LVR-Industriemuseum Ratingen (Hrsg.) – Glanz und Grauen – Mode im Dritten Reich (2015

TitelEs war meine Frau Gemahlin, die mich im letzten Jahr dazu motivierte, nach Augsburg zu fahren, um diese ganz spezielle Moden-Ausstellung zu besuchen. Und ich habe es nicht bereut.

Das LVR-Industriemuseum Ratingen untersuchte in einem außergewöhnlichen Forschungsvorhaben die Alltagskleidung der Menschen, Trage- und Konsumgewohnheiten, die Verfügbarkeit von Kleidung und Mode sowie deren Herstellung in der Zeit des Nationalsozialismus. In Kooperation mit der Philipps-Universität Marburg, Institut für Europäische Ethnologie/Kulturwissenschaft, entstand so das Forschungsprojekt „Soziokulturelle Untersuchungen zur Bekleidungsgeschichte der 1930er/40er Jahre“, das mit finanzieller Hilfe der VolkswagenStiftung realisiert wurde. Die Sonderausstellung „Glanz und Grauen – Mode im Dritten Reich“ war das sichtbare Ergebnis der ersten Etappe.

Diverse in der Literatur sowie in Spiel- und Dokumentarfilmen immer wieder vermittelte Stereotype über diese Epoche in Hinblick auf das Kleidungs- und Modeverhalten und damit den Alltag werden kritisch hinterfragt. Dafür werden sowohl spezifische Kleidungsstücke untersucht als auch objektbasierte Befragungen von Zeitzeugen durchgeführt. Für beide ist der Ausgangspunkt die umfangreiche Sammlung alltagskultureller Textilien des Museums, in der sich mehr als 500 Kleidungsstücke und Accessoires aus den 1930er und 1940er Jahren befinden sowie Zeitschriften, Fotos etc., die die Bestände zur Mode und Konsumgeschichte ergänzen. Dazu kommen viele private Spenden von Ratinger Bürgerinnen und Bürgern.

„Glanz und Grauen – Mode im ‚Dritten Reich’“ zeigte die wichtigsten Erkenntnisse der bisherigen Forschungsarbeit und war zugleich Abschluss der ersten Etappe eines Forschungsprozesses, der mit der Ausstellung zur Diskussion gestellt wurde. Das Team erhielt vom Feedback der Besucherinnen und Besucher auch Impulse für die weitere Forschungsarbeit.

Im Rahmen der Untersuchung werden noch eine wissenschaftliche Fachtagung und eine Fachpublikation zum Abschluss des Forschungsvorhabens folgen.

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Da erinnert sich einer …

Die Uniformen der Hitlerjugend oder die fließenden Roben einer Zarah Leander – sie gelten als typisch für die Nazi-Zeit. Dieses Klischee hinterfragte die Ausstellung „Glanz und Grauen – Mode im Dritten Reich“. Gezeigt wurden nicht nur elegante Abendkleider, Dirndl und Uniformen. Im Mittelpunkt standen Alltagskleidung und Notgarderobe im Nationalsozialismus – und die politische Bedeutung vermeintlich banaler Hosen oder Jacken.

1933 übernahm die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) die Macht in Deutschland. Adolf Hitler und seine Schergen errichteten eine Diktatur, die mit Rassismus, Terror und Gewalt bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 fast jeden Lebensbereich prägte.

Ihr ideologisches Ziel war das „Tausendjährige Reich“. Um es zu verwirklichen, mussten die Nazis die breite Masse der Bevölkerung hinter sich scharen. Sie lockten sie mit der Idee der „Volksgemeinschaft“ aller Deutschen, die sich unter ihrem „Führer“ für das „eine große Ziel“ einsetzte.

„Volksgemeinschaft“ definierte das Regime, indem es andere ausgrenzte. Es verfolgte und vernichtete alle, die nicht seinen Kriterien entsprachen: Juden, Homosexuelle, Sinti und Roma, politische Widerständler und Verweigerer. Wer dagegen „arisch“ und linientreu oder einfach angepasst war, gehörte zu den „Volksgenossen“. Denunzierung, Fehltritte oder Verweigerung konnten aber auch aus einem Kameraden jederzeit einen Verfolgten machen.

Wie sahen Mode und Kleidung des Alltags in dieser Zeit aus? Und was haben sie mit dem NS-Regime zu tun? Die Uniformen für Parteiorganisationen schufen einerseits eine sichtbare Einheit und integrierten ihre Träger und Trägerinnen in die „Volksgemeinschaft“. Die Regierung diktierte andererseits „Judensterne“ als textile Kennzeichen für eine ganze Bevölkerungsgruppe, die sie ausgrenzte. Hat aber Alltagskleidung auch etwas mit Politik zu tun? Ist eine Schürze nicht einfach nur eine Schürze? (Quelle: industriemuseum.lvr.de)

Eine wirklich beeindruckende Ausstellung … und nicht minder beeindruckend ist dieses sog. Begleitbuch (102 Seiten).

Und so stell ich mir packende Geschichtsforschung vor: Ganz viel Quellenstudium, Recherchen ohne Ende … und dann auch noch die Gabe, die Forschungsergebnisse auf eine nachvollziehbare Weise darzustellen.

Von daher: ein wunderbar gelungenes Buch mit einer außergewöhnliche Variante, das III. Reich zu betrachten.

Mich verwunderte nur, warum die Herrenmode eigentlich kaum eine Rolle spielt (mit Ausnahme der Uniformen)

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„Auch im Kriege gut gekleidet … „

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Und hier geht´s zu einem „virtuellen Rundgang“ durch die Ausstellung:

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