Verschiedene Interpreten – 3. Festival des politischen Liedes (1972)

JFrontCover1etzt ein wenig Klassenkampf aus den 70er Jahren, gelegentlich im Mitklatsch-Ryhthmus. Die Rede ist von den Festivals des politischen Liedes in der DDR:

Das Festival des politischen Liedes war eine der größten Musikveranstaltungen in der DDR. Es wurde vom Oktoberklub begründet und fand zwischen 1970 und 1990 jedes Jahr im Februar als offizielle Veranstaltung der FDJ in Ost-Berlin statt. Der Hauptveranstalter war zunächst die FDJ-Bezirksleitung Berlin, ab 1975 der FDJ-Zentralrat. 1980 wurde eine Kompilation der ersten 10 Jahre des Festivals unter dem Titel Zehnkampf – Festival Des Politischen Liedes 1970–1980 herausgegeben. Im gleichen Jahr wurde ein hauptamtliches Büro „Festival des politischen Liedes“ gegründet. Die Organisation des Festivals erfolgte zu großen Teilen ehrenamtlich. Künstlerinnen und Künstler aus 60 Ländern (jeweils 50 bis 80 Künstler, Künstlerinnen und Gruppen aus rund 30 Ländern) traten auf, darunter Prominente wie Mikis Theodorakis, Miriam Makeba, Quilapayún, Inti-Illimani, Silvio Rodríguez, Mercedes Sosa, Canzoniere delle Lame und Pete Seeger. Das erste Festival fand vom 15. bis zum 21. Februar 1970 statt.

Nach dem Zusammenbruch der DDR verlor das Festival seine Funktion und die kulturelle Infrastruktur, auf der es basiert hatte. Um das Festival fortzuführen, wurde ein Förderverein gegründet, der 1991 bis 1994 das ZwischenWelt Festival als „neues Festival des politischen Liedes“ durchführte. Der Verein löste sich 1995 wegen finanzieller Probleme auf.

Im Jahr 2000 erfolgte mit einem kleinen Festival ein Neustart unter veränderten Vorzeichen. Die heutige inhaltliche Ausrichtung manifestiert sich seit 2001 in dem neuen Namen Festival Musik und Politik.

Maskottchen des Festivals war ein roter Spatz namens Oki. Der Name Oki ist abgeleitet von Oktoberklub. (Quelle: wikipedia)

BackCover1Oder aber auch:

Das Festival des politischen Liedes fand von 1970 bis 1990 jedes Jahr im Februar in Ostberlin statt. Es war eine der größten Musikveranstaltungen der DDR und eine „internationale Institution“ (Mikis Theodorakis 1983). KünstlerInnen aus über 60 Ländern aller Kontinente traten hier auf, darunter Größen der Folk- und Liedermacherszene wie Miriam Makeba, Quilapayún und Pete Seeger. Große Ereignisse der Weltpolitik (Vietnam, Chile, Nikaragua usw.) und die „politische Fieberkurve der DDR“ (Hans-Eckardt Wenzel 1999) spiegelten sich im Festival wider. Vom Oktoberklub begründet, wurde das Festival zu einer offiziellen Veranstaltung des Jugendverbandes FDJ und damit teilweise vereinnahmt und missbraucht. Vor allem jedoch war es ein Fenster zur Welt und eine Frischzellenkur für das Kulturleben der DDR. (Quelle: songklub.de)

Fria Proteatern

Aus Schweden: Fria Proteatern

Und mit sehr gemischten Gefühle höre ich dieses Album nach vielen Jahren wieder.

Einerseits: damals war ich ein glühender Verfechter für den demokratischen Sozialismus (so wie ihn Salvadore Allende in Chile versuchte zu realisieren, bis ihm die Schergen vopn Pinochet – natürlich unterstützt von den USA – den Garaus machten) und von daher schätzte ich durchaus ein Liedergut, das Themen wie Ausbeutung, Unterdrückung zum Thema hatten.

Andererseits erschienen mir schon damals all diese klassenkämpferischen Melodien und Texte arg verkrampft, phrasenhaft, gewollt und

Und dann war mir wohl auch schon damals klar, dass es auch die DDR mit Menschenrechten nicht sonerlich ernst nahm. Im Gegenteil: mit der Stasi hatten sie ein wirklich perfides Spitzel- und Verräter-System installiert, das – und dieser Hinweis sei erlaubt – an das Denunziantentum im III. Reich erinenrte …

Und dennoch: Meine tiefe Sympathie gilt weiterhin all jenen Menschen, die mit diesen Liedern (und ka, manche sind auch arg naiv) für eine bessere Welt eintreten wollten … nach dem Motto: „Maybe I´m a dreamer, but I´m not the only one… „. Und die internationale Besetzung (einschließlich den Wessis Dieter Süverkrüpp und Die Conrads !) ist in der Tat eine mehr als spannende Sache … Und ja: der damalige Protest gegen die US-Barberei in Vietnam war berechtigt …

Von daher: ein wichtiges Zeitdokument ! Und bei einem Lied wie „Wem soll getraut werden“ … krieg ich heute noch ne Gänsehaut (wenngleich der Hinweis auf die „Lehren Lenins“ eigentlich ein ganz, ganz mieses Argument war und ist) !

Oktoberklub Berlin

Oktoberklub Berlin

Titel:
01. Oktober-Klub Berlin: Lied vom Vaterland (Andert) 4.01
02. Fria Proteatern: Habt ihr gehört, Genossen (Forslund/Idering/Ringbom/Ohrlander)
03. Dieter Süverkrüp: Ballade von Hans Dickhoff (Süverkrüp)
04. Gruppe Agit-Prop + KOM-Theater: Auf welcher Seite stehst du (Chydenius/Oksanen)
05. Silvio Rodriguez: Waffen hegen Waffen (Rodriguez)
06. Gruppe Sergej Nikitin: Pferde im Ozean (Berkowskij/Slutzkij)
07. Gruppe vietnamesischer Studenten + Fria Proteatern: Hymne der FNL (Sieng)
08. Quilapayún: Für Vietnam (Carrasco/Gómez)
09. Dr. Bhupen Hazarika: Lang lebe Bangladesh (Hazarika)
10. Gruppe Basta: Camilo Torres (Vigletti)
11. Gruppe Kalaka: Zigeunerlied (Mikó/Bari)
12. Agitpop: Europawalzer (Würgler/Holst/Jensen)
13. Die Conrads: Wem soll getraut werden (Maiwald)
14. Oktober-Klub Berlin: Friedenslied (Heicking/Andert)

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DieConrads

Die Conrads