Jochen Wiegandt & Lilienthal – Haltet stets zusammen (1988)

FrontCover1Ok, es mag ja sein, dass es nicht mehr „in“ ist, am 1. Mai mal ein wenig inne zu halten und sich wieder mal bewusst zu werden, welch verdammt wichtige Funktion die Gewerkschaften über all die Jahrzehnte für uns alle hatten und haben ! Aber da bin ich doch nur zu gerne altmodisch. Ohne die Gerwerkschaften würde unser Leben heute aber sowas von anders ausschauen …

Weiterführende Informationen gibt es natürlich wie Sand am Meer. Ich verweise mal auf einen Beitrag in diesem blog und der findet sich dann hier.

Und für den heutigen 1 Mai habe ich mir eine Scheibe ausgesucht, die ganz in dieser Tradition steht. Veröffentlicht wurde sie von Gewerkschaft IG Bau-Steine-Erden und für die Präsentation dieser alten „Lieder der Handwerksgesellen und der Arbeiterbewegung“ konnte man nun wirklich kompetente Musiker mit an Bord holen:

Da ist zum einen der Jochen Wiegandt:

Jochen Wiegandt (* 1947 in Güstrow) ist ein deutscher Volkssänger, Liedermacher und Unterhaltungskünstler.

Bereits als Kind kam Jochen Wiegandt mit seiner Familie nach Westdeutschland, wo sie nach mehreren Ortswechseln 1964 schließlich in Hamburg ansässig wurde. Ab Mitte der 1960er Jahre begann Wiegandt Musik zu machen, er spielte in einem Posaunenchor, einer Jazzband und einer Skiffle-Group, bevor er 1969 mit Freunden die Irish Folk-Gruppe Tramps & Hawkers gründete. 1975 folgte gemeinsam mit Anselm Noffke und Jörg Ermisch die Gründung der norddeutschen Folkgruppe Liederjan. 1980 begann er mit dem Schreiben eigener Songs und gastiert seit 1983 mit Soloprogrammen in unterschiedlichen Einrichtungen. Einen Teil seines Schaffens bezeichnet er selbst scherzhaft als „Liederatur“.

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Liederjan, 1978

Neben CDs mit plattdeutschen Volksliedern veröffentlicht Jochen Wiegandt, der sich selber als Lieder-Sammler und Geschichten-Jäger bezeichnet, Liederbücher mit Texten, Noten und Lexika aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Gemeinsam mit dem Hamburger Abendblatt, NDR 90,3 und dem NDR Hamburg Journal entstand auf der Grundlage von Hörer- und Leserpost 2013 das Buch Singen Sie Hamburgisch?.

Jochen Wiegandt arbeitet auch für Hörfunk und Fernsehen. Von 1994 bis 2001 war er Gastgeber der N3-Musiksendung Bi uns to Hus. Weiter trat er in verschiedenen Fernsehformaten als Sänger auf. Wiegandt moderierte im Wechsel mit anderen Kollegen die von NDR 90,3 ausgestrahlte Hörfunksendung Sonntakte und ist dort in den Sendungen Wi snackt Platt und dem Hamburger Hafenkonzert zu hören.

Am 23. November 2015 sang er bei der Trauerfeier für Helmut Schmidt in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis, sich selbst auf der Gitarre begleitend, das Lied Min Jehann, ein Gedicht von Klaus Groth.

Der mit einigen Preisen ausgezeichnete Künstler lebt in Hamburg. (wikipedia)

Jochen Wiegandt01

Na und dann noch die Gruppe Lilienthal:

Lilienthal war eine deutsche Folkband, die in den 1970er Jahren gegründet wurde.

Die Band entstand im Jahr 1976 in Göttingen aus den Irish-Folk-Bands Rakish Paddy und Kith and Kin’. Entdeckt wurde sie in Göttingen vom Folk-Produzenten Carsten Linde, der bald zur ersten Langspielplatte verhalf. Die Band spielte deutsche Volkslieder in ungewöhnlicher Instrumentierung. Lilienthals Vorbilder waren die Folkbands Planxty und Fairport Convention. Einen Teil ihres Materials erhielten sie aus den Volksliedsammlungen von Wolfgang Steinitz. Neben deutschen Texten sangen sie in mittelniederdeutscher Sprache (Heio) und spielten Instrumentalstücke, vor allem modern arrangierte Renaissancetänze.

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1984 spielten Maucksch, Beisert, Steymans und Schobeß mit dem kolumbianischen Tenor Jorge Lopez Palacio das Album Colombia paloma herida ein.

Am 11. Juni 2003 starb Steymans, und die Band löste sich auf. (wikipedia)

Und gemeinsam intonieren sie 12 von diesen alten Liedern auf gar wunderbare Weise … textlich z.T. rotzfrech, musikalisch hübsch zugerecht gemacht, so das es eine rechte Freude ist.

Und wie hieß es mal über Jochen Wiegandt:

Jochen Wiegandt sammelt, hört zu, schreibt auf, singt nach. Seit seinen
Liederjan-Zeiten fühlt er sich alten Liedern und Geschichten verpflichtet.
„Wenn wir sie nicht bewahren, bearbeiten, herausgeben, sind sie bald vergessen und verschollen! (Magazin der Hamburger Volksbühne, November 2015)

Und ein solches Statement ist zumindest mir natürlich zutiefst sympathisch.

BackCover

Besetzung:
Jochen Wiegandt (vocals, walsdzirther)
+
Wolfgang Beisert (guitar, mandolin, banjo, vocals)
Beo Brockhausen (accordeon, oboe, piano, vocals)
Hans-Jörg Maucksch (bass, vocals)
Herwig Steymans (vocals, guitar, violin, keyboards)

1919
Titel:
01. Lustig, lustig, ihr lieben Brüder (Traditional) 3.01
02. Ich bin Polier (Traditional) 2.42
03. Es, es, es und es (Traditional) 2.51
04. Es Ist mir wirklich zum Verdruss (Traditional) 3.27
05. Wir mischen eins zu eins (Traditional) 2.27
06. Brüder, zur Sonne, zur Freiheit (Scherchen) 1.33
07. Ade zur guten Nacht (Traditional) 3.56
08. Die Gedanken Sind Frei (Traditional) 2.30
09. Gesellenwoche (Traditional) 2.46
10. Hamburger Gesellenaufstand (Traditional) 3.26
11. Bet‘ und Arbeit‘ (Herwegh/Heinz) 2.24
12. Lippisches Zieglerlied (Traditional) 2.28
13. Wann wir schreiten (Claudius/Englert) 2.43
14. Haltet stets zusammen (Schöntges/Traditional) 3.12

LabelB1

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ErsterMai2020

Der rasende Bass-Bote – Ausgabe 1 – (Januar 1988)

BassBoteJanuar1988_01AEigentlich wollte ich ja schon viel früher die Serie „Der rasende Bass-Bote“ fortsetzen …. aber wie es halt so ist …

Aber nun ist es soweit:

„Der rasende Bass Bote“ wandte sich, wie der Titel schon sagt, an Bassisten aus der Musikszene und nachdem ich vor vielen, vielen Jahren selbst mal als Bassist in diversen Bands gespielt habe, war ich damals natürlich begeistert ob dieser Speziallektüre.

Aber nicht nur ich. Der deutsche Bassist Berthold Basten erinnert sich an jene Jahre:

„1987 lernte ich in Frankfurt auf der Musikmesse den „Rasenden Bass Boten“ (damals noch in der liebenswürdigen Form einer Zeitung) kennen und fand es eine tolle Idee, eine Zeitschrift ausschließlich für Bassisten herauszugeben. Nach dem Studium des ersten Heftes reichte ich zwei Transkriptionen ein mit dem Erfolg, dass sie abgedruckt wurden. Ich erhielt einen Anruf mit der Bitte, doch als freier Mitarbeiter tätig zu werden, was ich natürlich gerne tat. In der Folge wurde ich im Impressum erwähnt und fertigte die unterschiedlichsten Arbeiten an. Um 1988 wandelte sich die Zeitung zur Zeitschrift, 1990 änderte man den Titel in „The Bass“. Es war eine tolle Zeit, die mir viel Spaß gemacht hat. Ich hoffe, einige der damaligen Artikel sind auch heute noch interessant. Der Bass Bote war das erste „German Bass Magazine“ auf das z.B. der heutige „Bass Professor“ aufbauen konnte.“

Diese Ausgabe vom Januar 1988 hat ein fantastisches Titelbild (zumindest für jene Leute, die Humor haben) … und bietet darüber hinaus wieder mal fundierte Informationen über Bassisten, aber auch auch über das damals vorhandene Equipment, das man halt brauchte, um die tiefen Töne unters Volk zu bringen.

Ein paasr der Themen, mit denen man sich in diesem Heft beschäftigen kann

  • Benjamin Hüllenkremer (ein Studiobassist, der bis heute aktiv ist)
  • Michinori  Bunya (ein klassischer Bassist)
  • jede Menge Transkriptionen zum üben
  • jede Menge Berichte aus der Welt der Technik
  • und … und .. und

Und ich bin wieder mal begeistert, ob der Leidenschaft der damaligen Macher … deshalb rufe ich laut: Ein dreifaches hoch … hoch … hoch !

Hier ein paar Eindrücke aus dem Heft, bevor es dann zur Präsentation geht:

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Bernie´s Autobahn Band – Flügel (1988)

FrontCover1.jpgFür mich ein kleiner Leckerbissen, der damals komplett an mir vorbeigerauscht ist … kein Wunder, war ich doch voll mit Berufstätigkeit und junger Familie so ziemlich ausgelastet:

Bernies Autobahnband – auch geschrieben als Bernie’s Autobahnband – war eine deutsche Folkband.

Die Gruppe wurde 1976 von ehemaligen Mitgliedern der aufgelösten Formation Elster Silberflug und des Duos Good Company (Bernie Conrads und Bernhard Schumacher) gegründet. Kopf und Sänger der Autobahnband war der in Franken lebende Sänger, Gitarrist und Songschreiber Bernhard „Bernie“ Conrads. Die deutschsprachigen Lieder und zum Teil rein instrumentalen Stücke der Gruppe lassen sich am ehesten der Stilrichtung Folkmusik zuordnen, fanden seinerzeit aber auch außerhalb der Liedermacher-Szene um Gruppierungen wie Liederjan, Zupfgeigenhansel oder Ougenweide vielfältige Beachtung. In Erinnerung blieben aus dieser Zeit unter anderem die Titel HR3 wünscht guten Morgen, Die Art, wie sie mich gängelt und Der alte Professor.

Die teils politisch motivierten, teils nachdenklich gehaltenen und oft mit tiefgründigem Witz versehenen Lieder intonierten 1977 neben Bernie Conrads (Gesang, Gitarre, Violine): Bernhard Schumacher (Flöte, Flügelhorn, Posaune, Mandoline, Percussion, Gesang), Lutz Berger (Gitarre, Mandoline, Violine) und Hartmut Hoffmann (Mandoline, Gitarre, Percussion, Violine, Gesang). 1978 listet das Line-Up neben den drei Erstgenannten Bruno Schaab, der Bass und Percussion spielte und sang. Auf dem Album Ohne Filter spielte Stefan Stoppok bei einigen Titeln elektrische oder akustische Gitarre.

Bernies Autobahn Band1978.jpg

Bernies Autobahn Band, 1978

Nach Auflösung der Gruppe 1989 schrieb Conrads weiterhin Texte und Lieder, unter anderem für Stefan Stoppok, Peter Maffay und Erich Schmeckenbecher. Von Conrads stammen fast alle Texte der LP Maffay 96 und ein Großteil der Stücke auf den Produktionen von Stefan Stoppok. 2005 fanden vier Reunion-Konzerte der Autobahnband statt. Ebenfalls seit 2005 arbeitet Conrads mit den Musikern der Gruppe Pankraz aus Dresden als Bernie Conrads & Pankraz zusammen. Es erschien das Album Drei Flaschen Mondschein. 2008 erschien die Bernie-Conrads-CD Irgendwo dahinten, auf der wieder Conrads’ früherer Good-Company- und Autobahnband-Kollege Bernhard Schumacher und die Freunde Danny Dziuk und Stefan Stoppok mitwirkten.

Seine Songs charakterisiert Bernie Conrads als „Honig für Verliebte, Salbe für Enttäuschte und Taschenlampen für die Suchenden auf Kellertreppen.“ (Quelle: wikipedia)

BernieConrads

Bernie Conrads – gereift

Und hier ihr letztes Album … ich zäume also das Pferd ausnahmsweise mal von hinten auf … 

Und auch dieses Album ist nicht nur musikalisch sowas von übereugend, auch textlich finden sich wieder Highlights wie „Wenn die Menschen Flügel hätten“:

Text1

Das ganze Album ist durch und durch sympathisch … und musikalisch ist dieses Album für mich ein kleines Juwel, das mir damals durch die Lappen ging … aus besagten Gründen …

Aber jetzt mach´ ich mich auf … um auf Bernies Autobahn abzubiegen … und ja, das ist eine kleine Liebeserklärung an eine Band, die es längt nicht mehr gibt.

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Besetzung:
Dono Ade (guitar, background vocals)
Bernie Conrads (vocals, guitar, keyboards)
Hartmut Hoffmann (mandolin, percussion, background vocals)
Bruno Schaab (bass, background vocals)
Rolf Schaude (drums)
+
Lydie Auvray (accordion)
Ralf Gustke (drums)
Julia Zanke (keyboards)

Booklet01+02

Titel:

01.Wenn die Menschen Flügel hätten (Conrads) 4.19
02. Stein im Schuh (Schmidt-Meyer/Conrads) 3.47
03. Tsun scheint schee (Ade) 2.59
04. Stück für Stück (Schaab/Hoffmann/Conrads) 4.37
05. Mit dir (Conrads) 4.10
06. Rosarot und Himmelblau (Stoppok/Conrads/Schaab) 2.49
07. Giftig (Stoppok/Conrads) 3.25
08. Für Ute (Ade/Conrads) 2.31
09. Club Känguruh (Ade/Conrads) 3.29
10. Bis bald (Ade) 2.32
11. Der 11. Advent (Conrads) 3.59

LabelB1

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Text2

Trio Farfarello – Toys (1988)

FrontCover1Ganz sicher ein Trio, das über einen ganz besonders eigenständigen Sound verfüt:

Farfarello, früher auch Trio Farfarello, ist eine deutsche Akustik-Rock-Band um den Geiger Mani Neumann und den Gitarristen Ulli Brand, die im Jahr 1982 gegründet wurde. Die musikalischen Einflüsse der Band reichen von traditioneller rumänischer Musik bis zum Progressive Rock.

Neben Neumann und Brand, die bis heute den Kern bilden, wurde die Band ursprünglich als Trio farfarello gemeinsam mit dem Bassisten Ecke Volk gegründet. Seit dessen Ausscheiden spielen andere Musiker als Gastmusiker bei farfarello mit, neben Bassisten auch Schlagzeuger und Perkussionisten.

So ist als Schlagzeuger regelmäßig Charly T zu hören, der unter anderem 2005 für Köster / Hocker, 2009 für The Lords und 2012 für Chris Kramer spielte.[2] Ebenso spielt immer wieder der niederländische Jazzperkussionist Martin Verdonk mit. Früher waren unter anderem der deutsche Bassist Dal Martino und der indonesische Percussionist Nippy Noya als Gäste der Band zu hören. Zudem wurde ab 1989 die Band fast 20 Jahre lang ergänzt um den Schwelmer Gitarristen, Cellisten und Sänger Stefan Wiesbrock.

TrioFarfarello01

Der langjährige Gast-Bassist Joschi Kappl wurde mit dem MTV „Lifetime Award“ ausgezeichnet. Heute ist nach einer Pause wieder der Bassist Urs Fuchs mit farfarello unterwegs, der auch 2015 die CD ZeitZone mit einspielte. Auf größeren Konzerten gibt es seit 2015 eine Erweiterung mit einem Streichtrio, bestehend aus Violine, Viola und Cello.

Der Brite Chris Thompson spielte zusammen mit farfarello auf der 1990 veröffentlichten Single Sea of emotion. Mit der Neuen Lausitzer Philharmonie produzierte farfarello das 2001 veröffentlichte Album Classics. Gemeinsam mit dem Quintetto Accento nahm farfarello die 2004 über das Label Perleberg veröffentlichte CD Rendez Vous auf.

Beim Album farfarello & freunde von 1998 wirkte unter anderen die Kölner Harfenistin Ulla van Daelen mit.

farfarello unterstützt seit Jahren musikalisch den Lichtkünstler Jörg Rost bei seinen Darbietungen. Der spanische Perkussionist José Cortijo unterstützte im März 2013 das

Tourposter

Tourposter 1988

Duo bei dem Projekt „farfarello im Licht“ und gehört derzeit ebenfalls zu den regelmäßigen Mitspielern.

farfarello spielt vorwiegend in Deutschland, hat aber regelmäßig Auftritte in ganz Europa. 2005 spielte farfarello auf dem Eurocityfest in Münster. Im März 2011 unternahm die Band eine Konzertreise nach Polen und Tschechien. Im Mai 2011 spielte farfarello auf dem 3. Grammo Musik Festival. Im Dezember 2011 spielte farfarello bei der Premiere des Chinesischen Nationalcircus im Europa-Park in Rust und bis Januar 2012 für 12 Tage beim Aachener Weihnachtscircus, bei dem unter anderem auch Oleg Popov aufgetreten ist. Vom Januar 2012 bis April 2012 tourte farfarello mit dem Chinesischen Nationalcircus durch ganz Deutschland und Österreich.[9] Im Juli 2012 spielte die Band für eine Woche in Südfrankreich und spielte auf dem Geigenfestival in Berlin. Im August spielte farfarello beim 4. Grammo Musik Festival. 2013 folgte unter anderem im Juli ein Auftritt beim „Ploegfestival“ in Bergeijk bei Eindhoven, im November in der Harmonie, Bonn. (Quelle: wikipedia)

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Und hier ihr drittes Album und somit das letzte unter dem damaligen Titel „Trio Farfarello) und es hinterlässt bei mir einen arg zwiespältigen Eindruck:

Die LP geht schon miserabel los … und zwar mit holprig-grobschlächtigen Rhythmen bei „Devello“ … wird nicht viel besser bei „Little Tin Soldier“

Aber dann, plötzlich … „Journey To Bali“, dieses Instrumental lässt erstmalig aufhorchen … hier kommt nun dietatsächliche Klasse der Musiker zum Vorschein, furiose Musik mit viel Spielraum zur Improvisation, so lob ich mir das … und die gleiche Erfahrung macht man dann auch bei den anderen Instrumentals … aber wehe, wenn sie dann zu singen anfangen …

Selten hat mich ein Album mit derartig zwiespältigen Gefühlen zurück gelassen. Dennoch Respekt: 2014 feierten sie ihr 30jähriges Bühnenjubiläum … dannach wurde es aber stiller um die Band … warum auch immer ….

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Besetzung:
Ulli Brand (guitar, vocals bei 01.)
Mani Neumann (vocals, violin)
Bernd Renn (bass)
+
Mike Barsimanto (drums)
Christoph Lamprecht (cello)
+
background vocals:
Tomas Kagermann – Tato Gomez – Klaus Eisner

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Titel:
01. Devello (Gomez/Kagermann) 4.10
02. Little Tin Soldier (Gomez) + Domino (Neumann/Gomez) 8.43
03. Journey To Bali (Instrumental) (Neumann/Kagermann) 5.16
04. Rainbow Rider (Strzyzewski/Gomez/Eisner) 3.37
05. Wild Dice (Instrumental) (Brand) 4.11
06. Toys (Neumann/Gomez(Kagermann) 4.29
07. Rena’s Dolls (Instrumental) (Brand) 5.06
08. Coloured Bricks (Vaeßen/Volk) 5.36
10 Bubbles (Instrumental) (Renn/Lamprecht/Brand/Gomez/Neumann) 2.19

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Ein herzliches Dankeschön an die Graugans, wie wieder mal aus ihrem reichhaltigem Schallarchiv diese LP zur Verfügung stellte.

Die Toten Hosen – Ein kleines bisschen Horrorschau (1988)

FrontCover1So, und jetzt gibt´s wieder mal was auf die Ohren:

Ein kleines bisschen Horrorschau (Untertitel: Die Lieder aus Clockwork Orange und andere schmutzige Melodien) ist das fünfte Studioalbum der Toten Hosen und enthält zur Hälfte die Bühnenmusik, welche die Band für Bernd Schadewalds Inszenierung von A Clockwork Orange an den Kammerspielen Bad Godesberg schrieb.

Das Stück orientiert sich an Anthony Burgess‘ Roman Uhrwerk Orange sowie Stanley Kubricks Verfilmung. Zusammen mit Ralf Richter, der die Hauptrolle spielte, Uwe Fellensiek, Ingolf Lück, Oliver Stritzel und vielen anderen stand die Band von Juni bis Oktober 1988 an den Kammerspielen Bad Godesberg in Bonn auf der Bühne. Sie übernahmen Statistenrollen und führten die Musikstücke als Überleitungen vor den jeweiligen Akten live auf.

Das Album wurde um sechs weitere Musikstücke ergänzt, die nicht zur Bonner Inszenierung gehörten, jedoch thematisch zur Handlung passten, soSingle1dass ein Konzeptalbum entstand. Sequenzen aus Beethovens 9. Sinfonie, gespielt von einem Sinfonieorchester, ziehen sich wie ein roter Faden durch das Album und verbinden die einzelnen Songs miteinander. Der Titel spielt auf den vom russischen „charascho“ („хорошо“) abgeleiteten Begriff „horror show“ und dem von Alex und seinen Freunden („Droogs“) benutzten Slang Nadsat an.

Das Cover ähnelt dieser Darstellung Beethovens von Joseph Karl Stieler.

Im Vordergrund steht die Lebensgeschichte der von Burgess erfundenen Figur „Alex“ und greift die sozialkritischen Aspekte, welche der Roman verbirgt, erneut auf. Der Eingangstitel Hier kommt Alex beschreibt, mit welcher Gewalt der Protagonist und seine Gang vorgehen, Ein Schritt zuviel handelt von Alex‘ Festnahme und Die Farbe Grau vom tristen Alltag im Gefängnis. In Zahltag, Musterbeispiel und Bye, bye Alex geht es um die gewaltsame Resozialisierung durch den Staat, bei der Alex durch Gehirnwäsche seine Persönlichkeit verliert.

Die weiteren Songs sind in die Handlung des Konzeptalbums eingefügt, beziehen sich jedoch nicht direkt auf Alex, sondern stellen eine Verbindung der fiktiven Handlung des Romans zur Realität her. Im Booklet des Albums wird dies mit einem in Nadsat verfassten Text wie folgt erklärt:

„Es ist aber nicht nur die Geschichte unseres ehrenwerten Droog Alex, sondern auch die einer ganzen Menge anderer Malitchicks, die hier und heute in unserem gromkigen Land leben. Denn der Haufen von holschigen Vecks, der sich Gesellschaft schimpft, ist heute mindestens so bezumnie wie damals…“

Das Lied 1000 gute Gründe setzt sich mit dem Thema Nationalstolz auseinander. In Ein Schritt zuviel wird beschrieben, wie schnell man mit dem Gesetz in Konflikt geraten kann, und bei 180 Grad geht es um Anpassung und Kontrolle in einer überkonformen Gesellschaft.

Single2Mehr davon beschreibt die Gier nach „mehr Macht, mehr Geld, mehr Ruhm, mehr Speed, mehr Hass oder mehr Sex“, bis zum Verlust des Charakters, aus der Sicht des Süchtigen. 35 Jahre bezieht sich auf den Zeitraum, den der Mann, von dem in diesem Lied die Rede ist, am Fließband stand und Haken für Duschvorhänge sortierte. Alleinstehend und seit einem Jahr im Ruhestand, weiß er nichts mehr mit seinem Leben anzufangen. Im Song Testbild beschreibt eine Person, dass sie sich jeden Abend vornimmt, alles hinter sich zu lassen, um an einem anderen Ort ein neues Leben zu beginnen. Ihr Weg endet jedoch allabendlich in der Kneipe, und es bleibt ihr zum Schluss nur die Resignation.

Die Musikstücke, welche die Band bereits für die Inszenierung von „A Clockwork Orange“ geprobt hatte, wurden nach der offiziellen Vorstellung im Theaterhaus von Jon Caffery mittels eines 24-Spur-Aufnahmegerätes aufgenommen. Er schloss das Gerät direkt an die im Theater vorhandene Stagebox an. Das Produzententeam und die Band hatten während der Produktion im Theater keine Möglichkeit sich die fertigen Aufnahmen anzuhören. Die Musikproduktion unter „realen Bedingungen“ auf der Theaterbühne sollte die Musik auf dem Album weniger steif und steril wirken lassen. Die restlichen Titel wurden im Preußenton in Berlin und im Maskot-Studio in Köln aufgenommen.

Der Musiktitel Mehr davon stand auch zwei Jahrzehnte nach Erstveröffentlichung häufig in den Setlisten der Livekonzerte, meistens im Zusammenhang mit Campinos Kletteraktionen über die Verstärkertürme zum Bühnendach. (Quelle: wikipedia)

DieTotenHosen
Wohl das einzige „Konzept“-Album der Hosen. Hier wird „Clockwork Orange“ vertont. Logische Folge: Da gibt’s nix zu lachen.
Sicher, man kann dem Album einiges vorwerfen: „Hier kommt Alex“ ist sicherlich nicht anspruchsvoll oder komplex und wird im Schlußtrack praktisch nochmal gecovert. Mit der herrschenden Vorstellung vom 1977er-Punk hat die Scheibe nur noch wenig zu tun. Und Freunde von Rockballaden lassen schnell den Kopf aufgrund der vorherrschenden Härte hängen. Schlageräquivalente Trinklieder sucht man hier glücklicherweise vergebens.
Wer aber aus der Metal-Ecke kommt, wird die aggressive Scheibe zu schätzen wissen. Das Vorspiel zum „Musterbeispiel“ ist herrlich, der brüllende Titeltrack sollte nicht nur Fortuna-Fans zu Ristics Zeiten bekannt sein, und mit „Mehr davon“ ist noch ein Überlied drauf, was völlig zu recht im Laufe der Jahre in mehreren Versionen vorliegt (live, englisch, Reggae-Mix). Völlig unterschätzt zudem das „Testbild“.
Die „Alles aus Liebe“/“Bayern“-Fraktion sollte aber eher die Finger davon lassen. Die Hits aus diesem Album gibt es schließlich auch auf der „Im Auftrag des Herrn“ und „Reich&Sexy“.
Maximale Wertung wegen fehlendem Tiefpunkt, ordentlicher Härte und den Beethoven-Überleitungen. Nie waren die Hosen im Studio besser als hier. (Odysseus)

Oder: Roll over Beethoven … and tell Tchaikovsky the news …

Die toten Hosen sind schlicht und ergreifend ein Glücksfall für die deutsche Rockmusik !

Booklet01A

Besetzung:
Michael Breitkopf (guitar)
Campino (vocals)
Andreas von Holst (guitar)
Andreas Meurer (bass)
Wolfgang Rohde (drums)

Booklet03A

Titel:
01. Hier kommt Alex (Meurer/Campino) 3.53*
02. 1000 gute Gründe (Breitkopf/Campino) 3.33
03. Ein Schritt zuviel (von Holst/Campino) 2.22
04. Keine Ahnung (Campino) 2.08*
05. Die Farbe Grau (Campino) 3.52*
06. 180 Grad (Meurer/Campino) 4.33
07. Mehr davon (von Holst/Campino) 5.10
08. Zahltag (Breitkopf/Campino) 2.42*
09. 35 Jahre (Rohde/Campino/von Holst) 2.15
10. Musterbeispiel (Campino/von Holst) 3.55*
11. Testbild (Campino) 3.17
12. Bye, bye, Alex (Rohde/Campino) 2.59*

Mit * gekennzeichnete Titel wurden im Schauspielhaus Bonn aufgenommen.

CD1

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Raimond Knoll – München retour (1988)

FrontCover1Eigentlich ne klassische Schauspieler-Biographie:

Raimond Knoll studierte an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst im österreichischen Graz, als freischaffender Schauspieler stand er u.a. auf den Bühnen der Komödie Frankfurt, der Festspiele Eutin, der Komödie Düsseldorf, des Theaters Ingolstadt und der Salzburger Festspiele, im Kino sah man ihn u.a. in „Werner beinhart“, daneben in diversen Fernsehproduktionen wie z.B. „Verbotene Liebe“, „Hochwürden erbt das Paradies“.

Wenn da nicht seine Zeit in München wäre … und schon sind wie wieder mal bei dem Thema „Jugendsünden“:

Weiss der Teufel, wie es dazu kam, dass er plötzlich ins Studio ging und diesen Song „München retour“ aufnahm. Produzent war Bernie „Mr. Party“ Paul (seit Jahren Produzent von Werbeliedern und sonstigen Beiträgen zur Schlagermusik).

Knoll

Raimond Knoll

Komponiert wurde das Lied von Detlev Steinbach, den Text steuerte Raimond Knoll selbst bei. Und auf der Rückseite gibt´s dann die Tourist Version (hier wird dann zweisprachig gesungen: englisch/deutsch).

Ein Franz Panter schrieb auf hitparade.ch über diesen Song:

„Ganz in Ordnung, dieser Titel aus dem Jahre 1988. Musikalisch vielleicht etwas bieder, textlich auch keine Ausgeburt der Intelligenz, aber irgendwie finde ich den Song ganz sympathisch.“

Wahrlich nicht der große Wurf, aber – ich gestehe es mal wieder freimütig – mir als Original Münchner Kindl wurde schon ein wenig warm ums Herz, als ich diese Hymne auf München hörte. Ich vermute mal, mal wollte damals in den Spuren der „Spider Murphy Gang“ und deren „Sommer in der Stadt“ einen weiteren München-Hit schaffen. Wobei es natürlich ein wenig komisch ist, dass auchgerechnt ein Wiener sich an einer Hymne an München versuchte.

Detlev Steinbach und Raimond Knoll machten dann noch ein wenig weiter, schufen z.B. ein Hans Moser Parodie „Reblaus“ (diesmal auf Jupiter Records veröffentlicht).

Dann aber konzentrierte sich Raimond Knoll auf seine Schauspieler-Kariere (siehe beiliegende Vita). In den letzten Jahren gastierte er häufig in Berlin und machte auf Boulevard Theater (u.a. mit Dieter Hallervorden). Aber er trat auch als Kabarettist mit dem Programm „ „Knollbonbons – Wien bleibt Wien“ auf … und, und, und.

Ob er sich heute noch an diese charmante Jugendsünde erinnert ?

RaimondKnoll2013

Raimond Knoll, 2013

Besetzung:
Raimond Knoll (vocals)
+
ein Haufen unbekannter Studiomusiker

BackCover1

Titel:
01. München retour (Steinbach/Knoll) 3.49
02. München retour (Tourist version) (Steinbach/Knoll) 3.43

LabelB1

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Max Neissendorfer Trio – For You … (1988)

FrontCover1Die deutsche Jazz-Szene ist ja bunt und sehr vielfältig (und das liebe ich an ihr) … und Max Neissendorfer ist einer jener bunten Jazz-Kanarienvögel, die seit vielen Jahrzehnten ihrer Leidenschaft frönen:

Max Neissendorfer (* 14. März 1957 in München) ist ein deutscher Jazzpianist und Jazzsänger, der sich stilistisch zwischen Mainstream Jazz, Blues und Funk bewegt.

Nach klassischem Klavier- und Kompositionsunterricht absolvierte Max Neissendorfer ab 1974 eine Ausbildung an der Munich Jazz School bei dem Pianisten Joe Haider. Mit seiner ersten eigenen Jazz-Formation, dem EMPS Trio, widmete er sich dem experimentellen Modern Jazz und initiierte das Festival Jazz Tage Erding nahe München. Durch Haider kam er in Kontakt mit der Schweizer Jazzszene: Anfang der 1980er Jahre tourte er mit dem Swiss Jazz Quintett durch Europa und begleitete die Saxophonisten Pony Poindexter und Archie Shepp, die Trompeter Thad Jones und Hannibal Marvin Peterson sowie den Sänger Leon Thomas. Während einer Tour durch die USA entstand ein gemeinsames Album in Detroit.

Ab Mitte der 1980er Jahre tourte Neissendorfer mit dem Schweizer Jazzschlagzeuger Charly Antolini und dessen Jazz Power erneut durch Europa. Durch diese Zusammenarbeit öffnete sich der Pianist stärker dem Mainstream-Jazz.

Kurz darauf gründete er das „Max Neissendorfer Trio“ mit dem Swiss Jazz Quintett-Kollegen David Elias am Schlagzeug und dem Schweizer Michel Poffet am Bass. Schwerpunkt der gemeinsamen Arbeit wird die moderne Adaption von Standards aus dem Great American Songbook in Kombination mit eigenen Kompositionen. Mit den beiden Veröffentlichungen „For you“ und „Staubfrei“ – auf letzterem verjazzte das Trio deutsche Volkslieder und bekannte Schlager – erschloss sich Neissendorfer auch den asiatischen Plattenmarkt. Dem Funk öffnete sich Neissendorfers Trio durch die Zusammenarbeit mit der amerikanischen Sängerin und Schauspielerin Torita Quick. Mit dem Gitarristen Thomas Reimer arbeitete er im Duo.

Nach zahlreichen Gesangs-Workshops begann Neissendorfer Ende der 1990er Jahre seine Erfahrungen in Sachen Improvisation, Timing und Phrasierung vom Piano auf den Gesang zu übertragen. Er entwickelte eine Virtuosität im Scat-Gesang, was ihm dem Beinamen „Scat Max“ einbrachte.

Neissendorfer ist seit Anfang 2000 mit seiner Münchner Big Band „The Uptown Orchestra“ und als Gast-Sänger mit Formationen wie dem „Swiss Jazz Orchestra“ und der Schweizer „Sinatra Tribute Band“ im gesamten deutschsprachigen Raum aktiv. Eine andere Facette zeigen Neissendorfer und sein Trio zusammen mit dem Film- und TV-Schauspieler Friedrich von Thun bei dem literarisch-musikalischen Projekt „Novecento – Der Ozeanpianist“.

Seit Mitte der 1970er Jahre unterrichtet Max Neissendofer an der Munich Jazzschool, die er seit 1985 leitet und zur Neue Jazzschool München e.V. umformierte. Er widmet sich dort als Dozent für Gesang und Piano dem musikalischen Nachwuchs. (Quelle: wikipedia)

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Hier eines seiner vielen Alben, aufgenommen voller Leidenschaft und stets nur für einen ganz kleinen Kreis von Interessierten … und ich war überrascht, als ich bei den Recherchen für dieses Album feststellen konnte, dass es tatsächlich dazu auch Kommentare gibt:

This is M.Neissendorfers rare and only vinyl-release,at the same time he played with “Charly Antolinis Jazz Power” and the “Swiss Jazz Quintet”.As with these groups,he performs some nice postbop,standards of the American songbook and selfpenned tracks plus a nice version of A.C.Jobims “Wave”.
Original German private pressing from 1988 on the tiny,Munich based Swingtime Records label. (Quelle: hhv.de)

MaxNeissendorfer

Besetzung:
Peter Cischek (bass)
David Elias (drums)
Max Neissendorfer (piano)

BackCover1

Titel:
01. Satin Doll (Ellington) 5.20
02. Take The A-Train (Strayhorn) 4.16
03. Soft Winds (Goodman) 3.50
04. For My Father (For You) (Neissendorfer) 6.23
05. There Is No Greater Love (Jones) 5.00
06. Summertime (Gershwin) 4.43
07. Steps Down (Neissendorfer) 4.57
08. Wave (Jobim) 5.22
09. Littel Ape (Neissendorfer) 3.48
10. Rhythm Or Not (Cischek) 4.54

LabelB1

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Oberton-Chor Düsseldorf – Rise My Soul (1988)

FrontCover1Mit der sog. Obertonmusik bin ich bisher eigentlich so gar nicht in Berührung gekommen. Das hat sich jetzt geändert:

Und weil der Begriff der Obertonmusik noch nicht sooo verbreitet ist, hier eine Einführung:

Obertongesang ist eine Gesangstechnik, die aus dem Klangspektrum der Stimme einzelne Obertöne so herausfiltert, dass sie als getrennte Töne wahrgenommen werden und der Höreindruck einer Mehrstimmigkeit entsteht[1]. Man spricht dann von Obertongesang, wenn den Obertönen eine eigenständige musikalische Funktion zukommt, zu unterscheiden von Gesangtechniken, die lediglich die Klangfarbe der Stimme mit Obertönen anreichern.

Die Gesangskunst wurde im okzidentalen Kulturkreis vor allem in der New-Age-Szene der 1980er Jahre populär. In den 1960ern hatten Komponisten wie La Monte Young und Karlheinz Stockhausen Obertongesang in die Avantgardemusik eingeführt. Obertongesang ist ebenfalls Bestandteil im Barbershopgesang. Obertöne werden dort mit drei verschiedenen Techniken erzeugt.

Die westliche Obertonmusik ist also recht jung. Während einige Künstler ihre Techniken vor allem aus Stimmexperimenten und Vokaltechniken zu einer neuen Kunstform entwickelten, lassen sich viele jüngere Obertonsänger auch von den asiatischen Kehlgesangtechniken inspirieren. Trotzdem ist ein Obertonsänger klanglich meist leicht von einem asiatischen Kehlsänger zu unterscheiden.

Obertonsänger nutzen als Grundton die „normale“ weiche Stimme. Dadurch ist ein fließender Übergang von Vokalen und Sprache zu Obertongesang möglich. Für viele Obertonmusiker sind daraus entstehende neuartige Klangfarben die Grundlage ihres künstlerischen Ausdrucks. Andere entwickeln eine hohe Virtuosität in polyphoner Singweise, indem sie zwei unabhängige Melodien gleichzeitig mit Grund- und Oberton singen. Es existieren Singkreise, die mit Obertönen in Gruppen improvisieren (chanten, tönen, Obertonchor). Der Obertongesang gehört der freien Musikszene an und entwickelt sich stetig weiter. Inzwischen wurden die ungewöhnlichen Klangeffekte auch für die Filmmusik entdeckt und finden sogar Interesse in der E-Musik. Jüngere Anwendungen in der Musiktherapie zeigen Potenziale des Obertongesangs im Heilwesen auf.

GrafiObertonmusik

Grafik: Obertonmusik

In Tuwa, der Mongolei und weiteren Ländern Zentralasiens rund um das Altaigebirge wird Obertongesang in verschiedenen Formen des Kehlgesangs gepflegt. Weitere Bezeichnungen sind Kehlkopfgesang, Khoomei (Khöömei, Khöömii), tuwinisch: Хөөмей (für „Kehle“), mongolisch Хөөмий, chakassisch: Chay. Ähnliche Obertongesänge kennt man als umngqokolo von den Xhosafrauen in Südafrika und von den Dani in Papua-Neuguinea, allerdings erinnert dieser Kehlgesang eher an den westlichen Obertongesang, das Joiken der Sami oder gar an alpenländisches Jodeln.

Kehlgesang unterscheidet sich von westlichem Obertongesang sowohl musikalisch durch seine ethnische Tradition wie auch technisch durch besondere Arten den Grundton zu erzeugen. Beim Kehlgesang werden unter anderem Teile des Kehlkopfs verengt (Xorekteer). Man diskutiert eine Verengung der Taschenfalten (falsche Stimmlippen) bzw. einen aryepiglottischen Sphinkter (Bildung einer Verengung der aryepiglottischen Falten mit der Epiglottis), die jeweils einen Resonanzraum im Kehlkopf hervorrufen, der den Oberton gegenüber dem Grundton verstärkt.

 

Eine spezielle Kunst der Kehlsänger sowohl in Zentralasien als auch bei den Kehlsängerinnen der Xhosa ist der Gebrauch von Untertongesangstechniken, die man in Tuwa Kargyraa (Untertongesang) nennt. In der Regel wird der erste Unterton der Grundstimme, die erste Subharmonische, als Grundton verwendet. Dadurch wird das Obertonspektrum des Sängers bzw. der Sängerin stark erweitert.

Der Begriff Kehlgesang wird oft synonym für zentralasiatischen Obertongesang verwendet. Das führt gelegentlich zu Verwechslungen, weil der Begriff auch für Gesangsstile Verwendung findet, die nicht zum Obertongesang zählen. Es gibt beispielsweise Untertongesangsarten, die als Kehlgesang bezeichnet werden. Die Tieftongesänge der tibetischen Lamas sowie der Samen in Lappland (Joik) seien in dem Zusammenhang erwähnt, bei denen die Obertöne nicht gezielt als musikalische Struktur verwendet werden. Auch die Kehlgesänge der Inuit und der sardischen „cantu a tenores“ sind in engeren Sinne kein Obertongesang. Aber die Klassifizierung ist oft schwierig, weil ein westlich ungeschultes Ohr die Absichten fremder Musikkulturen möglicherweise nicht erkennt. Einige Autoren möchten zum Beispiel die Dominanz der 10. Harmonischen in tibetischen Gesängen als Obertongesang bezeichnet wissen. (Quelle: wikipedia)

Soweit die Theorie.

ChristianBollmann

Christian Bollmann

Und zu den bedeutenden deutschen Obertonmusikern gehört ganz sicher auch Christian Bollmann:

Christian Bollmann (* 19. Februar 1949 in Hof) ist ein deutscher Obertonsänger, Chorleiter und Trompeter. Der studierte Jazzmusiker gehört zu den Wegbereitern des Obertongesanges in Deutschland.

Nach ersten Tourneen und Plattenproduktion mit eigenen Songs im Duo Midnight Circus (mit Torsten Schmid) studierte er Trompete bei Manfred Schoof und Musiktheater bei Mauricio Kagel an der Hochschule für Musik Köln. Im Rahmen der an das Studium anschließenden Lehr- und Workshop-Tätigkeiten kam es seit 1983 zur Zusammenarbeit mit Komponisten und Musikerpersönlichkeiten wie John Cage, Roberto Laneri, Stephanie Wolff, Michael Mantler und Keith Tippett.

Bereits 1969 entdeckte er bei einer Aufführung von Karlheinz Stockhausens Komposition Stimmung das Phänomen des Obertongesangs. Als Schüler von Michael Vetter kam Bollmann dazu, die Stimme experimentell als universelles persönliches Instrument in den Vordergrund zu stellen. Dabei arbeitet er auch mit exotischen Musikinstrumenten und Loop- und Echo-Technologie. Seit 20 Jahren leitet er den von ihm gegründeten Obertonchor Düsseldorf.

Neben der Realisation eigener Projekte (auch mit dem Multiinstrumentalisten Michael Reimann und der indischen Sängerin Aruna Sayeeram) arbeitete er auch mit Joachim Ernst Berendt zusammen. 1994 gründete er Lichthaus-Musik als Verlag und Label. Er beschäftigte sich auch mit Klangmassagen und technischen Möglichkeiten, solche auch über Lautsprecher zu vermitteln. (Quelle: wikipedia)

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Hier eine seiner frühen Aufnahmen (die damals als LP und CD von der Network Medien Cooperative – Vertrieb: Zweitausendeins – veröffentlicht wurde), über die er folgendes zu berichten weiß:

Die vorliegenden Aufnahmen sind das Ergebnis vierjähriger Arbeit mit dem Ensemble des “Oberton-Chor Düsseldorf”. Alle Kompositionen entstanden in der Zeit zwischen 1985 und 1988 und wurden in zahlreichen Konzerten in Deutschland, Holland und der Schweiz durch ihre Aufführungen vertieft und – ich möchte fast sagen – “energetisch aufgeladen.” Unsere Musik bezieht sich in ihrer unmittelbaren Verbindung und Ausrichtung auf den Urgrund der Harmonie, auf “Harmonikale Gesetzmäßigkeiten” die in der Obertonreihe enthalten sind, – und auf die “Musik der Sphären”.

Auf der Insel Hombroich/Neuss fanden wir einen Ort, der durch seine meditative Atmosphäre und durch die naturbezogene, akustisch ausgerichtete und künstlerische Architektur einen optimalen Raum bietet, in dem sich unsere Musik voll entfalten kann. In der digitalen Aufnahmetechnik haben wir schließlich das geeignete Medium gefunden, unsere Musik zu konservieren und einem breiten Publikum in seiner Feinheit und Fülle zugänglich zu machen. Die Aufnahmen sind rein akustisch; keine versteckten Flöten oder Synthesizer. Unser Dank gilt besonders: Museum Insel Hombroich, Kiti Kemr, Pedro, K.H. Müller, A.Schmetz, R. Laneri, S. Wolff, M. Vetter, D. Hykes, J.E. Berendt, der Lebensschule, H. Siedler, M. Schmidt, Raphael und allen anderen, die dieses Projekt ermutigend unterstützt haben. (Christian Bollmann)

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Und auch wenn mir der esoterische Hokuspokus, der um diese Art von Musik gemacht wird, auf den Keks geht, unbestreitbar ist aber auch, dass diese Musik wirklich ihre ganz eigene Sprache hat. Klar, irgendwie gewöhnungsbedürftig, dann aber unglaublich intensiv und beeindruckend …

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Besetzung:

Rose Schnell – Jörn Raeck, – Johanne Braun – Klaus Rahrbach – Sabine Schilling – Mario Domig – Christiane Hagen – Christian Bollmann

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Titel:
01. Anrufung 4.20
02. Confirmation 4.45
03. Die Versuchung Jesu Christi 7.18
04. Requiem 10.25
05. Wazifa Prayer 12.21
06. Mundstück 6.44

Musik: Christian Bollmann

LabelLP+CD

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Leonard Bernstein & Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks – Requiem (Mozart KV 626) (1989)

FrontCover1Dieses blog hier lebt ja auch gelegentlich von tagesaktuellen Ereignissen. Und heute war so ein Tag, der mich drängt, dieses Requiem von Wolfgang Amadeus Mozart zu präsentieren.

Heute Vormittag ist meine Schwiegermutter im Alter von 93 Jahren verstorben …

Ihr Tod hatte sich ja schon angekündigt und wenn er dann doch plötzlich da ist … kann sich eine bleierne Schwere breitmachen. Aber sie wollte wohl nicht länger als gerade eine Nacht in einer palliativmedizinischen Abteilung eines Krankenhauses in der Nähe von Freising verweilen … Gestern eingeliefert (es ging nicht mehr anders), heute früh verstorben …

Und die Beerdigung findet dann ausgerechnet am Rosenmontag statt …

Und dieses Requiem hat eine ganz besondere Entstehungsgeschichte:

Das Requiem in d-Moll (KV 626) aus dem Jahr 1791 ist Wolfgang Amadeus Mozarts letzte Komposition. Obwohl es nur zu etwa zwei Dritteln tatsächlich von Mozart stammt, ist es eines seiner beliebtesten und am höchsten eingeschätzten Werke. Mozart starb während der Komposition. Da es sich um ein Auftragswerk handelte, vervollständigten Joseph Eybler und Franz Xaver Süßmayr, ein Schüler von Mozart, das Requiem im Auftrag von Constanze Mozart, der Witwe des Komponisten. Die Entstehungsgeschichte und Qualität der nachträglichen Ergänzungen werden seit langem heftig diskutiert. Die ungewöhnlichen Umstände des Kompositionsauftrags und der zeitliche Zusammenhang dieser Seelenmesse mit Mozarts frühem Tod haben zudem eine üppige Mythenbildung angeregt. (Quelle: wikipedia).

Label

Die Aufnahme gab´s damals auch noch als Vinyl-Edition

Weitere Informationen zu dieser Entstehungsgeschichte spare ich mir heute … meine Gedanken sind ganz woanders … und es gibt da schon ein paar „nette“ Geschichten zu meiner Schwiegermutter … die ihre Prägungen durch den „Bund deutscher Mädel“ nie loswerden konnte … davon aber vielleicht später mehr.

Aufgenommen wurde dieses Meisterwerk in der Klosterpfarrkirche in Diessen am Ammersee/Oberbayern im Juli 1988.

Für mich kann es heute nur diese Musik geben … sie soll auch meine Frau neben all den Umarmungen meinerseits ein wenig begleiten …

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Besetzung:
Chor und Symphonie-Orchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Leonard Bernstein
+
Maria Ewing (Sopran)
Jerry Hadley (Tenor)
Cornelius Hauptmann (Bass)
Marie McLaughlin (Sopran)
+
Friedemann Winklhofer (organ)

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Titel:

Introitus:
01. Requiem 6.39

Kyrie:
02 Kyrie 2.45

Sequentia:
03. Dies Irae 1.43
04. Tuba Mirum 4.28
05. Rex Tremendae 2.42
06. Recordare 5.42
07. Confutatis 2.21
08. Lacrimosa 5.36

Offertorium:
09. Domine Jesu 3.28
10. Hostias 3.59

Sanctus:
11. Sanctus 1.48

Benedictus:
12. Benedictus 5.14

Agnus Dei:
13. Agnus Dei 4.53

Communio:
14. Lux Aeterna 6.44

Musik: Wolfgang Amadeus Mozart mit Ergänzungen von Joseph Eybler und Franz Xaver Süßmayr

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Und hier das Konzert als Videomitschnitt (Leonard Bernstein erläutert zu Beginn auf deutsch die Hintergründe des Requiems):

BAP – Saison der Container + 2 (1988)

FrontCover1Die kölschen Jungs um BAP waren 1988 ganz schön angesagt (und zwar zurecht). Und so ließ sich die Plattenfirma nicht lumpen und veröffentlichte zur Promotion für das Album „Da Capo“ eine Single im LP-Format (aber mit 45 Umdrehungen).

BAP präsentieren sich hier schon fast ungestüm-knackig und besonders bei den Titelsong „Saison der Container“ kann man nur sagen: ACD/DC lassen grüßen. Nicht minder heftig dann „Rääts un links vum Bahndamm“

Das besondere an dieser Scheibe ist dann aber die BAP-Liveversion von dem Steppenwolf Klassiker „Born To Be Wild“. Zu dieser Aufnahme findet sich dann folgender erläuterter Text auf der Rückseite der Hülle:

„Wie wir dazu kommen, diese Antiquität zu veröffentlichen ? – Ganz einfach: Hatten was uns gedacht, daß es wohl keine passendere Nummer zum Aufwärmen aller Beteiligten am Anfang unseres Beitrags zum „Rennen“ (Werner gegen Holgi) gäbe. Recht hatten wir !! Deshalb hier dieses Tondokument vom Hartenholm-Flughafen, aufgenommen in den frühen Morgenstunden (so gegen 1/2 2) des 4. September ´88 unter Mitwirkung 200.000 optimal gelaunten Werner-Freaks, welches wir Euch nicht vorenthalten  wollen. Beschied !?!“

Soweit so gut, und weil das ganze ne nette Angelegenheit war, habe ich gleich den TV-Mitschnitt von diesem Auftritt beigelegt.

Und nun wieder: viel Vergnügen !

Live1988

Besetzung:
Manfred „Schmal“ Boecker (percussion)
Steve Borg (bass)
Alexander „Effendi“ Büchel (keyboards)
Klaus „Major“ Heuser (guitar)
Wolfgang Niedecken (vocals)
Jürgen „Jürgens“ Zöller (drums)

BackCover1

Titel:
01. Saison der Container (Heuser/Niedecken) 4.28
02. Rääts un links vum Bahndamm (Heuser/Niedecken) 5.21
03. Born To Be Wild (Bonfire) 4.33

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