Aus gegebenen Anlass:
Er liegt am Boden, eine junge Frau kniet neben ihm und hält den Kopf des Sterbenden. Das Bild wird zum Symbol. Es wird Hunderttausende auf die Straße treiben. Der 2. Juni 1967 wird zum Katalysator des studentischen Aufbegehrens, der Tag verändert das Land. An ihm begann „1968“. An diesem Tag besuchte der Schah von Persien West-Berlin und Studenten gingen auf die Straße, um dagegen zu demonstrieren. Ein Schuss fiel. Der 26-jährige Ohnesorg starb. Geschossen hatte der Polizist Karl-Heinz Kurras. Wie kam es zu dem Schuss? Was geschah wirklich am 2. Juni 1967?
Die Dokumentation rekonstruiert minutiös die Abläufe. Sie geht allen Spuren in Ost und West nach und wertet bislang unbekannte Akten, Fotos sowie verschollen geglaubte Filmschnipsel aus und interviewt zahlreiche Augenzeugen, von denen die meisten noch nie vor der Kamera standen. Ein investigativer Geschichtsthriller entstand. Im Juni 2017 jährt sich der Tod von Benno Ohnesorg zum 50. Mal. (TV-Ankündigung)
Hier eine TV-Dokumentation der ARD … sie ist noch wenige Tage in de ARD-Mediathek zu sehen … und dann ist sie weg … deshalb hier diese Präsentation …
… denn, was damals am 2. Juni 1967 in Berlin geschah, hatte einen zentralen Einfluss auf die weitere Entwicklung der Bundesrepublik Deutschland … und zwar in mannigfacher Hinsicht …
Karl-Heinz Kurras
Der eine war ein cholerischer Waffennarr, der hin und wieder Sympathien für den Nationalsozialismus erkennen ließ, der andere war Pazifist. „Bitte nicht schießen“, waren Benno Ohnesorgs letzten Worte, bevor ihn am 2. Juni 1967 eine von dem Polizisten Karl-Heinz Kurras abgefeuerte Kugel aus eineinhalb bis zwei Metern in den Kopf traf. Es war „der Tag, an dem 1968 begann“, wie es die Filmemacher Klaus Gietinger und Margot Overath formulieren.
In ihrer Dokumentation „Wie starb Benno Ohnesorg? Der 2. Juni 1967“, die am 29. Mai um 23.45 Uhr in der ARD zu sehen ist, rekonstruieren die beiden Autoren das Geschehen an diesem Tag unter anderem unter kriminalistischen Aspekten. Die entscheidenden Szenen spielen sich in einem Innenhof ab, 300 Meter von der Deutschen Oper entfernt, wo kurz zuvor noch Studenten gegen den Schah Persiens protestiert hatten. Als der tödliche Schuss fällt, lauscht der Diktator gemeinsam mit deutschen Honoratioren Mozarts „Zauberflöte“.
In dem Innenhof suchten Ohnesorg und andere Demonstranten Schutz vor der Polizei. Diese hätte, nachdem der Schah den Konzertsaal unbehelligt erreicht hatte, den Einsatz zu diesem Zeitpunkt eigentlich als beendet betrachtet können. Statt dessen machten sie Jagd auf Protestler, die in Gedanken schon auf dem Nachhauseweg waren. Sogar die allzu großer Sympathien für die Demonstranten unverdächtige „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schrieb damals, die „Brutalität“ der Berliner Polizei habe man bis dato „nur aus Zeitungsberichten über faschistische oder halbfaschistische Länder“ gekannt. Zur Eskalation trugen sogenannte Greifer in Zivil bei, Kurras war einer von ihnen.
Gietinger und Overath, denen als Berater Uwe Soukup zur Seite stand, der Autor des 2007 erschienenen Buchs „Wie starb Benno Ohnesorg?“, haben zahlreiche Personen für ihren Film gewinnen können, die in unmittelbarer Nähe des Tatorts waren. Mit einigen von ihnen sind sie auch dorthin zurückgekehrt, darunter ein Mann, der damals als achtjähriger Junge mit seinen Eltern in einem angrenzenden Haus wohnte. Er hat aus der Wohnung sehen können, dass der in zwei Prozessen freigesprochene Kurras, anders als dieser behauptete, keineswegs in Notwehr gehandelt hat. Ein im Film interviewter Augenzeuge, der damals 17 Jahre alt war, scheint bis heute unter dem zu leiden, was er damals beobachtet hat – beziehungsweise darunter, dass seine Aussage kein Gewicht hatte.
Die beiden Autoren haben „Wie starb Benno Ohnesorg?“ so montiert, dass eine fesselnde Dokumentation entstanden ist. Wie haben die Zeitzeugen das Verhalten der Polizisten erlebt, wie das der sogenannten Prügelperser, die im Auftrag des iranischen Geheimdiensts im Einsatz waren und unbehelligt agieren konnten? Auch wenn man viele Details des Tages schon kennt, kann man sich dem leicht gruseligen Sog nicht entziehen, der hier entsteht, wenn Menschen erzählen, die kurz vor dem Schuss noch neben Ohnesorg standen, oder sahen, wie er „plötzlich wie so eine Spirale zusammenfiel“. Das erzählt die damalige Soziologiestudentin Erika-Maria Hoerning, eine von drei Frauen, die sich um dem Boden liegenden Sterbenden kümmerten.
Gietingers und Overaths Film ist darüber hinaus die Rekonstruktion einer Spurenvernichtung. Sie zeichnen nach, wie im Krankenhaus am Schädel des toten Ohnesorg herumgesägt wurde. Fortan fehlte das Knochenstück mit dem Einschussloch, weshalb es, wie ein Profiler erläutert, nicht mehr möglich war, die Entfernung zu berechnen, aus welcher der 2014 verstorbene Kurras geschossen hatte. (Quelle: stuttgarter-nachrichten.de)
Der Sohn: Lukas Ohnesorg (er hat seinen Vater nie kennengelernt)
Beeindruckend all die Zeitzeugen … wenngleich man der pseudo akribischen Darstellung jener tragischen Ereignisse in diesem Hinterhof für mein Gefühl zuviel Raum eingeräumt hat …
Dennoch: ein unverzichtbares Dokument zum Verständnis unserer Geschichte … und wieder mal passt der Spruch „Wie wir wurden, was wir sind … “
Und empfehlen möchte ich noch ganz dringend das Buch von Uwe Timm zu dem Thema … „Der Freund und der Fremde“ (2005)
Einer der Prügel-Perser
Die „feine“ Gesellschaft wartet auf den Schah … mal will gemeinsam die „Zauberflöte“ von Mozart geniessen …
Die schauen aus, als wären sie von der Mafia … weit gefehlt … dass waren die Spitzenkräfte der Westberliner Polizei …
Die Schlagstöcke der Berliner Polizei seit 1945 …
Der junge Benno Ohnesorg mit seiner Frau Christa
Der Sportschütze Karl-Heinz Kurras
Der Tatort
Karl-Heinz Kurras bei dem Beginn des Prozesses gegen ihn (er endete mit Freispruch)
O-Ton Karl-Heinz Kurras
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