Ernst Schultz (* 3. Oktober 1943 in Wreschen, Wartheland, heutiges Polen) ist ein deutscher Komponist, Musikproduzent, Sänger, Gitarrist und Keyboarder. Gemeinsam mit Sonny Hennig war er eine der treibenden Kräfte der Nürnberger Rockband Ihre Kinder. (wikipedia)
Ernst Schultz kam am 3. Oktober 1943 in Wreschen in der Provinz Posen auf dem Landgut der Eltern zur Welt. Als die sowjetische Armee heranrückte, floh die Mutter mit dem 1 ½-jährigen Sohn Richtung Westen, der Vater kämpfte den aussichtslosen Krieg in Frankreich zu Ende, wo er in US-Gefangenschaft geriet. Schultz: „Wir kamen pünktlich zu den Bombenangriffen der Alliierten in Dresden an. Als meine Mutter am Morgen nach dem ersten Angriff das Haus verließ, war es weit und breit das einzige, das noch stand. Die Welt um uns herum lag in Trümmern.“ So hätte leicht alles vorbei sein können, bevor es begann. Seine Jugendzeit verlebte er in Bad Kissingen. Der Vater kam irgendwann aus Gefangenschaft zurück und erhielt 1958 einen Job in Nürnberg. So begann Schultz‘ Leben als Franke: „Ich hab mich hier immer sehr wohl gefühlt“, spottet der Zugereiste, „weil ich mich in Ruhe künstlerisch entwickeln konnte, ohne befürchten zu müssen, entdeckt zu werden.“
„Doch Jahre vergehn, /die Zeit bleibt nicht stehn./Wohin ich mich wende/ihr habt leere Hände für mich. Und Arbeit find ich nicht, /für mich brennt nur ein Licht/vor dem Gefängnistor.“ Ausgerechnet mit diesem Lied über einen entlassenen, chancenlosen Strafgefangenen, erleben „IHRE KINDER“ kurz vor Weihnachten 1970 einen Höhepunkt ihrer Karriere: Sie treten bei Dietmar Schönherr und Vivi Bach auf, gemeinsam mit den Bee Gees in „Wünsch Dir was“. Sofort liefen die Telefone heiß: „Wie könnt ihr in der Vorweihnachtszeit so langhaarige Gammler auftreten lassen?“ erinnert Schultz sich an erboste Zuschauerreaktionen, „aber Schönherr hatte einen Skandal pro Show einkalkuliert und das waren an dem Abend eben wir“.
Es war die Zeit, als „IHRE KINDER“ 150-180 Konzerte im Jahr spielten und doch kaum mehr als ein paar hundert Mark im Monat nach Hause brachten. Schultz‘ Frau Heidi, mit der der studierte Grafiker und begeisterte Autodidakt an seinen Instrumenten seit 1967 verheiratet ist, 1968 kam Tochter Maiken zur Welt, „sorgte mit ihrem Bürojob dafür, dass ich meinen Musikertraum leben konnte. Ich arbeitete außerdem als Freier Grafiker. Ich klotzte immer eine Zeitlang ran, verdiente auch gut, aber dann gingen wir wieder auf Tournee oder nahmen eine neue Platte auf und ich rauschte wieder in die Miesen.“
Mehrmals stand die Band vor dem „großen Durchbruch“, den später Udo Lindenberg oder Grönemeyer, Nena & Co mit deutschen Texten geschafft haben. Irgendwie, erscheint es heute, waren sie mit ihren Themen, der gitarrenorientierten, schnörkellosen Musik der Zeit immer einen Tick voraus. „Von Marketing konnte keine Rede sein“, erinnert sich Schultz. . „Es gab keine professionellen Musikmanager oder Agenten und die Infrastruktur stimmte überhaupt nicht. All das begann erst kurz danach.“ Aber schon 1971 löste sich die Band nach internen Querelen auf. Nach fünf Platten war also erstmal Schluss. Erst 1982 und 1984 fanden sich IHRE KINDER in Originalbesetzung wieder, es entstanden die LPs live ’82 ‚Ein Herz für IHRE KINDER’ und 1984 ‚Heute – Die letzte Oper’. Im Jahr 2000 traf man sich nochmals musikalisch – beim 25. Bardentreffen um mit einer Nürnberg-Fürther Allstarbesetzung und vier übriggebliebenen ‚Kindern’ Abschied zu feiern.
Ernst Schultz kurz vor seinem 75. Geburtstag in seinem Arbeitszimmer in Nürnberg/Gostenhof:
Für Ernst Schultz, dessen Konzept, die Musik ernst zu nehmen aber zum Vergnügen zu betreiben, am Ende aufgegangen ist, ging es trotzdem weiter: Mit deutschen Übertragungen der Liedertexte von Bob Dylan, der einst mit seinen Songs der Grund war, überhaupt auf Deutsch zu singen, feierte Schultz 2006 auf „seinem“ Bardentreffen eine neuen Anfang Danach folgten 2003 die Produktionen „Go Lep Lai Lai“ nach einem Motorradurlaub in Thailand mit Holger Stamm, seinem Lieblingsgitarristen, und 2010 „Der Gesang der Freiheit“ für das buddhistische Waldkloster Muttodaya im Frankenwald. 2010 kam auch schließlich die Wiederveröffentlichung der letzten „IHRE KINDER“ LP ‚Heute-Die letzte Oper’ von 1984 auf CD. Seine aktuelle Band heißt „Wundertüte“ – Best Of Rock & Pop’ und „covert unsere Lieblingslieder“ zwischen 1958 und 1978, der Zeit, in der, nach Schultz’ Meinung das Wichtigste des Rock- und Pop-Repertoires entstand.
Das Lebensmotto des Ernst Schultz stammt nicht vom Großmeister Dylan – auch nicht von Buddha. John Lennon hat es gedichtet: „All you need is love“, die Single erschien 1967, der Titel der B-Seite lautete „Baby You’re a Rich Man“. Das passt doch – recht betrachtet – auch gut, auf das Leben von Ernst Schultz. (Peter Budig)
Hier sein zweites Solo-Album:
Mit „Ihre Kinder “ war Ernst Schultz ja wirklich ein Pionier der deutschsprachigen Rockmusik … hier präsentiert er sich „gereifter“ … die politischen Aspekte sind ein wenig in den Hintergrund getreten … statt dessen kommt der Singer/Songwriter und Barde zum Vorschein..
Dabei überzeugt das Album schon auch mit seinen Texten, die alles andere als leichtfertig daher kommen, aber eben auch mit einer sehr vielfältigen Mischung unterschiedlicher Stile (von Folk bis Brass-Rock): Das macht das Album sehr abwechslungsreich.
Ein Blick auf die Besetzungsliste erfreut den Kenner der damaligen Musikszene (von Kristian Schultze , Muck Groh bis hin zu Dave Inker).
Es ist sehr sympathisches Album eines wichtigen Liedermachers !
Besetzung:
Toni Campo (bass)
Joe Esposito (drums)
Muck Groh (guitar)
Heinz Hoff (percussion)
Steve Ingbredson (bass)
Dave Inker (guitar)
Noby Meidel (guitar, vocals)
Engelbert Platz (organ)
Ernst Schultz (vocals, guitar, mandolin, percussion, harmonica, autoharp)
Kristian Schultze (keyboards, synthesizer)
+
Streicher der Nürnberger und Bamberger Symphoniker (strings)
Bläser der Max Greger Bigband (brass)
Titel:
01. Meistersinger 4.16
02. Du sagst… 2.49
03. Keine Ahnung 3.44
04. Irgendsoein Lied 3.43
05. Tief im Süden 3.40
06. Lampenfieber 4.55
07. Du fehlst mir zur Sonne 5.32
08. Auf dem Weg zu dir 4.20
09. Zeit 4.28
10. Nie vergeß ich wie es war 4.17
11. Ballade vom rostfreien Cowboy 3.27
B6 Viel Glück 3.03
Musik und Texte: Ernst Schultz
außer bei 10.: Sonny Henning
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