Der Name sagt einem erstmal gar nichts … zumindest ging es mir so.
Die Rede ist von Werner Tautz (* 9. Dezember 1922 Leipzig, † 19. Mai 2014).
Er etablierte sich in den 50er Jahren des letztes Jahrhunderts als gefragter Komponistder leichten Muse:
Es gibt wenige Komponisten mit Bedeutung im Bereich der Tanz- und Unterhaltungsmusik von internationalem Rang, die in ihrem Reisepass Deutschland als ihre Nationalität angeben.
Einer von Ihnen ist der Jubilar Werner Tautz, der am 09.12.2002 seinen 80. Geburtstag begeht.
Er hat es als einer der Wenigen geschafft, für alle Rundfunk-, Tanz- und Unterhaltungsorchester zu schreiben und diesen Klangkörpern für ihr Repertoire musikalische Perlen zu schenken. (Hüllentext)
Zudem gründete er dann auch noch ein Label:
BRILLANT-MUSIK wurde im Jahre 1964 von den Komponisten Werner Tautz und Heinz Kiessling sowie dem Verleger Hans Gerig gegründet. Zweck des Unternehmens war und ist vorrangig die Produktion und Verbreitung instrumentaler Unterhaltungsmusik (Easy Listening, Mood Music, String Orchestras, Big Bands, aber auch Combos) für die Verwendung in Hörfunk, Fernsehen, Film, Werbung und auf Video. Auch volkstümliche Musik, vornehmlich österreichischer Interpreten, sowie Jazz und ernste Musik tschechischer Herkunft sind Bestandteile des Kataloges. Seit 1989 werden die Aufnahmen auf dem Label bliss records veröffentlicht, jedoch nicht ausschließlich. Auch ausländische Partnerfirmen publizieren Teile des Kataloges auf ihren Labels; umgekehrt repräsentieren BRILLANT-MUSIK und bliss records ausländische Produkte in Deutschland. (Pressetext)
Und zu seinem 80. Geburtstag spendierte ihm sein eigenes Label ne ganz spezielle CD. Aufnahmen mit seinen Kompositionen, eingespielt von diverse Orchestern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks:
Werner Tautz feierte im Dezember 2002 seinen 80. Geburtstag, und diese großartige Sammlung von 25 seiner Kompositionen ist eine würdige Hommage. Der Schwerpunkt liegt natürlich auf der Tanz- und Swingmusik, und wieder einmal beweist Werner, dass er auch darin ein Meister ist. Die Musik hüpft einfach fröhlich von Titel zu Titel, mit einigen großartigen Big-Band-Klängen von verschiedenen deutschen Rundfunkorchestern, die für Sammler, die denken, dass die Amerikaner (und vielleicht ein paar britische Ensembles) ein Monopol auf diesem Gebiet haben, eine angenehme Überraschung sein dürften.
Dem ist nicht so! Kurt Edelhagen, Delle Haensche, Alfred Hause, Horst Jankowski, Erwin Lehn, Werner Müller und sogar der Brite Reg Owen spielen Werners große Melodien mit viel Spaß. Die Aufnahmen stammen aus den Jahren 1956 bis 1977, und sie scheinen von allen großen Radiosendern in Deutschland zu stammen. Die Booklet-Notizen sind in Deutsch und Englisch, und ich kann ohne zu zögern sagen, dass diese neue CD all jenen viel Freude bereiten wird, die melodiöse Big-Band-Musik von vor ein paar Jahrzehnten mögen. (David Ades)
Aber: Diese CD ist natürlich nicht nur eine Hommage an Werner Tautz. sondern und erst recht an all die emsigen Rundfunkorchestern der vergangenen Jahrzehnte.
Man muss diese Musik natürlich nicht mögen (ich finde aber immer wieder mal Gefallen an dieser vom Jazz beeinflussten Unterhaltungsmusik), aber diese CD ist ganz sicher ein gewichtiges Zeitdokument.
Die Titel Nr. 6, 11, 16 und 19 sind Off-Air-Aufnahmen für den heimischen Rundfunk, da das Originalmaster nicht mehr existiert. Sie wurden für optimale Qualität neu gemastert.
Besetzung:
Das Tanzorchester des SFB
Das Tanzorchester des HR
Das Orchester Cornelis op den Zieken (Radio Bremen)
Das Tanzorchester des SWF
Das Orchester Kurt Edelhagen (SWF)
Das WDR-Tanzorchester
Das Kölner Tanz- und Unterhaltungsorchester
Das RIAS-Tanzorchester
Das Tanzorchester des SR
Das Tanzorchester des SDR
Das Orchester Eddie Sauter (SWF)
Das Tanzorchester des NDR
Das Tanz- und Unterhaltungsorchester des NDR
Studio-Orchester, Hamburg
Das Münchner Rundfunk-Tanzorchester
+
Freddy L’Host (clarinet bei 09.)
Horst Jankowski (piano bei 16., 19.)
Paul Kuhn (piano bei 08.)
Klaus Marmulla (saxophone bei 24.)
Kai Rautenberg (piano bei 23.)
Helmut Reinhardt (saxophone bei 06.)
Dieter Reith (piano bei 05.)
Titel:
01. Das Tanzorchester des SFB (William Greihs): Big Bang (1966) 2.15
02. Das Tanzorchester des SFB (Roland Kovac): The Better Idea (Billy’s Trumpet) (1961) 2.50
03. Das Tanzorchester des HR (Heinz Schönberger): On The Road South (1972) 2.53
04. Das Orchester Cornelis op den Zieken (Radio Bremen): Your Tenderness (1976) 4.31
05. Das Tanzorchester des SWF (Rolf-Hans Müller): Al Pari (1964) 2.36
06. Das Orchester Kurt Edelhagen (SWF): Penguin’s Walk (1956) 3.06
07. Das WDR-Tanzorchester (Werner Müller): Piccadilly Walk (1973) 2.54
08. Das Kölner Tanz- und Unterhaltungsorchester (Adalbert Luczkowsky: Portrait Of A Dream (1961) 3.52
09. Das RIAS-Tanzorchester (Günter Maier): Janine (1966) 2.21
10. Das Tanzorchester des SFB (Jerry Van Rooyen): Black Velvet (1966) 2.35
11. Das RIAS-Tanzorchester (Werner Müller): Tokyo Tea Time (Swinging Geishas) (1962) 2.06
12. Das Tanzorchester des SR (Manfred Minnich): Like Golden Dust (Aquamarin) (1961) 4.02
13. Das Tanzorchester des HR (Reg Owen): Window Shopping (Schaufensterbummel) (1963) 2.19
14. Das Tanzorchester des SR (Eberhard Pokorny): Drummer’s Holiday (1967) 2.22
15. Das Tanzorchester des HR (Willy Berking): Dinner Date (Du sagtest) (1959) 2.33
16. Das Tanzorchester des SDR (Erwin Lehn): Please Get Me Right (1957) 2.53
17. Das Orchester Eddie Sauter (SWF): Vanishing Shadows (1958) 3,41
18. Das Tanzorchester des NDR (Franz Thon): Collier (1962) 2.57
19. Das Tanzorchester des SDR (Erwin Lehn): Why Not (1960) 2.52
20. Das Tanz- und Unterhaltungsorchester des NDR (Alfred Hause): Sign Of Memory (Nur ein Souvenir) (1970) 3.38
21. Das Tanzorchester des SFB (Paul Kuhn): Music Is Never Wrong (1977) 3.15
22. Studio-Orchester, Hamburg (Rolf Kühn): La Belle (1967) 3.20
23.Das RIAS-Tanzorchester (Helmuth Brandenburg): Remember Rio (1970) 4.58
24. Das RIAS-Tanzorchester (Horst Jankowski): Yes I Am (1975) 3.54
25. Das Münchner Rundfunk-Tanzorchester (Delle Haensch): The Party Goes On (Party am Riz) 2.19
Conductor –
2:20
Musik: Werner Tautz:
04. unter dem Pseudonym Frank Nienburg
15. unter dem Pseudonym Franz Rüger
21. unter dem Pseudonym Jo Part
*
**
Und weil ich das ja so interessant finde, hier ein kleiner geschichtlicher Rückblick auf die Gcschichte der deutschen Rundfunkorchester nach dem II. Weltkrieg:
Die Geschichte der Rundfunk-, Tanz- und Unterhaltungsorchester der Bundesrepublik Deutschland, zusammengefasst in der ARD, beginnt – wenn man zurückblickt auf die Gründung der Stationen – unmittelbar nach Kriegsende. Meistens nannten sich die Sender nach der Stadt, in denen die Funkhäuser nach Kriegseinwirkungen notdürftig zusammengebastelt standen.
Die hohe Kultur der Rundfunk-, Tanz- und Unterhaltungsorchester hat also ursprünglich etwas mit den Militärregierungen und deren in diesem Teil freundlichen Anweisungen für Klangkörperbildung zu tun.
Wenn man in alphabetischer Reihenfolge beginnt, ist als erster Klangkörper der Bayerische Rundfunk zu nennen. Ein Orchester, das nach Kriegsende gegründet wurde und bis Mitte der 60er Jahre bestand. Lange Jahre wurde es von Herbert Beckh geleitet, und in den letzten Jahren seines Bestehens erreichte das Orchester noch einmal Höchstform, vor allem unter der Stabführung von Delle Haensch (1960 – 1963).
Eine kleine Station war und ist Radio Bremen. Doch lange Zeit hatte das Orchester mit Cornelis op den Zieken einen Leader (1948 – 1982), der vor allem als Begleiter der beliebten Startourneen von Hoffmeister einen besonderen Ruf hatte, aber auch großen Ruhm im Fernsehen errang, als er die Rudi-Carell-Shows als Begleitband schmückte.
Der Hessische Rundfunk hatte in der Gründerzeit (1946) als Radio Frankfurt eine glückliche Hand mit Willy Berking, der gegen Ende des Krieges in Berlin bereits einer der populärsten deutschen Meister-Swinger war. Den „Frankfurter Wecker“ im Radio, aber auch die großen Samstagabend-Shows mit Kuhlenkampf und vielen internationalen Stars begleitete dieses Orchester. Als Willy Berking sich 1972 vom Sender in den verdienten Ruhestand zurückzog, übernahm Heinz Schönberger dieses Orchester bis 1989. In der Zeit von 1960 bis 1978 dirigierte Reg Owen als ständiger Gast diese Formation in verschiedenen Besetzungen.
Der Norddeutsche Rundfunk pflegt auch heute noch seine Orchesterkultur. Alfred Hause war zuständig für das Tanz- und Unterhaltungsorchester (1947 – 1980) und erzielte weltweit große Erfolge, vor allem auch in Amerika und Japan. Für die Big Band war Franz Thon zuständig (1948 – 1980), der aber auch mit dem „TON“ (Tanzorchester ohne Namen) hervorragende Swing- und Tanzmusik spielte. Das in seiner Tradition gegründete Orchester besteht heute noch als NDR-Bigband. Der NDR beschäftigte für besondere Aufgaben noch ein Studioorchester unter der Leitung von Rolf Kühn, der zu den wichtigsten deutschen international anerkannten Musikern gehört.
Erwin Lehn war der Gründer des berühmten Südfunk-Tanzorchesters im Jahre 1951. Ähnlich wie Willy Berking spielte er in vielen großen Fernsehshows und hatte auf den internationalen Bühnen der Jazz-Festivals große Erfolge. Erwin Lehn leitete sein Orchester bis 1991. Dieser Klangkörper existiert auch heute noch und wird von Gastdirigenten geleitet.
Die spektakuläre Verpflichtung des SWF von Kurt Edelhagen, der 1952 mit seiner Arbeit in Baden Baden begann, führte auch bald zur Mitwirkung bei den nun anlaufenden Tätigkeiten für das Fernsehen. Er blieb bis 1957 und wechselte dann zum WDR nach Köln. Eddie Sauter (USA) übernahm die Leitung, er wurde 1958 von Rolf-Hans Müller abgelöst, der das Orchester bis 1979 leitete.
In der geteilten Stadt Berlin gab es nach Auflösung des RBT-Orchesters das SFB-Tanzorchester, das vor der Gründung der Station schon für den NWDR arbeitete. Leiter war William Greihs (1954 – 1968). Weitere Dirigenten für Jazz und Unterhaltungsmusik waren u. a. Roland Kovac (1960 – 1962) und später Jerry van Rooyen.
Ihre größte Zeit hatte die Big Band unter der Leitung von Paul Kuhn (1968 – 1980) mit zahlreichen Live-Auftritten und Fernseh-Shows.
Im Saarländischen Rundfunk wirkte das Tanzorchester unter Manfred Minnich von 1955 – 1963, unter Eberhard Pokorny 1964 – 1984 und unter Wolfgang Kowatsch von 1984 – 1986.
Die größte Rundfunkanstalt der ARD, der WDR, hatte zeitweilig zwei Orchester, die viele Aufgaben bewältigten. Das Tanz- und Unterhaltungsorchester dirigierte Adalbert Luczkowski, das andere Orchester 1957 bis 1972 Kurt Edelhagen. Adalbert Luczkowski leitete das Orchester von 1947 bis 1965, Werner Müller das WDR-Tanzorchester von 1967 bis 1985.
Bleibt noch eine Rundfunkstation zu nennen: die von der amerikanischen Sektorverwaltung als RADIO IM AMERIKANISCHEN SEKTOR gegründete Rundfunkstation „RIAS“. Dieser Sender war nie Mitglied der ARD, jedoch assoziiert. Es war eine Sensation, als sich auf RIAS-Wellen zum ersten mal das RIAS-Tanzorchester unter Werner Müller meldete. Sehr bald nach Gründung und dem Radio-Straßenfeger in ganz Deutschland am Montagabend, Schlager der Woche, folgten Tourneen für das Polydor-Label und unzählige Fernsehsendungen mit Musik, bei denen Werner Müller im Mittelpunkt stand. Nach dem Wechsel von Werner Müller zum WDR (1967) waren u.a. Günter Maier (1961 – 1969), Helmuth Brandenburg (1969 – 1973) und Horst Jankowski (1975 – 1994) Leiter dieses Orchesters. Vor allem Horst Jankowski schaffte es, das Orchester noch einmal zu einem international angesehenen Klangkörper zu machen. (Ado Schlier)
Und der Ado Schlier ist ein weiteres Urgestein des westdeutschen Radios, bzw. deren Moderatoren:
Ado Schlier (* 31. Januar 1935 in Würzburg) ist ein deutscher Moderator, Musikjournalist und künstlerischer Leiter diverser Festivals. Er entstammt aus einer Familie des ortsansässigen Textileinzelhandels.
Ado Schlier startete sein Berufsleben mit einer Ausbildung im Musikalienhandel. Seit 1954 war Ado Schlier als künstlerischer Leiter vieler Konzertveranstaltungen tätig, gestaltete beispielsweise zehn Jahre die Münchner Jazztage, von 1978 bis 2008 die Erdinger Jazztage und war 30 Jahre für das Jazzfestival Burghausen im Radio und Fernsehen zuständig. Zudem beriet er das Goethe-Institut für weltweite Jazzveranstaltungen deutscher Künstler.
Mitte der 1950er Jahre begann Ado Schlier seine Rundfunktätigkeit beim Sender Rot-Weiß-Rot und Anfang der 1960er Jahre moderierte er im Radio Salzburg zusammen mit Herbert Feuerstein. Mitte der 1960er Jahre begann er seine Mitarbeit beim deutschsprachigen Programm der RAI Sender Bozen. Zuerst moderierte Ado Schlier dort Sendungen wie Musikreport, Gästebuch, Leise erklingt Musik und Folklore international, später eine musikalisch vielseitige Sendung Meine Radiostunde, in der auch Liedermacher einen großen Platz einnehmen.
Radio Bremen beauftragte ihn Mitte der 1960er Jahre mit der Gestaltung einer 24-teiligen Hörfunk-Serie Verliebt in eine kleine Stadt – Portraits europäischer Kleinstädte, später der 12-teiligen Serie Typisch deutsch als Versuch, die Stimmungen verschiedener Regionen zu interpretieren.
1961 begann er beim Bayerischen Rundfunk mit der Sendereihe Jazz auf Reisen. 1963 organisierte er die sich über rund eine Woche hinziehenden Münchner Jazztage, die im ausverkauften Kongresssaal des Deutschen Museums, das 2300 Personen fasste, stattfanden. Werner Götze, ebenso vom Bayerischen Rundfunk, moderierte die Veranstaltung, die internationales Aufsehen erregte und in Teilen von mehr als 30 Rundfunkstationen weltweit – unter anderem in Moskau, Johannesburg, Taipeh, Addis Abbeba, Djibouti, Tokyo und Ceylon – übertragen wurde. In der Zeit von 1977 bis 1999 war Schlier zudem Redakteur im Bereich Jazz, Folk und Liedermacher im Hörfunk. Er gehörte zum Team der ersten Stunde bei Bayern 3, das damals eine der erfolgreichsten Popwellen in Europa war, gestaltete Sendungen wie Gute Nacht Freunde und Musiklokaltermin sowie Wochenend mit Bayern 3 und Morning Sky, Musik Report und BR Jazznacht.
Seine Fernsehtätigkeit begann Ende der 1970er Jahre beim Bayerischen Rundfunk. Für die ARD entwickelte er 1979 bis 1985 das Auswahlmodell des Grand Prix und für die RAI Sender Bozen eine Reihe von Portraitsendungen bekannter Liedermacher. Für das Bayerische Fernsehen betreute er die Show-Bühne mit Alfred Biolek sowie Specials mit André Heller, Herman van Veen und anderen.
Schlier schrieb auch musikjournalistische Beiträge in vielen Zeitungen, beispielsweise in der tz, dem Münchner Merkur, der Augsburger Allgemeine und dem Playboy und interviewte auch verschiedene Politiker seiner Zeit.[2]
Ab 1987 bis 2016 gestaltete er die Programme für das Festival Songs an einem Sommerabend, das er auch konzipiert hatte.[3] Im Rahmen des Festivals zeichnete die Hanns-Seidel-Stiftung Nachwuchskünstler mit einem Förderpreis aus, wobei Ado Schlier als Vorsitzender der Jury fungierte. (wikipedia)