Peter Jacobi & Blues & Ballads – I Could Cry Vor Lauta Bluus … (1974)

FrontCover1Und jetzt … Trommelwirbel … die Geburtsstunde des bayerischen Blues … mitverantwortlich war da der Pete Jacobi:

Peter Jacobi (* 1951 in Meiningen, Thüringen) ist ein deutscher Schriftsteller, gelernter Buchhändler und ehemaliger Bluesmusiker.

Peter Jacobi besuchte das Albert-Einstein-Gymnasium in München Harlaching und begann mit einer Lehre zum Buchhändler in Regensburg. Im Jahre 1974 gründete er die Rockgruppe Zyankali, ging auf Tour und absolvierte mehrere TV-Auftritte. Im gleichen Jahr kam sein Album I could cry vor lauta bluus heraus, das 34 Jahre später als CD bei Trikont wiederveröffentlicht wurde. Nach einem Studium der Philosophie und Anglistik arbeitete er als Lektor, Übersetzer englischer Theaterstücke, sowie als Redaktionsassistent der Hörspielabteilung des damaligen Berliner Senders SFB (heute RBB).

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Er schrieb Songs und Texte für Münchner Kabaretts, veröffentlichte Theaterstücke, zahlreiche Hörspiele, sowie Romane und Kinderbücher.

Jacobi lebt seit 1981 als freier Autor in München. (wikipedia)

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Und dann war natürlich ein Willy Michl unverzichtbar bei diesen Aufnahmen:

Willy Michl (* 9. Juli 1950 in München als Wilhelm Karl Michl) ist ein deutscher Liedermacher und ein Münchner Original. Der Sänger ist überregional bekannt als Bluesbarde und Isarindianer. Sein im Personalausweis eingetragener spiritueller Künstlername Sound of Thunder ist Zeichen seiner Verbundenheit mit den indigenen Völkern der Kontinente. Willy Michl ist Urheber und Erfinder des Musikgenres Bayerischer Blues und Pionier des Alpenrock. Er vermarktet seit 1980 seine Platten selbst, als Musiker und Bühnenkünstler betreibt er sein eigenes Management von Anfang seiner Karriere an. Michl ist Indie-Artist, seit 1978 freischaffend ohne Plattenvertrag, deutsch- und englischsprachiger Liedermacher (Singer-Songwriter), Komponist, Textdichter, Sänger und Gitarrist, Buchautor, bildender Künstler, Schauspieler und Musikproduzent.

Willy Michl wuchs die ersten Jahre seines Lebens im Zentrum Münchens bei seinen Großeltern mütterlicherseits auf. Ab 1953 wohnte er im Hause der Eltern Wilhelm und Brunhilde Michl in München-Trudering. 1958 zog die Familie in den Stadtteil Giesing nahe der Isar. Er ging in die Agilolfingerschule. Von 1961 an besuchte Willy Michl das Albert-Einstein-Gymnasium. Hier erlernte und spielte er Violine und Kontrabass, später wechselte er zur Gitarre und begleitete damit seinen Gesang.

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Seine Musik ist beeinflusst von Jazzgrößen wie Louis Armstrong, Glenn Miller, Count Basie und Benny Goodman, insbesondere aber auch von Rock ’n’ Roll Stars wie Bill Haley und Elvis Presley. Außerdem haben Willy Michl die Beatles, Rolling Stones, deutsche Stars wie Udo Jürgens und Drafi Deutscher, aber auch Barry McGuire und Bob Dylan in seinen Anfängen inspiriert. Als Kind hatte Willy Michl amerikanische und englische Musik verinnerlicht, die im AFN (American Forces Network) ausgestrahlt wurde, und sich für Beatmusik, Rock ’n’ Roll, Soul, Jazz und Blues begeistert. Als Jugendlicher und als junger Erwachsener war er bis in die 1980er Jahre in verschiedenen Soul- und Jazz-Clubs der Besatzungssoldaten in München zu Gast.

Ende der 1960er Jahre diente er bei der Gebirgstruppe der Bundeswehr in der Fernmeldeausbildungskompanie 1/8 1.GD. Nach seiner Wehrdienstentlassung 1972 heiratete er Eva Vera Rath, Primaballerina des Staatstheaters am Gärtnerplatz.

Es gelang ihm, als Entertainer ein erstes lokales Stammpublikum zu gewinnen. Seit 1971 trat er in Münchner Szene-Lokalen auf. (wkipedia)

Und der Rest seiner Geschichte wäre natürlich einen eigenen Beitrag wert.

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Sehr schade, dass es nur bei dieser einen LP geblieben ist … denn die hatte schon eine besondere Magie.

Erstmals wunderbare akustische Bluesmusik mit bayerischen Texten … die durchaus ihren Tiefgang hatten und auch politisch pointiert waren. „Westend (House Of The Rising Sun)“ hanelte z.B.von den Immobilienspekulanten in dem Münchner Traditionsviertel Westend (aus der z.B meine Mutter stammte).

Aber natürlich war und ist vermutlich dieser zuweilen derbe bayerische Klang nicht für alle Ohren ein Genuss:

Z.b. für diesen Norddeutschen der sich diese LP angehört hat:

Vielleicht wundert sich der eine oder andere Leser des oben angegebenen Albumtitels über das Sprachverständnis und die mangelnden orthographischen Kenntnisse des Autoren dieser Zeilen. Nein, denn bei dem Album des Münchners Peter Jacobi handelt es sich um das erste deutsch- bzw. bayrischsprachige Bluesalbum der Welt. Um eine Rarität also. Beschrieben wird ihr Stil sogar als Bluesrock, aber so wirklich rockig kommt diese Platte nun wirklich nicht daher. Hört man sich ”I Could Cry Vor Lauta Bluus“ mal genau an wird schnell klar, warum sich der bayrische Blues nie so wirklich durchgesetzt hat: in einer für mittel- bis norddeutsche Hörer sehr seltsam klingenden Sprache werden großteils sinnbefreite Texte zu Klavier, Gitarre und Perkussion vorgetragen. Kauziger Humor und Songtitel wie z.B. ”Holzhammerlied“, ”Buchhalters Rache“ oder auch ”Scheißhausblues“ erschließen außerhalb des Freistaates einfach keine nennenswerten Hörerkreise. Das dürfte mit der heutigen Neuauflage nicht anders aussehen als vor 34 Jahren, als Peter Jacobi sein Album erstmals veröffentlichte. Ganz harter Stoff, sehr gewöhnungsbedürftig. Zu Empfehlen für echte Bayern, Exilbajuwaren und Fans echt obskuren Materials- alle anderen sollten sich das Ganze vorab genau anhören. (Johnnie Colt)

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Aber es gab natürlich auch andere Stimmen:

„An Ehrlichkeit kaum zu überbieten und noch dazu musikalisch erstklassig.“ (TIP, Berlin 1974)

Die Rebellion des Körpers gegen das, was man in den „Wiederaufbau“-Jahren unter Bildung und Bewusstsein verstand war sicher keine politische,aber sie half mit eine politische Revolte vorzubereiten. Für die neuen Bedürfnisse aber,die die Rock-Musik zum Ausdruck bringt, gab es hier keine in der eigenen Musiktradition verwurzelte Ausdrucksform. Gute fünfzehn Jahre hat es gedauert, bis deutsche Rock-Musiker sich trauten, Texte in ihrer Sprache zu der importierten Musik zu singen. Die das Vorurteil widerlegt haben, bei uns gäbe es nur die Alternative zwischen der Schnulze und dem Darmsaiten-Agitprop. Einige Musiker können durch Unterlaufen der deutschen Hochsprache den Abstand zwischen ihrer eigenen Erfahrung und der fremden Musik überwinden.

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Historisch ist der Blues ein Ausdrucksmittel der Unterpriviligierten gewesen, die ihre Empfindungen und Erfahrungen ja auch nicht im Oxford-Englisch beschrieben haben. Schon im Titel seiner LP macht Jacobi klar, dass er, wenn überhaupt, auch Englisch auf Bayrisch singt. Im „Müllmensch-Blues“, in dem etliche Phrasen mit deutschem Text montiert sind, scheint er sich zunächst nur über das Sprachproblem lustig zu machen. Sieht man genauer hin, so bleibt eine bittere Anklage darüber, dass einer, der schon in der Schule der Letzte war, es dann später nur mit Abfall zu tun hat. Was immer ein Plattenproduzent oder ein Fernsehdirektor von den Texten von Peter Jacobi oder von Ton Steine Scherben halten mag – feststeht, dass sie in Deutschland zu den besten Rockmusikern gehören. (Peter Schneider u. Gottfried Schmitt, konkret ’74)

Also . ich empfehle dieses Album und zwar dringend, denn allein die Musik ist schon ein Genuss … und als  Geburtsstunde des bayerischen Blues eigentlich Pflicht !

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Besetzung:
Peter Jakobi (vocals, piano, percussion)
+
Blues & Ballads:
Dieter Beck (guitar, bass)
Walter Brandl (guitar, bass)
Willi Michl (guitar, percussion, vocals bei 06.)
+
Klaus Weiß (drums bei 06.)

Eine Anzeige im alternativen Münchner Stadtmagazin „Blatt“ aus dem Jahr 1974:
Anzeige

Titel:
01. Kini Faruk 5.18
02. Giasing Giasing 2.08
03. Westend (House Of The Rising Sun) 4.13
04. Zyankalischorsch 2.13
05. Holzhammerlied 3.39
06. Niederwammerl 4.37
07. Buchhalter´s Rache 1.52
08. Müllmenschblues 4.26
09. Krokodilos 2.34
10. Konkurrenz 2.41
11. Scheißhausblues 2.27
12. Danz da Burschoasy (Tanz der Bourgeoisie) 5.44
13. Vilshofener Waltz 2.39

Musik und Texte: Peter Jakobi
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