Beno Salamander – Kinderjahre im Displaced-Persons-Lager Föhrenwald (2011)

KinderjahreInFöhrenwald01AHeiter ist dieser Beitrag wahrlich nicht … aber auch das Teil dieses blogs … der ja irgendwie so ne Art Bestandsaufnahme deutschen Lebens und deutscher Kultur sein soll.

Und darum geht es:

Das Lager Föhrenwald im Ortsteil Waldram in der Stadt Wolfratshausen in Oberbayern als anfängliche städtische Siedlung wurde zu einem Lager für Zwangsarbeiter und nach 1945 zur einem Lager für Flüchtlinge und ist heute wieder eine Wohnsiedlung.

Erbaut 1937, war die Anlage zunächst eine Wohnsiedlung in Einfamilien- und Reihenhaus-Bauweise zur Unterbringung von Beschäftigten der Sprengstoff- und Munitionsfabriken der Deutschen Sprengchemie GmbH (DSC) und der Dynamit Actien-Gesellschaft (DAG) im Staatsforst von Wolfratshausen. Bei den Beschäftigten handelte es sich um Zwangsarbeiter, Angehörige des Reichsarbeitsdienstes in der Zeit des Nationalsozialismus sowie um zivile Angestellte (vorwiegend in der Verwaltung). Neben dem Lager Föhrenwald existierten in der Nähe noch die Lager Buchberg auf der heute sogenannten Böhmwiese gegenüber dem Rathaus von Geretsried sowie Stein (heute Stadtteil von Geretsried).

Aus dem Lager Föhrenwald entstand nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges ein Auffanglager für so genannte Displaced Persons (DP), die der nationalsozialistischen Vernichtungspolitik entkommen waren. Daher wird das Lager Föhrenwald in der Literatur auch als DP-Lager bezeichnet.

Straße im DP-Lager Föhrenwald bei Wolfratshausen 1956

Straße im DP-Lager Föhrenwald bei Wolfratshausen 1956

Unmittelbar nach dem Kriegsende in Bayern wurde das Lager von der amerikanischen Armee zur Unterbringung von befreiten Zwangsarbeitern verwendet. Auch einige Überlebende des Todesmarsches der Gefangenen des Konzentrationslagers Dachau wurden nach ihrer Befreiung Anfang Mai 1945 im Lager Föhrenwald untergebracht.

Mit der Zeit kamen immer mehr jüdische Überlebende des Holocaust nach Föhrenwald, so dass das Lager im September 1945 zum Jewish Displaced Person Center erklärt wurde.

Plan des Lagers Föhrenwald

Plan des Lagers Föhrenwald

Ab November 1945 übernahm eine internationale Hilfsorganisation, die UNNRA, die Verwaltung aller DP-Lager in der amerikanischen Besatzungszone. Das Lager Föhrenwald wurde danach in weitgehender Selbstverwaltung von einem lokalen Rat unter dem Vorsitz von Henry Cohen geleitet. Diese Veränderungen standen im Zusammenhang mit der Umsetzung der Vorschläge des Harrison-Reports, der die allgemeine Lage in den DP-Lagern in Deutschland und Österreich scharf kritisiert hatte. Zwischen 1946 und 1948 war Föhrenwald mit ungefähr 5.600 Bewohnern eines der größten DP-Lager in der Amerikanischen Besatzungszone.

Für die meisten Bewohner des Lagers Föhrenwald kam eine Repatriierung in ihre Herkunftsländer oder ein Verbleiben in Deutschland nicht in Frage. Die Mehrheit bemühte sich darum, nach Israel (zunächst noch britisches Mandatsgebiet) beziehungsweise in die Vereinigten Staaten oder Kanada auszuwandern. Viele der Auswanderer kehrten jedoch nach persönlichen Rückschlägen oder infolge von gesundheitlichen Problemen illegal nach Föhrenwald zurück. Ein anderer Teil der Bewohner war durch das erlittene Unrecht geschwächt oder krank. Diese Menschen waren daher dauerhaft auf Unterstützung durch Hilfsorganisationen wie zum Beispiel das American Joint Distribution Committee und die deutsche Fürsorge angewiesen.

Neben denjenigen, die noch auf eine Ausreise warteten, mussten zwischen 1949 und 1953 insgesamt circa 3.500 sogenannte „Rückwanderer“ zeitweise in Föhrenwald untergebracht werden. Dies waren Menschen, die bereits in andere Länder – zumeist nach Israel – ausgewandert waren, die sich jedoch dort keine Existenz hatten aufbauen können, oder aus gesundheitlichen Gründen zurückkehren mussten.

LageDem Lager Föhrenwald angegliedert war auch eine Barackensiedlung nahe Königsdorf, das ehemalige Hochlandlager, das 1936 für Zwecke der Hitlerjugend und des BDM errichtet worden war. Nach dem Krieg wurden im Hochlandlager von der Hagana Offiziere für die bevorstehenden Auseinandersetzungen um die Staatsgründung Israels ausgebildet.

Ab Dezember 1951 kam das Lager Föhrenwald unter deutsche Verwaltung und wurde zum „Regierungslager für heimatlose Ausländer“ erklärt. Das Lager Föhrenwald wurde offiziell 1956 aufgelöst, die letzten Bewohner verließen das Lager jedoch erst im Februar 1957.

Das Gelände und die Wirtschaftsgebäude waren bereits im Oktober 1955 durch das von Kardinal Joseph Wendel gegründete Diözesansiedlungswerk und die Erzdiözese München und Freising erworben worden, die hier später auch das Spätberufenenseminar St. Matthias mit Gymnasium und Kolleg einrichtete. Ab April 1956 wurden auf dem Gelände heimatvertriebene Familien angesiedelt, so dass zeitweise Displaced Persons und deutsche Heimatvertriebene gemeinsam auf dem Gelände des Lagers Föhrenwald lebten.

Die Gebäude wurden renoviert und zu günstigen Konditionen an Heimatvertriebene und Wolfratshauser Familien verkauft. Im Laufe der Nachkriegszeit entstand so aus dem ehemaligen Lager Föhrenwald seit 7. November 1957 der Wolfratshauser Ortsteil Waldram. (Quelle: wikipedia)

Und ein Beno Salamander (Jahrgang 1944)  hat als Kind in diesem Lager gelebt;

KurzbiographieBenoSalamander
Wie es dazu kam, dass er dann schlußendlich seine Erinnerungen an jene Jahre aufzeichnete (veröffentlicht von der Bayerischen Landeszentrale für politische Bildungsarbeit in Zusammenarbeit mit dem Jüdischem Museum, München, 80 Seiten), ist mir grad nicht bekannt, aber es sind wertvolle Erinnerungen, denn Geschichte ist immer auch die Geschichte von Individuen und ganz sicher nicht nur die Geschichte von großen Konferenzen und Plenardebatten.

Beno Salamander kam mit seiner Familie 1951 nach Föhrenwald:
„War das Leben für uns Kinder unbeschwert und voller Abenteuer, so war es für die Erwachsenen bedrückend und voller Entbehrungen: Ein Provisorium mit einer ungewissen Zukunft,“ schreibt Beno Salamander und erzählt auf bewegende Weise über das Leben in einem DP Lager. Er erzählt von den Freundschaften zu anderen DP-Kindern, die teilweise bis heute noch bestehen, aber auch von der schweren Krankheit seiner Mutter. Wer das Leben in einem DP-Lager einmal durch Kinderaugen sehen möchte, dem sei die Lektüre „Kinderjahre im Displaced-Persons-Lager Föhrenwald“ von Beno Salamander empfohlen.

Und nachdem ich mehr als 20 Jahre genau in jener Gegend (also Geretsried und Wolfratshausen) gelebt habe, packt mich das Thema ganz besonders, insbesondere weil ich mich damals sehr wenig über jenen historischen Ort gekümmert habe … Das will und kann ich hier nun ein wenig nachholen.

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Das Zeugnis des Beno Salamanders aus dem Jahr 1951

Das Zeugnis des Beno Salamanders aus dem Jahr 1951

Kinderheilstätte, Ruhpolding (1952)

Kinderheilstätte, Ruhpolding (1952)

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Benno Salamander signiert sein Buch (2012)

Beno Salamander signiert sein Buch (2012)

Und heute ist er wohl ein erfolgreicher Internist.

Und heute ist er wohl ein erfolgreicher Internist (ich gehöre nicht zu seinen Patienten, da ich ein Kassen-und kein Privatpatient bin).

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Prospekt der Wanderausstellung

Prospekt der Wanderausstellung „Die Kinder vom Lager Föhrenwald“

aGEnda 21-Büro – Schalker Spuren – Ein Rundgang mit 15 Stationen (2011)

TitelNein, ich bin kein Fan von Schalke 04, wobei mir die Farben blau-weiss als eingefleischter Fan des TSV 1860 München schon sehr gefallen.

Und gefallen tut mir auch diese kleine Broschüre, die historische Orte, die eben mit dem Schalke 04 verbunden sind, auf eine sehr sympathische, liebevolle Weise präsentiert.

ber was verseckt sich hinter dem Herausgeber dieser Broschüre, diesem „aGEnda 21-Büro“ ?

„Im Jahr 1997 hat der Rat der Stadt einstimmig die Einführung der Lokalen Agenda 21 in Gelsenkirchen beschlossen. Die zentrale Aufgaben dabei: Was müssen wir heute vor Ort tun, um dauerhaft das soziale, ökologische und wirtschaftliche Gleichgewicht unserer Welt wieder herzustellen. Dazu wurde ein Jahr später zu einer ersten Ideen-Werkstatt eingeladen und das aGEnda 21-Büro eingerichtet.
Um aktiv eine ökologisch verträgliche, wirtschaftlich leistungsfähige und sozial gerechte Umwelt unter Berücksichtigung globaler Aspekte gestalten können, hat der aGEnda 21-Prozess eine Vielzahl von Projekten initiiert.

Und eines dieser Projekte war dann „Der runde Tisch Schalke“ und aus dieser Projektgruppe entstand dann die Projektgruppe „Image“. Und diese Projektgruppe definiert sich dann so:

„Schalke ist zweifellos einer der berühmtesten Stadtteile des Ruhrgebiets. Als Inbegriff des Arbeiterstadtteils schlechthin und als Wiege des FC Schalke 04 ist er weithin bekannt. Die Schalker Industrie genoss einst Weltruf. In der heutigen Zeit gilt Schalke als wenig attraktiv, lebens- und liebenswert. Der Stadtteil wirkt an vielen Stellen ungepflegt und heruntergekommen.
Die zum Runden Tisch Schalke gehörende Projektgruppe „Image“ hat sich zum Ziel gesetzt, den Ruf Stadtteils sowohl nach innen als auch nachaußen hin zu verbessern. Die Rückbesinnung auf die eigene, glorreiche Geschichte soll zu einem neuen Selbstbewusstsein der BewohnerInnen beitragen.
Gleichzeitig soll der Frage nachgegangen werden, was das heutige Schalke ausmacht, wo eventuell verborgene Qualitäten des Stadtteils liegen, die es sichtbar zu machen gilt.“ (Selbstdarstellung)

Stichwort: Heimatkunde, früher eher verlacht … heute sehe ich das anders … und diese Mini-Broschüre ist ein Beispiel für gelungene Heimatkunde und ein Beispiel dafür, welche Faszination Fußball auf Menschen ausüben kann.

Und hier – wie immer – ein paar Appetithäppchen aus der Broschüre:

Beispiel1

Beispiel2

Eingang der Glückauf-Kampfbahn an der König-Wilhelm-
Straße, heute Ernst-Kuzorra-Platz an der Kurt-Schumacher-
Straße. (Quelle: Hermann Weber)

Beispiel3

“Flankengott“ Stan Libuda (links) bei einem Spiel in der  Glückauf – Kampfbahn
(Quelle: FC Schalke 04)

Beispiel5

Kuzorras Zigarrenladen befand sich anfangs noch am Schalker Markt (Quelle: FC Schalke 04)

 

Beispiel7

Die Schalker Mannschaft im ungewohnten Outfit. Das Gruppenbild entstand 1923. Die Fußballer bildeten damals eine eigene Abteilung im Turn und Sportverein Schalke 1877. In der Mitte: der Vereinsvorsitzende Fritz Unkel (Quelle: FC Schalke 04)

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Beispiel4.jpg