Verschiedene Interpreten – Haare (Hair) – Originalaufnahme der deutschsprachigen Uraufführung (1969)

OriginalFrontCover1Um mal mit einem abgedroschenem Spruch zu beginnen: Jetzt wird es haarig … im Klartext: Hier geht´s um das wohl erste Rock-Musical „Hair“ und hier natürlich insbesondere um die Aufnahmen der „deutschsprachigen Uraufführung“:

Hair (im Untertitel The American Tribal Love/Rock Musical) ist ein US-amerikanisches Musical, das als Meilenstein der Popkultur in den späten 1960er Jahren gilt. Im Mittelpunkt der Handlung steht eine Gruppe der Hippie-Bewegung. Buch und Liedtexte stammen von Gerome Ragni und James Rado, die Musik ist von Galt MacDermot. Nach einer Off-Broadway-Vorpremiere im Oktober 1967 in Joseph Papp’s Public Theater begann die Produktion im April 1968 mit der Uraufführung am Broadway.

Hair gilt als eines der erfolgreichsten Musicals überhaupt und wurde in der Folge auch in zahlreichen anderen Ländern aufgeführt. Uraufführung der für Deutschland in die deutsche Sprache adaptierten Fassung Haare war am 24. Oktober 1968 in München. 1979 wurde Hair durch Miloš Forman verfilmt.

Hair erzählt die Geschichte einer Gruppe gegen das Establishment eingestellter langhaariger (daher der Name des Musicals) Hippies, die in der Stadt New York unter dem Vorzeichen des „Zeitalters des Wassermanns“ leben und lieben und sich gegen die Einberufung als Soldaten für den Vietnamkrieg auflehnen. Der frisch vom Land hinzugestoßene Claude Hooper Bukowski, die junge Frau Sheila und ihr charismatischer Zimmergenosse Berger leben in einer Dreiecksbeziehung lustvoll aber ziellos in den Tag hinein. Claude gerät, hin und her gerissen zwischen den patriotischen Impulsen seiner bürgerlichen Herkunft und den im Kreise seiner neuen Freunde erstarkten pazifistischen Idealen, in einen inneren Konflikt, denn mit Eintreffen der Einberufung muss er sich entscheiden, ob er wie die anderen den Kriegsdienst verweigern (und damit eine drohende Gefängnisstrafe und gesellschaftliche Ächtung in Kauf nehmen) oder seine pazifistischen Ideale missachtend, sich der militärischen Autorität unterwerfen, Menschen töten und sein Leben in Vietnam riskieren soll.

Hair wurde in den USA von 1967 Off-Broadway und von 1968 bis 1972 am Broadway ohne Unterbrechung aufgeführt. Das Musical war aber auch weltweit erfolgreich.

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Alternative Frontcover

In Deutschland (wie auch in England) war Hair vor Jesus Christ Superstar das erfolgreichste Musical seiner Zeit. Die deutsche Version „Haare“ lief 2 1/2 Jahre, sie war in allen deutschsprachigen Ländern ein Erfolg. Es gab Aufführungen in München, Düsseldorf, Berlin, Hamburg, Böblingen bei Stuttgart, Frankfurt, Nürnberg, Köln, Essen, Duisburg, Wien, Zürich usw. und zuletzt Ulm.

In den deutschen Aufführungen wurde die Rolle der Sheila von Su Kramer bzw. Freya Weghofer gespielt, die später die Rolle der Jeannie übernahm. Weiter traten Reiner Schöne als Berger, Ron Williams als Hud, Jürgen Marcus als Claude sowie Donna Gaines (die später als Donna Summer bekannt wurde) und Liz Mitchell als Donna auf.

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Die Münchner Truppe von „Haare“, wie das Musical auf Deutsch hieß: Mit dabei waren 1968 unter anderem Donna Summer (vorne rechts) und Ron Williams (links daneben, mit Kette)

Die Liedertexte wurden größtenteil wörtlich übersetzt von Walter Brandin, dabei teilweise jedoch an die europäischen (wie z. B. in Amsterdam, London und in Stockholm) bzw. deutschen Gegebenheiten und Mentalitäten und die deutsche Sprache angepasst.

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Plakat der Uraufführung im Theater in der Briennerstraße, München (1968)

Die deutschen Szenen und Traumbilder sind nicht in allen Teilen direkte Übersetzungen, orientieren sich aber inhaltlich an den englischen Vorbildern. Sie wurden teilweise in fast kabarettistischer Art und Weise sogar spontan tagesaktuell gebracht, wie z. B. die Generals-Szene (Peter Kern), welche die hierarchischen Strukturen der Gesellschaft verspottet. In der Väter-Mütter-Szene, Anerkennung der Jugend („Ich hab kein Geld…“), kritische Anspielungen auf Medien und Reklame („HB-Männchen“, „Mainzelmännchen“ „Touristenlady“ u. a.), „vaterlandslose Gesellen“ (die CDU hat die SPD als „vaterlandslose Gesellen“ bezeichnet). Daneben gab es lokale Anspielungen wie „Komm wir gehen auf den Ku’damm Wessis erschrecken…“ und viele andere. Insofern war Hair weniger ein Musical mit fortlaufender Handlung (wie im Film) als mehr ein Rock-Kabarett mit aufeinanderfolgenden Songs und Szenen ohne besondere Örtlichkeit. Auch daher rührte der Erfolg der drei deutschsprachigen Ensembles. (Quelle: wikipedia)

Tja, dieses Musical hat damals wohl wirklich für Furore gesorgt:

Das Musical, 1968 in New York uraufgeführt, kam 1969 nach Deutschland und traf den Nerv der Zeit. Allein schon der Wunsch, Hair zu besuchen, löste bei Eltern und Erwachsenen Stürme der Entrüstung hervor.
„In dem Musical Hair artikuliert sich der Protest der Jugend gegen Krieg und Wehrdienst, gegen Intoleranz, Brutalität und Entmenschlichung. Gezeigt wird das Hippie-Dasein als mögliche Lebensform, in der Liebe, Glück und Freiheit des Einzelnen dominieren. Der Protest der Hippies gegen erstarrte Gesellschaftsformen und Auswüchse menschlicher Unzulänglichkeit und Hybris vollzieht sich stets im Rahmen der Gewaltlosigkeit. Wenn Hippies ihren Gegnern und Feinden Blumen schenken so hoffen sie auf die heilsame Wirkung dieser Geste der Sanftheit. Zu Recht tragen sie deshalb den Namen Blumenkinder.“ (Dr. Rolf Cyriax)

Nun, natürlich darf man sich über die Naivität jener Hippiephilosophie amüsieren, aber wenn ich mich gerade im Januar 2019 so in der Welt umschaue, dann wünscht man sich schon ein wenig, dass die Welt ein wenig mehr von dieser „naiven“ Friedfertigkeit hätte …

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Und deshalb gestatte ich es mir auch, beim mehrfachen hören dieses Musicals ein paar Tränchen auf die Reise zu schicken …

Und weil ich mich halt weiterhin dafür interessiere … wie auch dieses Ereigniss damals publistisch verarbeitet wurde … habe ich dieser Präsentation ein paar Artikel beigelegt:

Besprechungen zur Urauffführung aus „Der Zeit“ und „Der Spiegel“ … sowie eine Erinnerung des zeitgeschichtlichen Archivs des WDR sowie eine Erinnerung an die Uraufführung aus dem Jahr 1968 anlässlich eines Remakes des Musicals im Jahre 2013 und zwar ebenfalls in München.

SingleAuskoppelungen

Besetzung:
Ann: Ann Helstone
Barbara: Barbara Eff
Berger: Reiner Schöne
Charlie: Charles Berry
Claude: Bernd Redecker
Crissy: Birgit Rüssmann
Donna: Donna Gaines (Summer)
Horst: Horst Twieg
Hud: Ronnie Williams
Jeanie: Elke Koska
Lyvia: Lyvia Bauer
Minoru: Minoru Terada
Nando: Bernd Tischer
Renate: Renate Mauerer
Sheila: Gudrun Kramer (Su Kramer)
Stella: Stella Mooney
Tommy: Shirley Thompson
Udo: Udo Janson
Verina: Verina Weiss
+
Orchester Les Humphries unter der Leitung von Steve Gilette

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Titel:
01. Wasserman (Aquarius) (Donna Gaines) 3.05
02. Donna (Reiner Schöne) 2.33
03. Manchester (Bernd Redecker) 1.14
04. Ich bin ein Farbiger (Colored Spade) (Ronnie Williams) 1.11
05. Ich hab kein… (Ain’t Got No) (Bernd Tischer, Charles Berry, Lyvia Bauer) 0.49
06. Luft (Air) (Elke Koska, Birgit Rüsmann, Donna Gaines) 1.20
07. Ich bin reich (I Got Life) (Bernd Redecker) 2.53
08. Bergab (Going Down) (Reiner Schöne, Horst Twieg) 1.52
09. Haar (Hair) (Bernd Redecker, Reiner Schöne) 2.25
10. Nein“ sagt sich so leicht (Easy To Be Hard) (Gudrun Kramer) 2.35
11. Frank Mills (Birgit Rüsmann) 2.00
12. Hare Krishna  (Ensemble) 3.18
13. Wo geh‘ ich hin (Where Do I Go?) (Bernd Redecker)  2.44
14. Black Boys (Renate Mauerer, Stella Mooney, Barbara Eff, Verina Weiss) 1.02
15. White Boys (Donna Gaines, Shirley Thompson, Ann Helstone) 2.25
16. Schweben im Raum (Walking In Space) (Donna Gaines, Minoru Terada, Renate Maurer) 4.50
17. Rot, blau und weiß (Don’t Put It Down) (Bernd Tischer, Udo Janson) 1.33
18. 3500 (Ensemble) 3.13
19. Hat’s der Mensch nicht weit gebracht? (What A Piece Of Work Is Man?) (Shirley Thompson, Birgit Rüsmann) 1.29
20. Die letzten Sterne (Good Morning Starshine) (Gudrun Kramer) 2.38
21. Finale (Lasst den Sonnenschein) (Let The Sunshine In) (Bernd Redecker , Gudrun Kramer, Donna Gaines, Ensemble) 3.50

Musik: Galt MacDermot
Originaltext: Gerome Ragni/James Rado
Deutscher Text: Walter Brandin

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