The Ramblers – The Kids Are Back To Rock N Roll (1980)

FrontCover1Eine wirklich interessante Band der späten 70 er Jahre:

Erstmals in Erscheinung getreten sind die Ramblers aus Hagen (damals euphorisch als das Liverpool von Deutschland genannt) im Jahr 1978 als Gitarrist der Hagener Rockformation The Ramblers, bestehend aus Franck Becking (Gitarrist) Hartwig Masuch aka Christian Schneider (Sänger), Carlo Karges (Gitarrist), Klemens Domning (Bass) und Joe Hilscher (Schlagzeug).

The Ramblers hatten einen guten Start: Nach einem Auftritt im November 1977 in Düsseldorf bei einer Disco-Veranstaltung der Zeitschrift Bravo berichteten regelmäßig sämtliche Teenie-Zeitschriften aber auch Musikexpress und Sounds über die Newcomerband aus Hagen.

We want the world hieß die erste Single und das dazugehörige Debüt-Album Kids are back to Rock n Roll (Hot Stuff/Interhandel Records).

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Bei der Musikexpress-Rockwahl 1978 erreichten die Ramblers in der Kategorie Deutsche Bands den 9. Platz. Platz 1 belegten die ebenfalls aus Hagen stammenden Grobschnitt.

Das zweite Ramblers-Album Streetheat (Antagon Musikgesellschaft) erschien 1979 und wurde in derselben Besetzung wie schon das Erstlingswerk eingespielt. Mit dem australischen Musiker Trevor Spencer, der in den 1970er-Jahren ein vielgebuchter Studiomusiker war und für viele internationale Acts wie Olivia Newton-John oder Cliff Richard tätig war, hatten die Ramblers einen echten Profi als Produzenten gewinnen können. Neben unzähligen eigenen Konzertauftritten schafften die Ramblers es auch ins Vorprogramm internationaler Superstars wie Robert Palmer, Dr. Feelgood und der Runaways (eine Mädchenrockband mit Joan Jett und Lita Ford).

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Einige Musikzeitschriften wussten 1979 über einen Erfolg der deutschen Ramblers in der britischen Single-Hitparade zu berichten, jedoch handelte es sich bei diesen The Ramblers um einen britischen Schulchor aus Manchester der mit dem Song The Sparrow in den UK-Top Ten gelandet war; berichtigt wurde diese Falschmeldung jedoch nie. Offenbar ist der Name The Ramblers nicht geschützt, da es seit den 1960ern rund ein Dutzend Bands mit diesem Namen gab und gibt.

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Die Ramblers tourten nun landauf landab und schafften es bereits mit ihrer zweiten Single, dem Titelsong der ersten LP, in die ZDF-Musikshow Disco am 25. Juni 1979. Am 29. August 1979 zeichnete der WDR in Köln eine Ramblers-Live-Show für die vielbeachtete und erfolgreiche Konzertreihe Rockpalast auf.[1] Die Ramblers spielten bei diesem Auftritt insgesamt 13 Songs. Außer Hartwig und Becking war von der Ur-Besetzung bei diesem Konzert niemand dabei. Das Schlagzeug spielte Rüdiger Braune, den Bass Jürgen Meier, und Hermann Krull war als zweiter Gitarrist mit dabei. In dieser neuen Besetzung wurde das dritte Album Strange Life eingespielt, das 1980 von der Schallplattenfirma CBS veröffentlicht wurde. Für Carlo Karges bzw. Hermann Krull spielte Rüdiger Elze auf Strange Life die Gitarre. (wikipedia)

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In einem Interview mit der Ruhr Universität Bochum erinnert sich Gründungsmitglied Hartwig Masuch (alias Christian Schneider) an seine damaligen Anfänge:

Wie sieht Ihr bisheriger Werdegang aus?

Hartwig Masuch: Ich habe mit großem Elan angefangen zu studieren, weil ich dachte, dass da meine Zukunft liegt. Ich habe mich sehr für Finanzmärkte und Bank- und Börsenwesen bei dem damaligen Professor Joachim Süchting interessiert. Parallel dazu war ich ein totaler Rock-Musik-Fan und hab dann mit ein paar Freunden 1976 eine Band „The Ramblers“ gegründet, die dann erstaunlicherweise ´77 einen Schallplattenvertrag gekriegt hat. Das waren damals die ersten deutschen Punk-New-Wave Bands, die es so gab. Das Interessante daran war, dass aus unserer Band zwei sehr erfolgreiche deutsche Bands hervorgegangen sind. Einer unserer Gitarristen hat die Band „Nena“ gegründet und unser erster Bassist nach seinem Ausstieg die Band „Extrabreit“. Ich war dann der Ansprechpartner, dieser „Ableger“ der Band und hab´ darum die ersten „Extrabreit“ LPs selber produziert sowie die ersten Aufnahmen von „Nena“ finanziert. So bin ich dann auf die andere Seite des Schreibtisches gekommen.

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Den Abschluss wollten Sie nicht mehr nachmachen?

Hartwig Masuch: Das habe ich einfach zeitlich nicht mehr geschafft, weil ich damals schon nebenbei meine erste kleine Firma im Musikbereich gegründet habe. Das fing erst mit einer Band an und darüber bin ich ans Produzieren mit anderen Bands gekommen und hab meinen eigenen Musikverlag gegründet – Wiehagen&Masuch. Das hat mich dann so beschäftigt, dass an einen Abschluss nicht mehr zu denken war.

Wie lange existierte diese Firma?

Hartwig Masuch: Den letzten Teil habe ich vor sieben oder acht Jahren verkauft. Also, ungefähr bis ´98/´99 (ruhr-uni-bochum.de)

Heute ist er übrigens Chief Executive Officer an der Spitze von BMG Rights Management.

Aus dem Fanzine „Blue Beat“ (März 1979):
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Und hier ihr Debütalbum und es ist vordergründig ein richtig rotzfreches Album geworden. Man bediente sich so etlicher Songtitel, die eine „rebellische“ Attitüde haben sollten („Never Gonna Break Me“, “ I Wanna Be Free“ oder „We Want The World“) und musikalisch entstand ein interessanter Mix aus Punk und Power Pop.

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Aber leider, leider bekam die Musik die Handbremse verordnet, man (bzw. ich) hätte mir schon sehr gewünscht, dass all die griffigen Kompositonen noch etlichen Spure, roher, lauter und ungehobelter aufgenommen worden wären.

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Und wie man auf die Idee kommt, einen Song mit dem Titel“Let’s Cry It Out“ als akustische Lagerfeuer-Version einzuspielen, erschließt sich mir bis heute nicht.

Es fällt übrigens schon sehr stark auf, dass die damaligen Songideen doch häufig ihren Ursprung im eat der 60er Jahre hatten … so erinnert z.B. „My Way“ stark an die Kinks, wahrlich keine schlechte Inspiration.

Abe … das beste kommt ja meistens zum Schluss und das gilt insbesondere für diese LP:

Da ist vor allem der Hammer-Song „Breaking Down“ … und natürlich grinst hier Mick Jagger um die Ecke, denn … die Fassung von „Fortune Teller“ (komponiert von Allen Toussaint unter dem Pseudonym Naomi Neville) der Rolling Stones stand hier wohl Pate … also wen es da nicht in den Füßen juckt … dem ist auch nicht mehr zu helfen.

Aber auch „Solid Ground “ lässt die Ramblers so klingen, wie ich es mir für das gesamte Album gewünscht hätte; der Power-Sound der Count Bishops hätte ihnen sehr gut getan.

Und jetzt juckt es mich in den Fingern, so einen Live-Mitschnitt (z.B. aus dem Rockpalast 1979) in die Finger zu bekommen … vielleicht spielen sie dann so, wie es ihre Musik eigentlich verspricht:

Hot & dirty, loud & proud !

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Carlo Karges machte dann ja noch ne steile Karriere bei Nena und starb dann leider bereits im Alter von XXXan Leberversagen.

Und auch Joe Hilscher weilt nicht mehr unter uns Er verstarb am 4.11.2019 an einer Lungenentzündung) (zuletzt war er übrigens als Fahrer von dem „Deutsch-Papst“ Bastian Sick.

Joe Hilscher

Franck Becking war dann auch mal bei Nena und sein letztes mir bekanntes musikalische Projekt stammt aus dem Jahr 2008.

Klemens Domning ist dann nach Berlin gegangen und hat bei „Z“ (New Wave) gespielt. Ist heute in der Politik (und zwar für die WSAG = Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit, die dann 2007 mit der Partie Die Linke fusionierte) aktiv, arbeitet als Journalist und Produzent.

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Besetzung:
Franck Becking (guitar)
Klemens Domning (bass)
Joe Hilscher (drums)
Carlo Karges (guitar)
Christian Schneider (vocals)

Das Album als sog. „Picture Disc“ (das war damals der letzte Schrei):
PictureDisc1

Titel:
01. Too Fast 3.13
02. Looking For My Kind Of Love 3.42
03. Let’s Cry It Out 3.28
04. Help Me 2.34
05. Never Gonna Break Me 2.51
06. I Wanna Be Free 3.50
07. The Kids Are Back To Rock’n’Roll 3.34
08. We Want The World 2.20
09. Fly Away 1.58
10. My Way 2.55
11. Nothing Remains The Same 2.42
12. Breaking Down 2.43
13. Solid Ground 3.12

Musik und Texte: Carlo Karges – Christian Schneider – Frank Becking

LabelB1

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Single2

Allerlei nützliches für den damaligen Platten-Sammler:
Inlets

Carlo Karges

HagenRockt

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