Herbert von Karajan + Maurice André – Vier Trompetenkonzerte (1974)

FrontCover1.JPGDa habe ich mal wieder einen besonderen Leckerbissen im Angebot … und dass liegt vornehmlich an dem von mir doch sehr geschätzten Trompeter Maurice André.

Aber auch Karajan Fans kommen hier natürlich auf ihre Kosten:

Abseits des üblichen Karajan-Repertoires bewegt sich der Inhalt dieser CD, die aber in die Sammlung eines jeden Verehrers des Dirigenten gehört.
Als Herbert von Karajan (1908-1989) zusammen mit dem französischen Meistertrompeter Maurice André Ende Mai 1974 in der Berliner Philharmonie diese Konzerte aufzeichnete, standen beide Künstler auf dem Gipfel ihres Ruhmes. Das mag mit ein Beweggrund für das Zustandekommen der Aufnahmen gewesen sein. Aufgrund der großen Popularität beider Künstler waren hohe Absatzzahlen zu erwarten, und auch Plattenproduzenten sind auf gute Umsätze angewiesen.
Enthalten sind vier der berühmtesten Trompetenkonzerte der Musikgeschichte, nämlich die von Vivaldi, Telemann, Leopold Mozart und Johann Nepomuk Hummel. Puristen mögen einwenden, daß die hier vorgeführte Klangkulinarik dekadent sei und die musikalische Realisierung nicht mit der Entstehungszeit der Werke konform ist, aber das ändert nichts an der Tatsache, daß diese Konzerte nie lupenreiner und mit größerer technischer Meisterschaft und Virtuosität interpretiert wurden. Andrés Trompetenton hat schier endlosen Atem, und seine spieltechnische Perfektion ist nicht zu übertreffen. Der Dirigent und die glänzend aufspielenden Berliner Philharmoniker unterstreichen Andrés Genietaten und breiten dem Solisten einen luxuriösen Klangteppich aus.
Klangtechnisch gibt es keine Mängel. (K.H. Friedgen)

AndreKarajan

Maurice Andre und Herbert von Karajan, es ist die einzige mir bekannte Aufnahme und somit eine Sternstunde. M.E. gehört diese CD in jede Sammlung. Maurice Andre ist ein Jahrhundertereignis, eine lebende Legende.
Ich hatte das Glück, M.E. einige Male live erleben zu dürfen.
Es gibt heute eine große Zahl an ausgezeichneten Trompetern,
welche inzwischen technisch genau so gut spielen wie Maurice Andre, sicher technisch sogar besser.
Aber ich kenne bis heute keinen Trompeter, mit einer so starken Ausdruckskraft,
insbesondere in den langsamen Sätzen. (Telemann 1. Satz) (Lothar Fischer)

Damit wäre ja eigentlich genug gesagt !

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Besetzung:
Maurice André (trumpet)
+
Belliner Philharmoniker unter der Leitung von Herbert von Karajan

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Titel:

Johann Nepomuk Hummel: Konzert für Trompete und Orchester Es-dur
01. Allegro con spirito 11.03
02. Andante 5.25
03. Rondo 3.34

Leopold Mozart: Konzert für Trompete und Orchester D-dur
04. Adagio 6.53
05. Allegro moderato 4.18

Georg Philipp Telemann: Konzert für Trompete und Orchester D-dur
06. Adagio 2.34
07. Allegro 2.06
08. Grave 2.33
09. Allegro 1.42

Antonio Vivaldi: Konzert für Trompete und Orchester As-dur
10. Allegro 1.13
11. Sarabande 3.16
12. Presto 1.19

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Diese Einschätzungen verwundern mich nicht:

„He’s undoubtedly the best trumpet player but he’s not from our world“
(Herbert von Karajan)

„Karajan was working too fast, i did not like that (…) He was a businessman.
He was the very first conductor to do videos and was recording three time faster than the others.“
(Maurice André)

Moskauer Kammerorchester – Haydn Biber Hummel (1974)

FrontCover1Seit meinen weihnachtlichen Musikexzessen bin ich wieder mal vernarrt in klassische Bläsermusik. Und da kam mir diese LP aus dem Jahr 1974 gerade recht.

Und hier werden gleich drei – eher unbekannte Komponisten (okay, für Haydn gilt das a nicht) entsprechend virtuos gewürdigt.

Als da wären:

Joseph Haydn:

Franz Joseph Haydn (* 31. März oder 1. April 1732 in Rohrau, Niederösterreich; † 31. Mai 1809 in Wien) war ein österreichischer Komponist zur Zeit der Wiener Klassik. Er war Bruder des Komponisten Michael Haydn und des Tenors Johann Evangelist Haydn.

Den größeren Teil seiner beruflichen Laufbahn verbrachte Joseph Haydn als Hofmusiker Haydn.jpgauf dem Landsitz der wohlhabenden ungarischen Familie Esterházy, wo er deren Orchester und Oper leitete. Die Abgeschiedenheit von anderen Komponisten und musikalischen Strömungen beschrieb er mit dem bekannten Zitat: „Ich war von der Welt abgesondert, niemand in meiner Nähe konnte mich an mir selbst irremachen und quälen, und so musste ich original werden.“

1797 vertonte Haydn für den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Franz II. das hierzu bei Lorenz Leopold Haschka ebenfalls vom Hof bestellte Gedicht Gott! erhalte Franz, den Kaiser, Unsern guten Kaiser Franz!. Die Melodie war bis zum Ende der Habsburgermonarchie 1918 die der Österreichischen Kaiserhymnen und fand auch danach noch in der Ersten Republik Anwendung. Im Jahr 1841 wurde ihr das extra hierzu gedichtete Lied der Deutschen von Heinrich Hoffmann von Fallersleben unterlegt, das in dieser Form 1922 die Hymne des damaligen Deutschen Reiches wurde und bis heute mit der dritten Strophe des Hoffmann-Gedichts die Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland ist.

Heinrich Ignaz Franz Biber:
Heinrich Ignaz Franz Biber von Bibern (getauft 12. August 1644 in Wartenberg, Böhmen als Hennericus Pieber; † 3. Mai 1704 in Salzburg als Heinrich Ignaz Franz Biber von Bibern) war ein böhmischer Komponist und berühmter Geiger der Barockzeit.

In vielen seiner Frühwerke benutzte Biber die Skordatur (das Umstimmen einzelner Saiten), um besondere Klangeffekte zu erzielen und um schwierige Griffe in den unteren Biber.jpgLagen sowie auf leeren Saiten zu ermöglichen.

Biber schrieb Messen, zwei Requien, zahlreiche Violinsonaten und Tafelmusiken. Sein monumentalstes Werk schuf er 1682 anlässlich der 1100-Jahr-Feier des Erzstiftes Salzburg, eine Messe mit 53 Stimmen, die Missa Salisburgensis und den Hymnus Plaudite tympana. Diese Messe wurde früher Orazio Benevoli zugeschrieben. In den 1970er Jahren wurde angenommen, auch Bibers Vorgänger Andreas Hofer komme als Schöpfer des Werkes in Frage. Seit 1975 gilt Biber als der Komponist. Der größte Teil seiner geistlichen Werke ist so gut wie unbekannt. Von seinen Opern ist nur Chi la dura la vince erhalten.

Von wenigen Geigern und Komponisten vor seiner Zeit findet man so häufig Doppelgriffe, Dreier- und Viererakkorde wie bei Biber. Er beherrschte, damals selten, das Violinspiel bis in die siebte Lage.

Johann Nepomuk Hummel:
Johann Nepomuk Hummel (* 14. November 1778 in Pressburg; † 17. Oktober 1837 in Weimar) war ein österreichischer Komponist und Pianist.

Hummel veröffentlichte unter anderem sechs Konzerte für Klavier und Orchester, acht Klaviersonaten (darunter zwei zu vier Händen), zahlreiche weitere Kompositionen für Klavier solo sowie Kammermusik; außerdem komponierte er eine Reihe von Opern und Singspielen, Kantaten und Messen. Lediglich Sinfonien fehlen in seinem Werkverzeichnis; wahrscheinlich wollte er sich auf diesem Gebiet nicht mit Ludwig van Beethoven vergleichen.

Unter Hummels Werken für Klavier solo übten besonders die Fantasie Es-Dur op. 18 und die Sonate fis-Moll op. 81 großen Einfluss auf die Zeitgenossen aus, zum Beispiel auf Franz Schubert und Felix Mendelssohn Bartholdy. Hummels Einfluss ist auch in den frühen Werken Frédéric Chopins und Robert Schumanns deutlich erkennbar. Unter seinen kammermusikalischen Werken ist das Septett d-Moll für Klavier, Flöte, Oboe, Horn, Bratsche, Violoncello und Kontrabass op. 74 bemerkenswert, ebenso das Quintett Es-Dur/es-Moll für Klavier, Geige, Bratsche, Violoncello und Kontrabass op. 87, das die Besetzung von Schuberts Forellenquintett vorwegnimmt.

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Von unverminderter Bedeutung ist das Konzert Es-Dur (eigentlich E-Dur) für Trompete und Orchester, dessen erster Satz heute ein Standardwerk für Aufnahmeprüfungen und Orchestervorspiele ist (WoO 1 von 1803).

Hummels Musik repräsentiert den Übergang von der klassischen zur romantischen Ära. Dies lässt sich gut an seinen Kompositionen für Flöte verfolgen: Die frühen Werke ähneln denen seines Lehrers Mozart, die mittleren sind frühromantisch. Das Spätwerk ist hochromantisch in virtuoser Prägung. (Alle biographischen Angaben: wikipedia)

Die hier vorliegende Aufnahme ist eine Gemeinschaftsproduktion zwischen dem DDR Eterna Label und dem Мелодия (Melodia) Label aus der damaligen UdSSR.

Solist ist der russische Trompeter Timofej Dokschizer

Timofei Alexandrowitsch Dokschizer (* 13. Dezember 1921 in Neschin, Gouvernement Tschernigow, Ukrainische SSR; † 16. März 2005 in Vilnius, Litauen) war russisch-sowjetischer Trompeter, Dirigent und Komponist ukrainischer Herkunft.

Der 1921 geborene Musiker war Sohn eines musikalischen Autodidakten, wurde 1931 als Zögling in ein Armee-Blasorchester aufgenommen und lernte seit 1933 an der Glasunow-Musikschule bei Anton Wassilewski, dem damaligen Solotrompeter des Bolschoi-Theaters. Ab 1935 unterrichtete ihn dann der Nachfolger Wassilewkis Michail Tabakow, erst an der Zentralmusikschule in Moskau, später dann an der Gnessin-Musikakademie. Wichtig für Dokschizers Entwicklung war die Begegnung mit dem Komponisten Wladimir Peskin, der für ihn ab 1937 eine Reihe von Werken von damals präzedenzloser Schwierigkeit schrieb. Von 1941 und bis 1987 war Timofei Dokschizer Solotrompeter des Bolschoi-Orchesters. 1952 besuchte er die Dirigentenklasse des Moskauer Konservatoriums und legte 1957 dort seine Prüfung als Orchesterleiter bei Ginsburg ab.

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Im Laufe seines Lebens schuf Dokschizer über 80 musikalische Transkriptionen und Stücke für Trompete. In seinem Heimatort in der Ukraine trägt eine Musikschule den Namen des Musikers. Neben seinem umfangreichen Repertoire, das, nach Meinung einiger Experten, praktisch alles umfasste, was es für Trompeten gab, arbeitete er 25 Jahre als Professor am staatlichen musikpädagogischen Institut.

Im Alter von 17 Jahren gewann er den sowjetischen Unionswettbewerb, sowie einen internationalen Wettbewerb in Prag im Jahre 1947. (Quelle: wikipedia)

Und es spielte das Moskauer Kammerorchester unter der Leitung von Rudolf Barshai:

Rudolf Borissowitsch Barschai (* 28. September 1924 in der Staniza Labinskaja, RSFSR; † 2. November 2010 in Basel) war ein russischer Dirigent und Violaspieler.

Barschai studierte zunächst Geige, dann Bratsche am Moskauer Konservatorium bei den Professoren Lew Zeitlin und Wadim Borissowski. Bei Dmitri Schostakowitsch erhielt er Kompositionsunterricht und musizierte zusammen mit ihm. Bei Ilja Musin studierte er Theorie und Praxis des Dirigierens.

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Als Bratschist konzertierte Barschai sowohl als Solist als auch zusammen mit Swjatoslaw Richter und David Oistrach, zusammen mit Mstislaw Rostropowitsch und Leonid Kogan bildete er ein Trio. Barschai gewann zahlreiche sowjetische und internationale Wettbewerbe.

1945 war Barshai Gründungsmitglied des Borodin-Quartetts, welches er 1953 wieder verließ.

Unter dem Eindruck der Konzerte des Kammerorchesters Wilhelm Stross, das 1955 im Zuge des historischen Staatsbesuchs von Konrad Adenauer als erstes Orchesterensemble nach dem Krieg in der Sowjetunion auftrat, und dort Triumphe feierte, gründete Barshai das Moskauer Kammerorchester, das wie das Stross’sche Orchester „im Stehen“ spielte. Er blieb dessen Dirigent und Leiter bis zu seiner Emigration nach Israel 1977. Dort war er Leiter des Israeli Chamber Orchestra, danach Dirigent des Bournemouth Symphony Orchestra (1982–1986). Seither lebte er in der Schweiz. Barshai dirigierte viele namhafte Orchester, unter ihnen das Vancouver Symphony Orchestra, Vancouver, das London Symphony Orchestra, das Royal Philharmonic Orchestra, das WDR Sinfonieorchester Köln, das Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken, Orchester in Stuttgart, Houston, Miami, Cincinnati und viele andere.

Barschai wurde berühmt als Interpret und durch seine Transkriptionen der Musik von Dmitri Schostakowitsch und Sergei Prokofjew ebenso wie durch seine Dirigate der Musik von Gustav Mahler und Schostakowitsch. Viele seiner Aufnahmen gewannen internationale Preise. Mit der vom Komponisten autorisierten Instrumentierung des 8. Streichquartetts von Schostakowitsch für Kammerorchester schrieb er Musikgeschichte. Das Stück wurde vom Komponisten als Opus 110a in sein Werkverzeichnis aufgenommen.

In seinen letzten Lebensjahren lebte Barschai mit seiner vierten Ehefrau Helena in Ramlinsburg in der Schweiz, wo er auch bestattet wurde. (Quelle: wikipedia)

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Dieses Album erschien in den USA, auch als MC

So, das war jetzt viel biographisches Material, aber mir bleibt es wichtig, die ausführenden Künstler aber auch die Komponisten hier ein wenig vorzustellen.

Aber nun zur Musik: Virtuos und häufig furios gespielte Trompetenmusik der Klassik … und ich kann mich gar nicht entscheiden, ob ich da einen Favoriten hätte.

Und wie in anderen Bereichen der Musik kann man hier hören, dass auch unbekanntere Komponisten der Klassik zuweilen sensationelles zustande gebracht haben. Wer´s nicht glaubt … der solle hören !

Tja, die Trompete: da gibt es eben nicht nur den Miles Davis oder den Till Brönner … es gibt eben auch diesen Timofej Dokschizer, den ja nicht nur ich als Meister seines Fachs bezeichne.

Kurz und bündig: Ein phantastisches Album !

Und dann mag ich noch auf den Hüllentext verweisen, der wieder mal sehr kenntnisreich in die Musik und ihre Hintergründe einführt. So lob´ ich mir das  !

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Besetzung:
Moskauer Kammerorchester unter der Leitung von Rudolf Barshai
+
Timofej Dokschizer (trumpet)

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Titel:

Joseph Haydn: Konzert Es-Dur HOB VII E:1 Für Trompete und Orchester:
01. Allegro 5.49
02. Andante 3.56
03. Finale – Allegro 5.41

Heinrich Ignaz Franz Biber: Sonate B-Dur für sechs Stimmen:
04. Allegro (Adagio)- Allegro (Tempo Ordinario) 6.31.

Johann Nepomuk Hummel: Konzert Es-Dur für Trompete und Orchester:
05. Allegro Con Spirito 9.13
06. Andante – Rondo 9.05

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Johann Nepomuk Hummel – Der Durchzug durchs Rote Meer (2007)

FrontCover1Hinter diesem Album steckt eine wahrlich interessante Geschichte:

„Lange galt das Oratorium „Der Durchzug durchs Rote Meer“ als verschollen, denn weithin war unbekannt, dass die British Library in London die Original-Niederschrift des Komponisten archiviert hatte. Mit dieser Aufnahme wurde das Chorwerk, das die Geschichte Moses‘ am Roten Meer thematisiert, nun wieder neu zugänglich gemacht.“ (Planet Wissen)

Dieses Werk Werken Haydn-Nachfolgers Hummel bildet also eine kleine „werkgeschichtliche“ Sensation: Zum ersten Mal in Süddeutschland – und folgerichtig in Stuttgart(!) – wird heute ein vor Kurzem (das war im Jahre 2004 !) in der British Library in London entdecktes, noch unveröffentlichtes Oratorium von Johann Nepomuk Hummel erklingen, das die musikgeschichtliche Lücke zwischen dem oratorischen Schaffen von Haydn und dem Mendelssohns kleiner machen könnte, das Oratorium für Chor, Solisten und Orchester „Der Durchzug durchs rote Meer“.

Auch wenn die Aufführung des Oratoriums seltsamerweise nicht nachweisbar ist und das Autograph auch keine Datierung enthält, ist die Aufführung am Esterhazy’schen Hof während Hummels Zeit als Konzertmeister doch sehr wahrscheinlich, was auch die „Nicht-Wahrnehmung“ der öffentlichen Musikpresse am ehesten erklären könnte. Andererseits wurde am 12. Juli 1806 im Wiener Augartensaal die Aufführung einer Kantate von der Komposition des Herrn Hummel in der Allgemeinen Musicalischen Zeitung erwähnt, bei der es sich durchaus um sein Oratorium Der Durchzug durchs rote Meer gehandelt haben könnte.

HummelDass Hummel seinen Durchzug durchs rote Meer für den Ester-hazy’schen Hof komponiert haben mag, liegt noch aus einem anderen Grund sehr nahe: 1804 dirigierte er Haydns Schöpfung im Eisenstädter Schloss. Inspiriert von der farbigen, illustrativen und dennoch weit gespannten Haydn’schen Musik, die den bilderreichen Genesis-Text auf unvergleichliche und neuartige Weise umzusetzen verstand, mag Hummel auf die Idee gekommen sein, es seinem großen Kollegen und Mentor Haydn gleich zu tun: Er „blätterte“ zum nächsten der Moses-Bücher und fand im 2. Buch Moses, Exodus, einen ebenso bilderreichen wie dramatischen Text, der in der musikalischen Umsetzung so etwas wie eine Fortsetzung der „Schöpfungs-Arbeit“ von Haydn zu werden versprach.

Der Durchzug durchs Rote Meer ist ein dramatisches Oratorium, in dem der Chor eine eminent wichtige Rolle spielt. Hummel schrieb es zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf einen Text, der weitgehend dem biblischen Bericht aus dem 2. Buch Mose folgt. Die Aufnahme besticht durch das engagierte Vorgehen des Dirigenten Hermann Max, der Chor wie Solisten zu energiegeladenem Musizieren und Singen bringt. So viel Feuereifer ist nicht selbstverständlich, wenn ein vergessenes Werk ausgegraben wird. Das wiegt die Tatsache auf, dass der Chor nicht immer homogen klingt. Unter den durchweg guten Solisten ragt besonders der Bass Friedrich in der Rolle des Israeliten heraus. (Remy Franck)

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Noch kurz ein paar Informationen zu diesem Johann Nepomuk Hummel:

Der aus Bratislava stammende Johann Nepomuk Hummel gehörte zu den wenigen nachgewiesenen Schülern W. A. Mozarts. Er wirkte am Esterházyschen Hof und wurde später Kapellmeister in Weimar.

Besondere Aufmerksamkeit genossen zu seiner Zeit seine vielen Klavierkompositionen und Kammermusikwerke. So blieb das Oratorium ‚Der Durchzug durchs Rote Meer‘ zunächst unbeachtet und wurde erst 2004 in London wiederentdeckt. Das Werk – wenn auch nicht vom Umfang her – lehnt sich an Haydns Schöpfung, an Oratorien Händels und CPE Bachs an, doch es erweist sich in der melodischen Erfindung und formalen Ausgestaltung als ganz eigenständige Arbeit.

Soweit, so gut … es ist ein durchaus anspruchsvolles Unterfangen sich diesem Werk zu nähern … aber es ist zugleich auch ein lohnenswertes Unterfangen !

HermannMax

Hermann Max

Besetzung:
Ekkehard Abele (bass)
Wolf Matthias Friedrich (bass)
Simone Kermes (soprano)
Hans-Jörg Mammel (tenor)
Veronika Winter (soprano)
+
Rheinische Kantorei (Chor)
+
Das Kleine Konzert Orchester unter der Leitung von Hermann MaxBooklet13A.jpg

Titel:
01. Intrada (1. Teil) 7.30
02. Chor: Aus der Tiefe unsers Elends 3.34
03. Recitativo accompagnato: Und immer schwerer lastet das Joch der Sklaverei 1.11
04. Arie und Chor: Ich, euer Väter Gott 5.09
05. Fuga: Der Herr hat unser Geschrei erhört 3.23
06. Duett: Es macht der Herr durch unsern Mund, dir König, seinen Willen kund 1.52
07. Recitativo accompagnato: Verblendet war des Königs Sinn 2.45
08. Arie und Chor: Ich schwebe auf des Todes Fittich 2.37
09. Recitativo accompagnato: Ein groß Geschrei ging aus (2. Teil) 1.28
10. Quartett mit Chor: Der Herr hat unser Trübsal geseh’n 5.53
11. Recitativo accompagnato: Sie zogen aus, gewaffnet durch die Wüste 1.17
12. Arie und Chor: Und Moses streckte aus die Hand 5.42
13. Rezitativ: Es warf das Meer die Toten ans Gestade 0.31
14. Chor: Jehova ist ein Kriegesheld 7.46

Komposition: Johann Nepomuk Hummel

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