Hans-Reinhard Müller – Heilige Nacht – Eine Legende (Ludwig Thoma) (1970)

FrontCover1Also, den Ludwig Thoma könnte man heute schon noch kennen:

Ludwig Thoma (* 21. Januar 1867 in Oberammergau; † 26. August 1921 in Tegernsee) war ein deutscher Schriftsteller, der durch seine ebenso realistischen wie satirischen Schilderungen des bayerischen Alltags und der politischen Geschehnisse seiner Zeit populär geworden ist.

Mehr über diesen Schriftsteller kann man dann z.B. hier finden.

Aber in Vergessenheit geraten ist wohl der Sprecher dieser klassischen Weihnachtgeschichte aus er Feder von Ludwig Thoma, der Schauspieler und Regisseur Hans-Reinhard Müller:

Hans-Reinhard Müller, (* 15. Januar 1922 in Nürnberg; † 5. März 1989 in Bad Feilnbach) war ein deutscher Theaterintendant, Regisseur, Schauspieler, Hörspielsprecher und Fernsehmoderator.

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1938 stand Hans-Reinhard Müller an den Münchner Kammerspielen als Statist erstmals auf einer Bühne. Ab 1941 nahm er Schauspielunterricht bei Friedrich Kayssler in Berlin und erhielt bald ein Engagement am Stadttheater Klagenfurt. Nach seiner Einberufung zum Kriegsdienst, nach schwerer Kriegsverwundung und Gefangenschaft studierte er nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs an der Ludwigs-Maximilians-Universität München Philosophie, Germanistik und Geschichte und trat am ersten Theater der Jugend, das es in München gab, wieder auf. 1946 bis 1948 wurde er von Erich Engel an die Münchner Kammerspiele verpflichtet und debütierte in dessen Regie von Shakespeare’s Sturm als Ferdinand.

Nach Engels Weggang wechselte Müller 1948 als Schauspieler an das Bayerische Staatsschauspiel, wo ihn Kurt Horwitz, bis 1933 einer der wichtigsten Schauspieler an den Münchner Kammerspielen, mit seinem Antritt als Intendant zum Regisseur (1952), zu seinem persönlichen Mitarbeiter (1953), zum stellvertretenden Intendanten und zum Leiter der Verwaltung (1954) machte. 1957 wurde Müller zum Koordinator der drei Bayerischen Staatstheater ernannt. Nach dem Intendantenwechsel zu Helmut Henrichs 1958 blieb er weiterhin stellvertretender Intendant und Leiter der Verwaltung.

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Ab 1955 trat Müller in Fernsehspielen des Bayerischen Rundfunks auf und begann ab 1959 auch Fernsehregien zu übernehmen, wobei er 1960 mit So ist es – ist es so? mit Horst Tappert den Preis der Deutschen Fernsehkritik erhielt. Deutschlandweit wurde Müller erstmals bekannt mit der Moderation der in der ARD ausgestrahlten Unterhaltungssendung Samstagnachmittag zu Hause (1958–1967). Schon ab 1950 arbeitete er bis zu seinem Tod in über 200 Hörspielen als Sprecher und Regisseur.

1960 wurde Müller zum Intendanten des Mehrspartentheaters Freiburg in Freiburg im Breisgau berufen und begann verstärkt als Theaterregisseur in München, Zürich, Essen und Freiburg zu arbeiten. Zu Müllers Inszenierungen in Freiburg zählten unter anderem die Uraufführung des Schauspiels Die Abendgesellschaft (1961) von Maria Matray und Answald Krüger und die deutsche Erstaufführung des Stücks Andacht zum Kreuz (1962) von Calderón de la Barca. Als Intendant widmete er sich besonders der Nachwuchsförderung und ermöglichte in Freiburg herausragende Gastspiele, z. B. mehrfach von Jean-Pierre Ponnelle und Giorgio Strehler. Nach einer Budgetkürzung des Freiburger Stadtrates legte er sein Amt 1969 nieder.

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Als Direktor der renommierten Schauspielschule Otto-Falckenberg kehrte er anschließend nach München zurück. 1971 ließ der Münchner Kulturreferent Herbert Hohenemser (1956–1976) zur Neubesetzung der Intendanz der Münchner Kammerspiele eine einmalige basisdemokratische Intendantenwahl durchführen, bei der alle Angestellten des Theaters gleichermaßen stimmberechtigt waren. Das Verfahren schreckte manche prominente Interessenten ab. Müller trat bei Vorstellungsrunden im Schauspielhaus vor der Belegschaft gegen mehrere von den Medien favorisierte Mitbewerber wie Ivan Nagel an und wurde als Nachfolger von August Everding zum Intendanten der Münchner Kammerspiele gewählt. Von der Presse wurde er nach seiner Wahl stark abgelehnt und als „Verlegenheitslösung“ gesehen, während der „konservative Treibsand“ Münchens seine Wahl begrüßte.

Unter diesen schwierigen Voraussetzungen begann Müller 1973 seine Intendanz an einem von zeittypischen politischen Skandalen erschütterten Haus, von dessen altem Ruhm, mit einem zuletzt „fragwürdig boulevardesken“ Spielplan und einem zerrissenen Ensemble, nicht mehr viel übrig war. Zudem präsentierte er, Falckenbergs Tradition wieder aufgreifend, literarisch anspruchsvolle Texte und in München noch unbekannte Autoren (Sternheim, Lasker-Schüler, O’Casey, Valle-Inclán, Wedekind, Feydeau, Witkiewicz) mit Regisseuren, die im bundesdeutschen Theater noch wenig bekannt waren: Johannes Schaaf, Klaus Emmerich, Benno Besson oder Adolf Dresen. Das konservative München war von Müller enttäuscht und kehrte den Kammerspielen den Rücken, die lokale Presse war ablehnend, die überregionale Kritik teils anerkennend. Die Wende kam 1975 mit Der Arzt am Scheideweg von George Bernard Shaw in der umstrittenen Inszenierung von Rudolf Noelte, die zum Berliner Theatertreffen eingeladen wurde.

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Aber erst mit dem Engagement von Dieter Dorn als Oberspielleiter, den er schon seit 1972 gewinnen wollte, von Ernst Wendt als Chefdramaturg und Regisseur sowie mit dem Hausregisseur Harald Clemen gelang Müller 1976 der Durchbruch. Die ästhetisch ganz gegensätzlichen Inszenierungsstile insbesondere von Dorn und Wendt machten die Kammerspiele mit zum Teil aufsehenerregenden Aufführungen wieder zu einem der interessantesten deutschsprachigen Sprechtheater dieser Zeit, was sich auch in mehreren Einladungen zum Berliner Theatertreffen niederschlug: Dorn mit Minna von Barnhelm von Gotthold Ephraim Lessing 1977, mit Groß und Klein von Botho Strauß 1979 und Wendt, der 1980 mit dem Deutschen Kritikerpreis ausgezeichnet wurde, mit Lovely Rita von Thomas Brasch 1979 und mit Goethes Torquato Tasso 1982, wie auch Robert Wilson mit Die goldenen Fenster 1983.

Während seiner Intendantenzeit inszenierte Müller an den Kammerspielen Stücke von Ibsen, Hofmannsthal, Raimund, D. L. Coburn, Widmer und Sternheim und trat als Schauspieler in Inszenierungen von Sternheim, Wedekind, Witkiewicz, Lorca (Regie: Wendt), Strauß (Regie: Dorn), Ibsen und Büchner (Regie: Dorn) auf. Mit dem Erreichen des Pensionsalters legte Müller 1983 die Intendanz nieder und wirkte maßgeblich daran mit, das Dieter Dorn zu seinem Nachfolger als Intendant der Münchner Kammerspiele gewählt wurde.

Nach seiner Intendantenzeit arbeitete Müller hauptsächlich als Schauspieler. Große Bekanntheit erlangte er 1984 und 1988 mit der Hauptrolle Anton Wiesinger in der Fernsehserie Die Wiesingers (Regie: Bernd Fischerauer) und als Dr. Juckenack in dem Film Das schreckliche Mädchen (Regie: Michael Verhoeven), der ein Jahr nach Müllers Tod 1990 in die Kinos kam, zahlreiche deutsche und internationale Auszeichnungen erhielt und der 1991 für den Oscar in der Kategorie bester fremdsprachiger Film nominiert war. (wikipedia)

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Ludwig Thomas „Heilige Nacht“ ist ein Klassiker bayerischer Literatur. Der Schriftsteller verlegte die Weihnachtslegende nach dem Lukasevangelium in das verschneite bayerische Oberland und erzählt sie in Versform und Dialekt. (Bayerischer Rundfunk)

Heilige Nacht ist der Titel eines Versepos des bayerischen Schriftstellers Ludwig Thoma, das 1917 veröffentlicht wurde. Es erzählt die Weihnachtsgeschichte nach dem Lukasevangelium in bairischem Dialekt.

Ludwig Thoma überführt in der „Heiligen Nacht“ die klassische Weihnachtsgeschichte in den bayerisch-bäuerlichen Alltag. Die schwangere Maria stapft bis zur totalen Erschöpfung durch das verschneite Bayern und wird auf der Suche nach einer Herberge immer wieder abgewiesen.

Dabei kommt insbesondere der Unterschied zwischen Armut und Reichtum zur Geltung, der sowohl in der biblischen Geschichte, als auch im bayerischen Alltag vorhanden ist.

Die Originalausgabe:
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Bertl Schultes berichtete von der Entstehungsgeschichte, dass Thoma mit seinem Jäger bei großer Kälte in den Tegernseer Bergen im Advent 1915 auf der Jagd war. Der Jäger hörte Thoma vor sich hin sagen: „Im Wald is so staad, alle Weg san verwaht“ – zwei Verse der Dichtung, die der Schriftsteller in der folgenden Zeit bis März 1916 in der Bauernstube seines Landhauses „Auf der Tuftn“ in Rottach verfasste. Einem Freund schrieb Thoma später: „Es ließ sich mühelos und von Herzen herunter dichten und war angeregt vom Schnee und stillen, sternenhellen Winternächten“. Auch ist die Erzählung geprägt von Thomas Kindheit in den Forsthäusern Vorderriß und Oberammergau. Der Schriftsteller berichtete von einem geplanten Krippenspiel: „Wir wollten ein Krippenspiel machen: [Ignatius Taschner] die Bilder, ich den Text. Dazu Musik von Max Reger – das wäre was geworden!“

Den ersten Teil der „Heiligen Nacht“ sandte Thoma kurz vor Weihnachten 1915 den beiden Töchtern seines bereits 1913 verstorbenen Freundes Ignatius Taschner zu. Er schrieb dazu, er habe „diese Verse […] im Andenken an Euren lieben Vater [Ignatius Taschner]“ gemacht. Den zweiten Teil der Erzählung schickte Thoma den Taschner-Töchtern am 26. Dezember des Folgejahres.

Im Jahr 1917 veröffentlichte der Münchner Albert Langen Verlag die „Heilige Nacht“, illustriert von Wilhelm Schulz.

Beispielseite aus der Originalausgabe:
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Die „Heilige Nacht“ ist in einem bairischen Dialekt verfasst, den Thoma wohl „Lenggrieser Dialekt“ nannte. Dies ist ungewöhnlich, da der seit 1908 am Tegernsee lebende Autor keinen Bezug zu Lenggries hatte. Auffällig sind einzelne eher Tiroler Dialektwörter, wie z. B. „Enk“ für „Euch“ und „Klumsn“ für den Spalt zwischen zwei Holzbrettern. (wikipedia)

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In der Tat, diese Mundartvariante der Weihnachtsgeschichte entwickelt einen ganz eigenen „Zauber“ und das hängt schon auch sehr stark damit zusammen, dass Hans-Reinhard Müller eine wirklich angenehme Stimme hat und sein bayerischer Dialekt sich auf angenehmste Weise ins Ohr schleicht.

Und die „sozialkritichen“ Töne/Zwischentöne von Ludwig Thoms sind schon auch bemerkenswert.

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Besetzung: 
Hans-Reinhard Müller (Sprecher)
+
eine unbekannte Gruppen von Volksmusikanten

Ludwig Thoma:
Beispiel42

Titel:
01. Weihnachtliche Volksmusik (1) (unbekannt) 1.07
02. Heilige Nacht – Eine Legende (Teil 1)
03. Weihnachtliche Volksmusik (2) (unbekannt)
04. Heilige Nacht – Eine Legende (Teil 2)
05.Weihnachtliche Volksmusik (3) (unbekannt)

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