Jane – Together (1972)

FrontCover1Vor einiger Zeit schrieb ich ja: Einerseits eine verdammt gute Gruppe aus den frühen Jahren des Prog Rocks in Deutschland, andererseits eine ziemlich unappetitliche Geschichte:

Jane ist eine deutsche Rockband aus Hannover und eine der bekanntesten Bands aus dem Genre des Krautrock. Sie wurde im Jahre 1970 gegründet und existierte bis 1994 unter ihrem ursprünglichen Namen. Seitdem gibt es „Jane“ nur noch mit Namenszusatz.

1965 entstand die Band Justice of Peace, die als The J.P.’s eine Single veröffentlichte und sich 1968 auflöste. Zur letzten Formation stieß Werner Nadolny (Keyboard, Flöte) hinzu. Fortan verwendete die Band mit den Musikern Klaus Hess (Gitarre), Peter Panka (Schlagzeug, Gesang), Werner Nadolny und Charly Maucher (Bass und Gesang) den Namen „Jane“. Der erste Auftritt fand am 5. Dezember 1970 in Hannover statt. Anfang des Jahres 1971 kam Sänger Bernd Pulst zur Band. Für die folgenden Veröffentlichungen wirkte Günter Körber als Produzent und verschaffte der Band einen Plattendeal auf dem von ihm mitgegründeten Label Brain. Das erste Album Together erschien 1972. (wikipedia).

Ausführlicheres kann man dann hier lesen.

Hier also ihr Debütalbum:

Das Debütalbum von Jane wird von einem schwerfälligen Orgelrock geprägt, der auf einem hardrockig-bluesigen Fundament basiert und in psychedelischer Hypnotik aus den Boxen quillt. Der klagende Gesang des allzu früh verstorbenen Sängers Bernd Pulst reiht sich selbstbewusst in das kraftvolle Orgelgewitter ein und zeugt in seinem teutonischen Charakter eindeutig von einer krautigen Herkunft. Die bluesig-schwarz geprägte Vokalleistung vermag dem kriechenden Hammondsound ihren unverwechselbaren Stempel aufzusetzen.

Den Erstling von Jane als eine deutsche Kopie der britischen Rocktradition zu limitieren, wird der hier gebotenen musikalischen Klasse keinesfalls gerecht. Auch wenn hier keine experimentellen Tiefen ergründet werden und die traditionelle Rockbasis niemals außer Acht gelassen wird, haben die Hannoveraner es doch verstanden, mit ihrem geheimnisvoll vor sich hin kriechenden Rockstrukturen die britisch-amerikanische Rocktradition mit eigenen Impulsen zu bereichern.

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Insofern muss Achims Wertung, dass hier „ordinärer, solide vorgetragener Hardrock“ vorliegt, widersprochen werden. Im Grunde zeigt sich die Musik frei von jeglichen Hardrockklischees. Vielmehr klingen Jane so, als ob sie die angelsächsische Rocktradition über weite Strecken in melancholisch-klagende Klangbilder überführt haben.

Bereits im Opener „Daytime“ wird in flehender Eindringlichkeit ein relaxter Grundsound begründet, der sich in atmosphärischer Dichte durch die Kompositionen entlangschlängelt. Vom stampfenden Hardrockallerlei ist die Band meilenweit entfernt.

Im psychedelisch-bohrenden „Spain“ entfaltet der Krautrock von Jane nach einem eher beschaulichen Einstieg seinen Höhepunkt und türmt sich im mystischen Orgelsound zum hypnotischen Urknall auf. Selten kann man die Hammond so entfesselt und wüst röhrend vernehmen. Klingt so der britisch-amerikanische Rockstandard? Keinesfalls. Allenfalls im kurzen „Together“ ist dies der Fall. Doch auch hier setzt sich rasch der schleppende Orgelrock durch.

Im bluesig-rockigen Rocksegment kann man kaum intensiver und befreiter zu Werke gehen, als es Jane auf ihrem Debüt gelungen ist. Da darf der Band nicht vorgeworfen werden, dass sie dabei die klassischen Rockstrukturen nicht gesprengt und erneuert hat. Somit sollte dieser Spielart des Krautrocks auch die notwendige Anerkennung entgegen gebracht werden. Wer nach einem spontanen Vergleich fragt, dem sei gesagt, dass Jane auf ihrem Erstling wie ein krautig-psychedelischer Ableger von Free klingen. (Horst Straske)

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Together ist mein Lieblingsalbum von Jane! Ich habe die LP schon wer weiß wie viele Jahre… Hier klingt die Band noch vergleichsweise urwüchsig. Man hört einen psychedelischen, krautigen Bluesrock, stark an anglo-amerikanischen Vorbildern orientiert, bei dem besonders die schwere, röhrende Orgel und das ausladende Gitarrenspiel stilprägend sind. Ergänzt wird dies durch den vorzüglichen rauen Gesang von Bernd Pulst, der leider nur auf diesem Album zu hören ist. Der Abgang von Pulst war ein großer Verlust. Wenn man Vanilla Fudge mit Free gekreuzt hätte, hätte es vielleicht so geklungen wie es auf Together zu hören ist…

Gleich der schwermütige Opener Daytime – auch ein Live-Klassiker – bringt alle genannten Elemente perfekt rüber und bläst mich immer wieder weg. Aber auch die restlichen Stücke passen haargenau zusammen und lassen immer wieder reichlich Spiel für instrumentale Eskapaden. Die Dynamik und die Intensität der Stücke ist gewaltig. Heavy!

Auf diesem Album stimmt einfach alles – bis hin zum Gesang! Tiefer in die 70er kann man kaum eintauchen. Von hier aus sollten Jane ihre Ausflüge in den Hardrock, den Softrock und späte Spielarten der Psychedelic unternehmen. Auf Together ist die ursprüngliche Essenz dieses Sounds zu hören. Einfach dufte! (Christian Rode)

Oder auch so formuliert: Diese orgellastige, allerdings ganz sicher nicht schwerfällige Musik ist immer noch genau meine Kragenweite … dazu dann absolut diesen souveränen Gitarrensolos …

Und der Gesang von Bernd Pulst, der bereits 1973 scheinbar auf „tragisch-grausame“ Weise verstorben ist (1) erinnert stark an Mike Harrison von Spooky Tooth … und das ist ja nun wirklich keine schlechte Adresse.

BackCover

Besetzung:
Klaus Hess (guitar)
Charly Maucher (bass, vocals)
Werner Nadolny (organ, flute)
Peter Panka (drums, percussion)
Bernd Pulst (vocals)

Booklet

Titel:
01. Daytime 8.07
02. Wind 4.55
03. Try To Find 5.25
04. Spain 11.55
05. Together 3.43
06. Hangman 9.30

Musik und Texte: Klaus Hess & Bernd Pulst

LabelB1

*
**Front+BackCover

Mehr von Jane:
FrontCover1

(1) Bernd Pulst verstarb am 3. Februar 1973. Über die Todesumstände gibt es widersprüchliche Angaben. Eine Version lautet, dass Pulst von Hess aus der Band rausgeekelt wurde, weil Pulst zu viel Aufmerksamkeit auf sich zog (warum schrieb Hess dann den Song für die B-Seite von Pulsts Solo-Single?). In Verbindung mit Pulsts Drogenkonsum soll dies zu einer Depression und anschließenden Aufenthalt in der Psychiatrie geführt haben, wo er an einer falschen Medikation verstarb. Eine andere Version geht so: Pulst soll sich die Orgel von JANE-Keyboarder Werner Nadolny ausgeliehen haben, woraufhin dieser Strafanzeige wegen Diebstahl stellte. Da die Polizei Pulst bereits wegen dessen Drogenkonsum im Visier hatte (wie kam die Polizei auf Pulst, hat Nadolny mehr zur Anzeige gebracht als nur das Verschwinden seiner Orgel aus dem JANE-Proberaum?) kam es zu dessen Verhaftung (mit anschließender Einweisung in die Psychatrie?), woraufhin Pulst in einen Hungerstreik trat, der dann zu seinem Tod führte (oder hat er nur die verschriebenen Medikamente verweigert?). (Quelle: brotbeutel.blogspot.com)

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Und der mir ein wenig rätselhafte Brotbeutel blog zitierte erst neulich eine Besprechung just dieses Albums aus der guten alten Musik-Zeitschrift „Sounds“ vom Mai 1972 … kann man hier nachlesen.

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Ein Gedanke zu “Jane – Together (1972)

  1. …all my friends, cool again, easy…
    (Jane – Live At Home)
    Mehr brauche ich nicht zu sagen.
    JANE war und ist bis heute einer meiner absoluten Lieblingsbands.
    Und bis ca. BETWEEN HEAVEN AND HELL sind die LPs auch gut anhörbar und machen (mir) viel Spaß…

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