Verlag freie Gesellschaft (Hrsg.) – Punk Rock – Oder: Der vermarktete Aufruhr (1978)

TitelIch habe ja Besserung gelobt, was meine Berichterstattung/Präsentaton über Punk Musik betrifft:

Und da kam mir dieses Büchlein (96 Seiten) gerade recht:

Veröffentlicht wurde es vom „Verlag Freie Gesellschaft“, Frankfurt ein Verlag aus der damaligen Sub-Kultur Szene, die sich vorrangige mit Schriften zum Anarchismus einen Namen gemacht hatten.

Viel konnte ich über diesen Verlag nicht in Erfahrung bringen, aber es spricht wohl einiges dafür, dass sie sich irgendwie in der Tradition der Zeitschrift „Die freie Gesellschaft“ sahen, eine Zeitschrift „Die freie Gesellschaft “ eine anarchistische Monatsschrift der Föderation freiheitlicher Sozialisten (FfS) für Gesellschaftskritik und libertären Sozialismus, erschienen von 1949 bis 1953 in Frankfurt/M. und von 1981 bis 1986 in Hannover.

In den 1950er Jahren zählte die Die freie Gesellschaft zu den wohl bedeutendsten theoretischen Zeitschriften nach dem Zweiten Weltkrieg und verstand sich als „Kampfblatt“ des freiheitlichen Sozialismus die Verstöße gegen die Menschenrechte und Menschenwürde anprangerte; ein Diskussionsforum für libertäre Theorien, wobei auch die Probleme des sozialen und politischen Lebens besprochen wurden. (wikiwand.com)

Ich hätte gerne mehr über diesen Verlag erfahren … aber vielleicht ergibt sich das ja mal.

Ein wenig chaotisch schien der Verlag schon zu sein, denn anders lässt es sich nicht erklären, dass sie im Impressum folgendes angeben …

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… um dann aber in einer Widmung folgendes zu scheiben:

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Von daher gehe ich davon aus, dass das Erscheinungsjahr 1978 war, zumal auch viele Artikel sich auf das Jahr 1978 beziehen.

Aber ansonsten gibt es an diesem Buch nun wirklich nichts zu meckern:

Erklärungsversuche, was Punk ist, gibt es viele. Dies ist vermutlich der erste westdeutsche Versuch in Buchform, 1978 herausgegeben vom Soziologen Rolf Lindner, heute Professor im Ruhestand, mit einem Vorwort von Udo Lindenberg („Im Ursprung finde ich Punk sehr gut. Aber die Entwicklung im Punk finde ich ganz gefährlich.“). Der schmale Band enthält Übersetzungen englischer Texte – zum Teil älteren Datums – über „klassenspezifische Rockbedürfnisse“ und „Arbeitslosen-Rock“, zu Rock Against Racism, über die SEX PISTOLS, THE Clash, Punk und Reggae, dazu Auszüge aus englischen Fanzines und aus deutschen Medien, unter anderem von Alfred Hilsberg. Lindners Analyse hangelt sich entlang an Fragen der Darstellung von Punk in der Presse und deren Wirkung auf Jugendliche, er behandelt Punk als politische Haltung, als Hard Rock-Revival und als Kommerz. Klar benennt Lindner, dass das Bild von Punk in Deutschland zuerst von den Medien geprägt wurde, unter anderem vom Spiegel mit seiner Titelstory „Punk – Kultur aus den Slums: brutal und häßlich“, in dem die modischen Extreme zum Normalfall erklärt wurden.

Beispiel04Die Folge war, dass die ersten deutschen Punks versuchten, diesem Bild zu entsprechen, und zu Auftritten von ebenfalls dieses verzerrte Bild reproduzierende Bands wie StraSSenjungs und Big Balls & The Great White Idiot in ebensolcher Maskerade auftauchten, während Johnny Rotten wegen seines „normalen“ Aussehens als Punk in Frage gestellt wurde. Ebenso erteilt Lindner dem Versuch, Punk politisch links oder rechts einzusortieren, eine Absage. Dass die Selbststilisierung der Punks als Proletarier oft nur Fassade ist, arbeitet Lindner ebenso heraus wie den Aspekt, dass die musikalischen Wurzeln des Punk in der Ablehnung des abgehobenen Rockadels und von Virtuosentum liegen. Und er kommt zu der interessanten These, dass Punk eigentlich nur live authentisch ist und die Kommerzialisierung bereits mit der Konservierung der Musik auf Schallplatte begann. Wer sich für die Wurzeln von Punk in Westdeutschland interessiert, findet hier eine interessante Materialsammlung, die heute nur noch antiquarisch erhältlich ist. (Martin Fuchs; ox-fanzine.de)

Dass der Soziologe Rolf Lindner das Buch editiert hat, konnte ich dem Buch allerdings nicht entnehmen.

Beeindruckend die Materialfülle… ein musiksozilogisches Kompendium, wie man es ich nur öfters wünschen kann.

Musik hört man mit den Ohren, dazwischen ist dann das Hirn … dieses auch beim Thema Musik zu strapazieren, schadet nie … dieses Buch ist ein wunderbares Beispiel dafür.

Gar nicht mal so dumm … die Zeilen von Udo Lindenberg:

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So lob ich mir das: Ein seriöses Quellenverzeichnis:

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Aus einem Interview dem Reggae Musiker und DJ Don Letts:

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Die Rückseite des Buches:
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Weitere Bücher aus dem Verlag Freie Gesellschaft:
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