Unheilig – Lichter der Stadt (2012)

FrontCover1Jetzt wollte ich es mal mit dieser Band probieren:

Die Band Unheilig rund um den Frontmann Der Graf, die einst als Teil der Gothic-Szene ins Leben gerufen wurde, entwickelte sich im Laufe der Zeit zu einer der erfolgreichsten deutschen Bands aller Zeiten.
Die Anfänge in der „Schwarzen Szene“
Die Band Unheilig wurde im Jahre 1999 gegründet und bestand ursprünglich aus drei Mitgliedern. Neben dem Sänger und Frontmann Der Graf gehörten auch Grant Stevens sowie Jose Alvarez-Brill zur ersten Besetzung. Aus der gemeinsamen Arbeit entstand im Jahr 2000 die erste Single „Sage Ja!“, gefolgt von dem Studioalbum „Phosphor“. Stilistisch bewegte man sich in den Anfängen im Gothic-Rock Bereich, in dem verzerrte Gitarren und elektronische Elemente aufeinander trafen. Mit zahlreichen Auftritten auf bekannten Festivals machte sich die Band anschließend einen Namen in der „Schwarzen Szene“.

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Auf das Debütalbum folgte im Jahr 2002 das Weihnachtsalbum „Frohes Fest“, das beliebte deutsche Weihnachtslieder im Gothic-Rock-Gewand präsentierte. Nach der Veröffentlichung entschieden sich die drei Bandmitglieder, fortan getrennte Wege zu gehen, woraufhin Der Graf Unheilig als Ein-Mann-Projekt weiterführte. In den darauf folgenden Jahren veröffentlichte Unheilig mit „Das 2. Gebot“ (2003) und Zelluloid (2004) zwei weitere Studioalben, die den guten Ruf der Band innerhalb der Szene festigten. Im Jahr 2006 konnte Unheilig mit dem Album „Moderne Zeiten“ einen ersten kommerziellen Erfolg feiern, das es bis auf Platz 76 der deutschen Albumcharts schaffte. Der Nachfolger „Puppenspiel“, der zwei Jahre später in den Regalen stand, erreichte sogar Platz 13 der Charts und wurde außerdem mit Gold ausgezeichnet.

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Der wichtigste Meilenstein in der Karriere der Band Unheilig war aber das Album „Große Freiheit“ das im Jahr 2010 auf den Markt kam. Dieses schaffte es nicht nur auf Platz 1 der Charts, sondern brachte mit „Geboren um zu leben“ (Platz 2), „Unter deiner Flagge (Platz 9) sowie dem Song Winter (Platz 4), der als Teil der Deluxe Edition des Albums erschien, drei sehr erfolgreiche Singles mit sich. Den endgültigen Durchbruch schaffte Unheilig mit der Teilnahme an Stefan Raabs „Bundesvision Song Contest“ im Jahre 2010, den die Band mit dem Titel „Unter deiner Flagge“ für sich entscheiden konnte. Mit den Alben „Lichter der Stadt“ (2012) und „Gipfelstürmer“ (2014) konnte Unheilig an die Erfolge anknüpfen und landete zweimal in Folge auf Platz 1 der deutschen Albumcharts. Im Vorfeld der Veröffentlichung von „Gipfelstürmer“ kündigte Der Graf das baldige Ende des Projektes an. Nach einer ausgedehnten Tour sowie dem MTV-Unplugged-Album „Unter Dampf – Ohne Strom“, das im Jahr 2015 erschien, veröffentlichte Unheilig im November des folgenden Jahres das bis dato letzte Album der Bandgeschichte „Von Mensch zu Mensch“. Aber auch nach dem Ende des Projektes ist Unheilig nach wie vor in aller Munde und mit seinen Songs täglich in den Playlisten der Radiosender und Internetradios vertreten. (radiomonster.fm)

Die beiden passen gut zusammen: Der Graf mit Barbara Schöneberger, 2014:
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Und „Lichter der Stadt“ ist das 13. Album (und das 7. Studioalbum) von Unheilig … Es erschien am 16. März 2012. Bereits drei Tage nach dem Verkaufsstart hatte das Album mit mehr als 100.000 verkauften Kopien Goldstatus erreicht. Es konnte sich bis heute 1 Million Mal verkaufen.

Singles

Klingt gut … aber:

Georg Howahl, der das Album für die Zeitung Der Westen beurteilte, fand keine lobenden Worte: „Das neue Album nach dem Erfolg von ‚Große Freiheit‘ ist ganz ähnlich gestrickt. Es ist eine große Ladung von klebrigem Akustik-Pathos, gelegentlich versetzt mit Rammstein-Gitarren, und mündet am Ende in Trauerarbeit zum Mitschunkeln.“[4] Die Passauer Neue Presse urteilte: „In der Summe hat der Graf ein bisschen arg tief in die Pop-Schlager-Kitsch-Schublade gegriffen, etwa in Form von Synthesizer-Konserven-Streichern. Alles fließt, geht runter wie Öl, bleibt so aber kaum haften.“ Sebastian Leber vom Berliner Tagesspiegel mochte die Musik, fand aber ebenfalls die Texte mangelhaft: „Die 16 neuen Songs sind hochdosierte Antidepressiva, oft mitreißend und immer direkt zugänglich. Die Texte bewegen sich allerdings auf kitschigem Poesialbumsniveau.“ Stefan Frühauf von dark-festivals.de beklagte den weicheren Stil von Lichter der Stadt im Vergleich zu früheren Alben und legte es „Freunden von niveauvollem, deutschem Schlager“ nahe. (wikipedia)

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Und hier noch ein Veriss, der sich gewaschen hat:

Man kann nicht gerade behaupten, dass UNHEILIG jemals wirklich anspruchsvoll gewesen sind. Doch der simple, zuletzt zunehmend bombastische Mix aus tanzbarem Gothic Rock, stampfenden Electrobeats und sanften Balladen ging schnell ins Ohr, textlich verstand es der Graf, mit einfachen Worten die Herzen der Hörer zu berühren. Besonders dank des Überhits „Geboren um zu leben“ war das Album „Grosse Freiheit“ ein Megaseller, dabei melodisch und abwchslungsreich – Merkmale, von denen auf der neuen CD nicht mehr viel zu hören ist.

„Lichter der Stadt“ ist über weite Strecken langweiliger, ideenloser Poprock mit bis zum Erbrechen ausgereizten Refrains. Nicht die (nicht neue) Verbreitung von Hoffnung statt düsterer Stimmung, nicht U2- statt RAMMSTEIN-Gitarren, nicht der deutlich gestiegene Popanteil an sich sind das Problem, sondern das erschreckend schwache Songwriting, das abgesehen von einer Handvoll guter Kompositionen keine hörenswerten Lieder liefert.

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Ich gehöre nicht zur harten Fanbasis der ersten Stunde, die sich vom Grafen verraten fühlen und ihn teeren und federn möchten. Wie viele andere bin ich erst durch das tolle „Grosse Freiheit“-Album auf das ältere Material aufmerksam geworden, das ich nicht uneingeschränkt, aber zum größten Teil sehr mag. Trotzdem gefällt mir „Grosse Freiheit“ besser als etwa „Phosphor“. Das nur zur Einordnung, damit erst gar nicht der Verdacht aufkommt, hier wolle ein enttäuschter Altfan seine ehemalige Lieblingsband zerreißen. Ich bin relativ unvorbelastet an „Lichter der Stadt“ gegangen. Jedem, der sich das erste Mal mit dem alten Material beschäftigt, ist sowieso klar, dass die Band früher anders klang – ob besser oder nicht ist Geschmackssache.

Letztendlich ist es egal, wie man zu „Grosse Freiheit“ steht und ob man Neuentdecker oder langjähriger Fan ist. Mit ihrem achten Album machen es UNHEILIG beiden Gruppen unheimlich schwer. Der Graf, ein Künstler, der sich von Szene- und Stil-Fesseln löste und vom (verdienten) kommerziellen Erfolg kostete, ist musikalisch in einer Einbahnstraße angekommen. Wo bei harten Songs auch früher schon RAMMSTEIN überdeutlich Pate standen, werden die minimalistischen Riffs nun sogar in Watte gehüllt. „Feuerland“ hätte ohne Keyboard-Kleisterei wirklich gut werden können. „Herzwerk“ geht in Ordnung, klingt als Demo aber deutlich gitarrenlastiger und mitreißender als die Albumversion. Immerhin stellt „Eisenmann“ ein Highlight dar. Es ist nicht schnell, sondern schleppend, durch organische Drums und fette Gitarrenpower sogar straighter als manch alte Rocknummer von UNHEILIG, erhaben und sehr eingängig.

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Die genannten Songs erinnern noch am ehesten an vergangene Zeiten. sie lassen gleichzeitig das Potential von „Lichter der Stadt“ erahnen, hätte sich der Graf nicht mit Pop- und Balladensülze überworfen. Tanzbare, elektronisch aufgepeppte Goth-Rocker waren schon immer nur ein Teil von UNHEILIG, genauso wichtig waren bedachte und ruhige Momente. „Mein Stern“, „Unter deiner Flagge“, das sind herzergreifende Balladen, die einem ein Lächeln auf die Lippen zaubern – einfach, ja, aber voll intensiver Schönheit. Auf dieser Veröffentlichung verzettelt sich der Graf viel zu oft in Stücke, die ständig mit gesummtem „Mmm“ nerven und den Refrain bis zum Äußersten ausreizen. Abgesehen von den härteren Songs, dem bedeutungsschwangeren Intro „Das Licht“ und seinem Outro-Pendant „Die Stadt“ finden sich auf „Lichter der Stadt“ keine brauchbaren Songs.

„So wie du warst“ quält mit Schlager-Stimmung und ist „Geboren um zu leben“, das trotz anderslautender Aussagen des Grafen musikalisch und textlich wie eine Blaupause für die Single wirkt, zu keiner Sekunde ebenbürtig. Die Gastsänger Andreas Bourani (durchschnittlich) und Xavier Naidoo (nölig-jammernd) bringen keine Abwechslung in den Sound, sondern machen „Wie wir waren“ und „Zeitreise“ noch poppiger, noch seichter als den Rest des Albums.

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Wenn der Graf schon seine Erlebnisse und Gedanken nach dem Erfolg des Vorgängers als Textkonzept adaptiert und mit seinem warmen, tiefen Gesang (dem einzig durchgängig Guten an dieser CD) vorträgt, dann doch bitte in mehr als einem Standardrepertoire von leeren Worthülsen. Extrem tiefsinnig waren die Lyrics noch nie, doch verstand es der Sänger, mit seinen persönlichen, ehrlichen Worten so manchem Hörer durch schwere Zeiten zu helfen und Hoffnung zu schenken – eine Qualität, derer sich nur wenige Künstler rühmen können. Nichts von alledem ist in den Songs dieser CD zu spüren. Flotte Nummern sind kaum vorhanden, die ruhigen Songs plötzlich lächerlich einfältig und bieder. Das ist der größte und wichtigste Unterschied zu den bisherigen Veröffentlichungen.

Schmalz, Pathos, Kitsch statt Emotion, Ehrlichkeit, Bombast – das ist „Lichter der Stadt“. Vielleicht klangen UNHEILIG schon immer etwas zu sehr nach ihren Vorbildern, waren für die meisten Leute außerhalb der Szene nur eine von vielen Bands. Ihre Songs hingegen waren mal hart, mal einfühlsam, eingängig, melodisch und emotional. „Lichter der Stadt“ ist glatt, geschliffen, angepasst, vollgestopft mit Balladen, Pomp und Pop. Es ist das, was jeder befürchtet hat, ohne die Hoffnung aufzugeben, falsch zu liegen: Der Tiefpunkt einer Band, die mit „Grosse Freiheit“ noch im sicheren Hafen vor Anker lag, nun auf hoher See aber völlig vom Kurs abgekommen ist. (Chrischi)

Oder, kurz und knapp: ein satter Griff ein die Kloschüssel !

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Besetzung:
Der Graf (vocals, all instruments)
+
Christoph „Licky“ Termühlen (guitar)
+
Andreas Bourani (vocals bei 05.)
Xavier Naidoo (vocals bei 12.)

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Titel:
01. Das Licht (Intro) (Der Graf/Verlage) 3:36
02. Herzwerk (Der Graf/Verlage)  3:35
03. So wie du warst (Der Graf/Verlage) 3:51
04. Tage wie Gold (Pinelli/Der Graf) 3:35
05. Wie wir waren (Spremberg/Der Graf/Bourani) 3:40
06. Unsterblich (Der Graf/Verlage)  4:01
07. Feuerland (Pinelli/Der Graf) 3:44
08. Lichter der Stadt (Der Graf/Verlage) 4:16
09. Ein guter Weg (Pinelli/Der Graf) 3:54
10. Ein großes Leben (Masbaum/der Graf) 3:35
11. Brenne auf (Der Graf/Verlage) 3:49
12. Zeitreise (Naidoo/Masbaum/Der Graf) 4:01
13. Das Leben ist schön (Pinelli/Der Graf) 3:43
14. Eisenmann (Pinelli/Der Graf) 4:23
15. Vergessen (Der Graf) 4:14
16. Die Stadt (Instrumental) (Naidoo/Masbaum/Der Graf) 6:02

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Prädikat schauderhaft:
Text Eisenmann

Die offizielle Website:
Website

Die Abschiedsworte auf der Website:

Liebe Unheilig Fans,

diese Zeilen habe ich nur wenige Stunden vor dem Abschiedskonzert geschrieben und der musikalische Abschied steht nun kurz bevor. Auch die letzten zwei Jahre seit Bekanntgabe meines musikalischen Abschieds sind so wahnsinnig schnell vergangen. Die Zeit ist wieder einmal einfach so verflogen. Wenn ihr diese Zeilen lest, dann ist das Abschiedskonzert bereits zu Ende gegangen. In den letzten Stunden vor dem Konzert sind mir noch einmal so viele bewegende Dinge durch den Kopf gegangen, so viele Erinnerungen kamen in mir auf und ich wollte noch EIN LETZTES MAL ein paar Zeilen an Euch schreiben.

Ich möchte Euch allen von ganzen Herzen für die Unterstützung in den letzten 17 Jahren danken. Ohne Euch wäre Unheilig und wir alle im Team um Unheilig nicht dort, wo wir jetzt stehen dürfen. Ein Abschiedskonzert vor 45.000 Menschen im ausverkauften Rhein Energie Stadion ist der absolute Höhepunkt von UNHEILIG. Es war uns allen eine große Ehre für Euch Musik machen zu dürfen. Euer Applaus und Euer Lächeln haben uns 17 Jahre lang durch die deutsche Musikgeschichte getragen und nun dürfen wir aufhören, wenn es am Schönsten ist. Ein unglaublicher Traum, der sich wie eine emotionale Reise anfühlte und der nun zu Ende geht.

Ich werde viele Erinnerungen der vergangenen Jahre für immer im Herzen tragen. Unheilig und ihr werdet auf ewig ein Teil von mir bleiben. Die Musik und die Botschaften meiner Texte und Songs werden hoffentlich noch lange überleben und uns allen in schwierigen Zeiten helfen.

Als Musiker möchte ich Euch allen „Lebewohl“ sagen. Als Mensch sieht man sich vielleicht wieder, dann aber einfach nur von Mensch zu Mensch.

Ihr seid und bleibt die besten Fans der Welt – ich werde Euch nie vergessen.

Euer Graf