Orange Peel – Orange Peel (1970)

FrontCover1Und wieder mal so ne Eintagsfliege aus den grühen Jahres des deutschen Rocks, die aber bis heute national wie internationen einen klangvollen Namen hat:

Über die Ursprünge der Hanauer Band Orange Peel ist nicht allzu viel bekannt, obwohl die Gruppe eine der „ersten deutschen Heavy-Progressive Acts, eine der wichtigen Bands des frühen Krautrock und eine Freude für alle Raw-Space-Rock-Liebhaber“ (PROGARCHIVES) war. Die Band wurde 1968 als Quartett von Michael Winzkowski (voc, g, b, ex-Nosferatu), Leslie Link (ex-Phan- toms, -Hit-Cats, -The Regines), Heinrich Mohn und Curt Cress (der damals gerade mal 17 Jahre alt war) gegründet. Stilistisch zeigte sich die Gruppe „vom Blues und von Jimi Hendrix inspiriert. In ausschweifenden Improvisationen entfalteteten die Kompositionen, trotz ihres unüberhörbaren Bluesfundaments, einen progressiven Charakter und bewegten sich in krautigen Gefilden“ (KRAUTROCK MUSIKZIRKUS).

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Als Quartett veröffentlichten Orange Peel 1970 die Single I Got No Time / Searching For A Place To Hide. Kurz danach stieg Winzkowski bei der Marburger Progressive/Hardrock-Band Epsilon ein. Orange Peel, jetzt in der Neubesetzung Peter Bischof, Curt Cress, Leslie Link, Heini Mohn und Ralph Wilt- heiß, nahmen ihr Debüt-Album 1970 unter der Regie von Dieter Dierks auf. In dessen Studio in Stommeln bei Köln entstanden später zahlreiche Klassiker des Krautrocks, und auch die einzige Orange Peel -LP „wies diverse ‚Krautmerkmale‘ auf. Sie konnte als stilistisches Bindeglied zwischen dem psychedelischen Erbe der späten 60er und dem gerade aufkeimenden Selbstbewußtsein der deutschen Rockszene betrachtet werden“ (BABYBLAUE SEITEN).

Die jungen Musiker aus Hessen wagten sich, „hörbar auf einem Bluesfundament aufbauend, in die Tiefen 91 des Psychedelic Rock, mit wilden Improvisationen, aus- schweifender Saitenbearbeitung, sowie röhrender Ham- mondarbeit. In dieses psychedelisch-spacige Geflecht schlichen sich dezente Anleihen an Deep Purple, San- tana oder Iron Butterfly ein. Der pathetische Gesang von Frontmann Bischof verlieh dem Ganzen einen typisch teutonischen Charakter. Orange Peel hatten sich auf dem Album vom üblichen Schema der Rockmusik selbst- bewußt entfernt und ließen in energiegeladenen Instru- mentalteilen ihrem Einfallsreichtum freien Lauf.“ (BABY- BLAUE SEITEN). Das Album war „zweifellos eines der fettesten Heavy-Psychedelic-Organ-Basis-Alben jener Zeit, mit überlangen Soli aus wütender Orgel und Gitarre, die den Boden für die Debütalben von Eloy und Grobschnitt bereiteten“ (PROGARCHIVES). Orange Peel „tourten u.a mit Deep Purple, den Byrds oder Chicken Shack und veröffentlichten ihre Debüt auch in Frankreich und Belgien. Der Sound war unverwechselbar“ (OFFENBACH POST). Orange Peel lösten sich trotzdem bereits 1971 schon wieder auf.

Bassist Mohn ersetzte Michael Ertl bei Epsilon nach der Fertigstellung von deren zweiten Album ‚Move On‘ (1971), während Curt Cress seinen Ruf als einer der besten Trommler Deutschlands u.a. bei Emergency, Passport, Atlantis und Triumvirat ausbaute. 92 93 Sänger Bischof versuchte mit dem Emergency-Gründer Hanuš Berka einen Neustart bei Emergency-, der durch „Bischofs soulige Stimme zu einer Verschmelzung von Jazz, Soul und Funk-Rock führte und ziemlich songorientiert und mainstreamig klang“ (COSMIC DREAMS). Auch über dreißig Jahre nach ihrer Auflösung „fanden sich die Musiker von Orange Peel in unregelmäßigen Ab- ständen zusammen, um verein- zelte Konzerte in ihrer Heimat- stadt Hanau zu geben. Zum Repertoire gehörten dann aber fast durchweg Coverversionen diverser Bluesklassiker und Jimi-Hendrix-Kompositionen. Die psychedelische Vergangenheit wurde dabei aber leider außen vor gelassen“ (KRAUT- ROCK MUSIKZIRKUS) (bear-family.de)

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Orange Peel nahmen ihr titelloses Album 1970 unter der Regie von Dieter Dierks auf. In seinen „heiligen Hallen“ in Stommeln bei Köln entstanden zahlreiche Klassiker des Krautrocks und auch der einzige Longplayer von Orange Peel weist diverse „Krautmerkmale“ auf. Er kann als stilistisches Bindeglied zwischen dem psychedelischen Erbe der späten 60er Jahre und dem gerade aufkeimenden Selbstbewusstsein der Rockszene in deutschen Landen betrachtet werden.

Auf einem hörbaren Bluesfundament aufbauend wagten sich die jungen Musiker aus Hessen in die Tiefen des Psychedelic Rocks, der sich insbesondere im 18:18 Minuten langen Opener „You Can´t Change Them All“ in wilden Improvisationen präsentiert, wo sich eine ausschweifende Saitenbearbeitung in bester Hendrix-Manier sowie röhrendes Hammondspiel in energischer Art und Weise duellieren. In dieses psychedelisch-spacige Geflecht schleichen sich dann auch noch dezente Heavyelemente ein, die an Deep Purple erinnern. Kurzzeitig verleiht die Percussion dem Sound sogar ein an Santana erinnerndes Latinelement.

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Auch Iron Butterfly können als weitere Inspiration genannt werden. Der pathetische Gesang von dem Frontmann H. Peter Bischof verleiht dem Ganzen einen typisch teutonischen Charakter, der perfekt zum ungeschliffenen Heavy-Psychedelic-Charakter des Songmaterials passt. Freunde des „dreckigen“ Sounds der Hammondorgel werden an den krautig-bodenständigen Titeln sicherlich auf Anhieb Gefallen finden und dieses Tasteninstrument wird derart manisch in den Sound eingeflochten, so dass es kein Wunder ist, dass man auch heute noch von der „Schweineorgel“ spricht.

Auch wenn diese rohe, bluesorientierte Gangart in keinster Weise direkt mit der progressiven Rockmusik britischer Prägung vergleichbar ist, haben sich Orange Peel vom üblichen Schema der Rockmusik selbstbewusst entfernt und ließen in energiegeladenen Instrumentalteilen ihrem Einfallsreichtum freien Lauf. Mit der Coverversion des Bluesklassikers „Tobacco Road“ wurde der Bluesinspiration Tribut gezollt. (Horst Straske)

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Besetzung:
H. Peter Bischof (vocals, percussion)
Curt Cress (drums, percussion)
Heini Mohn (bass)
H. Leslie Link (guitar, effects)
Ralph Wiltheiß (organ)

Single 1

Titel:
01. You Can’t Change Them All (Mohn/Wiltheiß) 18.15
02. Faces That I Used To Know (Bischof/Cress/Mohn/Link/Wiltheiß) 3.09
03. Tobacco Road (Loudermilk) 7.15
04. We Still Try To Change (Bischof/Cress/Mohn/Link/Wiltheiß) 10.03
+
05. I Got No Time (Link/Winzkowski(1)) 2.50
06. Searching For A Place To Hide (Link/Winzkowski) 2.58

(1) Aus Michael Winzkowski wurde dann später Michael Wynn, der Ende der 70er Jahre auch seine eigene Band hatte.

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