Emma Myldenberger – Emma Myldenberger (1978)

LPFrontCover1Emma Myldenberger aus dem Raum Weinheim an der Bergstraße, zwischen Rhein und Odenwald gelegen, spielten Folk mit einer reichhaltigen Auswahl an teils mittelalterlichen Instrumenten. Vergleiche mit Ougenweide oder Elster Silberflug liegen nahe. (krautrock-musikzirkus.de)

Emma Myldenberger hat einen einzigartigen Sound, der im Wesentlichen akustisch ist und verschiedene Elemente von authentischem Pagan Folk bis hin zu mittelalterlichem und psychoprogressivem Rock vermischt. Die genaue Geschichte dieser Band ist vage und lässt nur wenige Hinweise zu. Ihr erstes Album wurde wahrscheinlich 1978 veröffentlicht. Die musikalischen Themen sind nahe an der alten Musik und ritueller Natur.

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Die Instrumentierung bezieht sich im Wesentlichen auf eine schöne Orchestrierung aus Gitarren, Oboe, Okarina, Mandoline, Krummhorn, Handpercussion, ergänzt durch eine zerbrechliche Frauenstimme und eine fast orientalische Exotik. Ihr zweites Album mit dem Titel „Tour de trance“ gilt als eines der gelungensten Psych-Folk-Hörstücke. Eine sehr ehrgeizige Anstrengung, die aus hochwertigen Kraut-Folk-Improvisationen besteht. Nach zwei Veröffentlichungen gründete die Band das Radio Noisz Ensemble (Third Ear Band, zwischen ähnlichen musikalischen Erfahrungen) Die Wiederveröffentlichung von Garden of Delight enthält einige wertvolle Informationen über die kurze Geschichte der Band. Ein wichtiges Dokument. (Philippe Blache)

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Deutsche Band aus Darmstadt. Sie begannen als Straßenmusiker, die traditionelle Lieder spielten. Mehr und mehr entwickeln sie ihre eigenen Lieder und ihren eigenen Stil. Die Musik ist unplugged und bezieht sich auf Mittelalter, Traditionals, Jazz und Folk, sowie auf Kammermusik, und ist somit sehr einzigartig. In den frühen 80er Jahren löste sich die Band auf. Das Nachfolgeprojekt war das Radio Noisz Ensemble. Die ersten Aufnahmen sind auf der Kompilation „Grüner Zweig 50“ (1977) zu finden, wo die Band als Emyl aufgeführt ist. (Manus von Alles)

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Hier aber erstmal ihr erstes Abum …

… und die Zauberformel heißt hier … „somit sehr einzigartig“.

Und da gäbe es noch viel mehr zu schreiben … aber … das kommt später mal … Jetzt will ich dieses Album erstmal als dringende Hörempfhelung präsentieren …denn es ist ganz sicher ein Höhepunkt dieser Art von Musik, die sich mit längst vergessenen Melodien widmet.

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Besetzung:
Anne Gosslau (banjo, vocals, flute)
Biber Gullatz (winds, guitar, glockenspiel)
Gaby Kinscherf (vocals, glockenspiel, percusssion)
Michel Meyer (guitar, mandolin, sitar, vocals)
Reines Pauker (guitar, percussion, vocals)
Topsi Tkacz (bass, guitar, vocals)
+
Wastl Gassert (percussion)
Seppl Niemeyer (drums, percussion)

LPBooklet

Titel:
01. Narrentantz (Gosslau/Gullatz/Kinscherf/Meyer/Pauker/Tkacz) 2.28
02. Oboenstück (Gosslau/Gullatz/Kinscherf/Meyer/Pauker/Tkacz) 3.55
03. Emmarokkoko (Gosslau/Gullatz/Kinscherf/Meyer/Pauker/Tkacz) 6.56
04. Unter der Linden (Gosslau/Gullatz/Kinscherf/Meyer/Pauker/Tkacz) 4.57
05. Fraw Emma Myldenberger (Gosslau/Gullatz/Kinscherf/Meyer/Pauker/Tkacz) 3.34
06. Opus IV (Gosslau/Gullatz/Kinscherf/Meyer/Pauker/Tkacz) 7.00
07. Eines Morgens (Gosslau/Gullatz/Kinscherf/Meyer/Pauker/Tkacz) 4.34
08. In meines Vaters Garten (Gosslau/Gullatz/Kinscherf/Meyer/Pauker/Tkacz) 4.39
+
09. Colchiques (from LP  (Traditional) (von der LP „Folk & Rock“,1978) 2.28
+
live Gewerbeschule Weinheim 24.9.1977:
10. Fraw Emma Myldenberger (Gosslau/Gullatz/Kinscherf/Meyer/Pauker/Tkacz) 3.59
11. Ein Mädchen, das ins Wasser fällt (Gosslau/Gullatz/Kinscherf/Meyer/Pauker/Tkacz) 2.16
12. Polka (Traditional) 1.52
13. Sauflied (Traditional) 3.55

Labels

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So eine Art „Klassentreffen“ zum 40. Jubiläum von Emma Myldenberger, 2017:
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Capella Antiqua München (Konrad Ruhland) – Die Bayerische Hofkapelle im 16. Jahrhundert (ca. 1964)

FrontCover1Ohne ihn wäre dieses großartige Ensemble gar nicht denkbar gewesen:

Konrad Xaver Ruhland (* 19. Februar 1932 in Landau an der Isar; † 14. März 2010 in Deggendorf) war ein deutscher Musikhistoriker, Musikpädagoge, Dirigent und Musikherausgeber.

Seine ersten Kontakte mit der Musik hatte Ruhland als Domsingknabe am Dom St. Stephan zu Passau. Er studierte in München Musikwissenschaft bei Thrasybulos Georgiades und Theodor Göllner. Weitere Kurse in Geschichte, Theologie und Kirchengeschichte bildeten den Hintergrund für seine musikwissenschaftlichen Forschungen.

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Nach dem Besuch eines Konzertes des Brüsseler Ensembles „Pro Musica Antiqua“ unter Safford Cape, fanden sich 1956 unter Ruhlands Leitung in München neun begeisterte Studenten, welche die „Capella Antiqua München“ bildeten, eine der ersten Gruppen, die sich mit der Renaissancemusik und der Musik des Frühbarock im Studium auseinandersetzten. Mit der Zeit wuchs das Ensemble auf 19 Musiker an und machte zahlreiche Schallplattenaufnahmen.

Zwischen 1968 und 1991 wirkte Ruhland am musischen und neusprachlichen St.-Gotthard-Gymnasium seines Wohnortes Niederalteich. Dort gestaltete er zusammen mit seiner Frau Elisabeth (Musiklehrerin von 1968 bis 1995) die Qualität der musikalischen Ausbildung und damit zusammenhängend den Ruf der Schule entscheidend mit.

Aus seiner langjährigen Musizierpraxis im Bereich der Historischen Aufführungspraxis heraus gründete er 1976 die Niederaltaicher Scholaren, einen Konzertchor, mit dem er sich dem Gregorianischen Gesang und bis dahin wenig bekannten Werken und Komponisten widmete.

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Als Wissenschaftler sowie als Herausgeber hat sich Ruhland einen Namen gemacht und mehrere hundert Werke von vorwiegend süddeutschen Komponisten herausgegeben. Daneben gab er in Sommerkursen sein Wissen weiter, so an der University of Pennsylvania in Philadelphia.

Für sein Wirken wurde Ruhland 2004 mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse ausgezeichnet. (wikipedia)

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Hier einer der ganz frühen Einspielungen …

Und schon hier zeigt sich die Akribie und auch Professionalität, mit der Konrad ruhland vorging. Und da gefallen dann selbst mir all die prächtigen Chorgesänge … erstaunlich !

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Besetzung:
Capella Antiqua München unter der Leitung von Konrad Ruhland

Das Cover der ursprünglichen Veröffentlichung (noch recht schmucklos):
OriginalFrontCover

Titel:

Orlando di Lasso:
01. Domine, labia mea aperies (um 1585) 1.53
02. Ave verum corpus (1582) 3.05
03. Exaudi Deus orationem meam (1585) 1.37
04. Iustorum animae (1582) 2.04
05. Tui sunt coeli (1604) 2.37
06. Gloria Patri (1565) 1.17
07. De profundis (1584 gedruckt) 7.22

Ludwig Senfl:
08. Lament: Carmen 1.11

Ludwig Daser:
09. Frates, sobrii estote 2.52

Ludwig Senfl:
10. Asperges me 1.54
11. Missa ferialis 8.39
12. Carmen in re 1.03
13. Magnificat V. toni 5.54

Heinrich Isaac:
14. Introit: Rorate coeli 4.48
15. Communion: Ecce virgo concipiet 0.54
16. Hymn: Christe, qui lux est et dies 2.54

LabelA1

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Hüllentext

LassoSenfl

Mehr von Capella Antiqua München:
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Verschiedene Interpreten – Augsburg – Im Hause der Fugger (1962)

FrontCover1Bei der deutschen Odeon gab es Anfang der 60er Jahre eine mehr als löbliche Serie, die sich „Musik in alten Städten und Residenzen“ nannte:

Dieses Album handelt von der Musik, wie sie sich damals in der Zeit des Jakob Fugger in Augsburg angehört haben muss.

Und die Geschichte der „Fuggers“ ist schon sehr außergewöhnlich:

Hans Fugger, der Großvater Jakob Fuggers „des Reichen“, wanderte 1367 in Augsburg ein. Anfänglich wurden die Fugger als Weberverleger und durch den Fernhandel reich. Sie belieferten Handwerksweber mit italienischer Baumwolle und vertrieben anschließend den fertigen Barchent. Die Fugger-Familienchronik besagt, dass Hans Fugger das Bürgerrecht, durch die Heirat mit einer Zunftsmeistertochter, erwarb. Schon die Enkel des 1367 in Augsburg eingewanderten Hans Fugger bauten das Familienunternehmen erfolgreich aus. Unter Leitung von Ulrich Fugger wurden sie 1488 im Gold- und Silberbergbau (im Salzburger Land) tätig. Da die Bergbaurechte beim Landesherren lagen, engagierten sich die Fugger als Kreditgeber der Habsburger und des Königs von Ungarn. So erlangten sie die Genehmigung für die Ausbeutung der Erzgruben und dominierten ab 1495 mit Ihrem Montanimperium den europäischen Kupfermarkt. Der Abbau und der Handel mit Kupfer, Silber und weiteren Erzen führt zu einem legendären Reichtum. Das erfolgreiche Montangeschäft der Fuggerfirma währte mehr als 170 Jahre lang.

Das Wappen der Fugger (heute würde man wohl Logo dazu sagen):
Wappen

Jakob Fugger (* 06. März 1459, † 30. Dezember 1525 in Augsburg)
Jakob Fugger wurde als 14 Jähriger zur Ausbildung nach Venedig geschickt. Nördlich der Alpen war das kaufmännische Know-How zu diesem Zeitpunkt wesentlich weiter entwickelt. Die Buchführung nach venezianischem Vorbild, Bankgeschäfte und bargeldloser Zahlungsverkehr sind Innovationen die Jakob Fugger für die, zunächst noch vom ältesten Bruder Ulrich geleitete, Gesellschaft übernahm. Durch Jakob Fugger gelang der Familie der Aufstieg in den Reichsadel. Der kühl kalkulierende Kaufmann finanzierte den Aufstieg des Habsburgers Maximilian I., die Gründung der Schweizer Garde des Papstes und 1519 leitete er ein Konsortium welches die Wahl Karls V. als römisch-deutschen König finanzierte. Jakob Fugger war ein Meister in Diplomatie und Politik – ein Königsmacher, Mäzen und Stifter.

Jakob Fugger der Reiche (gemalt von Albrecht Dürer, um 1518):
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Jakob Fugger stiftete 1521 die Fuggerei für bedürftige Augsburger Bürger. In der wohl berühmtesten Sozialsiedlung der Welt leben heute rund 150 Menschen. Sie bezahlen für eine rund 60 Quadratmeter große Wohnung eine jährliche Kaltmiete von 0,88 Cent, was dem früheren Mietzins von einem Rheinischen Gulden entspricht. Dafür sprechen sie täglich drei Gebete für den Stifter und die Wohltäter der Fuggerei. (augsburg-tourismus.de)

Die Fuggerei in Augsburg (ein Besuch lohnt sich nun wirklich):
Fuggerei

Produziert wurde dieses Album von einem Gerd Berg:

* 19. Dez. 1927 in Dortmund, Schallplattenproduzent und Aufnahmeleiter. Nach einer musikalischen Ausbildung (V., Kl., Tonsatz) am Kons. Dortmund wandte sich Gerd Berg, der 1945 seinen linken Arm im Krieg verlor, dem Gesang zu und studierte an der Univ. zu Köln 1950 bis 1956 Mw., Theaterwissenschaft und Germanistik. Nach zwei Jahren als Regie-Assistent an den Opernhäusern in Köln und Bonn ging er 1959 zur Electrola in Köln, wo er zunächst Repertoire-Sachbearbeiter war. Ab 1961 wirkte er als Produzent und Aufnahmeleiter, zunächst für die Aufnahmen der Serie Musik in alten Städten und Residenzen, bei der bereits Ansätze eines historisierenden Interpretationsstils vertreten waren. Später produzierte er die Reflexe-Serie mit Ensembles wie dem Studio der Frühen Musik, Hesperion XX und dem Hilliard Ensemble, aber auch Kammermusikaufnahmen (z. B. mit dem Smetana-Quartett und dem Alban Berg Quartett) und Chormusik (u. a. mit dem Stockholmer Rundfunkchor unter Eric Ericson). Nach seiner Pensionierung 1992 wirkte er weiterhin als freier Aufnahmeleiter, u. a. bei Einspielungen des Orchestra of the 18th Century unter Fr. Brüggen (Philips) und der Bamberger Symphoniker. (mgg-online.com)

Zuletzt lebte er bei Köln in einer betreuten Wohn-Anlage.

In der Nähe von Köln lebte zuletzt in einem betreuten Wohnen Doktor Gerd Berg (1927 – 2016), einer der Pioniere der Alten Musik.

Er war wohl damals einer der zentralen Schlüsselfiguren der Alten Musik.

Jahrgang 1927, war der Lebensweg von Gerd Berg bereits als Kind vorgezeichnet. Er wollte Geiger werden. Als Teenager im 2. Weltkrieg schwer verwundet, war allerdings an das Geigenspiel nicht mehr zu denken.

Nach verschiedenen Studien wurde Gerd Berg schließlich als Plattenproduzent in den 1950ger Jahren.

In den 1960er Jahren gab es sowohl in der BRD das Bestreben, dass musikalische Erbe vor Mozart, also die „Alte Musik“ neu zu beleuchten. Die Idee zu dieser Serie hatte der Musikwissenschaftler Gerd Berg, der bereits bei der Electrola arbeitete. Jedoch dauerte es Jahre bis Electrola dieses Konzept ernst nahm – und erst im Zuge als die Deutsche Grammophon mit der Archiv-Serie ebenfalls begann Alte Musik aufzunehmen, wurde begonnen das Projekt umzusetzen.

Musik in alten Sädten und Residenzen

Gerd Berg betreute dann auch die Aufnahmen, wählte Musik aus und regte sogar den Nachbau bestimmter Instrumente an. Und man kann auch heute noch sagen, dass diese Kollektion eine absolute Schatzkiste ist. Denn manche Werke existieren bis heute nur in diesen Aufnahmen. Das Programm umfasste hauptsächlich Musik vom 15. bis zum späten 18. Jahrhundert. Charakteristisch wurde das grünliche Cover der einzelnen Editionen mit einer, entsprechend dem Titel, historischen Stadtansicht, meist kolorierte Kupferstiche von Merian. Die verschiedenen Aufnahmen beinhalten eine Mischung aus kompletten Werken (meist Concerti, Suiten, Kammermusiken oder Kantaten und Motetten) und sehr oft einzelne Opernarien, meist auch kleine Opernquerschnitte. Das Repertoire ist hierbei mit größter Sorgfalt und viel Fachwissen zusammengestellt worden um auch gerade Komponisten bzw. Werke die immer wieder im Zusammenhang mit der Musikgeschichte der jeweiligen Residenzstadt genannt werden, zum Klingen zu bringen. Man kann für diese enorme Archivleistung von Gerd Berg nur das Haupt in Erfurcht senken. (eroica-klassikforum.de)

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Und das gilt auch für diese Aufnahmen. Da begegnet einem ein Adam Gumpelzhaimer, da hören wir köstliche Instrumentalwerke (ob auf der Orgel oder ob auf der Laute oder auf Blasinstrumenten: „Canzon Duodecimi Toni A8. “ !); und selbst einigen Vokalwerken kann ich was abgewinnen (wie z.B. „In Nobil Sangue“).

Und so wird der geneigte Leser verstehen, dass ich in naher Zukunft weitere Alben aus dieser Serie hier vorstellen werde.

Das Cover zeigt einen Kupferstich von Jakob Custodis mit dem Titel “ Die Stadt Augsburg huldigt Gustav Adolf von Schweden im Jahre 1634§

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Besetzung:
Theo Altmeyer (vocals: tenor bei 04., 06., 08., 09., 11.)
Harry Barteld (trombone bei 01.
Johannes Brenneke (organ bei 03., 14.)
Jeanne Deroubaix (vocals: mezzosopran bei 08., 11)
Maria Friesenhausen (vocals: sopran bei 04., 06., 08., 09., 11.)
Heinrich Haferland (viola da gamba bei 01, 02., 13.
Horst Hedler (violone bei 01., 02., 13.
Gerhard Kastner (organ bei 09.)
Emmy Lisken (vocals: alt bei 04. 06., 09.. 11.)
Gerhard Naumann (viola da gamba bei 01, 02., 13.
Alfred Lessing (viola da gamba bei 01, 02., 09., 13.
Eugen Müller-Dombois Lute bei 05., 08., 10. + 17.)
Claus Ocker (bass vocals bei 04., 06., 08., 09., 11.)
Friedrich Schmidtmann (recorder bei 09.)
Helmut Schmitt (trombone bei 01.
Gerhard Schwarzrock (recorder bei 09.)
Otto Steinkopf (zink)
Walter Thoene (spinett bei 04., 06., 08.)
+
Der RIAS Kammerchor unter der Leitung von Günther Arndt (bei 02., 12., 13. + 18,)
Der Windsbacher Knabenchor unter der Leitung von Hans Thamm  (bei 15., 16. + 19,)

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Titel:
01. Canzon Duodecimi Toni A8. (Gabrieli) 3,28
02. In Nobil Sangue (A,Gabrieli/G.Gabrieli) 6.17
03. Canzon (Hößler) 3.03
04. O Tu Che Mi Dai Pene (Häßler) 2.42
05. Saltarello De Megio (Anonymous) 0.31
06. Mi Sento Ohime Morire (Häßler) 0.49
07. La Fantina (Anonymous) 0.28
08. Chiara E Lucente Stella (Häßler) 1.10
09. Lo Mi Son Giovinett’e Volontieri (Ferrabosco) 1.31
10. Der Fuggerin Dantz (Newsidler) 1.22
11. Sottile E Dolce Ladra (de Monte) 1.40
12. Mein Lieb will mit mir kriegen (Häßler) 2.26
13. Ich scheid von dir mit Leyde (Häßler) 2.25
14. Ricercar VII. Toni (Erbach) 5.34
15. Ach wie elend ist uns’re Zeit (Gumpelzhaimer) 1.16
16. Die finster Nachte (Gumpelzhaimer) 1.28
17. Galliarda (Besard)
18. Beati Omnes, Qui Timent Dominum (Aichinger) 7.29
19. Herzlich lieb hab ich dich, o Herr (Häßler) 6.48

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Front + Backcover einer Wiederveröffentlichung (vermutlich in den 70er Jahren):
Front+BackCover (Re-Issue)

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So sah Produzent Gerd Berg anfangs vor allem seine Aufgabe darin, diese Fülle durch Serien wie „Das Meisterwerk“ für den deutschen Markt zu kanalisieren und – etwa ab Mitte der sechziger Jahre – mit deutschen Produktionsreihen wie „Musik in alten Städten und Residenzen“ oder „Reflexe. Stationen europäischer Musik“ noch vorhandene Repertoire-Lücken im internationalen Katalog zu schließen. Seine Produzententätigkeit verstand er damals nicht zuletzt als kulturellen Auftrag: Mit seinen Aufnahmen wollte er höchstmöglichen Qualitätsmaßstäben genügen und einen künstlerischen Anspruch erfüllen, der von all seinen Arbeitskollegen geteilt wurde. Nicht nur die Macher ließen sich leiten von einem besonderen Verantwortungsbewußtsein. Auch für die Künstler selbst hatten Schallplattenaufnahmen einen ganz besonderen Wert. „Man hat schon geglaubt, daß das für lange Zeit etwas Beständiges sein sollte und daß man das so gut abliefern mußte, wie es überhaupt nur möglich war.“ Als sich für Berg die ersten Erfolge einstellten, gestand man ihm auch Freiheiten zu, die er aus heutiger Sicht als „so eine Art Narrenbonus“ bezeichnet. Der ermöglichte ihm den nötigen kreativen Spielraum auch für Aufnahme-Projekte, deren kommerzieller Erfolg nicht gleich absehbar war. Dennoch mußte Berg mit seinen Projekten immer wieder gegen firmeninterne Widerstände ankämpfen: „Es hört sich heute so an, als sei das so einfach gewesen. Viele Dinge, die heute noch im Katalog sind, sind damals nur unter größten Schwierigkeiten verwirklicht worden, daß ich wirklich mit den letzten Konsequenzen drohen mußte, um sie durchzusetzen.“ Neben einer Fülle zu ihrer Zeit bahnbrechender Alte Musik-, Kammermusik und Chormusik-Aufnahmen, ist es vor allem Bergs Geschick im Umgang mit jungen Talenten, von dem die deutsche EMI bis heute profitiert. Den Pianisten Christian Zacharias und den jungen Duisburger Geiger Frank Peter Zimmermann band er bereits sehr früh an das Haus und hat ihre solistischen Karrieren mit ungezählten Aufnahmen über lange Jahre aufgebaut und begleitet.

Gerd Berg, der insgesamt über 30 Jahre für die EMI tätig war, hat die Veränderungen innerhalb des Konzerns in den letzten Jahren seiner Amtszeit mit kritischer Distanz beobachtet. Für ihn ist heute klar, daß mit dem Weggang des englischen Starproduzenten Walter Legge eine Ära zu Ende ging, die das künstlerische Diktat an ein Management übergab, das in erster Linie an Umsatzzahlen interessiert war. „Ich glaube, daß die Schallplattenindustrie heute nur noch ein Produkt verkauft, während wir damals darüber entrüstet waren, daß ein Lore-Roman als sogenannte Literatur weniger besteuert wird als eine Beethovensinfonie.“ (nmz.de)

Siegfried Behrend, Siegfried Fink & Claudia Brodzinska-Behrend – Guitar & Percussion (1974)

FrontCover1Er war ein Meister seines Fachs:

Siegfried Behrend (* 19. November 1933 in Berlin; † 20. September 1990 in Hausham) war ein deutscher Gitarrist und Komponist sowie Herausgeber von Gitarrenmusik.

Behrend erhielt am Klindworth-Scharwenka-Konservatorium in Berlin eine Ausbildung in den Fächern Klavier, Cembalo, Dirigieren und Komposition. Das Gitarrenspiel erlernte er autodidaktisch. Bereits als 30-Jähriger hatte er mehr als 1000 Kompositionen und Bearbeitungen, größtenteils folkloristisch oder von alten Meistern inspiriert, vorzuweisen. Er gab Konzerte in Moskau, Rom und Madrid, er spielte vor dem Schah in Persien, vor dem Kaiser in Tokio und vor Gamal Abdel Nasser in Kairo.

1962 lernte der Gitarrist während der Aufnahmen zu der Personality-Show Belina – Porträt einer Sängerin die Hauptdarstellerin näher kennen. Die beiden gingen fortan künstlerisch gemeinsame Wege. Belina und Siegfried Behrend repräsentierten mit ihren Folk-Songs, Chansons, jiddischen Liedern als Botschafter Siegfried Behrendt01deutscher Kultur die damals noch junge Bundesrepublik Deutschland und führten mit Unterstützung des Goethe-Instituts mehrere ausgedehnte Konzertreisen durch. Die beiden gastierten in mehr als 120 Ländern. In dieser erfolgreichen Zeit nahm das Duo mehrere LPs auf und war in mehreren Fernsehsendungen zu Gast (z. B.: Lieder am Kamin bei SWF). Siegfried Behrend heiratete in den 1970er-Jahren die Schauspielerin Claudia Brodzinska und wandte sich mit ihr als Sängerin/Interpretin der avantgardistischen Musik zu.

Siegfried Behrend war ein vielgefragter Gitarrenlehrer. Martin Maria Krüger erhielt von ihm den ersten Gitarrenunterricht. In späteren Jahren traten beide weltweit als Deutsches Gitarrenduo auf. An den von Behrend in den 1970er-Jahren im bayrischen Riedenburg abgehaltenen „Internationalen Meisterkursen für künstlerisches Gitarrespiel“ nahmen auch Michael Tröster, Matthias Henke, Helmut Richter und Manuel Negwer teil. Behrend war (Mit-)Herausgeber vieler musikalischer Fachbücher (beispielsweise des mehrbändigen Werkes Volkslieder aus aller Welt oder Gitarrenstunden für Kinder). 1963 moderierte Siegfried Behrend die Fernsehsendung Die Geschichte der Gitarre, 1971 moderierte er eine dreizehnteilige Fernsehsendung mit dem Titel Instrumente – Klänge – Strukturen beim Hessischen Rundfunk über die Gitarre und ihre Verwendung in der Kammermusik.

Von 1960 bis 1973 leitete Behrend das Saarländische Zupforchester (SZO) und von 1968 bis 1990 das Deutsche Zupforchester (DZO) In dieser Zeit prägte er maßgeblich die Repertoire-Entwicklung der Zupfinstrumente.

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Dabei setzte er neben zahlreichen Bearbeitungen von Lautenmusik der Renaissance sowie barocker und folkloristischer Werke durch Eigenkompositionen und Kompositionsaufträge einen Schwerpunkt auf zeitgenössisch-avantgardistische Musik. Er leitete zahlreiche Uraufführungen von Werken von Anestis Logothetis, Klaus Hashagen, Heinrich Konietzny, Dietrich Erdmann, Friedrich Gaitis und anderen. Mit seiner Frau Claudia Brodzinska-Behrend (Sprechstimme) brachte er regelmäßig experimentelle Werke zur Aufführung, darunter die Uraufführung von Sylvano Bussottis Ultima Rara[5]; es entstand auch eine Aufnahme wo er Ultima Rara mit Bussotti zusammen interpretierte[6]. Für diese Duobesetzung schrieb Klaus Hinrich Stahmer Canti della vita (1980; Texte: Eugenio Montale). Gemeinsam mit dem Schlagzeuger Siegfried Fink spielten Claudia Brodzinska und Siegfried Behrend auch Stahmers radiophone Komposition tre paesaggi (1976; Texte: Cesare Pavese) für den Bayerischen Rundfunk ein. In Verbindung mit live-elektronischer Klangverwandlung brachte er 1980 in Zagreb die für das dort ansässige Tanzensemble „savremeni ples“ komponierte Ballettkomposition espace de la solitude von Klaus Hinrich Stahmer zur Uraufführung.

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Behrend ist Herausgeber unter anderem der bei Bote & Bock (Berlin) erschienenen Reihe Gitarre-Bibliothek mit den Reihen Alte Musik für Gitarre solo, Moderne Musik für Gitarre solo, Spanische Volksmusik für Gitarre solo, Kammermusik / Gesang mit Gitarre, Gitarre und Orchester und Gitarre und Chor. Im selben Verlag gab er 15 Hefte Volkslieder aus aller Welt heraus. Weitere Notenausgaben erfolgten etwa im Frankfurter Verlag Zimmermann mit Die großen Meister der Laute und der Gitarre sowie mit den beim Hamburger Musikverlag Hans Sikorski erschienenen Reihen Die Konzertgitarre. Eine Sammlung aus dem Repertoire von Siegfried Behrend, Spielmusik für 2 Gitarren unter anderem mit eigenen Kompositionen und der für Gitarre frei bearbeiteten Reihe Alte Europäische Lautenmusik. Bei Ricordi gab er von ihm bearbeitete Berühmte Opernmelodien für Gitarre heraus. Bei Sikorski erschienen seine Impressionen einer spanischen Reise. Sechs spanische Suiten (Stücke für Gitarre solo, für zwei Gitarren und für Gesang und Gitarre).

Siegfried Behrend erhielt 1981 auf Vorschlag Franz Josef Strauß‘ das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Am 30. Mai 1991 gab das Deutsche Zupforchester unter Leitung von Wolfgang Bast für ihn ein Gedenkkonzert im Otto-Braun-Saal der Berliner Staatsbibliothek. (wikipedia)

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Hier ein weiteres Album von diesem Ausnahmemusiker:_

Kategorie: ziemlich vertrackt, wie er hier seine Gitarrenklänge mit diversen perkussiven Schlaginstrumenten vermischt; dabei zelebriert er nicht nur mittelalterliche Klänge (unglaublich was er da wieder an Kompositionen ausgegraben hat , sondern auch Kompositionen aus der „Neuzeit“ (zuweilen sehr avantgardistisch) kommen zum Gehör … eine wirklich abenteuerliche Mischung …die natürlich alles anderes als Mainstream-tauglich war … aber genau dafür liebe ich ihn.

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Besetzung:
Siegfried Behrend (guitar)
Claudia Brodzinska-Behrend (vocals)
Siegfried Fink (percussion)

Die US Edition:
US Edition

Titel:
01. Mittelalterliche Tänze für Gitarre und Schlaginstrumente (S.Behrend) 6.54
01. 1. Ein bayerischer Bauerntanz
01.2. Tanz auf der Rosenburg
01.3. Tanz im Aicholdinger Schloss
01.4. Eichstätter Hofmühltanz
01.5. Riedenburger Tanz
01.6. Spiel Der Minnesänger Auf Der Rosenburg
02. Balletto (Gorzani) 1.42
03. Italiana (Traditional) 2.07
04. Branle und Branle Gay (Besard) 3.02
05. Balletto nach dem Lied „So Ben Mi Chi Ha Buon Tempo“ (Negri/Vecchi) 2.22
06. Zwei Pavanen (Milan) 2.18
07. Drei Stücke aus „Ein newes Lautten Buechlein 1544“ (Neusiedler) 2.58
07.1.Wascha Mesa
07.2.Tambour De Sardana
07.3. Ein Hupf Auff
08. Hunergschrai (unbekannt) 1.21
09. Dialoge (1968) (Für Gitarre und Percussionsklänge Siegfried Behrend gewidmet) (Fink) 7.11
10. Pergiton IV (1969) (Für Gitarre und Schlagzeug für Siegfried Behrend geschrieben) (Hashagen) 9.36
11. Xenographie (1969) (Behrend) 6.10

LabelB1

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Claudia Brodzinska, auch Claudia Brodzinska-Behrend, (* 4. Juli 1937 in Berlin) ist eine deutsche Schauspielerin, Hörspiel- und Synchronsprecherin.

Brodzinska machte zuerst eine kaufmännische Lehre. Als sie dann von Hilde Körber entdeckt wurde brach sie diese aber ab. Sie erhielt ihre schauspielerische Ausbildung an der Max-Reinhardt-Schule für Schauspiel in Berlin. Anfangs arbeitete sie als Theaterschauspielerin. Dann war sie ungefähr ein Jahrzehnt hauptsächlich als Synchronsprecherin tätigt. Darüber hinaus enthält die ARD-Hörspieldatenbank für den Zeitraum von 1961 bis 1973 auch 17 Datensätze, bei denen sie als Sprecherin geführt wird.

Nach dem Tod ihres Mannes 1990, dem Gitarristen Siegfried Behrend, zog sie nach Bayern nach Wall. (wikipedia)

Claudia Brodzinska-Behrend

Siegfried Fink (* 8. Februar 1928 in Zerbst/Anhalt; † 3. Mai 2006 in Würzburg) war ein deutscher Schlagzeuger und Komponist.

Siegfried Fink studierte von 1948 bis 1951 an der Musikhochschule Weimar bei Alfred Wagner Pauken / Schlagzeug und bei Helmut Riethmüller Komposition. Über Orchester- und Lehrtätigkeiten in Weimar, Magdeburg, Lübeck und Hannover kam er 1965 als Dozent für Pauken und Schlaginstrumente an das damalige Bayerische Staatskonservatorium für Musik in Würzburg. 1974 folgte die Berufung zum Professor an die neu gegründete Hochschule für Musik Würzburg, an der er bis 1993 das „Studio für Perkussion“ führte.

Am 3. Mai 2006 starb Siegfried Fink in seiner Heimatstadt Würzburg.

Siegfried Fink

Mehr von Siegfried Behrend:
Mehr

Ougenweide – Ungezwungen (1977)

LPFrontCover1Ougenweide ist eine deutsche Folk-Rock-Band und Vorreiterin des Mittelalter-Rock in Deutschland. Der Name rührt her vom mittelhochdeutschen Wort ougenweide für „Augenweide“, also einen Anblick, an dem man sich erfreut.

Eine Vorgängerband bestand Ende 1969 aus Frank Wulff, Michael Steinbeck, Jürgen Isenbart und Brigitte Blunck. Ougenweide wurde im Frühjahr 1970 in Hamburg gegründet. Von Beginn an setzte sich die Band das Ziel, vor allem mittelalterliche Lieder und Gedichte (neu) zu vertonen, wobei der Blickwinkel nie streng auf das Mittelalter beschränkt blieb. Die Band benannte sich nach dem gleichnamigen Lied von Neidhart von Reuental, der ersten gemeinsamen Komposition von Ougenweide . Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte die Kombo 1971 bei einem Schulfest. Nach kurzer Zeit wurden Stefan Wulff und Olaf Casalich Bandmitglieder. Ab diesem Zeitpunkt nannten sie sich Ougenweide.

Ougenweide2

Die Multiinstrumentalisten Olaf Casalich, Wolfgang von Henko, Frank Wulff, sein jüngerer Bruder Stefan Wulff und Jürgen Isenbart nahmen 1973 mit dem Produzenten Achim Reichel ihr erstes Album Ougenweide auf, damals noch mit den Sängerinnen Renée Kollmorgen und Brigitte Blunck. Nachdem Blunck die Band bereits vor dem Erscheinen des Albums verlassen hatte und darauf nur noch als „Gast“ firmierte, stieg im September des gleichen Jahres die Sängerin Minne Graw ein. Kurze Zeit später trennte sich auch Renée Kollmorgen von Ougenweide, sodass Graw nun die alleinige weibliche Stimme der Band war.

Nach dem 1974 erschienenen Album All die weil ich mag, das textlich einen Bogen von den Merseburger Zaubersprüchen aus dem 9. Jahrhundert über Walther von der Vogelweide und Heinrich von Mügeln bis zu Goethe spannt, folgten 1975 Auftritte mit bekannten Musikern und Bands wie Fairport Convention, Steeleye Span, Planxty, Amazing Blondel, Alan Stivell und Konstantin Wecker. Dichter und Schriftsteller Peter Rühmkorf und Regisseur Gerd Zenkel erstellten im selben Jahr in Zusammenarbeit mit der Band einen Fernsehfilm über das Leben Walthers von der Vogelweide.

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Ein Jahr später veröffentlichte die Band gleich zwei Alben. Die LP Ohrenschmaus enthält mit Im Badehaus, Pferdesegen, Bald anders und Kommt ihr Jungfern helft mir klagen einige der bekanntesten Lieder der Band. Noch im Dezember desselben Jahres erschien das Album Eulenspiegel, dessen erste Plattenseite ausschließlich Lieder enthält, die Ougenweide zu einer Tübinger Eulenspiegel-Inszenierung beisteuerte. Die zweite Seite bietet dagegen die bewährte Mischung aus Vertonungen mittelalterlicher Texte und beschwingten Tanzweisen. Totus floreo (aus der mittelalterlichen Liedersammlung Carmina Burana) und Wol mich der Stunde – die Bearbeitung eines mittelhochdeutschen Textes von Walther von der Vogelweide mit einer altfranzösischen Melodie – gehören zu den Stücken der B-Seite dieses Albums.

In den Jahren 1977 und 1978 gab Ougenweide jeweils bis zu 180 Konzerte. Das festigte ihren Ruf als Live-Band, was auch durch die Veröffentlichung des Live-Doppelalbums Ungezwungen dokumentiert wurde.

Die 13-teiligen Fernsehserie Dokumente Deutschen Daseins (Regie: Gerd Zenkel), die 1978 gedreht wurde, betreute die Band sechs Folgen lang musikalisch. Diese Zusammenarbeit mündete in die LP Frÿheit, die erstmals keine mittelalterlichen Texte beinhaltet, sondern einen Bogen vom Bauernkrieg von 1525 über den Dreißigjährigen Krieg bis zur Revolution von 1848 spannt. Außerdem wirkten Ougenweide in zwei Folgen über Die Stauffer, einem Film von Peter von Zahn, mit. Es folgten Auftritte in Fernseh-Musiksendungen wie Phonzeit, Liedercircus, Kultur- und Nordschau-Magazin sowie der Sesamstraße.

Ougenweide01

Im gleichen Jahr sendete der Saarländische Rundfunk ein 45-Minuten-Porträt der Gruppe von einem Live-Auftritt in der mit 3.000 Zuschauern ausverkauften Saarbrücker Saarlandhalle. Gastspielreisen brachten die Band in die Niederlande (de Doelen Rotterdam Festival), die Schweiz (Nyon Festival), nach Österreich, nach Polen, ins Elsass und nach England (als erste deutsche Band auf dem Cambridge Festival) und in die Sowjetunion zu Konzerten in Leningrad (St. Petersburg). Höhepunkte aber waren die Konzerte im Hamburger Stadtpark auf der Freilichtbühne, wo bis zu 4.000 Menschen tanzten. Im selben Jahr erschien im Verlag Zweitausendeins ein Liederbuch mit allen Noten und Texten der bisher erschienenen Studioalben.

Infolge dieses erfolgreichen Jahres erschien 1979 mit Ousflug die erste nicht von Achim Reichel produzierte LP. Mit einer weiteren Walther-von der-Vogelweide-Vertonung, drei Tänzen, einem sozialdemokratischen Text des 19. Jahrhunderts sowie einigen selbstgetexteten Stücken bietet Ousflug eine Art Quintessenz des bisherigen Schaffens der Band.
Auflösung

Nachdem noch 1979 eine Art „Best of …“-Doppelalbum in der „Liederbuch“-Reihe der Polydor erschienen war, vollzog die Band mit dem 1980 veröffentlichten Album Ja-Markt einen radikalen Schnitt. Von „Minne-Rock“ ist nicht mehr viel zu spüren, stattdessen wartet die Platte mit rockigeren Klängen zu fast ausschließlich selbstgeschriebenen, sozialkritischen Texten auf.

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Diese Anfang der 1980er freilich nicht mehr ganz zeitgemäße Mischung wurde auf dem 1981 erschienenen Album Noch aber ist April beibehalten und noch um ein ganzes Stück weitergetrieben. Diese Entfernung vom ursprünglichen Bandkonzept mag mit dafür verantwortlich sein, dass die LP sich so schlecht verkaufte, dass Ougenweide ihren Plattenvertrag verlor. Ihre Plattenfirma hinderte das aber nicht, 1983 die Kompilation Lieder aus 9 Jahrhunderten zu veröffentlichen. Auf den vier LPs finden sich die wichtigsten Lieder der Gruppe chronologisch nach ihrer textlichen Entstehung geordnet.

Der Erfolg der Band ließ in den folgenden Jahren weiter nach, was von Frank Wulff später einerseits mit dem veränderten Publikumsgeschmack, andererseits aber auch mit den immer weiter divergierenden musikalischen Präferenzen der einzelnen Bandmitglieder erklärt wurde. Trotz allem tourte die Band weiter, bis sie sich 1985 nach einer Abschiedstournee auflöste.

In den folgenden Jahren verfolgten die Musiker – zum Teil bis heute – unterschiedliche Projekte: die Wulff-Brüder und Wolfgang von Henko schrieben Film- und Theatermusik, Olaf Casalich arbeitete unter anderem als Trommellehrer, und alle sind hin und wieder als Gastmusiker für andere Musiker tätig. So war Frank Wulff festes Mitglied der Begleitband von Etta Scollo und der Achim Reichel Band (Wilder Wassermann Tour 2004 und Volxliedertour 2006). Daneben betrieben Frank und Stefan Wulff seit 1985 in den ehemaligen Proberäumen von Ougenweide das O’ton Studio, in dem beispielsweise Blumfeld ihr Album Verbotene Früchte produzierten, Lou Reed die Ouvertüre zu der im Hamburger Thalia Theater aufgeführten Rockoper TIME ROCKER einspielte, Bert Jansch, Pentangle, die Tiger Lillies und viele andere Musiker ihrer Passion nachgingen.

Hüllentext1

Jürgen Isenbart unterhielt eine Kochsendung beim Offenen Kanal Hamburg, für die er 1999 in Stefan Raabs Sendung TV total für den „Raab der Woche“ nominiert wurde. Minne Graw nahm 1986/87 unter Mitwirkung von Frank und Stefan Wulff einige selbstgeschriebene Songs auf, für deren Veröffentlichung sie allerdings kein Plattenlabel fand, und zog sich danach ganz aus dem Musikgeschäft zurück. Die Soloaufnahmen erschienen erst 2010 unter dem Titel Ausgeträumt auf CD. Als Gastsängerin war sie 1993 in dem Song Mermaid In The Rain von The Perc Meets The Hidden Gentleman zu hören.

1996 trat die Band in neuer Besetzung zusammen – Minne Graw und Jürgen Isenbart waren nicht mehr dabei. Zusammen mit dem Tessera Streichquartett und dem A-cappella-Quintett Time Of Roses entstand das hörbar von esoterischen Ambient-Klängen beeinflusste Album SOL. Zwar schlossen sich an die Veröffentlichung einige sporadische Konzerte an (unter anderem auf dem Nürnberger Bardentreffen), jedoch stellte sich die Wiedervereinigung der Band als Projekt von kurzer Dauer heraus.

Mit dem Kennenlernen von Frank Wulff und Sabine Maria Reiß entstand 2000 die Idee zu einem erneuten Comeback der Gruppe. Es entstand eine intensive Zusammenarbeit, die 2006 in neue Konzerte und 2010 in das neue Album Herzsprung mündeten.

Die im September 2004 veröffentlichte Kompilation Wol mich der Stunde mit bislang unveröffentlichten Liveaufnahmen aus den Jahren 1970 bis 1985 war recht erfolgreich. Zur Vorstellung des Live-Samplers fand sich die Band für einen einmaligen Auftritt in einem Hamburger Club in Originalbesetzung zusammen. Ein Jahr später erschien Ouwe war, ebenfalls mit unveröffentlichten

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Wegen der großen Resonanz der beiden Live-CDs entschied sich das Label Bear Family Records, die Original-Alben in den Jahren 2006 und 2007 auf CD wiederzuveröffentlichen. Zusätzlich sind Ougenweide 2006 auf der Bonus-CD des Best-of-Albums Kein Blick zurück von In Extremo mit einer neuen Version der Merseburger Zaubersprüche zu hören – dabei wirkte als Gast Minne Graw mit, obwohl die Band zu diesem Zeitpunkt mit Sabine Maria Reiß bereits eine neue Sängerin gefunden hatte.

Konzerte in der Neubesetzung fanden im Dezember 2006 in der Music Hall Worpswede, in Oberhausen sowie auf dem Burg Herzberg Festival und in Weinheim im Juli 2007 statt. 2008 gab es weitere Auftritte auf Norderney und in Mosbach-Neckarelz. Zuletzt spielte Ougenweide am 12. September 2009 zum zweiten Mal auf dem Festival-Mediaval in Selb alte und neue Lieder. Das war auch das letzte Konzert in der Besetzung mit Frank Wulff.

Im März 2007 erschien im Verlag der Spielleute ein Walther-von-der-Vogelweide-Sampler mit dem Titel Saget mir ieman: waz ist Minne?, für den Ougenweide in der neuen Besetzung eine Neufassung ihres Klassikers Ouwe beisteuerten und den Minnesänger Hans Hegner bei zwei Liedern begleiteten. 2008 wurde Ougenweide-Sänger Olaf Casalich beim Minnesänger-Wettstreit auf Burg Trifels mit dem „Ehrenpreis der Sänger und Spielleute“ für sein Lebenswerk als Pionier der Mittelalter-Rockszene ausgezeichnet.

Frank Wulf

Am 19. März 2010 verstarb Frank Wulff

Am 23. April 2010 wurde zum 40-jährigen Bandjubiläum das neue Studioalbum Herzsprung veröffentlicht. Abgesehen von konventionellen Instrumenten wie Gitarre, Bass und Schlagzeug kommen so ungewöhnliche Instrumente wie Tritonshörner, Kinsho Koto, Dutar, Clavioline, Monochord, Launedda, Fiedel, Nyckelharpa und Waldoline zum Einsatz. Bei Ein leis und traurig Lied, einem Text, der Maria Stuart zugeschrieben wird, sind einige der im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe gesammelten Musikskulpturen (Cristal Baschet) der französischen Brüder Baschet zu hören.

Von der Urbesetzung der Band sind der Sänger und Perkussionist Olaf Casalich sowie Stefan Wulff dabei. Neu hinzugekommen sind die Sängerin Sabine Maria Reiß, der Gitarrist Hinrich Dageför, der Schlagzeuger Martin Engelbach und der Holzbläser Krzysztof Gediga.

Jürgen Isenbart

Am 5. April 2015 verstarb das Gründungsmitglied Jürgen Isenbart an den Folgen einer langjährigen Lungenerkrankung.

Am 5. Juni 2010 gab es zum 40-jährigen Bestehen der Band auf Burg Falkenstein im Harz ein Tributkonzert mit Künstlern der Mittelaltermusikszene, unter anderem Die Irrlichter, Arundo, Holger Schäfer, Knud Seckel, Marcus van Langen und Spielleut Irregang. Dazu erschienen zwei Tribut-CDs, ein Album Tribut an Ougenweide – Minne, Rock und Zaubersprüche und die Maxi-CD Merseburger Zaubersprüche. Dabei wirkten auch In Extremo, Duivelspack, Oni Wytars, Triskilian, Galahad und Poeta Magica mit.

2011 coverte ASP das Lied Bald anders als Hommage an Frank Wulff. Es erschien auf der Single Wechselbalg und ein Remix davon wurde auf der Single Eisige Wirklichkeit veröffentlicht. (wikipdia)

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Ungezwungen‘ ist ein Live-Album, das hervorragend die kreative Frühphase der Band dokumentiert und zeigt, was Ougenweide vor allem anderen war: eine mitreißende Live-Band, die bei ihren Konzerten mit Begeisterung und Spielfreude ganze Hallen in einem ‚Folks‘-Fest vereinte. Der Mitschnitt enthält sehr gute Versionen von Wol mich der stunde, Der Rivale, Ouwe wie jaemmerliche und eine zwölfminütige Fassung von Neidhart von Reuenthals Ougenweide mit mitreißenden Schlagzeug- und Querflötensoli. (Pressetext)

Booklet01+02

Mit dem Doppelalbum Ungezwungen, mitgeschnitten auf der Deutschlandtournee 1977, bewiesen Ougenweide, dass sie ihre Musik auch live hervorragend umsetzen konnten, ja sie übertrafen sogar an Spielfreude die Studioaufnahmen. Die instrumentalen Anteile, die häufig der Musik den „proggigen“ Anstrich verleihen, werden hier teilweise stark ausgebaut.

Enthalten sind Stücke aus allen bis dahin erschienenen Ougenweide-Alben, sowie zwei bis dahin unveröffentlichte Titel: das instrumentale Ronde und Ihr Herren wollt ihr schweigen still, nach einer Ballade aus dem frühen 16. Jahrhundert, die von den Bauernkriegen handelt. Diese Thematik sollte auf dem nächsten Studioalbum Frÿheit (1978) wieder aufgegriffen werden.

Am stärksten sind die Abweichungen von den Studioversionen bei den beiden ursprünglich auf dem Debütalbum erschienenen Stücken Ougenweide und Der Fuchs. Ersteres wird hier durch ausgiebiges Jammen der beiden Percussionisten und durch zwei wilde Flötensoli auf fast 12 Minuten ausgedehnt, letzteres klingt hier nicht mehr nach den frühen Fairport Convention, sondern wird mittels einer langen instrumentalen Jamsession (u.a. mit schönem Xylophon-Einsatz) in den artifiziellen Folkrock der klassischen Ougenweide transformiert.

Booklet05+06

Überhaupt zeigen Ougenweide auch hier wieder, dass Begriffe wie „Minne-Rock“ oder „Mittelalter-Rock“ eigentlich zu kurz greifen; obwohl sie zahlreichen heutigen Mittelalter-Bands als Vorbild dienten, war ihre Musik auch durch andere Einflüsse geprägt, und neben progrockigen finden sich auch weltmusikalische und sogar jazzige Passagen. So zeigen sie beispielsweise in Wol mich der stunde, dass ein mittelalterliches Instrument wie das Krummhorn durchaus auch jazzen kann. (Jochen Rindfrey)

Und produziert wurde dieses Album von keinem geringerem als Achim Reichel !

LPBackCover1

Besetzung:
Olaf Casalich (vocals)
Minne Graw (vocals)
Wolfgang von Henko (guitar)
Jürgen Isenbart (vivraphone, xylophone)
Frank Wulff (guitar, flute)
Stefan Wulff (bass)
+
Michael Schrader (percussion bei 12.)

LPBooklet

Titel:
01. Bald anders (F-Wulf-Raven/S.Wulf/Casalich) 7.09
02. Wol mich der Stunde (Traditional) 6:50
03. Ouwe wie jaemerliche (F-Wulf-Raven/v.Henko/v.d.Vogelweide) 4.36
04. Der Rivale (Casalich/v.Henko/Graw) 6.19
05. Ougenweide (Casalich/v.Henko/Back) 11.50
06. Der Schlemihl (F-Wulf-Raven/S.Wulf/Casalich/v.Henko) 4.04
07. Ihr Herren wollt ihr schweigen still (F-Wulf-Raven/S.Wulf/Casalich/v.Henko/Graw)  3:31
08. Swa gouter Hande wurzen sint (Casalich/v.Henko) 6.21
09. Wintertanz (F-Wulf-Raven/S.Wulf/v.Henko/v.Hohenfels) 3.23
10. Till und die Gelehrten (Graw) 5.10
11. Ronde (Traditional) 4.01
12. Der Fuchs (F-Wulf-Raven/Casalich)  8.48

LabelD1

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Mehr von Ougendweide:
Mehr

Von Mine Graw gib es eine Website; auf der schildert sie auch ausführlich
und sehr persönlich über en Werdegang von Ougenweide:
Website

Dunkelschön – Torenvart (2006)

FrontCover1Und jetzt geht es schnurstracks ins Mittelalter:

Dunkelschön ist eine im Jahr 2002 gegründete deutsche Mittelalterband mit Folk-Einflüssen.
Bandgeschichte

2002 gründeten Michael Kaiser und Vanessa Istvan das Studioprojekt „Dunkelschön“. Im Jahr 2004 bildeten Michael Kaiser (Gitarre, Harfe, Drehleier, Nyckelharpa, Gesang) und Vanessa Istvan (Hauptgesang, diverse Flöten) die gleichnamige Band, die durch die Musiker Christian Wittkopf (Davul, Perkussion) und Björn Scheuplein (Gitarre, Cister, Viola da Gamba) ergänzt wurde. Es folgten erste Auftritte mit dem bereits vorhandenen Songmaterial.

2006 produzierte die Gruppe ihr erstes Studioalbum Torenvart.

Dunkelschön02

Neben zahlreichen Auftritten bei Festivals wie dem Wave-Gotik-Treffen in Leipzig veröffentlichte die Band im Jahr 2007 das zweite Studioalbum mit dem Namen Irfind, das in der Zeitschrift Zillo zum Album des Monats gekürt wurde.

Ihr drittes Studioalbum Nemeton erschien 2008 und wurde mit der Cellistin Monika Klüpfel eingespielt, die seitdem festes Bandmitglied ist.

2009 ersetzte Nicolas von Stolzmann den gerade ausgestiegenen Gitarristen Björn Scheuplein. Gleichzeitig beschloss Dunkelschön, ihre Musik um ein Schlagzeug zu erweitern, und André Straub kommt in die Band. In dieser Besetzung veröffentlichte Dunkelschön das vierte Studioalbum Katharsis.

Dunkelschön03

Als weiterer Neuzugang wurde im April des Jahres 2010 der Bassist Bernie Horn verzeichnet.

Nach ihrer gemeinsamen Wintertour mit Subway to Sally und weiteren Auftritten auf Festivals sowohl in Deutschland (wie Feuertanz-Festival, Burgfolk) als auch in anderen europäischen Staaten(z. B. „Castlefest“/Niederlande, Trolls et Legendes/Belgien, Festa Celtica di Beltane/Italien) stellte die Band 2011 ihr fünftes Studioalbum Zauberwort fertig, das mit rockigeren Elementen eine kompositorische Weiter- bzw. Umentwicklung der Band darstellte.

Ende 2012 verließen André Straub und Nicolas von Stolzmann die Band.

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Für die Festivalsaison 2013 wurden Lukas Stumpf (Schlagzeug) und Jan Jansohn (Gitarre, Irish Bouzouki) angeworben. Stumpf wurde Ende 2013 durch Manuel Völk ersetzt. Ebenso schloss sich Bernie Schmee der Band an und übernahm den Posten an Gitarre und Irish Bouzouki.

In dieser Besetzung (Michael Kaiser, Vanessa Istvan, Christian Wittkopf, Monika Klüpfel, Bernie Horn, Bernie Schmee, Manuel Völk) spielte das Septett ihr sechstes Studioalbum Vergehen & Werden ein, das im Frühjahr 2014 zum zehnjährigen Bandjubiläum veröffentlicht wurde. Mit diesem Album präsentierte sich Dunkelschön im Sommer unter anderem auf dem Feuertal Festival und dem weltgrößten Metal-Festival Wacken Open Air. (wikipedia)

Dunkelschön01

Und hier ihr Debütalbum:

Dunkelschön überzeugt durch kreative Vielseitigkeit – sei es nun sprachlich oder instrumentell – und kommt dabei ganz ohne den sonst schier unvermeidlichen Dudelsack ähnlicher Bands aus. „Torenvart“ ist erstaunlich abwechslungsreich – anregend, kraftvoll und mitreißend, aber auch zärtlich, beruhigend und zuweilen mystisch, ohne dies jedoch zu übertreiben. Die glasklare Stimme der Sängerin ist dabei wahrlich ein Gedicht. Alles in allem 40 Minuten wunderbare Zeit, die wie im Flug vergehen! (Pressetext)

Auch diese seit 2002 existierende Combo kann dem überfüllten Mittelaltermarkt der Musikindustrie keine neuen Akzente verleihen. Tausendmal gehört, tausendmal gesehen, tausendmal gerochen. Die Band beherrscht natürlich wie fast alle anderen ihre akustischen, altertümlichen Instrumente und wenn mal alter Celtic Folk die Szenerie bestimmt, gibt es gar dezente Innovationsschübe. Der Ausflug ins Orientalische, besonders durch den weiblichen Gesang, wirkt da eher störend. Songs wie „unter den Linden“ (Vogelweiden) oder „meine Ruh ist hin“ (Goethe) wirken trotz getragener Schwere wie Schlagermusik für Mittelaltermärkte.

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Die Band gibt sich aber die Mühe, gerade ihre deutschen Texte nicht all zu kitschig zu gestalten, und das gelingt auch meistens. Ansonsten gibt es reichlich Instrumental Parts, welche meist von einer betörenden Flöte bestimmt werden. Das Ganze wird insgesamt sehr sanftmütig dargeboten, die Romantik ist steter Begleiter. MA Fans dürfen natürlich gleich zugreifen und die CD in die Sammlung der unendlichen VÖ’s in diesem Bereich zuordnen. Kennen dürften sie zudem das alte schwedische Volkslied „Herr Mannelig“, welches durch In Extremo zu großer Bekanntheit kam (Andreas amboss-mag.de)

Instrumental ist dieses Album wirklich gelungen, und hätte man sich nur darauf beschränkt, wäre das eine wirklich feine Sache … Aber, dann halt die Texte: Pathos pur und die mit dieser Musik wohl einhergehende „Realitätsflucht“ springt eine direkt an.

Facebook-Eintrag der Gruppe:
Mittelalter

Man besuche mal so einen Mittelaltermarkt: Anfangs finde ich das immer ganz nett … am Ende bin ich dann froh, wenn ich wieder wegkomme … die auf diesen Märkten unverzichtbare kitschige Grundstimmung bereitet mir dann Übelkeit.

Und so geht´s mir auch mit diesem Album: Musikalisch durchaus hörenswert, aber dann eben dieser – ich wiederhole mich – triefende und süßliche Pathos … da greife ich jetzt nur zu gerne zu einem archaischen Bluesalbum mit süffiger Slide-Guitar.

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Besetzung:
Michael Kaiser (guitar, harp, v, , Harfe, hurdy-gurdy vocals)
Vanessa Istvan (vocals, flute)
Björn Scheuplein (guitar, cister, Vvola da gamba)
Christian Wittkopf (davul, percussion)
+
Nico Lang (cello)

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Titel:
01. Flug er Zeit (Kaiser/Istvan) 4:04
02. Jehula (Kaiser/Istvan) 2:54
03. Unter den Linden (Kaiser/v.d.Vogelweide) 3:44
04. Herr Bigenot (Kaiser/z.Trimberg) 2:33
05 Spielmannsreim (Kaiser/Traditional) 4:12
06 Ai Vis La Lop (Kaiser/Traditional)  4:03
07. Meine Ruh ist hin (Kaiser/Goethe) 5:32
08. Das gläserne Gedicht (Kaiser/Istvan) 3:25
09 Herr Mannelig (Traditional)
10. Der Morgen graut (Kaiser/Istvan) 3:34

CD1

*
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Instrumente

Die offizielle Website:
Website

Studio der frühen Musik (Thomas Binkley) – Pop Ago (Chansons – Songs – Canciones – Lieder – Canzonen) (1973)

FrontCover1Für mich ist das ein ganz und gar exzellentes Kammerensemble:

Das Studio der frühen Musik war ein deutsches, in München ansässiges Kammerensemble, das auf Alte Musik, speziell auf die Musik des Mittelalters und der Renaissance spezialisiert war. Die Gruppe bestand von 1960 bis 1977.

Das Studio der frühen Musik wurde 1960 von dem amerikanischen Lautenisten Thomas Binkley in München gegründet. Binkley hatte an der University of Illinois in Urbana (BM. 1956, PhD. 1959) und an der Universität München (1957–1958) studiert. Er war der musikalische Leiter der Gruppe. Die weiteren Mitglieder des vierköpfigen Ensembles waren die Mezzosopranistin Andrea von Ramm, die zugleich Harfe und Drehleier spielte, der Tenor Nigel Rogers, der auch Perkussionsinstrumente musikalisch mit einbrachte, und Sterling Jones, der alte Bogeninstrumente wie Leier, Bogenbratsche und Bass spielte. Rogers (1960–1964) wurde später durch den Tenor und Perkussionisten Williard Cobb (1964–1970) ersetzt, der wiederum nach einigen Jahren durch den Countertenor Richard Levitt (1970–1977) abgelöst wurde.

Studio der Frühen Musik03

Das Ensemble arbeitete regelmäßig mit renommierten Instrumentalisten und Vokalisten wie Hopkinson Smith, Don Smithers, Paul O’Dette, Montserrat Figueras, Max van Egmond, Claude Marti oder Benjamin Bagby zusammen.

Die Gruppe gab in zahlreichen Ländern Europas, Amerikas, Asiens, Nordafrikas und in Australien Konzerte. Sie spielte zahlreiche Tonträger auf den Labeln EMI und Telefunken ein. Alle Mitglieder der Gruppe brachten sich auf Konferenzen und universitären Kursen beispielsweise an der Yale University, der Stanford University oder an Universitäten in Washington und Buenos Aires ein.

Studio der Frühen Musik02

Die Gruppe bestand bis 1977, als Thomas Binkley die Schola Cantorum Basiliensis als Dozent verließ und sich anschickte, das Early Music Institute an der Indiana University Bloomington aufzubauen. Die Gruppe wurde von der Musikkritik hoch gelobt und mit zahlreichen Preisen – darunter 1965 mit dem Edison Disc Award – ausgezeichnet. „Die Arbeit dieses Ensembles, die auf zahlreichen Aufnahmen dokumentiert ist, hatte einen kaum zu überschätzenden Einfluss auf die Rekonstruktion mittelalterlicher Musik.“ (Sterling Jones (Ordo virtutum; Universität Tübingen) (wikipedia)

Studio der Frühen Musik01

Natürlich war Thomas Binkley maßgeblich an der künstlerischen Leistung und dem Erfolg des Ensembles beteiligt:

Thomas Binkley, auch Thomas Eden Binkley, (* 26. Dezember 1931 in Cleveland; † 28. April 1995 in Bloomington) war ein US-amerikanischer klassischer Lautenist, Musikwissenschaftler und Spezialist für Alte Musik. Binkley war 1960 der eigentliche Gründer des Münchener Ensemble Studio der frühen Musik.

Binkley studierte an der University of Illinois in Urbana (BM. 1956, PhD. 1959) und an der Universität München (1957–1958). Zu seinen Studienkollegen auf dem Fachgebiet der Aufführungspraxis Alter Musik gehörte der Lautenist James Tyler.

Er begann seine Musikerkarriere mit dem in der Alten Musik hoch einflussreichen Münchener Ensemble Studio der frühen Musik, das auf seine Initiative hin 1960 gegründet wurde. Mit diesem Ensemble spielte er über 50 Tonträger ein.[1] Mit diesem Ensemble erhielt er den Edison Award (Amsterdam), den Grand Prix du Disque (Paris), den Deutschen Schallplattenpreis (Baden-Baden) und den Dickenson College Arts Award (Pennsylvania).

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Von 1973 bis 1977 lehrte Binkley an der Schola Cantorum Basiliensis und spielte in deren Ensemble für Alte Musik. Nach seiner Rückkehr in die USA 1977 wirkte er zunächst als Gastprofessor an der Stanford University. 1979 gründete er das Early Music Institute an der Indiana University Bloomington. Er war bis Januar 1995 Direktor dieses Institutes. Das Institut gab (etwa unter Paul Elliott) eine eigene Publikationsreihe heraus.

Er veröffentlichte zahlreiche Artikel und Rezensionen zum Thema der Aufführungspraxis Alter Musik in Fachzeitschriften und Aufsatzsammlungen.

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In der Aufführungspraxis der mittelalterlichen Monodie war Binkley einzigartig. Er war in Bezug auf das Musizieren, Lehren und das musikalische Aufführen eine absolut charismatische Persönlichkeit, die all ihre Partner hinsichtlich der Musikalität herausforderte und inspirierte. Für das Early Music Institute setzte er allerhöchste Standards. Die Studenten lernten, die entscheidenden Fragen an die jeweilige Musik zu stellen, um die poetische Essenz des jeweiligen Stückes in der Aufführung freizulegen.

Im April 1995 starb Binkley an den Folgen einer Krebserkrankung. Die Universität Bloomington hat zum Gedächtnis an den Verstorbenen den Thomas Binkley Scholarship Fund (Thomas Binkley Forschungsfond) eingerichtet.

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Und hier ein weiter Album des Ensembles, das mich schon beeindruckt hat:

Beindruckend allein schon wegen der Zahl von völlig in die Vergessenheit geratenen Komponisten wie Giacomo Fogliano, Gian Domenico Da Nola, Luzzasco Luzzaschi, Thomas Crecquillon oder Heinrich Isaac, um nur einige zu nennen..

Einzig John Dowland war mir schon bekannt.

Und deren Kompositonen sind irgendwie ganz schön verzwackt … die eigenen Hörgewohnheiten werden da gelegentlich strapaziert, aber gleichzeitig eröffnet sich ein gänzlicher musikalischer Kosmos.

Die Musik, geschmeidig, innig und anmutig, und zugleich eie Musik mit Ecken und Kanten, gelegentich perrig.

Ein Widerspruch ? Für mich nicht.

Von daher wieder eine Hörempfehlung meinerseits … Musik abseits jeglichen Mainstreams.

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Besetzung:
Thomas Binkley (various instruments)
Sterling Jones (various instruments)
Richard Levitt (vocals)
Andrea von Ramm (vocals)

Booklet

Titel:
01. L’amor Donna (Fogliano) 2.18
02. Chi La Gagliarda (daNola) 2.31
03. Canta Giorgia (Traditional) 1.44
04. S’il Disse Mai (Tromboncino) 3.15
05. Ave Maria Stelle (Luzzaschi) 1.23
06. Petit Fleur (Crecquillon) 2.56
07. Si Je Languis D’un Martire Incogneu (de Courville) 4.02
08. Si Jamais Mon Ame Blessée (Guédron) 3.46
09. Prelude (Gaultier) 0.43
10. Blond Est Le Filet D’or (Besard) 2.37
11. Ich spring an diesem Ringe (Traditional) 2.53
12. Insbrugh, ich muss dich lassen (Isaac) 2.35
13. La La Hö Ho (Isaac) 1.25
14. Tan Buen Ganadico (del Encina) 1.43
15. Dale Si Le Das (Traditional) 2.58
16. Fantasy (Morley) 1.56
17. Woodycock (Traditional) 2.28
18. Miserere (Traditional) 1.48
19. Adieu For Oliver Cromwell (Dowland) 4.14

LabelB1

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Hüllentext

Mehr vom Studio für frühe Musik:
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Studio der Frühen Musik (Thomas Binkley) – Musik der Spielleute (1975)

FrontCover1Für mich ist das ein ganz und gar exzellentes Kammerensemble:

Das Studio der frühen Musik war ein deutsches, in München ansässiges Kammerensemble, das auf Alte Musik, speziell auf die Musik des Mittelalters und der Renaissance spezialisiert war. Die Gruppe bestand von 1960 bis 1977.

Das Studio der frühen Musik wurde 1960 von dem amerikanischen Lautenisten Thomas Binkley in München gegründet. Binkley hatte an der University of Illinois in Urbana (BM. 1956, PhD. 1959) und an der Universität München (1957–1958) studiert. Er war der musikalische Leiter der Gruppe. Die weiteren Mitglieder des vierköpfigen Ensembles waren die Mezzosopranistin Andrea von Ramm, die zugleich Harfe und Drehleier spielte, der Tenor Nigel Rogers, der auch Perkussionsinstrumente musikalisch mit einbrachte, und Sterling Jones, der alte Bogeninstrumente wie Leier, Bogenbratsche und Bass spielte. Rogers (1960–1964) wurde später durch den Tenor und Perkussionisten Williard Cobb (1964–1970) ersetzt, der wiederum nach einigen Jahren durch den Countertenor Richard Levitt (1970–1977) abgelöst wurde.

Studio der Frühen Musik03

Das Ensemble arbeitete regelmäßig mit renommierten Instrumentalisten und Vokalisten wie Hopkinson Smith, Don Smithers, Paul O’Dette, Montserrat Figueras, Max van Egmond, Claude Marti oder Benjamin Bagby zusammen.

Die Gruppe gab in zahlreichen Ländern Europas, Amerikas, Asiens, Nordafrikas und in Australien Konzerte. Sie spielte zahlreiche Tonträger auf den Labeln EMI und Telefunken ein. Alle Mitglieder der Gruppe brachten sich auf Konferenzen und universitären Kursen beispielsweise an der Yale University, der Stanford University oder an Universitäten in Washington und Buenos Aires ein.

Studio der Frühen Musik02

Die Gruppe bestand bis 1977, als Thomas Binkley die Schola Cantorum Basiliensis als Dozent verließ und sich anschickte, das Early Music Institute an der Indiana University Bloomington aufzubauen. Die Gruppe wurde von der Musikkritik hoch gelobt und mit zahlreichen Preisen – darunter 1965 mit dem Edison Disc Award – ausgezeichnet. „Die Arbeit dieses Ensembles, die auf zahlreichen Aufnahmen dokumentiert ist, hatte einen kaum zu überschätzenden Einfluss auf die Rekonstruktion mittelalterlicher Musik.“ (Sterling Jones (Ordo virtutum; Universität Tübingen) (wikipedia)

Studio der Frühen Musik01

Natürlich war Thomas Binkley maßgeblich an der künstlerischen Leistung und dem Erfolg des Ensembles beteiligt:

Thomas Binkley, auch Thomas Eden Binkley, (* 26. Dezember 1931 in Cleveland; † 28. April 1995 in Bloomington) war ein US-amerikanischer klassischer Lautenist, Musikwissenschaftler und Spezialist für Alte Musik. Binkley war 1960 der eigentliche Gründer des Münchener Ensemble Studio der frühen Musik.

Binkley studierte an der University of Illinois in Urbana (BM. 1956, PhD. 1959) und an der Universität München (1957–1958). Zu seinen Studienkollegen auf dem Fachgebiet der Aufführungspraxis Alter Musik gehörte der Lautenist James Tyler.

Er begann seine Musikerkarriere mit dem in der Alten Musik hoch einflussreichen Münchener Ensemble Studio der frühen Musik, das auf seine Initiative hin 1960 gegründet wurde. Mit diesem Ensemble spielte er über 50 Tonträger ein.[1] Mit diesem Ensemble erhielt er den Edison Award (Amsterdam), den Grand Prix du Disque (Paris), den Deutschen Schallplattenpreis (Baden-Baden) und den Dickenson College Arts Award (Pennsylvania).

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Von 1973 bis 1977 lehrte Binkley an der Schola Cantorum Basiliensis und spielte in deren Ensemble für Alte Musik. Nach seiner Rückkehr in die USA 1977 wirkte er zunächst als Gastprofessor an der Stanford University. 1979 gründete er das Early Music Institute an der Indiana University Bloomington. Er war bis Januar 1995 Direktor dieses Institutes. Das Institut gab (etwa unter Paul Elliott) eine eigene Publikationsreihe heraus.

Er veröffentlichte zahlreiche Artikel und Rezensionen zum Thema der Aufführungspraxis Alter Musik in Fachzeitschriften und Aufsatzsammlungen.

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In der Aufführungspraxis der mittelalterlichen Monodie war Binkley einzigartig. Er war in Bezug auf das Musizieren, Lehren und das musikalische Aufführen eine absolut charismatische Persönlichkeit, die all ihre Partner hinsichtlich der Musikalität herausforderte und inspirierte. Für das Early Music Institute setzte er allerhöchste Standards. Die Studenten lernten, die entscheidenden Fragen an die jeweilige Musik zu stellen, um die poetische Essenz des jeweiligen Stückes in der Aufführung freizulegen.

Im April 1995 starb Binkley an den Folgen einer Krebserkrankung. Die Universität Bloomington hat zum Gedächtnis an den Verstorbenen den Thomas Binkley Scholarship Fund (Thomas Binkley Forschungsfond) eingerichtet.

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Und hier dieses wirklich großartige Album, das für mich eine besondere Bedeutung hat:

1975 war ich in so einem Schallplattenclub (nicht Bertelesmann !) und dort erhielt man dann alle 3 Monate eine Scheibe aus dem Bereich der klassischen Musik.

Und eines Tages landete die auf meinem Plattenteller … und was soll ich sagen: ich war bereits eim erten Anhören sowas von hin weg … eine für mich damals völljg neue musikalische Dimension öffnete sich … faszinierende Rhythmen, fremdartige, zuweilen orientalisch anmutende Melodien, Instrumente deren Klänge mir noch nicht bekannt waren … ich konnte mich damals fast in Trance hören.

Und dieser Zauber ist bis heute geblieben … bewundernswert mit welche Liebe und Akribie sich Thomas Blinkley seinem Studium der frühen Musik gewidmet hat (großen Respekt vor diesem Forscherdrang), bewundernswert wie er sich dann bemüht hat (anhand alter Schriften und Noten), diese frühe Musik zum Klingen zu bringen.

Kein Wunder, dass das Album den Schallplattenpreis der Deutschen Phono-Akademie erhalten hat.

BackCover1

Besetzung:
Thomas Binkley (lute, tambourine, dulcian)
Paul Hailperin (shawm)
Sterling Jones (vielle, rebec, dulcian, jew’s harp)
Richard Levitt (tenor vocals timpani, tambourine)
Paul O’Dette (gittern, lute, dulcian, citole)
Andrea von Ramm (mezzosoprano vocals, organetto, bells)

Die Originalausgabe erschien auf Telefunken in der Reihe  „Das alte Werk“, ebenfalls im Jahr 1975:
Originalausgabe

Titel:
01. Chominciamento Di Gioia 8.34
02. Retrove 5.06
03. Saltarello 1.40
04. La Quinte, Sexte, Septime, Uitime Estampie Real 4.15
05. La Tierche Estampie Roial 4.26
06. Estampie 5.57
07. Chose Tassin  4.47
08. Ductia 2.40
09. Estampie 4.50

Musik: unbekannteKomponisten

LabelB1

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Hüllentext

Thomas Binkley01

Capella Lipsiensis (Dietrich Knothe) – Mit Lust tritt ich an diesen Tanz (Deutsche Lieder und Tänze des 15. Und 16. Jahrhunderts) (1970)

FrontCover1Diese Langspielplatte erschien nicht zu Unrecht in der Eterna Reihe „Kostbarkeiten alter Musik“:

Verantwortlich für die hohe Qualität dieser Aufnahme war wohl Dietrich Knothe:

Dietrich Knothe (* 6. Januar 1929 in Dresden; † 7. September 2000 in Berlin) war ein deutscher Dirigent und Chorleiter.

Als 10-Jähriger trat Knothe 1939 in den Thomanerchor der Thomasschule zu Leipzig unter Dirigent Günther Ramin ein. Nach dem Studium an den Musikhochschulen Leipzig und Berlin-Charlottenburg arbeitete Knothe ab 1953 beim Rundfunkchor Leipzig.

1955 gründete er die Capella Lipsiensis, ein Solisten-Ensemble, mit dem er vor allem Musik der Renaissance und des Barock aufführte.

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Aus politischen Gründen wurde Knothe 1962 fristlos entlassen, als er mit seinem Chor nach einem Konzert auf das Singen der Nationalhymne verzichtete. Bis er 1966 zum Vizedirektor der Berliner Singakademie ernannt wurde, war Knothe unter anderem Taxifahrer und Pianist in einer Ballettschule. 1975 wurde er zum Direktor der Berliner Singakademie befördert. 1979 wurde er mit dem Kunstpreis der DDR ausgezeichnet.

Von 1982 bis zu seinem Ruhestand 1993 war Knothe Chefdirigent des Rundfunkchores Berlin. 1985 wurde er mit dem Händelpreis des Bezirkes Halle ausgezeichnet.

Er ist auf dem Evangelischen Friedhof Rahnsdorf-Wilhelmshagen (Abteilung C) bestattet. (wikipedia)

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Einer seine Schwerpunkte war die „Alte Musik“

Auch sie lag in Leipzig, der Bach-Stadt, in der Luft. 1955 gründete Knothe die Capella Lipsiensis, ein Solisten-Ensemble, das sich auf Musik der Renaissance und des Barock spezialisierte. Knothe arbeitete sich in seltene Drucke und unveröffentlichte Quellen ein und studierte die theoretischen Grundlagen ihrer Kompositionstechnik, um sie möglichst originalgetreu zu interpretieren. (leider ist mir die Quelle abhanden gekommen)

Und hier hören wir weltliche Lieder aus einer längst vergangenen Zeit und wie immer verspüre ich bei solchen Aufnhmen eine gehörige Portion Ehrfurcht …

Musikalisch gefallen mir – wie immer bei solchen Aufnahmen – die Instrumentstücke deutlich besser, aber es gibt ganz sicher auch etliche Menschen, die mit den Vokalbeiträgen auch etwas anfangen können.

Das Album erschien dann auch in der alten BRD:
BRD Edition

Und die Hüllen-Illustration stammt von Pieter Bruegel dem Älteren (* um 1525/1530 vermutlich in Breda; † 9. September 1569 in Brüssel), genannt de Drol „der Drollige“ oder „Bauernbruegel“, war ein Maler der Niederländischen Renaissance. Er ist landläufig bekannt für seine Darstellungen des bäuerlichen Lebens im Herzogtum Brabant (Niederlande und Flandern) des 16. Jahrhunderts.

Entstanden sind die Aufnahmen bereits im April 1967.

Ach ja, Sopranistin Cornelia Krumbiegel gebar 1966 einen Sohn namens Sebastian, der dann später seiner Muter viel Freude machte, als er Die Prinzen gründete.

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Besetzung:

Capella Lipsiensis unter der Leitung von Dietrich Knothe
Walter Heinz Bernstein (organ, cembalo)
Peter Klug (viola)
Reinhold Krause (cornett)
Andreas Voigt (crumhorn)
Eberhard Uhlig (trombone)
Thekla Waldbaur (flute)
Roland Zimmer (lute)
+
Gesang:
Cornelia Krumbiegel (Sopran)
Hermann Christian Polster (Bass)
Wolf Reinhard (Tenor)

LPBooklet

Titel:
01. Mit Lust tritt ich diesen Tanz (Senfl) 1.19
02. Ein beurisch Tantz (Othmayr) 1.08
03. Mir ist ein feins bruns Maidelein / Ach Elselein, ibes Elselein (Rhaq) 2.02
04. Spaniol Kochersperg (Kotter) 3.49
05. Ich soll und muß einen Buhlen haben (Senfl) 0.53
06. Ein guter Gassenhauer (Neusiedler) 1.38
07. Es hätt ein Baur ein Töchterlein (Isaac) 2.05
08. Von edler Art (Senfl) 2.44
09. Ach Lieb mit Leid (Hofhaimer) 5.11
10. Herzog Ullrichs Jagdlied (Senfl) 3.11
11. Stolzer Schreiber (Othmayr) 1.39
12. Ein ander Dancz / Hopper Dancz (Weck) 1.20
13. Entlaubet ist der Walde (Neusiedler) 5.18
14. Tanz (Finck) 0.57
15. Ich stund an einem Morgen (Stoltzer) 3.21
16. Der Bettlertanz (Neusiedler) 1.21
17. Zucht, Ehr und Lob (Hofhaimer) 3.36
18. Ach herzigs Herz (Finck) 2.24
19. Innsbruck, ich muß dich lassen (Neusiedler) 2.51
20. Ich klag den Tag (Neusiedler) 2.43
21. Sauff aus und machs nit lang (Finck) 1.14

LabelA1

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Noch eine eher traurige Episode aus dem Leben des Dietrich Knothe:

1962 erfolgte der Rausschmiss in Leipzig, der einen nicht wieder aufzuholenden Bruch in seiner Karriere verursachte. Knothe hatte bei einer offiziellen Veranstaltung, an deren Ende der Chor die Nationalhymne hätte singen sollen, seine Sängerinnen und Sänger vorzeitig entlassen, weil der verabredete Zeitrahmen weit überschritten worden war. Vier Jahre lang schlug er sich als Taxifahrer und Ballettschulpianist, schliesslich als Aufnahmeleiter bei Schallplattenproduktionen durch. (leider ist mir die Quelle abhanden gekommen)

Instrumental-Ensemble Gerhard Kastner – Höfische Tänze (1971)

FrontCover1Da haben sich wohl die zwei richtigen getroffen:

Da ist zum einen der Gerhard Kastner (* 1930):

Er war ein Spezialist für Alte Musik und Akademiker.

Er begann mit seinen Aufnahmen in den frühen 1960er Jahren, hauptsächlich mit Aufnahmen von Musik aus der Renaissance/Barockzeit. Sein Hauptinstrument war das Cembalo, aber er spielte auch andere Tasteninstrumente (Orgel, Regal) und frühe Holzblasinstrumente (Krummhorn, Blockflöte).

Er hatte eine Stelle an der 1986 gegründeten Akademie für Alte Musik in Bremen und später am Institut für Künstlerische Ausbildung/Alte Musik der Hochschule der Künste Berlin inne, wo er Cembalo unterrichtete. (discogs.com)

Und dann natürlich noch der Karl Heinz Taubert:

Karl Heinz Taubert (* 16. Dezember 1912 in Stettin; † 3. Januar 1990 in Berlin) war ein deutscher Tanzhistoriker, Musikpädagoge und Komponist.

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Taubert studierte Klavier mit den Nebenfächern Rhythmik und Gehörbildung an der Berliner Musikhochschule. Nach dem Abschluss seiner Studien begann er ebendort zu lehren. Die Akademische Hochschule für Musik Berlin, an der Taubert als Professor wirkte, wurde später durch Zusammenlegung mit anderen künstlerischen Ausbildungsstätten zur Hochschule der Künste Berlin (HdK Berlin, die seit 2001 UdK Berlin heißt). Seit den 1950er Jahren begann er sich intensiv mit der Geschichte des Tanzes zu beschäftigen, wozu er in den folgenden Jahrzehnten zahlreiche Publikationen vorgelegt hat. An der Berliner Hochschule der Künste begründete Taubert zudem das Ensemble Historischer Tanz, das er bis zu seinem Tod leitete und mit dem er seine tanzhistorischen Studien auch für die Aufführungspraxis umsetzte.

In seinem Todesjahr 1990 wurde Karl Heinz Taubert der Deutsche Tanzpreis verliehen, den er allerdings nicht mehr persönlich entgegennehmen konnte. (wikipedia)

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Nun, ich kann mich an dieser nur vordergründig schlichten und anmutigen Musik sehr erfreuen,  ohne dabei gleich das Tanzbein schwingen zu müssen.

Übrigens: Wer sich für die Musik jener langhaarigen Barden ab Mitte der 70er Jahren interessiert, die sich daran machten, „altertümliche“ Musik der Renaissance wieder aufzupolieren, sollte hier unbedingt mal reinhören …

BackCover1

Besetzung:
Instrumental-Ensemble Gerhard Kastner

Dabei spielte man historischen Instrumenten wie:

Renaissance-Blockflöten, Tavers-Flöte, Zink, Posaunen, Dulcian, Krummhörer, Renaissance-Laute, Violen Gamba, Violone, Violine, Spinett, Regal, Hammerklavier und Schlagwerk. Vokalsolisten waren dann auch gelegentlich dabei.

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Titel:
01. Pavane 3.54
02. Galliarde 2.16
02.1.Galliarde I
03. Allemande und Tripla 4.00
04. Hüpf-Courante 2.16
05. Courante von der Hand 1.45
06. Sarabande 3.11
07. Gigue (Country Dance Form) 2.45
06. Gigue À Deux 1.17
07. Gavotte II (Tanzspiel) 2.46
08. Gavotte (Solopaar) (1) 2.46
09. Gavotte (Solopaar) (2) 1.41
10. Menuet En Heit 5.32

Musik: unbekannte Komponisten

LabelA1

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Das Buch „Höfische Tänze. Ihre Geschichte und Choreographie“ (Schott Verlag, 1968) von Karl-Hein Taubert gibt dann Auskunft über alles Wissenswerte zu diesem Thema:
Buch