten Hosen mit. Der Film legt seinen Schwerpunkt auf die Auftritte der Musiker, zeichnet dabei aber auch das Umfeld nach, in dem die Veranstaltung stattfand.

Die Produktion war von Anfang an auf die Kooperation und das zeitlich parallele Schaffen der beteiligten Regisseure hin ausgelegt. Die Planung sah vor, dass der zu diesem Zeitpunkt im Umfeld des Rockpalast tätige Wagner die Aufzeichnung der Bühnenshow verantwortete, während der Journalist Heitkamp zunächst den Aufbau des Festivals dokumentierte und später die Ereignisse im Backstage-Bereich filmte. Cramer

Filmplakat

Filmplakat

dokumentierte den Großeinsatz der Polizei, fertigte das Material über die Protestierenden an und übernahm den Schnitt. Die Produktion wurde auf U-matic gedreht und geschnitten und später für die Kinos auf 35-mm-Film transferiert.(Quelle: wkipedia)

Der Spiegel schrieb damals Filmpremiere:

„Weihnachten ist auch für die Atomkraftgegner eine Zeit der Besinnung. „WAAhnsinn – Der Wackersdorf-Film“ fügt sich gut in diese Stimmung. In dieser Woche kommt die Dokumentation in die Kinos, die an das große Rockfestival erinnert, zu dem sich im vergangenen Juli mehr als 100000 Besucher in Burglengenfeld versammelt hatten.

Der Film (Regie Christian Wagner) zeigt Bilder von schikanösen Polizeikontrollen und solche, die seit Woodstock bekannt sind: Festivaliers im Schlafsackmorgendliches Zähneputzen im Zeltlager. Und auch die Musik glaubt man seit jenen fernen Tagen schon zu kennen. Prominente Vertreter der Richtung „deutscher Rock“, die manchem Popfreund ein Grausen ist, viele andere aber glücklich macht, sind dabei. Udo Lindenberg, Wolfgang Niedecken und „Bap“, Wolf Maahn und eine Endlos-Liste von Deutsch-Rockern spielen nun noch einmal im Kino auf. Alles vergeben, der Zweck heiligt die Mittel.“ (15. Dezember 1986)

Filmbild02

Und hier mal die Liste der Künstler/Akteure, die man in diesem Streifen zu sehen bekommt, und diese Liste ist wahrlich beeindruckend:

Wolfgang Ambros – Bap – Biermösl Blosn – Fritz Brause Band – Die Firma – Marian Gold – Chris McGregor – Herbert Grönemeyer – Anne Haigis – Haindling – Die Toten Hosen – Uli Hundt und der Wahnsinn – Frankfurter Kurorchester – Udo Lindenberg – Wolf Maahn und Unterstützung – Hedwig Mitteregger – Mo and the Gangsters of Love – Rio Reiser – Rodgau Monotones – Purple Schulz – Theatre du Pain und Hubertus Bensch – Eisi Gulp – Werner Kozwara – Freda Meissner-Blau – Helmut Ruge – Claudia Schenk – Pfarrer Andreas Schlagenhaufer – Günter Wallraff

Und eben fällt mir, dass ich ich in dieser Liste doch glatt noch den großartigen Kevin Coyne vergessen habe.

Filmbild01

Die Toten Hosen – noch ziemlich jung

Für die handwerkliche Qualität der Musikaufzeihnungen zeigte eben de Rockpalast Wagner und da weiß man schon was man hat.

Beeindruckend die Dokumentation rund um den Film … all diese gruseligen Bilder eines völlig überzogenen Verständnis von Staatsmacht – gewalt …

Daher mein Prädikat: Sehr empfehlenswert … eine zeitgeschichtliche Dokumentation von besonderer Güte !

Filmbild04

Filmbild06

Filmbild12

Rio Reiser + Campino

Filmbild07
Filmbild08

Filmbild09

Filmbild10
Filmbild11

*
**

Front+BackCover

Die toten Hosen – Opel Gang (1983)

fcthMan kann getrost sagen, dass die „Toten Hosen“ ein Phänomen sind. Angefangen haben sie als knackige Punkkapelle … eine von vielen der damaligen Zeit. Ich glaube, dass insbesondere die starke Persönlichkeit von Campino der Band geholfen haben, all die Jahre/Jahrzehnte mittlerweile nicht nur zu überleben, sondern auch musikalisch stets überzeugend und glaubwürdig zu bleiben. Und so feiern sie heuer mit einer großen Tournee ihr 30jähriges Jubiläum und geblieben ist dabei nicht nur die Power, sondern auch – und das beeindruckt mich insbesondere – ihre klaren gesellschaftspolitischen Positionen.

Die Band „Die Toten Hosen“ wurde 1982 von Campino, Andreas von Holst, Andreas Meurer, Michael Breitkopf, Trini Trimpop und Walter November als Nachfolger von ZK im Ratinger Hof in Düsseldorf gegründet. Für das erste Konzert Ostern 1982 im Bremer Schlachthof wurde die Gruppe vom Veranstalter versehentlich als „Die Toten Hasen“ angekündigt. Im selben Jahr erschien die Debütsingle Wir sind bereit und danach Reisefieber. Gitarrist Walter November verließ die Band aufgrund eines Drogenproblems 1983 überraschend. Die dritte Single mit dem Partylied Eisgekühlter Bommerlunder gilt als erster Achtungserfolg, da sie gelegentlich im Radio gespielt wurde. Als erstes Album erschien 1983 Opel-Gang unter dem bandeigenen Independent-Label.

Die Aufnahmen zur Debütplatte „Opel Gang“ gerieten zu einem Endlosmarathon – aufgrund der desolaten Finanzlage innerhalb der Band: „Hatten wir eine Mark gespart, ging es ins Studio, war das Geld durch, hieß es Plakate kleben und jobben.“  (O-Ton Tote Hosen).

th1

Besetzung:
Michael Breitkopf (guitar)
Andreas „Campino“ Frage (vocals)
Andreas von Holst (guitar)
Andreas Meurer (bass)
Trini Trimpop (drums)

th2

Titel:
01. Tote Hose (Von Holst) 1.24
02. Allein vor deinem Haus o. dein Vater der Boxer (Frege/Meurer/Trimpop/Von Holst) 2.18
03. Modestadt Düsseldorf (FregeVon Holst/Breitkopf/Trimpop) 2.16
04. Reisefieber (Frege/Meurer/Von Holst/Breitkopf/Trimpop) 3.46
05. Kontakthof (Frege/Von Holst) 2.38
06. Opel-Gang (Frege/Meurer/Von Holst/Breitkopf/Trimpop) 1.47
07. Willi muß ins Heim (Frege/Meurer/Trimpop/Von. Holst) 2.17
08. Wehende Fahnen (Frege/Trimpop/Von Holst) 3.08
09. Schwarzer Mann (Frege/Meurer/Von Holst/Breitkopf/Trimpop) 1.10
10. Geld (Frege/Meurer/Trimpop/Von Holst) 2.13
11. Ülüsü (Frege/Meurer/Von Holst) 2.33
12. Es Ist nichts gewesen (Frege/Von Holst) 2.38
13. Sommernachtstraum (Frege/Meurer/Trimpop/Von Holst) 1.37
14. Hofgarten (Von Holst/Meurer/Breitkopf) 3.07
15. Bis zum bitteren Ende (Frege) 2.19

6

*
**

Wer an weiterführenden Informationen, die zur Vertiefung
der einzelnen blog-Beiträgen dienen, interessiert ist,  benötigt ein Passwort.
Dazu schreibe man an

post-fuer-sammelsurium@gmx.net

Die Roten Rosen – Wir warten auf´s Christkind (1998)

frontcover1Für mich definitiv ein Klassiker der Weihnachtsmusik:

Wir warten auf’s Christkind ist ein Album der Musikgruppe Die Toten Hosen, das die Band unter dem Pseudonym „Die Roten Rosen“ zusammen mit Jon Caffery produzierte und zu Weihnachten 1998 beim bandeigenen Label JKP erstmals veröffentlichte.

Das Album enthält, neben einer Reihe „verrockter“ Coverversionen deutsch- und englischsprachiger weihnachtlicher Volkslieder und Popsongs, eine Neueinspielung ihres satirischen Stückes Frohes Fest aus dem Jahr 1987. Die tragikomischen Lieder Weihnachtsmann vom Dach und Weihnachten bei den Brandts sind neue Stücke.

Der Name des Albums ist an das Motto der Sendung Wir warten aufs Christkind angelehnt, die seit den 1960er Jahren über mehrere Jahrzehnte im Kinderprogramm der ARD regelmäßig am 24. Dezember ausgestrahlt wurde. Bei der musikalischen Gestaltung des Albums wurde die Band von der britischen Punkband The Boys beeinflusst, die 1980 unter dem Bandnamen „The Yobs“ The Yobs Christmas Album veröffentlicht hatten.

Die Aufnahmen fanden im Sommer statt. Die Band berichtet, damals Unmengen an Weihnachtsgebäck gegessen und viel Glühwein getrunken zu haben, um in die richtige weihnachtliche Stimmung zu kommen. Für das Projekt erfanden die Musiker neue Künstlernamen: Campino nannte sich „Judas Inocenti“, Andreas von Holst war „Johannes der Säufer“, Michael Breitkopf war „King Scratch Salomon“, Andreas Meurer „Cardinal Mendoza“ und Wolfgang Rohde trommelte als „Herr Rohdes“. Auch Vom Ritchie, der schon damals wegen Rohdes Wirbelsäulenproblemen öfters am Schlagzeug einsprang, ist auf dieser Platte vertreten und nannte sich „Vom, The Baptist“.

roterosen01
Als Gastmusiker wirkten Monique Maasen von Asmodi Bizarr, Matt Dangerfield und Honest John Plain von The Boys und Arturo Bassick von The Lurkers mit.
Andreas von Holst singt Still, still, still während eines Konzerts in Freiburg im Breisgau (2008)

Die Toten Hosen stellen die „Roten Rosen“ meist scherzhaft als eine andere Band dar. So empfehlen „Die Roten Rosen“ in ihrem Booklet einen „Die Toten Hosen Kalender“ als Produkt von „guten Kollegen“ und in der Online-Biographie der „Toten Hosen“ ist zu lesen: „Zurück in Düsseldorf musste die Band feststellen, dass sich bereits die Roten Rosen bei ihnen im Proberaum breit gemacht hatten. Man wurde genötigt, mit ihnen am Weihnachtsalbum „Wir warten auf’s Christkind“ zu arbeiten.“

Das Album enthält überwiegend Coverversionen bekannter Weihnachtslieder, in denen man das klassische Arrangement durch harte Gitarrenklänge ersetzte. Auch textlich weichen viele Lieder vom Original ab. So heißt es zum Beispiel in Ihr Kinderlein kommet:

„Ihr Kinderlein kommet, o kommet doch all, zum Kiffen herkommet in Bethlehems Stall und seht, was in dieser hochheiligen Nacht, das Gras aus Jamaika für Freude uns macht.“

single2
Beim Lied Frohes Fest handelt es sich um eine Neueinspielung eines Titels von der B-Seite der Single Sascha … ein aufrechter Deutscher aus dem Jahr 1992. Das Stück war zuvor bereits 1987 auf dem Sampler How Much More Black can it Be erschienen – hier allerdings noch mit anderem Text. Alle Jahre wieder und Leise rieselt der Schnee waren ebenfalls für die Sascha-Single eingespielt worden, jedoch noch in völlig anderer Version.

Der Song Still, still, still wurde später von Jamba zur Untermalung der Mobiltelefon-Applikation Der besoffene Elch benutzt. (Quelle: wikipedia)

single1

Und die Toten Hosen wären nicht die Toten Hosen … wenn ihnen bei diesem Thema so gar nichts heilig ist … Ein Weihnachtskracher nach dem anderen, bitterböse, auch zynisch aber immer sowas von auf den Punkt gebracht.

„Wer hätte das gedacht? Nach elf Jahren Funkstille meldeten sich Ende ‘98 urplötzlich Die Roten Rosen zurück aus der Versenkung. Auf ein einziges Album hatten es die alter egos der Toten Hosen bislang gebracht: Never Mind the Hosen — Here’s die Roten Rosen, eine Schlager-Parade mit Knalleffekt, war dafür aber ein echter Volltreffer. Nun also der zweite Hammer? Naja. „Ein Album für alle, die nach der Bescherung noch durchdrehen wollen“ sollte es laut Sänger Judas Inocenti aka Campino werden — und das fiel bei Punk-Versionen von „Oh Tannenbaum“, „Stille Nacht, heilige Nacht“ oder „Ihr Kinderlein kommet“ auch alles andere als schwer. Ebenso punkig der Rest des besinnlichen Programms: Ein paar internationale X-Mas-Traditionals und Evergreens, ein Medley sowie zwei neue Songs zum selben Thema. So die Single „Weihnachtsmann vom Dach“, ein Hosen-typischer, bitterböser Abgesang auf den vom weihnachtlichen Rummel frustrierten Geschenkelieferanten, der es zwar in die Charts schaffte, sich aber schon nach kurzer Zeit wieder verabschiedete. Wen wundert’s? Während Jägermeister, Altbier und Bommerlunder auch außerhalb der Faschingszeit schmecken, liegen weihnachtliche Leckereien eben schon kurz nach den Feiertagen wieder wie Blei in den (CD-) Regalen. Soll heißen: Rein musikalisch ist Wir warten aufs Christkind zweifellos ein nettes, unverkennbares, aber leider auch recht belangloses Hosen-, pardon, Rosen-Album. Aufgrund der thematischen Einseitigkeit dürfte sich der Appetit nämlich selbst bei hungrigen Fans auf die Adventszeit beschränken.“(Stefan Kirmair)

Und mit „Weihnachtsmann vom Dach“ haben sie dann ebengleich einen eigenen Weihnachtsklassiker geschaffen … ebenfalls keine leichte Kost … aber bitter nötig … um mal einen anderen Aspekt in sonstigen Weihnachtssentimentalität zu bringen.

Dazu passend, das Video … siehe unten

Alles in allem … ein unverzichtbarer Beitrag zum Thema „Weihnachten in Deutschland“ !

booklet05a

Besetzung:
Michael Breitkopf (guitar)
Andreas „Campino“ Frege (vocals)
Andreas von Holst (guitar)
Andreas Meurer (bass)
Wolfgang Rohde (drums)
+
Michael Durrie (vocals bei 12.)
Ritchie (drums)
Ariane Raphael (vocals bei 01.)
Leonie Spiekermann (vocals bei 12.)

booklet04a

Titel:
01. Ave Maria (Traditional) 1.56
02. Stille Nacht, heilige Nacht (Mohr/Gruber) 1.50
03. Ihr Kinderlein kommet (Traditional) 1.40
04. Oh Tannenbaum (Traditional) 1.20
05. Merry X-Mas Everybody (Lea/Holder) 3.19
06. Weihnachtsmann vom Dach (Frege/v. Holst) 4.02
07. Auld Lang Syne (Traditional) 2.32
08. The Little Drummer Boy (Simeone/Onorati/Davis) 3.49
09. Leise rieselt der Schnee (Traditional) 2.55
10. Alle Jahre wieder (Traditional) 1.28
11. Frohes Fest (Frege/v. Holst) 3.41
12. White Christmas (Berlin) 3.49
13. Weihnachten bei den Brandts (Frege/Breitkopf) 3.42
14. Hark! The Herald Angels Sing (Traditional) 2.20
15. We Wish You A Merry Christmas (Traditional) 3.07
16. Medley: 5.29
16.1. In Dulci Jubilo
16.2. Oh du fröhliche
16.3. Vom Himmel hoch
17. Happy X-Mas (War Is Over) (Lennon/Ono) 2.38
18. Jingle Bells (Traditional) 3.09
19. I Wish It Could Be Christmas Every Day (Wood) 3.52
20. Still, still, still (Traditional) 1.28

cd1

 

*
**

booklet01a