Hier kommen nun „Lieder und Gedichte von Anton Günther, dem Sänger des Erzgebirges“ zu Gehör:
Anton Günther (* 5. Juni 1876 in Gottesgab, Böhmen; † 29. April 1937 ebenda) war ein deutscher Volksdichter und Sänger des Erzgebirges. Er gilt als Erfinder der Liedpostkarte.
Anton Günther kam als Sohn des Musterzeichners Johann Günther und dessen Frau Elisabeth geb. Lorenz im Haus Nr. 113 in Gottesgab zur Welt und wurde am 11. Juni 1876 getauft. Sein einziger Taufpate war der gleichnamige Großvater aus Sankt Joachimsthal. Anton Günther verbrachte seine Kindheit in Gottesgab. Da sein Vater („Toler-Hans“ genannt) durch Musizieren Geld zu seinem kargen Gehalt dazuverdiente, wurde auch Anton Günther schon früh an Gesang und Liedgut seiner Heimat herangeführt. Seine Schulbildung erhielt er in der Bürgerschule in St. Joachimsthal. Anton Günther war eines von sieben Kindern. Als er zwölf Jahre alt war, starb seine Mutter. Der Vater heiratete erneut und es kam 1891 ein weiterer Sohn namens Hans († 1982 in Dellach/Österreich) hinzu.
Nach seiner Lehre beim Lithografen Ed. Schmidt im sächsischen Buchholz arbeitete er ab 1895 in Prag an der Hoflithographie-Anstalt A. Haase, wo er als natur- und heimatverbundener junger Mann Heimweh bekam. Mit anderen Gottesgabern und böhmischen Erzgebirgern, die wie er in Prag lebten, traf er sich regelmäßig zum „Guttsgewer Obnd“ (Gottesgaber Abend). Für eines dieser Prager Treffen, bei dem auch zur Gitarre Lieder aus der Heimat gesungen wurden, verfasste Anton Günther 1895 eines seiner bekanntesten Lieder, „Drham is’ drham“ (Daheim ist daheim). Die große Resonanz auf dieses Lied veranlasste ihn zu einer neuen Idee. Statt den Text zum Weitergeben immer wieder abzuschreiben, zeichnete er ihn 1895 auf Lithographie-Stein und ließ ihn als Postkarte drucken.
Nach sechs Jahren in Prag kehrte Günther 1901 nach dem Tod seines Vaters in sein Elternhaus in Gottesgab zurück und musste sich um seine Familie und vor allem die Geschwister kümmern. Die geerbte kleine Landwirtschaft reichte nicht zum Unterhalt. Darum ergänzte Anton Günther seine Einkünfte ähnlich wie sein Vater mit Auftritten als Sänger und Musiker (in Anlehnung an seinen Vater „Toler-Hans-Tonl“ genannt). Außerdem verkaufte er seine Liedpostkarten im Selbstverlag, was zuvor schon ab 1897 in dem seines Vaters geschah.
1908 heiratete Anton Günther Marie Zettl (1886–1958), die Tochter des beim Keilberghausbau federführenden Zimmermanns in seinem Heimatort Gottesgab. Der Ehe entstammen drei in Gottesgab geborene Kinder, die Töchter Maria und Irmgard und ihr älterer Bruder Erwin (1909–1974), ein späterer Mundartsprecher.
Das Erzgebirge wurde damals zunehmend beliebt als Urlaubs- und Kurregion. Gaststätten und Vereine luden Günther zu Unterhaltungsabenden für Einheimische und Gäste vor allem ins sächsische Erzgebirge ein (Fichtelberg, Neues Haus in Oberwiesenthal, Dreckschänke im böhmischen Breitenbach). Der Erfolg war groß. Einen nicht unwesentlichen Teil der Einnahmen brachte Günther 1911 in eine Stiftung ein, die Kranke, Alte und Arme in seinem Heimatort unterstützte und an seinem Erfolg teilhaben ließ. Sie hieß Tolerhans-Tonl-Stiftung.
Den Ersten Weltkrieg erlebte Anton Günther als österreichischer Soldat an der serbischen Front von Anfang an. Durch eine Verletzung am Fuß verbrachte er einige Zeit in einem Lazarett in Komotau. Anschließend wurde er zum Kriegshilfsdienst abkommandiert. Im Herbst des Jahres 1918 kehrte Günther nach Gottesgab zurück. Einer seiner Brüder, Julius, überlebte den Krieg nicht, und Anton Günther unterstützte die Familie seines Bruders.
Ein Ergebnis des Ersten Weltkrieges war die Entstehung der Tschechoslowakei, die das Verhältnis der nationalen Minderheiten, darunter Sudetendeutsche, zu den Tschechen und Slowaken gesetzlich regelte. Dies störte den heimatverbundenen Künstler sehr und wurde auch Gegenstand seiner Lieder. Schon 1908 hatte er auf die sich schon damals abzeichnenden nationalen Spannungen mit dem Liedtext „Deitsch on frei wolln mer sei!“ geantwortet.
Auch nach dem Krieg blieb der Sänger und Unterhalter Anton Günther beliebt, ebenso seine Lieder. Es gab Engagements in Berlin, Wien und Dresden. Sehr erfolgreich waren Schellack-Schallplatten mit Aufnahmen des Sängers Anton Günther, der sich selbst mit der Gitarre begleitete.
Anton Günther, 1921:
Eine besondere Würdigung seines Schaffens zu Lebzeiten erfuhr er am 5. Juni 1936 zu seinem 60. Geburtstag. Höhepunkt war die Einweihung des noch heute erhaltenen Gedenksteins auf dem Marktplatz von Gottesgab. In dieser Zeit ließ sich der Volkssänger von den aufstrebenden deutschen Nationalsozialisten und der NSDAP trotz deren Werbens nicht vereinnahmen, was ihm vor allem wegen einiger durchaus vorhandener ideologischer Gemeinsamkeiten schwergefallen sein dürfte. Günther wurde vielleicht auch deshalb zunehmend schwermütig. Am 29. April 1937 nahm er sich das Leben.
Günthers Familie wurde nach Kriegsende 1945 vertrieben, ließ fast alles zurück – auch Noten und Zeichnungen – und siedelte sich im nahen Oberwiesenthal an. Dort starb seine Frau Maria 1958, ohne jemals wieder nach Gottesgab gekommen zu sein. Sohn Erwin Günther war während der Vertreibung im Kriegsdienst, trat später in die Fußstapfen seines Vaters und wurde Mundartsprecher im Volkskunst-Ensemble „Heiteres Erzgebirge“ um Joachim Süß und die Geschwister Caldarelli. Er war maßgeblich an der Zusammenstellung des Lebenswerkes seines Vaters beteiligt, das Gerhard Heilfurth 1937 herausgab.
Liedpostkarten der Welt:
Anton Günther gilt als Begründer der Liedpostkarte, einer Postkarte mit einfachen Notenbildern, Texten und eigenen Lithografien. Er war der Erste, der 1895 ein komplettes Lied (da aber noch ohne Noten) auf eine Postkarte bannte. Wie viele dieser Karten er unter die Menschen brachte, bleibt unklar. Es gibt keine genaue Aufstellung. Immer wieder tauchen bisher unbekannte Versionen mit Liedern, Gedichten, Sinnsprüchen oder Landsturm-Liedern auf. Zwar sind die Karten fast durchweg nummeriert, allerdings geriet die Ziffernvergabe oftmals durcheinander, was für Sammelfreunde eine besondere Herausforderung ist, einen detaillierten Katalog aber nahezu unmöglich macht. Es ist davon auszugehen, dass es um die 160 Karten mit Liedern, Gedichten und Sprüchen von ihm gibt. 134 sind in verschiedenen Versionen bekannt. 86 sind nach Irmgard Major geb. Günther (* 21. August 1918), der in Frankfurt/Main lebenden Tochter Anton Günthers, als geschlossene Einheit zu sehen, weil sie neben einer eigenen Zeichnung auch Text- und Notenbild aufweisen. Inzwischen muss von mindestens 89 Karten ausgegangen werden, da inzwischen weitere Liedkarten aufgetaucht sind.
Die erste Liedpostkarte Anton Günthers ist „Drham is’ drham“, eine einfarbige grüne Lithographie ohne Nummer oder Verlagsangabe, nur einem „Ged. v. A. G.“. Die Karte entstand während Günthers Ausbildung zum Lithographen in Prag 1895. „Drham is’ drham“ war aber nicht Günthers erstes Lied. Ebenfalls 1895 dichtete er „De Guttsgoh“, versah dieses von ihm selbst in einem seiner Notenhefte als sein erstes Lied bezeichnete Werk aber nicht mit einer eigenen Melodie und bis heute ist davon auch keine Postkarte bekannt.
Signatur:
In Prager Heimatabenden trug Anton Günther die Lieder vor, „Drham is’ drham“ mit besonders großem Erfolg. Statt es auf Nachfrage Dutzende Male abzuschreiben, brachte er das Lied noch ohne Noten, aber mit einer eigenen Zeichnung vermutlich Ende 1895 selbst auf Lithographie-Stein und ließ es auf 100 Karten in der ersten Auflage drucken.
Da die Familie in Gottesgab gegen die Armut ankämpfte, schickte Günther eine weitere Auflage seiner, wie er sie selbst nannte „Liederpostkarten“, in die Heimat, die dort sein Vater Johann Günther im Selbstverlag und gemeinsam mit Sohn Julius in dessen Reiseandenkenladen in Gottesgab und auch von Tür zu Tür vertrieb. Die zweite Auflage umfasste 1897 500 Stück. 1898 folgten mit „Groshaner.“ (II) und „Schwåmmagieher.“ (Nummer III) zwei weitere Karten, 1900 fünf und ab 1901 auch die ersten Farblithographien mit dem ab da obligatorischen Notenbild.
Nach dem Tod des Vaters, Ende November 1901, kehrte Anton Günther in die Heimat zurück und brachte seine „Liederpostkarten“ schrittweise auch unter seinem Namen „Anton Günther’s Selbstverlag, Gottesgab, Böhmen“ heraus. 1937 erschien die letzte Karte mit der Nummer 87 und dem Titel „Ben Ahfang on ben End“, (auch „Bild dir nischt ei“) erschienen ca. 160 verschiedene Karten.
Sein Grab samt der 1937 angebrachten Grabplatte ist im Gegensatz zu den Gräbern vieler anderer ehemaliger deutscher Einwohner erhalten geblieben, nur wenige Meter entfernt befindet sich auch die Grabstätte seiner Großmutter.
Sein Geburtshaus („Vaterhaus“) ist eingefallen und in seinem stark veränderten Wohnhaus ist heute ein Prager Skiverein ansässig – eine Gedenktafel erinnert jedoch an ihn.
Im Erzgebirge und auch im Vogtland wurden zahlreiche Plätze und Straßen nach Anton Günther benannt. 1995 wurde der grenzüberschreitende Anton-Günther-Weg – ein Wanderweg eingeweiht und auch in seinem Geburtsort Gottesgab lebte die Erinnerung an den Volksdichter wieder auf (Museum, Grabstätte, Gedenktafel am Wohnhaus, Restaurierung des Denkmals am Marktplatz). (Quelle: wikipedia)
Anton Günther mit Ehefrau Marie:
Eingespielt wurden diese alten Werke von der Helmut Stapff-Gruppe (einem Vokal-Ensemble):
Helmuth Stapff (* 16. Dezember 1901 in Annaberg; † nach 1978) war ein Heimatsänger und Mundartforscher des westlichen Erzgebirges, der mehrere Sachbücher zu diesem Thema herausgab und die Helmuth-Stapff-Gruppe leitete. Zahlreiche Auftritt absolvierte er mit den Grünhainer Pimpl-Maad. (Quelle: wikipedia)
Und der begleitende Gitaarist war ein anerkannter Gitarrist aus dem Bereich der ernsten Musik und hat vermutlich aufgrund seiner Heimatverbundenheit hier mitgewirkt:
Teuchert, Heinz geb. 02.02.1914 zu Königsberg ; deutscher Gitarrist und Pädagoge.
Heinz Teuchert studierte zunächst Violine und anschließend bei O.Leo und H.Albert Gitarre, Renaissancelaute und Musiktheorie. Er konzertierte im In- und Ausland mit spanischer sowie mit italienischer, englischer, französischer und deutscher Lautenmusik des Barock. Viele dieser Stücke hat die Firma „Quadriga-Ton“ in Franfurt (Main) auf Schallplatte aufgenommen. Der Musikverlag H.Schmidt hat seine Gitarren-Schule in 2 Bänden sowie seine Kompositionen und Bearbeitungen herausgegeben: 30 ausgewählte Stücke für Gitarre solo; Volkslieder für Gitarre-Solospiel; Gitarrentrio von Joseph Haydn; Spielbuch für Gitarren-Duo; Spielbuch für 3 Gitarren; Lied und Gitarre, 2 Bände; Gitarrenmusik alter Meister u.a.
Heinz Teuchert ist war Dozent an der Hochschule für Musik und am Konservatorium von Dr. Hoch in Franfurt (Main) tätig.
Heinz Teuchert ist war Leiter des von ihm gegründeten Lautenensembles „Frankfurter Lautenkreis“. (Eintrag aus dem Gitarrenlexikon vom polnischen Gitarristen Prof. Josef Powrozniak, herausgegeben vom Verlag „Neue Musik“ Berlin 1979, 1980.)
Sein Sohn, Michael Teuchert ist übrigens in die Fußstapfen seines Vaters gestiegen, man kennt ihn vielleicht noch als Gitarristen beim „Frankfurter Gitarren-Duo“ … er ist mittlerweile ein renommierte Gitarrist in der deutschen Klassik-Szene.
Und natürlich hat es eine ziemlich tragischen Ironie, dass so ein Volksmusiker, der von der „heilen Welt“ sang und dichtete, dann schließlich den Freitod als einzigen Ausweg sah …
In einem seiner letzten Briefe schrieb er:
Früher habe ich über solche Musik nur müde gelächelt und auch heute ist sie mir eher fremd, ich lächle nur nicht mehr mit einer gewissen Abfäligkeit, das verbietet mir der Respekt von jenen Menschen, die ihre Heimat verloren haben, gleichgültig, welche Heimat sie verlassen mussten.
Und Ende September werde ich dann für ein verlängertes Wochende nach·Wrocław (Breslau) reisen … einmal in meinem Leben will ich dann doch die Heimatstadt meines Vaters besuchen …
Und den Aufstiegsverlag (bei dem mein Vater auch als Autor wirke) gibt es immer noch … nur ist er mittlerweile von München nach Landhut gezogen … und hat wohl nur noch eine ganz kleine Nische … wie lange wohl noch ?
Besetzung:
Helmut Stapff-Gruppe
+
Heinz Teuchert (guitar)
Titel:
01. Wu de Wälder haamlich rauschen 0.47
02. Du grüner Wald [Gedicht] 0.32
03. Grüß dich Gott, ma Arzgebirg 1.18
04. Gottes Gab [Gedicht] 0.11
05. E Liedel aus der Haamit 0.52
06. Mer muß när verstiehe [Gedicht] 0.11
07. Himmelschlüssela, blüh 1.20
08. Wenn de Lerich singt 0.58
09. Wenn de Vugelbeer blüht 0.48
10. Bezeiten früh [Gedicht] 0.22
11. Nam dir fei Zeit [Gedicht] 0.16
12. Morgenlied 0.47
13. ’s Annel mit ne Kannel 1.40
14. Der Schwammegieher 1.06
15. Wu de Wälder haamlich rauschen 1.49
16. De Sonn [Gedicht] 0.35
17. Feierabndlied 1.06
18. Bergaufwärts 0.40
19. Wie ich haaß [Gedicht] 0.28
20. Mei Vaterhaus 1.461.28
22. ’s gestuhlne Herz 1.32
23. Verheiert [Gedicht] 0.22
24. ’s Labn is e Büchel 1.33
25. ´s Grußmütterla 1.38
26. De Ufenbank 2.20
27. Wenn’s draußen wieder schneit [Gedicht] 0.14
28. Schneeschuhfahrermarsch 1.01
29. War will sei Haamit + A Zessig [Gedicht] 0.30
30. Vergaß dei Haamit net 1.49
31. Guck dich um [Gedicht] 0.13
32. Wu de Wälder haamlich rauschen 0.45
Texte und Musik: Anton Günther