Henri Salvador – Einmalige Persiflagen von Henri Salvador (1959)

FrontCover1Und jetzt mal wieder ein Beitrag über einen Musiker, der mit „deutschen Landen“ so gar nichts zu tun hatte, aber dem Label Ariola war es dennoch wert, ihm für den deutsche Plattenmarkt diese EP zu spendieren.

Henri Salvador (* 18. Juli 1917 in Sinnamary, Französisch-Guayana; † 13. Februar 2008 in Paris) war ein französischer Chansonnier, Gitarrist und Fernseh-Moderator. Er arbeitete auch als Komiker, Verleger, Musiker und Schauspieler. Salvador gehörte zu den Begründern des französischen Rock ’n’ Rolls und prägte das kulturelle Leben Frankreichs viele Jahrzehnte.

Henri Salvador kam am 18. Juli 1917 in Französisch-Guayana zur Welt. Sein Vater Clovis war spanischer Abstammung, seine Großmutter mütterlicherseits, Antonine Paterne, stammte aus der Karibik. Er hatte zwei Geschwister. Als er sieben Jahre alt war, zogen Salvadors Eltern nach Paris, wo er noch im frühen Teenageralter die Jazzmusiker Louis Armstrong und Duke Ellington schätzen lernte. Seither stand sein Berufswunsch fest. Gegen den Widerstand der Eltern, die für ihn eine bodenständige Anwaltskarriere ins Auge gefasst hatten, wollte Henri Salvador Musiker werden.

Henri Salvador01

Von Beginn an zeigte Salvador außerordentliches musikalisches Talent. Zunächst noch der Geige und der Trompete zugetan, entdeckte er mit 16 Jahren seine Leidenschaft für die Gitarre und brachte es auf dem Instrument in kürzester Zeit zur Meisterschaft. Nach Gastspielen in verschiedenen Jazz-Combos machte Salvadors komödiantisches Talent ihn 1936 mit dem Violinisten Eddie South bekannt, was in einem gemeinsamen Auftritt endete. Im Anschluss daran lernte Salvador sein großes Idol Django Reinhardt kennen und arbeitete für eine kurze Zeit als Begleitmusiker mit ihm auf Tourneen. Er kooperierte eng mit Boris Vian.

Kurze Zeit später legte der heraufziehende Krieg in Europa seinen Schatten auch über die Karriere Henri Salvadors. Er verpflichtete sich 1937 für vier Jahre bei der Armee, wo er bis 1941 Dienst tat. Er floh schließlich in das unbesetzte Frankreich und von dort weiter nach Spanien. In der Band von Ray Ventura tourte er bis zum Ende des Krieges durch Südamerika und kehrte 1945 nach Frankreich zurück, wo er eine Karriere als Solomusiker begann.

Henri Salvador03

Aus Südamerika brachte Salvador neue Rhythmen mit, die den Einfluss seines großen Vorbildes Django Reinhardt in den Hintergrund drängten und ihm dabei halfen, seinen eigenen Stil zu entwickeln. Seine ersten Schallplatten im 7″-Format erschienen 1947 und bereiteten den Weg für einen der größten Klassiker aus Salvadors Feder: „Le Loup, La Biche Et Le Chevalier (Une Chanson Douce)“ aus dem Jahr 1949.

In den 1950er Jahren zeigte Salvador wiederum seine Wandlungsfähigkeit. Zu Beginn des Jahrzehnts noch ständiger Gast auf den Bühnen Frankreichs, gab er 1955 sein erstes Gastspiel in den Vereinigten Staaten. Der Musikliebhaber wurde sofort vom anbrechenden Rock’n’Roll-Hype erfasst, so dass er nach einem Auftritt in der Ed Sullivan Show und seiner Rückkehr nach Frankreich zu einem der Pioniere des Rock’n’Roll wurde.

Zusammen mit seinem Songwriting-Partner Boris Vian machte Salvador unter dem Pseudonym Henry Cording die Franzosen mit den neuen Grooves vertraut. Die Zusammenarbeit der beiden dauerte bis zu Vians Tod im Jahr 1959. In der kurzen Zeit komponierte das Duo über 400 Songs. Das folgende Jahrzehnt wurde zum populärsten von Henri Salvador … (wikipedia)

Henri Salvador02

Hier also die oben erwähnte EP mit dem etwas eigentümlichen Titel: „Einmalige Persiflagen“. Unter einer Persiflage versteht man laut Duden eine „feine, geistreiche Verspottung durch übertreibende oder ironisierende Darstellung bzw. Nachahmung“.

Davon kann bei dieser Musik natürlich überhaupt keine Rede sein. Vielmehr sind als halt Songs, die für den Namen Henri Salvador stehen, rauh und wenig kantig, Chansons mit einem feinen Jazzfeeling.

Vielleicht bezogen sich die Erfinder dieses EP Titel auf den Song „Buenas Noches Mi Amor … dieses enthält fast ausschließlich das Liebesgeturtel eines Paares zur Nacht (das dann wohl in einem handfesten Krach endet) … sehr fraglich, ob das damals in Deutschland überhaupt einer verstanden hat (ich versteh ja auch kein Wort).

BackCover1

Besetzung: 
Henri Salvador (vocals)
+
eine kleine Schar unbekannter Studiomusiker

Henri Salvador04

Titel:
01. Come Prima („Tu Me Donnes“) (Panzeri/Taccani/Paolo/Larue) 2.08
02. Blouse De Dentiste (Vian/Salvador) 3.28
03. Buenas Noches Mi Amor (Fontenoy/Giraud) 3.01
04. Trompette d’Occasion (Vian/Salvador) 2.42

LabelB1

*
**

Verschiedene Interpreten – Werner Tautz – Time for Music (2002)

FrontCover1Der Name sagt einem erstmal gar nichts … zumindest ging es mir so.

Die Rede ist von Werner Tautz (* 9. Dezember 1922 Leipzig, † 19. Mai 2014).

Er etablierte sich in den 50er Jahren des letztes Jahrhunderts als gefragter Komponistder leichten Muse:

Es gibt wenige Komponisten mit Bedeutung im Bereich der Tanz- und Unterhaltungsmusik von internationalem Rang, die in ihrem Reisepass Deutschland als ihre Nationalität angeben.

Einer von Ihnen ist der Jubilar Werner Tautz, der am 09.12.2002 seinen 80. Geburtstag begeht.

Er hat es als einer der Wenigen geschafft, für alle Rundfunk-, Tanz- und Unterhaltungsorchester zu schreiben und diesen Klangkörpern für ihr Repertoire musikalische Perlen zu schenken. (Hüllentext)

Werner Tautz01

Zudem gründete er dann auch noch ein Label:

BRILLANT-MUSIK wurde im Jahre 1964 von den Komponisten Werner Tautz und Heinz Kiessling sowie dem Verleger Hans Gerig gegründet. Zweck des Unternehmens war und ist vorrangig die Produktion und Verbreitung instrumentaler Unterhaltungsmusik (Easy Listening, Mood Music, String Orchestras, Big Bands, aber auch Combos) für die Verwendung in Hörfunk, Fernsehen, Film, Werbung und auf Video. Auch volkstümliche Musik, vornehmlich österreichischer Interpreten, sowie Jazz und ernste Musik tschechischer Herkunft sind Bestandteile des Kataloges. Seit 1989 werden die Aufnahmen auf dem Label bliss records veröffentlicht, jedoch nicht ausschließlich. Auch ausländische Partnerfirmen publizieren Teile des Kataloges auf ihren Labels; umgekehrt repräsentieren BRILLANT-MUSIK und bliss records ausländische Produkte in Deutschland. (Pressetext)

Werner Tautz02

Und zu seinem 80. Geburtstag spendierte ihm sein eigenes Label ne ganz spezielle CD. Aufnahmen mit seinen Kompositionen, eingespielt von diverse Orchestern des öffentlich-rechtlichen Rundfunks:

Werner Tautz feierte im Dezember 2002 seinen 80. Geburtstag, und diese großartige Sammlung von 25 seiner Kompositionen ist eine würdige Hommage. Der Schwerpunkt liegt natürlich auf der Tanz- und Swingmusik, und wieder einmal beweist Werner, dass er auch darin ein Meister ist. Die Musik hüpft einfach fröhlich von Titel zu Titel, mit einigen großartigen Big-Band-Klängen von verschiedenen deutschen Rundfunkorchestern, die für Sammler, die denken, dass die Amerikaner (und vielleicht ein paar britische Ensembles) ein Monopol auf diesem Gebiet haben, eine angenehme Überraschung sein dürften.

Werner Tautz03

Dem ist nicht so! Kurt Edelhagen, Delle Haensche, Alfred Hause, Horst Jankowski, Erwin Lehn, Werner Müller und sogar der Brite Reg Owen spielen Werners große Melodien mit viel Spaß. Die Aufnahmen stammen aus den Jahren 1956 bis 1977, und sie scheinen von allen großen Radiosendern in Deutschland zu stammen. Die Booklet-Notizen sind in Deutsch und Englisch, und ich kann ohne zu zögern sagen, dass diese neue CD all jenen viel Freude bereiten wird, die melodiöse Big-Band-Musik von vor ein paar Jahrzehnten mögen. (David Ades)

Hüllentext1

Aber: Diese CD ist natürlich nicht nur eine Hommage an Werner Tautz. sondern und erst recht an all die emsigen Rundfunkorchestern der vergangenen Jahrzehnte.

Man muss diese Musik natürlich nicht mögen (ich finde aber immer wieder mal Gefallen an dieser vom Jazz beeinflussten Unterhaltungsmusik), aber diese CD ist ganz sicher ein gewichtiges Zeitdokument.

Die Titel Nr. 6, 11, 16 und 19 sind Off-Air-Aufnahmen für den heimischen Rundfunk, da das Originalmaster nicht mehr existiert. Sie wurden für optimale Qualität neu gemastert.

BackCover1

Besetzung:
Das Tanzorchester des SFB
Das Tanzorchester des HR
Das Orchester Cornelis op den Zieken (Radio Bremen)
Das Tanzorchester des SWF
Das Orchester Kurt Edelhagen (SWF)
Das WDR-Tanzorchester
Das Kölner Tanz- und Unterhaltungsorchester
Das RIAS-Tanzorchester
Das Tanzorchester des SR
Das Tanzorchester des SDR
Das Orchester Eddie Sauter (SWF)
Das Tanzorchester des NDR
Das Tanz- und Unterhaltungsorchester des NDR
Studio-Orchester, Hamburg
Das Münchner Rundfunk-Tanzorchester
+
Freddy L’Host (clarinet bei 09.)
Horst Jankowski (piano bei 16., 19.)
Paul Kuhn (piano bei 08.)
Klaus Marmulla (saxophone bei 24.)
Kai Rautenberg (piano bei 23.)
Helmut Reinhardt (saxophone bei 06.)
Dieter Reith (piano bei 05.)

Booklet03A

Titel:
01. Das Tanzorchester des SFB (William Greihs): Big Bang (1966) 2.15
02. Das Tanzorchester des SFB (Roland Kovac): The Better Idea (Billy’s Trumpet) (1961) 2.50
03. Das Tanzorchester des HR (Heinz Schönberger): On The Road South (1972) 2.53
04. Das Orchester Cornelis op den Zieken (Radio Bremen):  Your Tenderness (1976) 4.31
05. Das Tanzorchester des SWF (Rolf-Hans Müller): Al Pari (1964) 2.36
06. Das Orchester Kurt Edelhagen (SWF): Penguin’s Walk (1956) 3.06
07. Das WDR-Tanzorchester (Werner Müller): Piccadilly Walk (1973) 2.54
08. Das Kölner Tanz- und Unterhaltungsorchester (Adalbert Luczkowsky: Portrait Of A Dream (1961) 3.52
09. Das RIAS-Tanzorchester (Günter Maier): Janine (1966) 2.21
10. Das Tanzorchester des SFB (Jerry Van Rooyen): Black Velvet (1966) 2.35
11. Das RIAS-Tanzorchester (Werner Müller): Tokyo Tea Time (Swinging Geishas) (1962) 2.06
12. Das Tanzorchester des SR (Manfred Minnich): Like Golden Dust (Aquamarin) (1961) 4.02
13. Das Tanzorchester des HR (Reg Owen): Window Shopping (Schaufensterbummel) (1963) 2.19
14. Das Tanzorchester des SR (Eberhard Pokorny): Drummer’s Holiday (1967) 2.22
15. Das Tanzorchester des HR (Willy Berking): Dinner Date (Du sagtest) (1959) 2.33
16. Das Tanzorchester des SDR (Erwin Lehn): Please Get Me Right (1957) 2.53
17. Das Orchester Eddie Sauter (SWF): Vanishing Shadows (1958) 3,41
18. Das Tanzorchester des NDR (Franz Thon): Collier (1962) 2.57
19. Das Tanzorchester des SDR (Erwin Lehn): Why Not (1960) 2.52
20. Das Tanz- und Unterhaltungsorchester des NDR (Alfred Hause): Sign Of Memory (Nur ein Souvenir) (1970) 3.38
21. Das Tanzorchester des SFB (Paul Kuhn): Music Is Never Wrong (1977) 3.15
22. Studio-Orchester, Hamburg (Rolf Kühn): La Belle (1967) 3.20
23.Das RIAS-Tanzorchester (Helmuth Brandenburg): Remember Rio (1970) 4.58
24. Das RIAS-Tanzorchester (Horst Jankowski): Yes I Am (1975) 3.54
25. Das Münchner Rundfunk-Tanzorchester (Delle Haensch): The Party Goes On (Party am Riz) 2.19
Conductor –
2:20

Musik: Werner Tautz:
04. unter dem Pseudonym Frank Nienburg
15. unter dem Pseudonym Franz Rüger
21. unter dem Pseudonym Jo Part

CD1

*
**

Todesanzeige

Und weil ich das ja so interessant finde, hier ein kleiner geschichtlicher Rückblick auf die Gcschichte der deutschen Rundfunkorchester nach dem II. Weltkrieg:

Die Geschichte der Rundfunk-, Tanz- und Unterhaltungsorchester der Bundesrepublik Deutschland, zusammengefasst in der ARD, beginnt – wenn man zurückblickt auf die Gründung der Stationen – unmittelbar nach Kriegsende. Meistens nannten sich die Sender nach der Stadt, in denen die Funkhäuser nach Kriegseinwirkungen notdürftig zusammengebastelt standen.

Die hohe Kultur der Rundfunk-, Tanz- und Unterhaltungsorchester hat also ursprünglich etwas mit den Militärregierungen und deren in diesem Teil freundlichen Anweisungen für Klangkörperbildung zu tun.

Musiker des Münchner Rundfunk-Tanzorchesters

Wenn man in alphabetischer Reihenfolge beginnt, ist als erster Klangkörper der Bayerische Rundfunk zu nennen. Ein Orchester, das nach Kriegsende gegründet wurde und bis Mitte der 60er Jahre bestand. Lange Jahre wurde es von Herbert Beckh geleitet, und in den letzten Jahren seines Bestehens erreichte das Orchester noch einmal Höchstform, vor allem unter der Stabführung von Delle Haensch (1960 – 1963).

Eine kleine Station war und ist Radio Bremen. Doch lange Zeit hatte das Orchester mit Cornelis op den Zieken einen Leader (1948 – 1982), der vor allem als Begleiter der beliebten Startourneen von Hoffmeister einen besonderen Ruf hatte, aber auch großen Ruhm im Fernsehen errang, als er die Rudi-Carell-Shows als Begleitband schmückte.

Der Hessische Rundfunk hatte in der Gründerzeit (1946) als Radio Frankfurt eine glückliche Hand mit Willy Berking, der gegen Ende des Krieges in Berlin bereits einer der populärsten deutschen Meister-Swinger war. Den „Frankfurter Wecker“ im Radio, aber auch die großen Samstagabend-Shows mit Kuhlenkampf und vielen internationalen Stars begleitete dieses Orchester. Als Willy Berking sich 1972 vom Sender in den verdienten Ruhestand zurückzog, übernahm Heinz Schönberger dieses Orchester bis 1989. In der Zeit von 1960 bis 1978 dirigierte Reg Owen als ständiger Gast diese Formation in verschiedenen Besetzungen.

Alfred Hause

Der Norddeutsche Rundfunk pflegt auch heute noch seine Orchesterkultur. Alfred Hause war zuständig für das Tanz- und Unterhaltungsorchester (1947 – 1980) und erzielte weltweit große Erfolge, vor allem auch in Amerika und Japan. Für die Big Band war Franz Thon zuständig (1948 – 1980), der aber auch mit dem „TON“ (Tanzorchester ohne Namen) hervorragende Swing- und Tanzmusik spielte. Das in seiner Tradition gegründete Orchester besteht heute noch als NDR-Bigband. Der NDR beschäftigte für besondere Aufgaben noch ein Studioorchester unter der Leitung von Rolf Kühn, der zu den wichtigsten deutschen international anerkannten Musikern gehört.

Erwin Lehn war der Gründer des berühmten Südfunk-Tanzorchesters im Jahre 1951. Ähnlich wie Willy Berking spielte er in vielen großen Fernsehshows und hatte auf den internationalen Bühnen der Jazz-Festivals große Erfolge. Erwin Lehn leitete sein Orchester bis 1991. Dieser Klangkörper existiert auch heute noch und wird von Gastdirigenten geleitet.

Südwestfunk Tanzorchester

Die spektakuläre Verpflichtung des SWF von Kurt Edelhagen, der 1952 mit seiner Arbeit in Baden Baden begann, führte auch bald zur Mitwirkung bei den nun anlaufenden Tätigkeiten für das Fernsehen. Er blieb bis 1957 und wechselte dann zum WDR nach Köln. Eddie Sauter (USA) übernahm die Leitung, er wurde 1958 von Rolf-Hans Müller abgelöst, der das Orchester bis 1979 leitete.

In der geteilten Stadt Berlin gab es nach Auflösung des RBT-Orchesters das SFB-Tanzorchester, das vor der Gründung der Station schon für den NWDR arbeitete. Leiter war William Greihs (1954 – 1968). Weitere Dirigenten für Jazz und Unterhaltungsmusik waren u. a. Roland Kovac (1960 – 1962) und später Jerry van Rooyen.

Ihre größte Zeit hatte die Big Band unter der Leitung von Paul Kuhn (1968 – 1980) mit zahlreichen Live-Auftritten und Fernseh-Shows.

Im Saarländischen Rundfunk wirkte das Tanzorchester unter Manfred Minnich von 1955 – 1963, unter Eberhard Pokorny 1964 – 1984 und unter Wolfgang Kowatsch von 1984 – 1986.

Das Radio-Tanz- und Unterhaltungsorchester

Die größte Rundfunkanstalt der ARD, der WDR, hatte zeitweilig zwei Orchester, die viele Aufgaben bewältigten. Das Tanz- und Unterhaltungsorchester dirigierte Adalbert Luczkowski, das andere Orchester 1957 bis 1972 Kurt Edelhagen. Adalbert Luczkowski leitete das Orchester von 1947 bis 1965, Werner Müller das WDR-Tanzorchester von 1967 bis 1985.

Bleibt noch eine Rundfunkstation zu nennen: die von der amerikanischen Sektorverwaltung als RADIO IM AMERIKANISCHEN SEKTOR gegründete Rundfunkstation „RIAS“. Dieser Sender war nie Mitglied der ARD, jedoch assoziiert. Es war eine Sensation, als sich auf RIAS-Wellen zum ersten mal das RIAS-Tanzorchester unter Werner Müller meldete. Sehr bald nach Gründung und dem Radio-Straßenfeger in ganz Deutschland am Montagabend, Schlager der Woche, folgten Tourneen für das Polydor-Label und unzählige Fernsehsendungen mit Musik, bei denen Werner Müller im Mittelpunkt stand. Nach dem Wechsel von Werner Müller zum WDR (1967) waren u.a. Günter Maier (1961 – 1969), Helmuth Brandenburg (1969 – 1973) und Horst Jankowski (1975 – 1994) Leiter dieses Orchesters. Vor allem Horst Jankowski schaffte es, das Orchester noch einmal zu einem international angesehenen Klangkörper zu machen. (Ado Schlier)

Das RIAS-Tanzorchester

Und der Ado Schlier ist ein weiteres Urgestein des westdeutschen Radios, bzw. deren Moderatoren:

Ado Schlier (* 31. Januar 1935 in Würzburg) ist ein deutscher Moderator, Musikjournalist und künstlerischer Leiter diverser Festivals. Er entstammt aus einer Familie des ortsansässigen Textileinzelhandels.

Ado Schlier4Ado Schlier startete sein Berufsleben mit einer Ausbildung im Musikalienhandel. Seit 1954 war Ado Schlier als künstlerischer Leiter vieler Konzertveranstaltungen tätig, gestaltete beispielsweise zehn Jahre die Münchner Jazztage, von 1978 bis 2008 die Erdinger Jazztage und war 30 Jahre für das Jazzfestival Burghausen im Radio und Fernsehen zuständig. Zudem beriet er das Goethe-Institut für weltweite Jazzveranstaltungen deutscher Künstler.

Mitte der 1950er Jahre begann Ado Schlier seine Rundfunktätigkeit beim Sender Rot-Weiß-Rot und Anfang der 1960er Jahre moderierte er im Radio Salzburg zusammen mit Herbert Feuerstein. Mitte der 1960er Jahre begann er seine Mitarbeit beim deutschsprachigen Programm der RAI Sender Bozen. Zuerst moderierte Ado Schlier dort Sendungen wie Musikreport, Gästebuch, Leise erklingt Musik und Folklore international, später eine musikalisch vielseitige Sendung Meine Radiostunde, in der auch Liedermacher einen großen Platz einnehmen.

Radio Bremen beauftragte ihn Mitte der 1960er Jahre mit der Gestaltung einer 24-teiligen Hörfunk-Serie Verliebt in eine kleine Stadt – Portraits europäischer Kleinstädte, später der 12-teiligen Serie Typisch deutsch als Versuch, die Stimmungen verschiedener Regionen zu interpretieren.

Ado Schlier3

1961 begann er beim Bayerischen Rundfunk mit der Sendereihe Jazz auf Reisen. 1963 organisierte er die sich über rund eine Woche hinziehenden Münchner Jazztage, die im ausverkauften Kongresssaal des Deutschen Museums, das 2300 Personen fasste, stattfanden. Werner Götze, ebenso vom Bayerischen Rundfunk, moderierte die Veranstaltung, die internationales Aufsehen erregte und in Teilen von mehr als 30 Rundfunkstationen weltweit – unter anderem in Moskau, Johannesburg, Taipeh, Addis Abbeba, Djibouti, Tokyo und Ceylon – übertragen wurde. In der Zeit von 1977 bis 1999 war Schlier zudem Redakteur im Bereich Jazz, Folk und Liedermacher im Hörfunk. Er gehörte zum Team der ersten Stunde bei Bayern 3, das damals eine der erfolgreichsten Popwellen in Europa war, gestaltete Sendungen wie Gute Nacht Freunde und Musiklokaltermin sowie Wochenend mit Bayern 3 und Morning Sky, Musik Report und BR Jazznacht.

Ado Schlier

Seine Fernsehtätigkeit begann Ende der 1970er Jahre beim Bayerischen Rundfunk. Für die ARD entwickelte er 1979 bis 1985 das Auswahlmodell des Grand Prix und für die RAI Sender Bozen eine Reihe von Portraitsendungen bekannter Liedermacher. Für das Bayerische Fernsehen betreute er die Show-Bühne mit Alfred Biolek sowie Specials mit André Heller, Herman van Veen und anderen.

Schlier schrieb auch musikjournalistische Beiträge in vielen Zeitungen, beispielsweise in der tz, dem Münchner Merkur, der Augsburger Allgemeine und dem Playboy und interviewte auch verschiedene Politiker seiner Zeit.[2]

Ab 1987 bis 2016 gestaltete er die Programme für das Festival Songs an einem Sommerabend, das er auch konzipiert hatte.[3] Im Rahmen des Festivals zeichnete die Hanns-Seidel-Stiftung Nachwuchskünstler mit einem Förderpreis aus, wobei Ado Schlier als Vorsitzender der Jury fungierte. (wikipedia)

Ado Schlier2

Wieder lieferbar: Klaus Kreuzeder & Willi Herzinger – Sax As Sax Can (1987)

Wie gewünscht (click on the pic).

Wieder lieferbar

Wer sich über einen Beitrag, der nicht mehr lieferbar ist, dennoch gerne nochmals informieren möchte, schreibe bitte an …

Pfeil

post-fuer-sammelsurium@gmx.net

… oder schreibe seinen Wunsch in den Kommentarmöglichkeiten dieses Blogs

Ich werde dann natürlich versuchen, solche Wünsche zeitnah zu erledigen, okay ? Auch weitere (Musik) Wünsche kann man mir gerne mitteilen; ich schau dann, was sich machen lässt.

Alf Pörschmann & Wilhelm Tatarczyk – Für Spaniens Freiheit (1958)

FrontCover1Jetzt wird es revolutionär, bzw. ein kleines Beispiel aus den kulturellen Aktivitäten der DDR im Rahmen der internationalen Solidarität:

Hier geht es um Spanien … Zur Erinnerung:

Als Franquismus (spanisch franquismo [fɾaŋˈkismo], deutsch auch Franco-Regime und Franco-Diktatur, andere Schreibweise Frankismus[1]) werden das System und die ideologische Untermauerung der Diktatur Francisco Francos in Spanien von 1936 respektive 1939 bis zu den ersten freien Wahlen 1977 bezeichnet.

Die Herrschaftsform bzw. das System des Franquismus gilt als ausgesprochen personalistisch, das heißt, dass die Person des Diktators selbst dafür prägender war als eine bestimmte Ideologie. Der als wenig charismatisch geltende Franco verstand es, sich seine fast unumschränkte Macht bis zu seinem Tod im Jahr 1975 zu erhalten. In Spanien gab es während seines Regimes keine kodifizierte Verfassung, sondern nur eine geringe Anzahl von ihm erlassener Grundgesetze mit Verfassungsrang. Franco hielt unter anderem dadurch die Zügel in der Hand, dass er alle wichtigen politischen Ämter bis hin zur Provinzebene auf der Basis persönlicher Vertrauensverhältnisse besetzte. Zudem hielt er diejenigen Institutionen, denen er Machtbefugnisse übertragen hatte oder die er nicht ignorieren konnte – unter anderem die Staatspartei Movimiento Nacional, die katholische Kirche und das Militär – dadurch unter Kontrolle, dass er sie fortwährend gegeneinander ausspielte.

Leichenreste aus der Zeit der Franco Diktaur:
DiktakturSpanien02

Seine Legitimation leitete der Franquismus aus der Sicht seiner Eliten im Wesentlichen aus dem militärischen Sieg im Spanischen Bürgerkrieg ab, der nicht nur als Sieg der eigenen Weltanschauung, sondern darüber hinaus als Verteidigung der spanischen und europäischen Zivilisation und Kultur gedeutet wurde. Da der Katholizismus als integrierender Bestandteil der spanischen Kultur betrachtet wurde, kam es zu einer engen Zusammenarbeit von Kirche und Staat im Rahmen des so genannten nacional-catolicismo („Nationalkatholizismus“).

Der Franco-Staat war während der 39 Jahre seiner Existenz in wirtschaftlicher und außenpolitischer, in geringerem Maße auch in innenpolitischer Hinsicht bedeutenden Entwicklungen unterworfen. Daher lässt sich die Zeit der Herrschaft des Diktators in mehrere Phasen einteilen. Die anfängliche Despotie, in der massive Vergeltung an den im Bürgerkrieg unterlegenen Bevölkerungsgruppen geübt wurde, wies gewisse Merkmale zeitgenössischer faschistischer Systeme auf und zeigte planwirtschaftliche Züge. Zum Schluss war die Herrschaftsform eher autoritär-konservativ geprägt und nach langer innerer Stagnation erlebte Spanien ein Wirtschaftswunder. Es gelang der Aufstieg vom Niveau eines Entwicklungslandes unter die zehn größten Industrienationen der Erde. Dem ökonomischen Fortschritt stand allerdings keine nennenswerte politische Öffnung im Inneren gegenüber.

Natürlich stand der Nationalsozialismus an der Seite von Franco:
DiktakturSpanien03

Mitte Oktober 1975 erkrankte Franco, der immer deutlichere Zeichen von Senilität gezeigt hatte, an Grippe und erlitt hierauf drei Herzinfarkte. Wochenlang lag der Diktator in Agonie, das Elektroenzephalogramm zeigte längst kein Leben mehr an. Erst am 20. November 1975 (in Spanien als „20-N“ bekannt) – dem 39. Todestag José Antonio Primo de Riveras – wurde Francos Tod bekannt gegeben. In seinem Testament ermahnte er die Spanier, dass „die Feinde Spaniens und der christlichen Zivilisation“ nicht ruhen würden und dass sie, die Spanier, sich um den zukünftigen König Spaniens scharen und die Einheit Spaniens bewahren sollten.

Mit Francos Tod war der Franquismus noch nicht am Ende. Die maßgeblichen Stellen des franquistischen Staats, der Nationalrat, der Königliche Rat und die Cortes, waren durch seine Anhänger besetzt. Entsprechend gering war der Spielraum des Königs Juan Carlos I., der noch im selben Jahr 1975 inthronisiert wurde und eine beherzte Thronrede hielt, in der er ausführte, dass „eine freie und moderne Gesellschaft die Beteiligung aller in den Entscheidungszentren, den Medien, den unterschiedlichen Ebenen des Erziehungswesens und der Kontrolle des nationalen Wohlstands“ erfordere. Er sah sich, wie er weiter ausführte, als „König aller Spanier, Wächter der Verfassung und Kämpfer für die Gerechtigkeit“.

Eine Betty Rosenfeld nahm am spanischen Bürgerkrieg teil und starb in Auschwitz:
DiktakturSpanien04

Es war keine leichte Aufgabe für Juan Carlos, die Umgestaltung (transición) Spaniens ins Werk zu setzen. Zunächst blieben der Premier Carlos Arias Navarro – der ausdrücklich kundtat, den Franquismus weiterführen zu wollen – und seine Regierung im Amt. Juan Carlos sah sich gleichsam zwischen Hammer und Amboss: der Linken und der Mitte, die ihn zu einem radikalen Bruch mit dem alten Regime aufforderten, und Guardia Civil, Militär und Movimiento Nacional, die den König wissen ließen, nur kleine Reformen, keineswegs aber einen vollständigen Umbau des Staates mittragen zu wollen.

Unter dem Eindruck von Massendemonstrationen und auf nachdrückliches Verlangen des Königs reichte Arias schließlich seinen Rücktritt ein. Neuer Premier wurde Adolfo Suárez, der letzte Generalsekretär des Movimiento Nacional. Zwar war er ein Mann des alten Regimes, und die Enttäuschung der Reformkräfte war zunächst groß, doch gerade in dieser Eigenschaft, als ein Mann, dem die Stützen des Systems vertrauten, konnte Suárez den entscheidenden Schritt wagen. Sein Programm umschrieb er wie folgt: „Die Krone hat ihrem Wunsch Ausdruck verliehen, aus Spanien eine moderne Demokratie zu formen. Es ist mein fester Entschluss, dem zu dienen.“

Am 19. Juli 1936 trat eine kleine Gruppe deutscher EmigrantInnen in Barcelona ins Rampenlicht der politischen Öffentlichkeit. An der Seite ihrer spanischen GenossInnen kämpften Mitglieder der Gruppe “Deutsche Anarchosyndikalisten im Ausland” (DAS) gegen deutsche Nationalsozialisten, die sich den putschenden Militärs unter General Franco angeschlossen hatten:
DiktakturSpanien05

1976 wurde im Zuge einer Strafrechtsreform die Bildung von Parteien wieder legalisiert. Im Zentrum der von Suárez angestoßenen Reform aber stand eine neue Verfassung, die aus den Cortes, die zuvor ein Ständeparlament gewesen waren, ein allgemein, frei, gleich und geheim gewähltes Zweikammerparlament machte. Juan Carlos’ Anteil an diesen Reformen bestand nicht zuletzt darin, dass er sich hinter seinen Premier stellte, seine eigene Reputation für ihn in die Waagschale warf und bei den alten Stützen des Systems für die Neubegründung des spanischen Staats warb. Ein Referendum sprach dem neuen System eine Zustimmung von nicht weniger als 95 % der Stimmen aus. Damit war es in Spanien gelungen, aus dem herrschenden System heraus einen Demokratisierungsprozess umzusetzen. In diesem Sinne wurde der Franquismus nicht gestürzt und brach auch nicht zusammen: Er machte einem neuen System in einer unblutigen Weise Platz. (wikipedia)

Erst 2008 wurde Franco vom Sockel geholt (hier in Santander):
DiktakturSpanien01

Das soll jetzt mal reichen.

Bei uns in der BRD war in den 50erJahren eigentlich von einer Empörung über diese Diktatur kaum was zu hören (wenn ich das richtig in Erinnerung habe). In der DDR hingegen gehört der immer wiederkehrende Protest gegen das „Franco-Regime“ zum Alltag. Und das war natürlich ein eklatanter Unterschied. und die Herrschenden in der BRD haben sich da nicht mit Ruhm bekleckert.

Diese EP war ein kleiner Baustein, um gegen Franco und seine Diktatur zu protestieren.

Mag auch die Musik mittlerweile arg antiquiert klingen (3 der Lieder stammen aus der Zeit des Spanischen Bürgerkriegs) … der gute Zweck ist nun wirklich nicht zu bestreiten.

Über Alf Pörschmann & Wilhelm Tatarczyk konnte ich jetzt leider auf die Schnelle nichts in Erfahrung bringen.

BackCover1

Besetzung:
Alf Pörschmann (vocals)
Wilhelm Tatarczyk (piano)
+
Chor der Kampfgruppe des Staatlichen Rundfunkkomitees uner der Leitung von Ehm Kurzweg

DiktakturSpanien06

Titel:
01. Die Thälmann-Kolonne (Kabisch/Dessau) 1.46
02. Ballade der elften Brigade (1938) (Busch/Schneerson) 3.02
03, Lied der elften Brigade (1937) (Weinert/Kotschetow) 2.37
04. Lied der Internationalen Brigade (1936) (Palacio/Weinert/Espinosa) 2.42

LabelB1

*
**

Gila – Bury My Heart At Wounded Knee (1973)

FrontCover1Auch so ne Band, die damals Kultstatus hatten:

Gila wurde 1969 in Stuttgart gegründet. Zur Urbesetzung gehörten Wolf Conrad Veit, genannt „Conny“ (Gesang und Gitarre), Walter Wiederkehr (Bass), Fritz Scheyhing (Orgel und Mellotron) und Daniel Alluno (Schlagzeug). Durch Liveauftritte bekannt geworden, veröffentlichte die Band zwei Jahre später ihre erste, selbstbetitelte LP, die der damaligen Zeit entsprechend, vom psychedelischen Sound beeinflusst war. Produzent des Albums war Dieter Dierks. Das Album erschien auf einem Plattenlabel von BASF und gilt heute als gesuchtes Sammlerstück. Später wurde das Album von Fonoteam neu aufgelegt.

Kurz vor ihrer Trennung 1972 spielte Gila live in der Nachtmusik des WDR. Dieser Auftritt vom 26. Februar 1972, bei dem nur neue Musikstücke gespielt wurden, wurde später von Garden of Delights als CD veröffentlicht. Das Frontcover wurde von Wolf Conrad Veit gemalt. Nach der Auflösung spielte Alluno bei Sameti und Wolf Conrad Veit wechselte zu Popol Vuh.

Gila01

Die Gruppe wurde 1973 neugegründet. Neben Conny Veit (Gesang, Gitarre, Flöte, Moog) bestand Gila aus seiner damaligen Lebensgefährtin Sabine Merbach (Gesang) sowie Daniel Fichelscher (Schlagzeug, Percussion, Bass) und Florian Fricke (Mellotron, Klavier), beide von Popol Vuh. Die LP Bury My Heart At Wounded Knee ist musikalisch mit den ersten beiden Platten nicht vergleichbar. Hier handelt es sich um festgefügte, folkige Musikstücke, die auf dem Buch von Dee Brown basieren, das sich mit der Unterdrückung der Indianer in Nordamerika beschäftigt.

Im Sommer 1974 löste sich die Band Gila endgültig auf. Veit war anschließend unter anderem bei Amon Düül II, Guru Guru und Coney Island aktiv.

Gila02

Anfangs eher an Pink Floyd orientiert, wechselte man beim Livealbum Night Works eher zu einem an The Doors orientierten Stil. Die Neuauflage in veränderter Besetzung dagegen orientiert sich eher an der Folkmusik indianischer Prägung. (wikipedia)

Gila03

Hier ihr 2. Album:

Conny Veit’s Gila, ursprünglich in Stuttgart beheimatet, hatte bereits ein rockigeres, psychedelisches erstes Album in anderer Besetzung aufgenommen, als Veit nach München eingeladen wurde, um „Hosianna Mantra“ für Florian Fricke’s Popol Vuh aufzunehmen. Da er sich häufig in Amon Düüls Kommune in Kronwinkel aufhielt, lernte er Daniel Fichelscher kennen, der zu dieser Zeit mit Amon Düül II spielte und aufnahm. Veit war beeindruckt von Fichelschers Schlagzeugspiel und beschloss, Gila mit Fichelscher am Schlagzeug, Veit an der Gitarre und seiner damaligen Freundin Sabine Merbach als Sängerin wiederzubeleben. Florian Fricke steuerte Klavier und ein Mellotron bei.

Sabine Merbach

„Hosianna Mantra“ war bereits fertig, als die vier mit den Aufnahmen zu „Bury My Heart At Wounded Knee“ begannen, und was als neue Version von Gila begonnen haben mag, enthielt bereits den Kern für zukünftige Popol Vuh-Aufnahmen. Während dieser Zeit wurde eine weitere Popol Vuh-Platte veröffentlicht, auf der Conny Veit und Daniel Fichelscher Gitarre spielten, und als sich Gila 1974 auflöste. Veit ging mit Amon Düül II auf Frankreich-Tournee und Fichelscher begann seine lange und fruchtbare Arbeit als Frickes Sideman bei Popol Vuh (die bis in die frühen 90er Jahre andauerte). Um es kurz zu machen: „Bury My Heart At Wounded Knee“ kann als ein Übergangsalbum angesehen werden. Es ist nicht der alte Gila und es ist noch nicht der neue Popol Vuh… es liegt dazwischen als Dokument des Wandels, ein konsequentes Einzelstück. „Bury my heart at Wounded Knee“ wurde von Dee Browns gleichnamigem Buch inspiriert und handelt von der Vertreibung und Ausrottung der nordamerikanischen Ureinwohner, enthält drei indianische Texte (ins Englische übersetzt) und erhielt ausnahmslos gute Kritiken. soundohm.com)

Conny Veit01

Je nach Stimmung kann Krautrock entweder altmodisch oder absolut mitreißend klingen. GILA liegt irgendwo zwischen diesen beiden Möglichkeiten. „Bury My Heart at Wounded Knee“ wurde 1973 veröffentlicht. Das größte Problem, das ich anfangs mit dem Album hatte, war, dass es für eine Veröffentlichung von 1973 zu psychedelisch und damit veraltet klang. Die Musik schien mehr mit den frühen AMON DÜÜL II gemeinsam zu haben als mit dem, was zu dieser Zeit in der Rockmusik passierte. Sobald ich diese Tatsache überwunden hatte, wurde ich mit einer der schönsten psychedelischen Musiken verwöhnt, die je gemacht wurden. Der Schwerpunkt der Musik liegt auf der 12-saitigen Akustikgitarre, aber die Gesangsharmonien heben diese Band wirklich hervor.

Booklet17+18

Ich fühle mich an die Gesangsharmonien vieler psychedelischer Bands aus San Francisco in den späten 60ern erinnert, aber GILA klingen viel europäischer (obwohl sie auf Englisch singen). Der Gesang besteht aus einer Kombination von männlichem und weiblichem Gesang. Hin und wieder fühle ich mich sogar an die niederländische Band EATH AND FIRE erinnert. Das Album handelt von der Misshandlung amerikanischer Indianer durch weiße Siedler, kommt aber nie als politisches Statement rüber. Wer sich also von politischen Alben abschrecken lässt, hat nichts zu befürchten. Neben den satten Gitarren und dem Gesang wird der Hörer auch mit dem Klavier von Florian Fricke verwöhnt. Alles in allem ein Rezept für traumhafte psychedelische Musik. Für diejenigen, die nach Prog/Psych mit amerikanisch-indianischen Einflüssen suchen, gibt es in mehreren Songs indianische Rhythmen und Gesänge. Alles in allem, wenn manauf der Suche nach schöner psychedelischer Musik ist … hier wird man fündig. (Steve Hegede)

BackCover1

Besetzung:
Daniel Fichelscher (drums, percussion, bass)
Florian Fricke (keyboards)
Sabine Merbach (vocals)
Conny Veit (guitar, vocals, flute, synthesizer)

Booklet15+16

Titel:
01. This Morning 5:40
02. In A Sacred Manner 4:42
03. Sundance Chant 4:09
04. Young Coyote 3:18
05. Black Kettle’s Ballad 4:24
06.Little Smoke 5:06
07. The Buffalo Are Coming 7:20

Musik und Texte: Conny Veit

LabelB1

*
**

Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses (Originaltitel: „Bury My Heart at Wounded Knee“) ist ein Sachbuch des US-amerikanischen Autors Dee Brown aus dem Jahr 1970. Es beschreibt die Geschichte der Indianerkriege im Gebiet der heutigen USA von den 1860er Jahren bis zum titelgebenden Massaker von Wounded Knee im Jahr 1890.

Das Buch beschäftigt sich im Wesentlichen mit den Jahren 1860 bis 1890, der sogenannten „Erschließung des amerikanischen Westens“. Es ist die Zeit der großen Landnahmen, Vertreibung und Dezimierung der indigenen Völker. Die weiße Bevölkerung wuchs in diesen Jahren von 20 bis 30 Millionen auf ca. 90 Millionen, die Anzahl der Indianer schrumpfte insgesamt von 1 Million auf weit unter 0,3 Millionen. Durch Verträge und Vertragsbrüche, Goldrausch, Krieg und Vertreibung verloren die Indianer fast ihr gesamtes Land. Am Ende dieser Zeit gab es keine freilebenden Stämme mehr. Die Überlebenden wurden zum Leben in Reservaten gezwungen. Dee Brown schreibt im Vorwort: „Es war eine unglaubliche Ära der Gewalt, Habgier, Verwegenheit, Sentimentalität und hemmungslosen Ausschweifung (…) Während dieser Zeit wurden Kultur und Zivilisation der amerikanischen Indianer vernichtet (…)“

Dee Brown

Das Buch beginnt mit einer kurzen Zusammenfassung der Entwicklungen in Nordamerika seit der Ankunft der ersten europäischen Siedler im frühen 17. Jahrhundert. Die Geschehnisse in Neuengland und insbesondere der Indian Removal Act von 1830 werden kurz angerissen. Im Einzelnen werden dann die Konflikte und Schicksale einiger bedeutender Indianerstämme der westlichen Ebenen Nordamerikas behandelt, die unter der aggressiven Landnahme durch weiße Siedler zu leiden hatten, wie die Navajo, die Cheyenne, die Apachen und die Comanchen. Großen Raum nehmen dabei die Lakota-Sioux und deren Anführer ein, wie Little Crow, Red Cloud, Crazy Horse und Sitting Bull. Die Verbringung dieses Stammes in die Pine Ridge Reservation, die Entstehung der Geistertanz-Bewegung um Wovoka und das letztlich daraus resultierende Massaker am Wounded Knee bilden den Höhepunkt und den Abschluss. Ausführliche Schilderungen der jeweiligen Persönlichkeit wichtiger Protagonisten wie Cochise, Geronimo, Ely Samuel Parker und viele andere sowie zeitgenössische Porträtaufnahmen runden das Werk ab.

Diverse Buchausgaben:
Buchausgaben

Jedem Kapitel ist ein tabellarischer Vorspann zum zeitgeschichtlichen Umfeld vorangestellt.

„Begrabt mein Herz an der Biegung des Flusses“ erfreut sich bis heute großer Beliebtheit und Wertschätzung und gehört sicherlich zu den Standardwerken zum Thema. Insbesondere in den USA hat es zu einem neuen Interesse an den amerikanischen Ureinwohnern geführt, deren Schicksal bis dahin nur unzureichend oder aus dem Blickwinkel der weißen Eroberer wahrgenommen wurde.

Kritik wird mitunter dahingehend geäußert, dass das Werk zu einseitig die indianische Sichtweise schildere. Dass Indianer ebenfalls grausame Kriege gegen ihresgleichen führten und andere Völker aus ihren Siedlungsgebieten vertrieben, werde zu wenig thematisiert. Dieser Kritik wird entgegengehalten, dass diese Tatsachen im Buch keineswegs verschwiegen würden. (wikipedia)

Rainer Pliess und sein Franken-Express – Rock’n Roll-Königin + Vogelfrei… (1977)

FrontCover1Eigentlich kann ich kaum bis gar nichts über diese Band erzählen.

Gestolpert bin ich über die Band (vermutlich aus dem schönen Frankenland) über den den „brotbeutel“ blog (Prädikat: schräg, schräger, am schrägsten)

Dort las ich vor vielen Jahren (genauer gesagt im Jahr 2013!) folgende Zeilen:

„1978 begann ich die Musikzeitschrift SOUNDS zu kaufen und in einem der Hefte fand sich eine kleine Notiz über die Singlehülle von Rainer Pliess, weil die Platte vermute ich mal in der Redaktion verloren ging. Über 20 Jahre später fand ich ein Exemplar der Single tatsächlich auf einer Plattenbörse (irgendwann kommt alles mal nach Hannover, man muß nur lang genug warten, hehe) und das Cover verspricht nicht zu viel: angenehmer folkiger Rock’n’Roll, vermutlich die einzige Veröffentlichung dieser lokalen Band. “ (brotbeutel.blogspot.com)

Hier ist also das gute Stück.

Seite A bietet flotten und krachenden Rock N Roll … never too old to Rock n Roll !

Seite B ist dann ein kerniger Country-Rock-Song, so ne Art Trucker Hymne (ja, ja … der Staub der Strasse …) ala „Truck Stop“.

Zwei wirklich nette Songs und Humor hatten sie auch (siehe unten)

Und das großartige Cover stammt von Heinrich Zwanck (der im übrigen auch das Cover der Klaus Kreuzeder Album „Sax As Sax Can“ gestaltet hat und ansonsten. als Illustrator arbeitete.

Und mehr habe ich leider nicht in Erfahrung ringen können, außer dass Lucky „Heizer“ Schmidt früher mal bei der Band „Wind“ gespielt hat.

BackCover2

Besetzung:
Ferdinand „Elektriker“ Förster (guitar)
Thorsten „Maschinist“ Hollmann (bass)
Rainer „Lokomotivführer Hans-Dampf“ Pliess (vocals, guitar, harmonica)
Lucky „Heizer“ Schmidt (drums)

Die Info in der Zeitschrift „Sounds“ aus dem Jahr 1978 (oder so):

Sounds-Info

Titel:
01. Rock’n Roll-Königin (Pliess) 3:31
02. Vogelfrei… (Pliess) 3:35

LabelA1

*
**

Hüllentext

Ougenweide – Ungezwungen (1977)

LPFrontCover1Ougenweide ist eine deutsche Folk-Rock-Band und Vorreiterin des Mittelalter-Rock in Deutschland. Der Name rührt her vom mittelhochdeutschen Wort ougenweide für „Augenweide“, also einen Anblick, an dem man sich erfreut.

Eine Vorgängerband bestand Ende 1969 aus Frank Wulff, Michael Steinbeck, Jürgen Isenbart und Brigitte Blunck. Ougenweide wurde im Frühjahr 1970 in Hamburg gegründet. Von Beginn an setzte sich die Band das Ziel, vor allem mittelalterliche Lieder und Gedichte (neu) zu vertonen, wobei der Blickwinkel nie streng auf das Mittelalter beschränkt blieb. Die Band benannte sich nach dem gleichnamigen Lied von Neidhart von Reuental, der ersten gemeinsamen Komposition von Ougenweide . Ihren ersten öffentlichen Auftritt hatte die Kombo 1971 bei einem Schulfest. Nach kurzer Zeit wurden Stefan Wulff und Olaf Casalich Bandmitglieder. Ab diesem Zeitpunkt nannten sie sich Ougenweide.

Ougenweide2

Die Multiinstrumentalisten Olaf Casalich, Wolfgang von Henko, Frank Wulff, sein jüngerer Bruder Stefan Wulff und Jürgen Isenbart nahmen 1973 mit dem Produzenten Achim Reichel ihr erstes Album Ougenweide auf, damals noch mit den Sängerinnen Renée Kollmorgen und Brigitte Blunck. Nachdem Blunck die Band bereits vor dem Erscheinen des Albums verlassen hatte und darauf nur noch als „Gast“ firmierte, stieg im September des gleichen Jahres die Sängerin Minne Graw ein. Kurze Zeit später trennte sich auch Renée Kollmorgen von Ougenweide, sodass Graw nun die alleinige weibliche Stimme der Band war.

Nach dem 1974 erschienenen Album All die weil ich mag, das textlich einen Bogen von den Merseburger Zaubersprüchen aus dem 9. Jahrhundert über Walther von der Vogelweide und Heinrich von Mügeln bis zu Goethe spannt, folgten 1975 Auftritte mit bekannten Musikern und Bands wie Fairport Convention, Steeleye Span, Planxty, Amazing Blondel, Alan Stivell und Konstantin Wecker. Dichter und Schriftsteller Peter Rühmkorf und Regisseur Gerd Zenkel erstellten im selben Jahr in Zusammenarbeit mit der Band einen Fernsehfilm über das Leben Walthers von der Vogelweide.

Ougenweide1977.jpg

Ein Jahr später veröffentlichte die Band gleich zwei Alben. Die LP Ohrenschmaus enthält mit Im Badehaus, Pferdesegen, Bald anders und Kommt ihr Jungfern helft mir klagen einige der bekanntesten Lieder der Band. Noch im Dezember desselben Jahres erschien das Album Eulenspiegel, dessen erste Plattenseite ausschließlich Lieder enthält, die Ougenweide zu einer Tübinger Eulenspiegel-Inszenierung beisteuerte. Die zweite Seite bietet dagegen die bewährte Mischung aus Vertonungen mittelalterlicher Texte und beschwingten Tanzweisen. Totus floreo (aus der mittelalterlichen Liedersammlung Carmina Burana) und Wol mich der Stunde – die Bearbeitung eines mittelhochdeutschen Textes von Walther von der Vogelweide mit einer altfranzösischen Melodie – gehören zu den Stücken der B-Seite dieses Albums.

In den Jahren 1977 und 1978 gab Ougenweide jeweils bis zu 180 Konzerte. Das festigte ihren Ruf als Live-Band, was auch durch die Veröffentlichung des Live-Doppelalbums Ungezwungen dokumentiert wurde.

Die 13-teiligen Fernsehserie Dokumente Deutschen Daseins (Regie: Gerd Zenkel), die 1978 gedreht wurde, betreute die Band sechs Folgen lang musikalisch. Diese Zusammenarbeit mündete in die LP Frÿheit, die erstmals keine mittelalterlichen Texte beinhaltet, sondern einen Bogen vom Bauernkrieg von 1525 über den Dreißigjährigen Krieg bis zur Revolution von 1848 spannt. Außerdem wirkten Ougenweide in zwei Folgen über Die Stauffer, einem Film von Peter von Zahn, mit. Es folgten Auftritte in Fernseh-Musiksendungen wie Phonzeit, Liedercircus, Kultur- und Nordschau-Magazin sowie der Sesamstraße.

Ougenweide01

Im gleichen Jahr sendete der Saarländische Rundfunk ein 45-Minuten-Porträt der Gruppe von einem Live-Auftritt in der mit 3.000 Zuschauern ausverkauften Saarbrücker Saarlandhalle. Gastspielreisen brachten die Band in die Niederlande (de Doelen Rotterdam Festival), die Schweiz (Nyon Festival), nach Österreich, nach Polen, ins Elsass und nach England (als erste deutsche Band auf dem Cambridge Festival) und in die Sowjetunion zu Konzerten in Leningrad (St. Petersburg). Höhepunkte aber waren die Konzerte im Hamburger Stadtpark auf der Freilichtbühne, wo bis zu 4.000 Menschen tanzten. Im selben Jahr erschien im Verlag Zweitausendeins ein Liederbuch mit allen Noten und Texten der bisher erschienenen Studioalben.

Infolge dieses erfolgreichen Jahres erschien 1979 mit Ousflug die erste nicht von Achim Reichel produzierte LP. Mit einer weiteren Walther-von der-Vogelweide-Vertonung, drei Tänzen, einem sozialdemokratischen Text des 19. Jahrhunderts sowie einigen selbstgetexteten Stücken bietet Ousflug eine Art Quintessenz des bisherigen Schaffens der Band.
Auflösung

Nachdem noch 1979 eine Art „Best of …“-Doppelalbum in der „Liederbuch“-Reihe der Polydor erschienen war, vollzog die Band mit dem 1980 veröffentlichten Album Ja-Markt einen radikalen Schnitt. Von „Minne-Rock“ ist nicht mehr viel zu spüren, stattdessen wartet die Platte mit rockigeren Klängen zu fast ausschließlich selbstgeschriebenen, sozialkritischen Texten auf.

Minne Graw01

Diese Anfang der 1980er freilich nicht mehr ganz zeitgemäße Mischung wurde auf dem 1981 erschienenen Album Noch aber ist April beibehalten und noch um ein ganzes Stück weitergetrieben. Diese Entfernung vom ursprünglichen Bandkonzept mag mit dafür verantwortlich sein, dass die LP sich so schlecht verkaufte, dass Ougenweide ihren Plattenvertrag verlor. Ihre Plattenfirma hinderte das aber nicht, 1983 die Kompilation Lieder aus 9 Jahrhunderten zu veröffentlichen. Auf den vier LPs finden sich die wichtigsten Lieder der Gruppe chronologisch nach ihrer textlichen Entstehung geordnet.

Der Erfolg der Band ließ in den folgenden Jahren weiter nach, was von Frank Wulff später einerseits mit dem veränderten Publikumsgeschmack, andererseits aber auch mit den immer weiter divergierenden musikalischen Präferenzen der einzelnen Bandmitglieder erklärt wurde. Trotz allem tourte die Band weiter, bis sie sich 1985 nach einer Abschiedstournee auflöste.

In den folgenden Jahren verfolgten die Musiker – zum Teil bis heute – unterschiedliche Projekte: die Wulff-Brüder und Wolfgang von Henko schrieben Film- und Theatermusik, Olaf Casalich arbeitete unter anderem als Trommellehrer, und alle sind hin und wieder als Gastmusiker für andere Musiker tätig. So war Frank Wulff festes Mitglied der Begleitband von Etta Scollo und der Achim Reichel Band (Wilder Wassermann Tour 2004 und Volxliedertour 2006). Daneben betrieben Frank und Stefan Wulff seit 1985 in den ehemaligen Proberäumen von Ougenweide das O’ton Studio, in dem beispielsweise Blumfeld ihr Album Verbotene Früchte produzierten, Lou Reed die Ouvertüre zu der im Hamburger Thalia Theater aufgeführten Rockoper TIME ROCKER einspielte, Bert Jansch, Pentangle, die Tiger Lillies und viele andere Musiker ihrer Passion nachgingen.

Hüllentext1

Jürgen Isenbart unterhielt eine Kochsendung beim Offenen Kanal Hamburg, für die er 1999 in Stefan Raabs Sendung TV total für den „Raab der Woche“ nominiert wurde. Minne Graw nahm 1986/87 unter Mitwirkung von Frank und Stefan Wulff einige selbstgeschriebene Songs auf, für deren Veröffentlichung sie allerdings kein Plattenlabel fand, und zog sich danach ganz aus dem Musikgeschäft zurück. Die Soloaufnahmen erschienen erst 2010 unter dem Titel Ausgeträumt auf CD. Als Gastsängerin war sie 1993 in dem Song Mermaid In The Rain von The Perc Meets The Hidden Gentleman zu hören.

1996 trat die Band in neuer Besetzung zusammen – Minne Graw und Jürgen Isenbart waren nicht mehr dabei. Zusammen mit dem Tessera Streichquartett und dem A-cappella-Quintett Time Of Roses entstand das hörbar von esoterischen Ambient-Klängen beeinflusste Album SOL. Zwar schlossen sich an die Veröffentlichung einige sporadische Konzerte an (unter anderem auf dem Nürnberger Bardentreffen), jedoch stellte sich die Wiedervereinigung der Band als Projekt von kurzer Dauer heraus.

Mit dem Kennenlernen von Frank Wulff und Sabine Maria Reiß entstand 2000 die Idee zu einem erneuten Comeback der Gruppe. Es entstand eine intensive Zusammenarbeit, die 2006 in neue Konzerte und 2010 in das neue Album Herzsprung mündeten.

Die im September 2004 veröffentlichte Kompilation Wol mich der Stunde mit bislang unveröffentlichten Liveaufnahmen aus den Jahren 1970 bis 1985 war recht erfolgreich. Zur Vorstellung des Live-Samplers fand sich die Band für einen einmaligen Auftritt in einem Hamburger Club in Originalbesetzung zusammen. Ein Jahr später erschien Ouwe war, ebenfalls mit unveröffentlichten

Ougenweide02

Wegen der großen Resonanz der beiden Live-CDs entschied sich das Label Bear Family Records, die Original-Alben in den Jahren 2006 und 2007 auf CD wiederzuveröffentlichen. Zusätzlich sind Ougenweide 2006 auf der Bonus-CD des Best-of-Albums Kein Blick zurück von In Extremo mit einer neuen Version der Merseburger Zaubersprüche zu hören – dabei wirkte als Gast Minne Graw mit, obwohl die Band zu diesem Zeitpunkt mit Sabine Maria Reiß bereits eine neue Sängerin gefunden hatte.

Konzerte in der Neubesetzung fanden im Dezember 2006 in der Music Hall Worpswede, in Oberhausen sowie auf dem Burg Herzberg Festival und in Weinheim im Juli 2007 statt. 2008 gab es weitere Auftritte auf Norderney und in Mosbach-Neckarelz. Zuletzt spielte Ougenweide am 12. September 2009 zum zweiten Mal auf dem Festival-Mediaval in Selb alte und neue Lieder. Das war auch das letzte Konzert in der Besetzung mit Frank Wulff.

Im März 2007 erschien im Verlag der Spielleute ein Walther-von-der-Vogelweide-Sampler mit dem Titel Saget mir ieman: waz ist Minne?, für den Ougenweide in der neuen Besetzung eine Neufassung ihres Klassikers Ouwe beisteuerten und den Minnesänger Hans Hegner bei zwei Liedern begleiteten. 2008 wurde Ougenweide-Sänger Olaf Casalich beim Minnesänger-Wettstreit auf Burg Trifels mit dem „Ehrenpreis der Sänger und Spielleute“ für sein Lebenswerk als Pionier der Mittelalter-Rockszene ausgezeichnet.

Frank Wulf

Am 19. März 2010 verstarb Frank Wulff

Am 23. April 2010 wurde zum 40-jährigen Bandjubiläum das neue Studioalbum Herzsprung veröffentlicht. Abgesehen von konventionellen Instrumenten wie Gitarre, Bass und Schlagzeug kommen so ungewöhnliche Instrumente wie Tritonshörner, Kinsho Koto, Dutar, Clavioline, Monochord, Launedda, Fiedel, Nyckelharpa und Waldoline zum Einsatz. Bei Ein leis und traurig Lied, einem Text, der Maria Stuart zugeschrieben wird, sind einige der im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe gesammelten Musikskulpturen (Cristal Baschet) der französischen Brüder Baschet zu hören.

Von der Urbesetzung der Band sind der Sänger und Perkussionist Olaf Casalich sowie Stefan Wulff dabei. Neu hinzugekommen sind die Sängerin Sabine Maria Reiß, der Gitarrist Hinrich Dageför, der Schlagzeuger Martin Engelbach und der Holzbläser Krzysztof Gediga.

Jürgen Isenbart

Am 5. April 2015 verstarb das Gründungsmitglied Jürgen Isenbart an den Folgen einer langjährigen Lungenerkrankung.

Am 5. Juni 2010 gab es zum 40-jährigen Bestehen der Band auf Burg Falkenstein im Harz ein Tributkonzert mit Künstlern der Mittelaltermusikszene, unter anderem Die Irrlichter, Arundo, Holger Schäfer, Knud Seckel, Marcus van Langen und Spielleut Irregang. Dazu erschienen zwei Tribut-CDs, ein Album Tribut an Ougenweide – Minne, Rock und Zaubersprüche und die Maxi-CD Merseburger Zaubersprüche. Dabei wirkten auch In Extremo, Duivelspack, Oni Wytars, Triskilian, Galahad und Poeta Magica mit.

2011 coverte ASP das Lied Bald anders als Hommage an Frank Wulff. Es erschien auf der Single Wechselbalg und ein Remix davon wurde auf der Single Eisige Wirklichkeit veröffentlicht. (wikipdia)

Ougenweide2

Ungezwungen‘ ist ein Live-Album, das hervorragend die kreative Frühphase der Band dokumentiert und zeigt, was Ougenweide vor allem anderen war: eine mitreißende Live-Band, die bei ihren Konzerten mit Begeisterung und Spielfreude ganze Hallen in einem ‚Folks‘-Fest vereinte. Der Mitschnitt enthält sehr gute Versionen von Wol mich der stunde, Der Rivale, Ouwe wie jaemmerliche und eine zwölfminütige Fassung von Neidhart von Reuenthals Ougenweide mit mitreißenden Schlagzeug- und Querflötensoli. (Pressetext)

Booklet01+02

Mit dem Doppelalbum Ungezwungen, mitgeschnitten auf der Deutschlandtournee 1977, bewiesen Ougenweide, dass sie ihre Musik auch live hervorragend umsetzen konnten, ja sie übertrafen sogar an Spielfreude die Studioaufnahmen. Die instrumentalen Anteile, die häufig der Musik den „proggigen“ Anstrich verleihen, werden hier teilweise stark ausgebaut.

Enthalten sind Stücke aus allen bis dahin erschienenen Ougenweide-Alben, sowie zwei bis dahin unveröffentlichte Titel: das instrumentale Ronde und Ihr Herren wollt ihr schweigen still, nach einer Ballade aus dem frühen 16. Jahrhundert, die von den Bauernkriegen handelt. Diese Thematik sollte auf dem nächsten Studioalbum Frÿheit (1978) wieder aufgegriffen werden.

Am stärksten sind die Abweichungen von den Studioversionen bei den beiden ursprünglich auf dem Debütalbum erschienenen Stücken Ougenweide und Der Fuchs. Ersteres wird hier durch ausgiebiges Jammen der beiden Percussionisten und durch zwei wilde Flötensoli auf fast 12 Minuten ausgedehnt, letzteres klingt hier nicht mehr nach den frühen Fairport Convention, sondern wird mittels einer langen instrumentalen Jamsession (u.a. mit schönem Xylophon-Einsatz) in den artifiziellen Folkrock der klassischen Ougenweide transformiert.

Booklet05+06

Überhaupt zeigen Ougenweide auch hier wieder, dass Begriffe wie „Minne-Rock“ oder „Mittelalter-Rock“ eigentlich zu kurz greifen; obwohl sie zahlreichen heutigen Mittelalter-Bands als Vorbild dienten, war ihre Musik auch durch andere Einflüsse geprägt, und neben progrockigen finden sich auch weltmusikalische und sogar jazzige Passagen. So zeigen sie beispielsweise in Wol mich der stunde, dass ein mittelalterliches Instrument wie das Krummhorn durchaus auch jazzen kann. (Jochen Rindfrey)

Und produziert wurde dieses Album von keinem geringerem als Achim Reichel !

LPBackCover1

Besetzung:
Olaf Casalich (vocals)
Minne Graw (vocals)
Wolfgang von Henko (guitar)
Jürgen Isenbart (vivraphone, xylophone)
Frank Wulff (guitar, flute)
Stefan Wulff (bass)
+
Michael Schrader (percussion bei 12.)

LPBooklet

Titel:
01. Bald anders (F-Wulf-Raven/S.Wulf/Casalich) 7.09
02. Wol mich der Stunde (Traditional) 6:50
03. Ouwe wie jaemerliche (F-Wulf-Raven/v.Henko/v.d.Vogelweide) 4.36
04. Der Rivale (Casalich/v.Henko/Graw) 6.19
05. Ougenweide (Casalich/v.Henko/Back) 11.50
06. Der Schlemihl (F-Wulf-Raven/S.Wulf/Casalich/v.Henko) 4.04
07. Ihr Herren wollt ihr schweigen still (F-Wulf-Raven/S.Wulf/Casalich/v.Henko/Graw)  3:31
08. Swa gouter Hande wurzen sint (Casalich/v.Henko) 6.21
09. Wintertanz (F-Wulf-Raven/S.Wulf/v.Henko/v.Hohenfels) 3.23
10. Till und die Gelehrten (Graw) 5.10
11. Ronde (Traditional) 4.01
12. Der Fuchs (F-Wulf-Raven/Casalich)  8.48

LabelD1

*
**

Mehr von Ougendweide:
Mehr

Von Mine Graw gib es eine Website; auf der schildert sie auch ausführlich
und sehr persönlich über en Werdegang von Ougenweide:
Website

Orchester Gert Wilden – Algarve – Traummelodien mit dem Orchester Gert Wilden (ca. 1985)

FrontCover1Gert Wilden (* 15. April 1917 in Mährisch-Trübau, Österreich-Ungarn; † 10. September 2015 in Tutzing) eigentlich Gerhart Alfred Arnold Wychodil) war ein deutscher Komponist, Filmkomponist, Arrangeur und Dirigent. Alternativ- und Publikationsnamen: Gert Wychodil, Frank Colter, V. Vychodil, Gerd Wilden, Jerry Wilton. Sein Sohn Gert Wilden junior (* 1954) ist ebenfalls Filmkomponist.

Nach seiner Kindheit in Mähren und dem Abitur studierte Wilden unter anderem bei George Szell, Fidelio F. Finke und Fritz Rieger Kompositionslehre und Dirigieren an der Musikhochschule in Prag. Noch während seines Studiums übernahm er die Leitung des Rundfunkorchesters des Senders Pilsen.

GertWilden

Zur Filmmusik kam Wilden, der sich inzwischen in München niedergelassen hatte, nach dem Zweiten Weltkrieg. Er wurde Arrangeur für namhafte Filmkomponisten wie Werner Richard Heymann, Lothar Brühne und Hans-Martin Majewski.

GertWilden02

Ab Ende der 1950er-Jahre entwickelte sich Wilden zu einem der meistbeschäftigten Filmkomponisten meist leichter Unterhaltungsfilme. Neben seinen Arbeiten für Schlagerfilme machte sich Wilden vor allem durch die musikalische Untermalung zahlreicher Abenteuer- sowie Kriminalfilme einen Namen. In den ausgehenden 1960er- und zu Beginn der 1970er-Jahre war Wilden der führende Filmkomponist der Sexwelle im deutschen Kino. Zu seinen bekanntesten Arbeiten für das Fernsehen zählt die Musik zu der Zeichentrickserie Heidi (1974).

GertWilden04

Außerdem war Wilden als Arrangeur und Komponist für Michael Holm, Harald Juhnke, Hildegard Knef, Peggy March, Vico Torriani, Martin Egel und viele andere tätig. Von 1961 bis 1964 leitete er das Tanzorchester des Bayerischen Rundfunks. Im Jahr 1976 gründete er das Vokalensemble Die Viel-Harmoniker, bei dem er selbst als Pianist mitwirkte. Gert Wilden produzierte auch die Sängerin Angela, die mit dem Titellied zur Fernsehserie Tammy, das Mädchen vom Hausboot einen großen Hit hatte.  (wikipedia)

Todesanzeige

Hier eine etwas eigenwürdige Aufnahme. Es scheint sowas wie eine Auftragsarbeit zu sein. Vermutlich hat der Besitzer des Labels Enterprises (Mutterlabel: Kaderschafka-Enterprises mit Sitz in Pullach bei München), Franz R. Kaderschafka, den Gert Wilden gefragt, bzw. gebeten, ob er denn nicht seine eigenen Kompositionen einspielen könnte.

Gesagt – getan und die Musik nun ja … Kaufhaus- oder Liftmusik nennt man das dann wohl. Ein gepflegt-gechmeidiger Sound prägt das Album, dass immer wieder mal ein wenig aufhorchen lässt (z.B. die Percussion bei „Copa Banana“). Das Saxophon Solo bei „Power Play“ ist auch nicht schlecht und natürlich sind hier – wie bei allen Orchestern dieser Art, routinierte Profimusiker am Werk.

Das Label hat bietet ansonsten Libary Musik an (von daher erklärt sich auch das schlichte Cover) … und da passt dann diese LP gut ins Programm, die Musik könnte einem doch glatt auf einer langen Fahrt auf der Autobahn zu Ohren kommen.

BackCover1

Besetzung:
Orchester Gert Wilden:
+
Frank Loew (saxophone)
Ernst-August Quelle (keyboards)
Klaus Reichstaller (trumpet)
Jerry Rush (flugelhorn)
Pepe Solera (saxophone, pan pipe)
Franz Weyerer (trumpet)
+
The Eva-Wilden-Singers

Carlo MusicTitel:
01. Algarve 4.23
02. Never Ending Love 3.23
03. Pictures 3.24
04. Ballade Pour Marie 3.23
05. Lover´s Paradise 3.04
06, Copa Banana 2.24
07. Power Play 3.23
08. Autumn Dreams 3.52
09. Traummelodie 3.32
10. Wetterbericht 3.09
11. Morgens in der Großstadt 3.54
12. Bossa Maracuja 3.10

Musik: Franz R. Kaderschafka

LabelB1

*
**

Mehr von Gert Wilden:
Mehr

Walter Böhm – So lacht Berlin mit Walter Böhm (1962)

FrontCover1Sein „Humor“ war damals scheinbar ziemlich erfolgreich:

Walter Böhm (* 7. November 1906 in Hannover; † 1. November 2003 in Hannover) war ein deutscher Kabarettist. Er gehörte seinerzeit zu den wegweisenden Humoristen auf Deutschlands Bühnen.

Nach Schauspielunterricht in jungen Jahren bereiste er eine Zeit lang als Zeitungsjournalist die Welt. Zurück in Deutschland nahm er mit heiteren Gedichten an einem Wettbewerb für Rundfunkkünstler teil, dessen Gesamtsieger in Berlin er wurde. Der Zweite Weltkrieg unterbrach Böhms beginnende Karriere auf dem Varieté; der Komiker fand sich als Unterhalter auf Frontbühnen und bei den Soldatensendern Smolensks, Krim und Gustav wieder.

Walter Böhm02

Nach 1945 folgte, unterstützt durch den Rundfunk, ein rasanter Aufstieg zum deutschen Spitzenkomiker. Sein Berlingastspiel veröffentlichte Polydor in den 1960er Jahren u. a. in seiner Renommierreihe Vom Cabaret zum Kabarett, in der sich ansonsten Aufnahmen von Otto Reutter, Werner Finck oder der Münchner Lach- und Schießgesellschaft finden. Auch Auslandspressungen dieses Programms wurden produziert.

Böhm heiratete (seine künftige Frau nannte er eine „unbemannte Erdsatellitin“) und lebte in Hannover. (wikipedia)

Walter Böhm01

Hier sein erstes Solo-Album:

Also, über Humor kann man ja trefflich streiten.

Der Humor hier ist eher dürftig und lebt auch von frauenfeindlichen Gags (und auch die „Zigeuner“ werden durch den Kakao gezogen = beleidigt).

Nur gut, dass es auch schon damals Humoristen gab, die dann doch ein deutlich höheres Niveau zu bieten hatten (z.B Wolfgang Neuss und von der Lach- und Schießgesellschaft, den Berliner Stachelschweinen und dem Düsseldorfer Kom(m)ödchen ganz zu schweigen).

Und die Damen johlen und kreischen …

BackCover1

Besetzung:

Sogar in Südamerika wurde dieses Album veröffentlicht:
SüdamerikaAusgabe

Titel:
01. So lacht Berlin mit Walter Böhm (Teil 1) 18.58
02. So lacht Berlin mit Walter Böhm (Teil 2) 18.33

Texte: Walter Böhm

LabelB1

*
**

Hüllentext

Und auch in den USA erschien diese LP:
USAusgabe

Floh de Cologne – Prima Freiheit (1978)

FrontCover1Und jetzt kommt wieder mal Politrock … und zwar von einer Gruppe, die sich wohl als erste so ganz konsequent ausschließlich politischen Themen zuwandte:

Floh de Cologne war eine zwischen 1966 und 1983 aktive Kölner Politrock-Band und Kabarettgruppe der linken außerparlamentarischen Opposition und des Umfelds der Neuen sozialen Bewegungen in der westdeutschen Bundesrepublik.

Floh de Cologne wurde am 20. Januar 1966 von Kölner Studenten zunächst als Politkabarett gegründet. Die Band stammte aus der Kölner APO um den SDS, ihre politische Ausrichtung veränderte sich über die Jahre hinweg zu einer klar dialektisch-marxistischen Position; unabhängig voneinander traten die Mitglieder der Band zwischen 1970 und 1973 in die DKP ein.

Floh de Cologne im Jahr 1969: v.r.n.l. Gerd Wollschon, Hansi Frank, Markus Schmid, Dick Städtler, Dieter Klemm:
Floh de Cologne im Jahr 1969: v.l. Gerd Wollschon, Hansi Frank, Markus Schmid, Dick Städtler, Dieter Klemm

Ihr legendärster Auftritt bleibt wohl der auf dem Fehmarn-Festival am 6. September 1970 nach Jimi Hendrix; dies war dessen letzter Auftritt vor seinem Tod. 1973 trat Floh de Cologne als musikalischer Teil einer westdeutschen Abordnung bei den X. Weltfestspielen der Jugend in Ost-Berlin auf. Ab 1980 waren Teile der Band (Vridolin Enxing als Vorsitzender) aktiv bei Rock gegen Rechts, im selben Jahr erhielt die Gruppe den Deutschen Kleinkunstpreis zusammen mit Gerhard Polt. 1983 löste sich Floh de Cologne auf. (Quelle: wikipedia)

FlohDeCologne01

Hier ihr 9. Studio-Album:

Musikalisch haben sich die „Flöhe“ weiterentwickelt: War ihre frühere Musik zuweilen arg grobschlächtig gibt es hier viele insrumentale Passagen die durchaus anspruchsvoller sind, und ne gepfefferte Prise Jazz-Rock ist auch dabei („Zwischenspiel“; der Text ist im übrigen auch nicht von schlechten Eltern !)

Und die Texte … gewohnt spöttisch, gewohnt markant und auch wenn sie weiterhin in diesem agitatorischem Stil gehalten sind, der Kern ihrer „Botschaften“, ja der Kern der Aussagen war und ist so verkehrt auch nicht.

Ach ja, und das Cover stammte von einem Wolfgang Niedecken, Köln …

Live-Mitschnitt aus dem Jungen Forum Ruhrfestspiele, 11. ud 12. Mai 1978 by Conny’s Studio
(die ergänzenden Aufnahmen entstanden im Conny Plank Studio, Neunkirchen)

BackCover1

Besetzung:
Vridolin Enxing (keyboards, cello, bass, vocals)
Hansi Frank (drums, vocals)
Dick Städtler (guitar, bass, vocals)
Dieter Klemm (percussion, vocals) (*)
Theo König (woodwinds, vocals)

(*) Dieser Name ist ein wenig rätselhaft, denn auf der Rückseite das Covers sieht man bei diesem Namen eindeutig das Gesicht von dem Ur-Floh Gerd Wollschon, der auf diesem Album eigentlich gar nicht erwähnt wird …Aufklärung täte not

Poster

Titel:
01. Ich kenne ein Land 3.18
02. Ich steh‘ so rum 3.10
03. Ballade vom Studenten aus den kleinen Verhältnissen 5,31
04. Zwischenspiel 6.46
05. Eddi, der Bär 7.31
06. Was ist der Fortschritt? 3.56
07. Prima Freiheit 9.57

Musik: Vridolin Enxing & Dick Städtler
Texte: Hansi Frank

LabelB1

*
**

Und auch dieses Logo stammte von Wolfgang Niedecken:
Logo

GerdWollschon

Gerd Wollschon (* 11. Februar 1944 in Zobten; † 9. September 2012) war ein deutscher Autor, Musiker und Kabarettist.

Wollschon war bis 1978 Texter der Rock- und Kabarettgruppe Floh de Cologne (auch Bass, Percussion, Gesang) und danach Autor seines „Solokabaretts für Staatsfeinde“ (1979). Die FAZ sah Wollschon hierin ein „vielfarbiges Bild“ entwickeln, eine „prächtige Kulisse gesellschaftlicher Zustände; seine Akteure – Polizisten, Nationalisten, Feministen und Sozialisten“ – lasse er „schonungslos nach seiner satirischen Pfeife tanzen“. Der Hessische Rundfunk hob den „formalen Einfallsreichtum“ des Programms hervor. Für Hanns Dieter Hüsch verfasste der Satiriker überdies die TV-Serie Der goldene Sonntag mit.
Mit seiner Frau Saskia war Wollschon in den 1970ern auch Herausgeber der Sudelbücher mit Texten von satirischen Liedermachern wie Franz-Josef Degenhardt, Franz Hohler, Hanns Dieter Hüsch, Diether Dehm oder Hannes Wader. Als Buchautor zeichnete er verantwortlich für die Sudel-Lexika (1977 und 1983) und für eigene Satirebände. Wollschon wanderte in die Karibik aus. Die letzten Jahre lebt er u. a. in Altea an der Costa Blanca.
Gerd Wollschon verstarb am 9. September 2012 nach längerer schwerer Krankheit. (wikipedia)

Mehr von Floh de Cologne:
Mehr