Verschiedene Interpreten – 40 Years Of Enja Records (2011)

FrontCover1.jpgWir haben hier in Deutschland ja schon einige Labels, die man nun wahrlich „renommiert“ nennen darf.

Dazu gehört ganz sicherlich auch Enja Records:

Enja ist ein unabhängiges Plattenlabel für Modern Jazz.

Enja wurde 1971 in München von Matthias Winckelmann und Horst Weber ins Leben gerufen. Weber und Winckelmann gründeten damals ihr Label mit geliehenem Geld und konnten damit Mal Waldron im Domicile aufnehmen und die Lizenzen nach Japan verkaufen. Zu den frühen Künstlern des Labels zählen auch Albert Mangelsdorff, Attila Zoller und der japanische Trompeter Terumasa Hino. Anfangs war eine Konzentration auf den neuen europäischen Jazz beabsichtigt (Enja steht für European New Jazz). Doch schon bald wurde sehr viel breiter produziert. Beispielsweise „entdeckten“ die Labelchefs John Scofield (der allerdings mit zunehmendem Erfolg zu einem größeren Label wechselte) und führten im Katalog schon bald weitere US-amerikanische Musiker wie Chet Baker, Freddie Hubbard, Dizzy Gillespie und Gene Ammons. Diese Aufnahmen wurden teilweise für Nordamerika in Lizenz durch Inner City Records bzw. Naxos veröffentlicht. Auch nahmen sie Archivmaterial hinzu, etwa von Eric Dolphy und von Charles Mingus.

In den 1970er Jahren hatten sie Erfolge mit Chet Baker und Abdullah Ibrahim, in den 1980er Jahren besonders mit dem Oud-Spieler Rabih Abou-Khalil. 1986 entschieden die beiden Labelgründer, ihre Geschäfte zu trennen. Sie teilten den Katalog (der damals rund 350 Titel umfasste und zurzeit (2012) etwa 800) und gründeten zwei voneinander unabhängige Tochterlabel, die beide bis heute bestehen. In Winckelmanns Enja-Zweig erscheinen rund 15 Titel pro Jahr; er hat sich auch weiter in Richtung World Jazz geöffnet und um das Klassiklabel Marsyas und die Booking-Agentur Enja Booking erweitert. Mehrfach wurde Alben aus dem Katalog der ECHO Jazz verliehen, aktuell (2017) der Saxophonistin und Flötistin Anna-Lena Schnabel für ihr Debütalbum Books, Bottles & Bamboo. (Quelle: wikipedia)

Also, da haben wir den Horst Weber:

Horst Weber (* 21. Februar 1934 in Aachen; † 24. Februar 2012 in Garmisch-Partenkirchen) war ein deutscher Jazzproduzent und Mitbegründer des Jazzlabels enja.

Weber lernte das Schneiderhandwerk. Zunächst arbeitete er als Entwurfsschneider und Modedesigner, unter anderem freiberuflich für das Deutsche Mode-Institut, für das er während der 1960er Jahre auch nach Japan reiste; dabei knüpfte er Kontakte zur japanischen Jazzszene. Daneben war er in der Region Aachen als Konzertveranstalter

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Horst Weber

aktiv, bevor er Ende der 1960er Jahre nach München zog. 1971 gründete er dort gemeinsam mit Matthias Winckelmann das Plattenlabel enja; als erstes Album veröffentlichten sie Black Glory, eine Aufnahme des Pianisten Mal Waldron aus dem Münchner Jazzclub Domicile. Später folgten Alben von Albert Mangelsdorff, Terumasa Hino, Masahiko Sato, Chet Baker, Charles Mingus oder Abdullah Ibrahim. Mit Gerd Filtgen schrieb Weber eine Biographie über Charles Mingus. 1986 trennten sich Winckelmann und er, weil sie zu unterschiedliche Vorstellungen von der Arbeitsintensität und der weiteren Ausrichtung der Produktionen hatten, und gründeten eigenständige Labels unter der alten Dachmarke. Den gemeinsamen Katalog von damals 350 Alben teilten sie sich auf, indem sie auswürfelten, wer künftig auf seinem Enja-Label welche Künstler veröffentlichen dürfe. Weber setzte zunächst weiter auf Produktionen aus Japan und aus München. Anfang der 2000er Jahre übergab Weber die Leitung seines Labels an Werner Aldinger und zog sich aus dem laufenden Geschäft zurück.

Und dann natürlich noch den Matthias Winckelmann:
Matthias Winckelmann (* 1941 in Berlin) ist ein deutscher Jazzproduzent und Mitbegründer des Jazzlabels enja.

Winkelmann, der in Frankfurt am Main aufwuchs, lernte als Jugendlicher Trompete und begeisterte sich für Jazzmusik. Er studierte in München Volkswirtschaftslehre und

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Matthias Winckelmann

Soziologie und interessierte sich zunächst für die Arbeit als Entwicklungshelfer. 1971 gründete er gemeinsam mit Horst Weber das Plattenlabel enja. Als erstes Album veröffentlichten sie Black Glory, eine Aufnahme des Pianisten Mal Waldron aus dem Münchner Jazzclub Domicile, die Winckelmann persönlich aus dem Auto heraus bei den deutschen Plattenläden vertrieb. Später produzierte er Alben von Attila Zoller, George Gruntz, Walter Norris, Chet Baker, Bennie Wallace, Abbey Lincoln oder Abdullah Ibrahim, der Winckelmann für World Jazz begeisterte. 1986 trennten sich Weber und er und gründeten eigenständige Labels unter der alten Dachmarke. Den gemeinsamen Katalog teilten sie sich auf, indem sie auswürfelten, wer künftig auf seinem Enja-Label welche Künstler veröffentlichen dürfe. Winckelmann setzte zunehmend auch auf europäischen und auch orientalisch beeinflussten Jazz und produzierte Musiker wie Rabih Abou-Khalil, Dhafer Youssef, Renaud Garcia-Fons, Gianluigi Trovesi oder Daniel Schnyder. Auch gründete er mehrere Sublabels wie Blues Beacon, Tiptoe und Marsyas. (Qulle: wikipedia)

Und anlässlich des 40jährigen Jubiläums dieses Ausnahmelabels gab es in der Jazzszene natürlich etliche Jubiläumsbeiträge … stellvertretend für die vielen hier ein Beitrag aus dem Magazin „Jazz Thing“, die sich auch gleich an diesem hier präsentiertem Jubiläumssampler („Promotional copy – Not for sale !“) beteiligten:

Nur an Matthias Winckelmann scheint die Zeit spurlos vorbeigegangen zu sein. Der Gründer von Enja Records geht auch nach 40 Jahren mit unvermindertem Enthusiasmus ans Werk, gräbt weltweit weiter nach guter Musik und plaudert herrlich enthusiastisch über seine Veröffentlichungen im Slang der 70er-Jahre. Weil vieles davon immer noch „dufte“, „frech“ und „großartig“ ist, gibt es nun in Jazz thing exklusiv einen Sampler mit 16 Highlights aus der Enja-Geschichte.

Jazz thing presents 40 Years Of Enja Records„European New Jazz“ oder kurz „Enja“: Hinter diesen Buchstaben verbirgt sich eines der vitalsten Independent-Labels des Kontinentes. Der Name könnte jedoch zu falschen Schlüssen führen. Matthias Winckelmann, der die in München ansässige Plattenfirma 1971 mit Horst Weber aus der Taufe hob, suchte nach einem kurzen, einprägsamen Begriff, der in viele Sprachen übertragbar war und eine weibliche Endung besitzen sollte. „Enja“ erfüllte all diese Voraussetzungen, die Definition wurde später nachgeschoben.

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Das Enja Team im Jahr 2011 (v.l.n.r.): Sebastian Schreiner, Milena Albrecht, Matthias Winkelmann, Olga Spathelf, Werner Aldinger.

In der Tat hielten Winckelmann und Weber früher allenfalls sporadisch in der Alten Welt nach neuen Klängen Ausschau. Doch im Laufe der Zeit haben sich die Parameter merklich erweitert. Inzwischen stellt der Jazz klassischer Prägung nur mehr eine von vielen Facetten der über 700 Produktionen dar. Enja sieht es 2011 als seine Aufgabe an, die Gegenwart der modernen Musik abzubilden und den Entdeckergeist von einst ins fünfte Jahrzehnt hinüberzutransportieren.

Ein durchaus schwieriges Unterfangen, hat sich doch nicht nur der Tonträgermarkt im Laufe der Zeit radikal verändert, sondern auch die grundsätzliche Auffassung über Jazz. Als Matthias Winckelmann und Horst Weber anfingen, ließ sich die Zahl der Labels noch an einer Hand abzählen. Der Frankfurter Winckelmann studierte in München, der Aachener Weber besaß als gelernter Schneider und Konzertveranstalter gute Kontakte nach Japan. „Wir waren begeisterte Amateure ohne jede Kenntnis vom Business. Trotzdem beschlossen wir, es wenigstens mal mit einer Platte zu versuchen.“ Die hieß „Black Glory“ und stammte von dem Pianisten Mal Waldron.

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Anlässlich des Jubiläums im Jahr 2011: Enja-Chef Matthias Winckelmann posiert hier vor einem Eric-Dolphy-Porträt

Während der folgenden Jahre erwarben sich die beiden Freunde mit einem guten Gespür für den Zeitgeist, einer gesunden Portion kaufmännischem Geschick, Aufrichtigkeit und Stehvermögen einen glänzenden Ruf als verlässliche Partner. Zu den Besonderheiten von Enja gehört, dass die Gründer von 1986 an getrennte Wege gingen und sich den damaligen Katalog teilten. Keiner wollte jedoch auf den liebgewonnenen Namen verzichten. Nach Jahren der räumlichen Distanz arbeiten beide Enjas heute wieder unter einem Dach in der Münchner Frundsbergstraße. Horst Weber (79) hat die Geschäfte mittlerweile an Werner Aldinger abgegeben und lebt in Garmisch, Matthias Winckelmann (70) ist nach wie vor aktiv. Von ihm und Aldinger stammt auch die Auswahl der Enja-Jubiläums-Compilation für Jazz thing. (Reinhard Köchl)

Und dann gab´s dann natürlich eine Galaveranstaltung … und zwar am20. Oktober 2011 im Münchner Gasteig (Carl-Orff-Saal), dabei gab´s dann nicht nur die üblichen Festreden, sondern auch Liveauftritte des italienische Brass-Ensemble La Banda (Ruvo di Puglia) und Kontrabassvirtuose Renaud García-Fons (Prädikat: außergewöhnlich).

Und hier kann man sich nun anhören … wie sich 40 Jahre Ejna Rcords anhören …  und gleich noch ein Prädikat: Zeitlos ! Diese Auswahl zu erstellen war vermutlich arg mühsam … bedenkt man all die Schätze des Labels.

Und dann bin ich gespannt was los ist, denn dieses >Label 2021 ihr 50jähriges Jubiläum feiert … denn ein Ende ist nicht abzusehen … und das ist gut so !

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Titel:
01. Blairman/Warren/Mangelsdorff/Sato:  Intro (excerpt) (1971) (Mangelsdorff) 1.39
02. Bobby Jones: Bringin‘ In The Sheep (1974) (Jones) 3.22
03. Tommy Flanagan: Maybe September (1982) (Faith) 4.57
04. John Scofield Monk’s Mood: (Solo) (Monk) (1979) 6.02
05. Chet Baker: My Funny Valentine (1988) (Rodgers) 9.34
06. Bennie Wallace: My Heart Belongs To Daddy (1982) (Porter) 5.55
07. Abdullah Ibrahim: Calypso Minor (1979) (Ibrahim) 5.00
08. Archie Shepp/Mal Waldron: Lady Sings The Blues (2002) (Holiday/Nichols) 3.34
09. Dusko Goykovich/Ekrem Sajdic Gypsy Groovz: Ĉoĉek Sréce (2001) (Sajdic) 6.04
10. Glenn Ferris: Qui? (excerpt) (1997) (Aznavour) 4.21
11. Aki Takase: Ain’t Misbehavin‘ (2003) (Razaf/Waller/Brooks) 4.52
12. Susi Hyldgard: Blush (2006) (Garner/Hyldgaard) 4.26
13. Florian Weber: Alone Together (2009) (Dietz/Schwartz) 5.35
14. Dhafer Youssef: Yabay (2000) (Youssef/Muthspiel) 3.16
15. Renaud García-Fons: Jam Bulería (1997) (García-Fons) 3.04
16. Rabih Abou-Khalil: Afterthought (excerpt) (2002) (Abou-Khalil) 1.27

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